Ab dem 1. Januar 2019 müssen neu produzierte Lkw bestimmter Klassen ein neues Zertifikat mit Angaben zu Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß besitzen, dass mit dem digitalen Simulationstool VECTO (Vehicle Energy Consumption Calculation Tool) berechnet wurde.
In der Praxis wird Daimler Trucks diese Werte bereits im Zuge des Angebotsprozesses gegenüber den Kunden kommunizieren: Lkw-Käufer haben seit jeher großes Interesse an einem niedrigen Verbrauch ihrer Fahrzeuge, da sich dieser positiv auf die Gesamtbetriebskosten auswirkt. Ein entsprechend niedriger CO2-Ausstoß geht damit unmittelbar einher. Die Berechnung der Werte durch VECTO erfolgt individuell für jede Lkw-Konfiguration. Die EU-Kommission hat die Software samt den dazugehörigen einheitlichen Test- und Messverfahren in Zusammenarbeit mit Herstellern, Wissenschaftlern und weiteren Experten entwickelt. Lkw-Kunden in der EU haben damit nun erstmals die Möglichkeit, die Verbrauchs- und CO2-Werte von Fahrzeugen unterschiedlicher Anbieter objektiv zu vergleichen.
Daimler Trucks hat deutlich vor Inkrafttreten der gesetzlichen Regelung die ersten Zertifizierungsdurchläufe abgeschlossen und führt die Zertifikate bereits seit November sukzessive bis zum Stichtag ein. Seither hat der weltweit führende Lkw-Hersteller allein weit über 1.000 Mercedes-Benz Actros-Fahrzeuge mit Zertifikat an Kunden übergeben.
Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw: „Wir begrüßen die neuen Regelungen zur Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge ausdrücklich. Wir sehen VECTO als eine wichtige Voraussetzung für ein noch nachhaltigeres Transportsystem und mehr Transparenz im Markt. Wir teilen das Ziel der EU, dadurch Transparenz für immer niedrigere Verbräuche und weiter abnehmende CO2-Emissionen zu schaffen. Kunden und Umwelt werden langfristig gleichermaßen davon profitieren.“
„Wir haben uns seit jeher der Kraftstoff- und CO2-Reduzierung verpflichtet. So haben wir den tatsächlichen Kraftstoffverbrauch von schweren Mercedes-Benz Lkw und damit auch die CO2-Emissionen allein von 1996 bis 2016 laut Dekra bereits um 22 Prozent gesenkt – trotz drastisch verschärfter Emissionsnormen. Und unser neuer Mercedes-Benz Actros, den wir im September 2018 vorgestellt haben, hat seinen Verbrauch im Vergleich zum Vorgänger abermals reduziert und erzielt Einsparungen von bis zu drei Prozent auf Autobahnen und sogar bis zu fünf Prozent im Überlandverkehr. Doch auch die mit höchsten Anstrengungen betriebene Optimierung der Dieseltechnologie stößt trotz weiterer Effizienzgewinne zunehmend an ihre physikalischen und technischen Grenzen. Die aktuellen Vorschläge zur CO2-Reduzierung von Lkw, die in der EU derzeit diskutiert werden, gehen weit über das technisch und wirtschaftlich Leistbare hinaus und setzen falsche Schwerpunkte“, so Buchner weiter.
VECTO Bestandteil der geplanten CO2-Reduktionsvorgaben der EU
Ab dem Bezugsjahr 2019 bilden die VECTO-Daten auch den Referenzwert für die künftigen CO2-Minderungsziele der EU. Diese Basis und die Ziele stehen aktuell noch nicht fest. Die EU-Kommission hatte im Mai 2018 vorgeschlagen, die CO2-Emissionen um 15 Prozent bis 2025 sowie um 30 Prozent bis 2030 zu mindern (bezogen jeweils auf das Basisjahr 2019). Dies entspricht einer Verdrei- bis Vervierfachung der bislang durchschnittlich pro Jahr erreichten kontinuierlichen Reduktion von Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen. Im November hat das Europäische Parlament über eine von seinem Umweltausschuss angepasste Vorlage dieser Vorschläge abgestimmt und für eine CO2-Minderung von 20 Prozent in 2025 und mindestens 35 Prozent in 2030 votiert. Aus Sicht von Daimler Trucks wäre eine Verbesserung der CO2-Reduktion um ca. 1,5 Prozent jährlich in den nächsten 10 Jahren ambitioniert aber noch realistisch. Daimler setzt nun auf die Entscheidung der Mitgliedstaaten und damit auf die Sitzung des Rats der Europäischen Union (EU-Ministerrat) am 20. Dezember 2018 als nächsten Schritt des Gesetzgebungsverfahrens.
Großteil aller gefertigten Lkw ab 2019 von VECTO betroffen – Busse folgen später
Zum Start-Termin am 1. Januar 2019 betrifft die gesetzliche Regelung rund um VECTO, die auf der Verordnung 2017/2400 der EU-Kommission aus dem Jahr 2017 fußt, bereits einen wesentlichen Anteil der in der EU gefertigten Lkw: zwei- und dreiachsige Sattelzug- und Pritschenfahrgestelle des Fern- und Regionalverkehrs, das heißt die Lkw-Klassen 4, 5, 9 und 10 (Lkw über 16 Tonnen). Die EU wird Anfang 2020 den leichten Verteilerverkehr ab 7,5 Tonnen in die Regelung aufnehmen. Etwas später sollen Experten zufolge voraussichtlich auch Fahrzeuge der Gewichtsklasse von 5 bis 7,5 Tonnen sowie Busse folgen.
Umfangreiche Datengewinnung für VECTO-Berechnung
Zunächst müssen die Hersteller die nötigen Eingangsdaten, die einen Einfluss auf den Verbrauchswert haben, nach strikten Vorgaben und unter Begleitung externer Prüforganisationen für die VECTO-Berechnung erzeugen. So werden beispielsweise die Luftwiderstände verschiedener Kabinenvariante eines Lkw-Modells gemessen. Es müssen zudem auch die unterschiedlichen Kraftstoffverbräuche und damit CO2-Ausstöße je nach Motor-, Getriebe- oder Achs-Varianten für VECTO in Erfahrung gebracht werden. Die daraus erzeugten Inputdaten, die von unabhängigen Prüforganisationen bestätigt werden, speisen sie anschließend in die VECTO-Simulation ein. Diese errechnet anschließend unter Berücksichtigung von Fahrzyklen die entsprechenden Verbrauchs- und CO2-Werte für spezielle Lkw-Konfigurationen, die von den Herstellern für deren Kunden abgefragt werden.
VECTO-Werte basierend auf Standard-Vorgaben
Die VECTO-Werte werden mit Standard-Transportauftrag, Standard-Streckenprofil und einem Standard-Aufbau (Koffer) simuliert. Alle Fahr-, Beladungs- und Einsatzsituationen können damit nicht abgebildet werden – je nach Einsatzart (Fernverkehr, City-Distribution oder Off-Road-Baustelle), nach Fahrzeugmasse und Auslastung oder dem Streckenprofil verbrauchen die Lkw mitunter recht unterschiedlich viel Kraftstoff. Auch spezielle Fahrzeugvarianten wie offene Kipperfahrzeuge oder Müllwagen, die mitunter ebenfalls recht unterschiedliche Treibstoffmengen gegenüber dem Standard-Aufbau benötigen, sind in VECTO nicht berücksichtigt. Reale Werte können daher von den mit VECTO errechneten abweichen.
Zahlreiche kraftstoffreduzierende Systeme in VECTO nicht berücksichtigt
In der aktuellen Version der VECTO-Software finden außerdem derzeit noch einige Systeme keine Berücksichtigung, die den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß im Echtbetrieb beim Kunden weiter positiv beeinflussen. Dazu zählen vorausschauende Tempomaten, Verbesserungen bei Trailer und/oder Aufbau, Start-Stopp-Funktionen oder eine effiziente Routenplanung. Auch werden Aufbauten und Auflieger momentan nur mittels einer Standard-Konfiguration einbezogen. Deshalb setzt sich Daimler dafür ein, dass in VECTO alle Kraftstoff- und damit CO2 einsparenden Ansätze, die schon heute verfügbar sind, berücksichtigt werden. Aufgrund dieser Schwächen von VECTO spielt für Daimler auch zukünftig eine professionelle Kundenberatung hinsichtlich effizienter Fahrzeuge eine zentrale Rolle.
Quelle: Daimler AG