smart hat sich neu erfunden – nicht nur mit frischem Design und vollelektrischer Plattform, sondern mit einem neuen Selbstverständnis. Der smart #5 BRABUS ist dabei das Extrem dieser Transformation: 646 PS, Allradantrieb, sportliches SUV-Design und neues Hightech-Innenleben. Vergessen Sie alles, was Sie über smart zu wissen glaubten – der #5 BRABUS ist ein elektrischer Leistungsträger mit Muskeln, Lautstärke (synthetisch, aber wirkungsvoll) und überraschend viel Alltagstauglichkeit. Dabei ist das Modell mehr BRABUS als smart – und das ist gut so.
Design: Kraftvoll und selbstbewusst
Der #5 BRABUS bringt Präsenz auf die Straße. Unser Testwagen rollte in der matten Lackierung atom grey matt kombiniert mit Dachteilen in eclipse black vor – eine stilsichere Kombination mit viel Understatement, die wohl auch viel Pflege bedarf. Auf Bildern wirkt das 4,7 m lange Fahrzeug mitunter groß und optisch etwas schwer zugänglich, doch in der Realität zeigt sich der smart #5 BRABUS deutlich harmonischer und ausgewogener. Designtechnisch nimmt das Modell dabei bereits jetzt die Linienführung und Stilelemente des kommenden Mercedes GLB vorweg – besonders in der Frontpartie. Breite Spur mit einen Radstand von 2,90 m, martialische Stoßfänger, BRABUS-typische Akzente und Dach in Rot, BRABUS-Embleme sowie die markanten 21-Zoll Monoblock Z Räder sorgen dabei für einen kraftvollen Auftritt. Von der früheren Knuffigkeit eines smart ist hier nichts mehr zu spüren – der #5 will ernst genommen werden. Und das gelingt ihm – wobei das Modell in der Realität deutlich besser wirkt, als auf Bildern.
Innenraum: Digitales Cockpit mit BRABUS-DNA
Das Interieur des BRABUS-Modells ist ausschließlich in einer Variante erhältlich: grau/schwarz mit roten Kontrastziernähten. Die Sportsitze mit Alcantara-Einsätzen bieten guten Seitenhalt und überzeugten im Test durch einen hohen Langstreckenkomfort. Der smart #5 BRABUS ist ein klassischer Fünfsitzer. Die Rücksitzbank lässt sich bequem umklappen, wobei eine nahezu ebene Ladefläche entsteht – ideal für größere Gepäckstücke oder sportliches Equipment. Der Kofferraum umfasst 630 bis zu 1.530 Liter (jeweils inkl. 110 Liter unter dem ebenen Ladeboden). Eine Längsverschiebung der Sitzbank ist hingegen nicht möglich, was die Variabilität im Vergleich zu manchem Konkurrenten leicht einschränkt. Das große Glasdach bringt viel Helligkeit in den Innenraum. Während die China-Version noch über Massage- und Liegesitzfunktionen verfügt, verzichtet die EU-Variante komplett darauf. Stattdessen gibt es eine Sitzheizung auf allen vier äußeren Plätzen sowie eine Sitzbelüftung für die Vordersitze – ein sinnvolles Komfortpaket für hiesige Klimabedingungen.
Weniger gefallen hat uns die Steuerung der Außenspiegel ausschließlich über das zentrale Display – ein Schritt, der zwar futuristisch wirkt, in der Praxis aber unnötig umständlich ist. Auch die Türöffnung per Innentaster statt klassischem Türgriff ist anfangs gewöhnungsbedürftig und dürfte nicht jedermanns Geschmack treffen. Positiv fiel dagegen die elektrische Sitzverstellung über Türtasten auf – ganz im Stil aktueller Mercedes-Modelle. Die Bedienelemente wirken hochwertig, und die Positionierung erleichtert die Einstellung spürbar. Gut gefallen hat uns nicht nur der Fußraum im Fond, wobei beim rechten Fondsitz nicht nur der Beifahrersitz bedienbar war, sondern zusätzlich die ganze Rückbank elektrisch in der Neigung verstellbar ist. Auch die Türablagen sind gummiert und viele Ablagen hinterschäumt.
Infotainment: Schneller, flüssiger, smarter
Das deutlich überarbeitete Multimediasystem mit AMD Prozessor zeigt sich im smart #5 BRABUS spürbar verbessert. Es reagiert zügig auf Eingaben, der Bildaufbau läuft flüssig, und Grafiken werden in Echtzeit dargestellt – ein klarer Fortschritt gegenüber bisherigen Systemen der Marke. Die Bedienlogik orientiert sich zwar an den anderen smart-Modellen, wirkt hier aber reifer, durchdachter und performanter. Die notwendige Konnektivität erfolgt dabei über ein intergriertes Kommunikationsmodell, wobei auch der Traffic direkt intern abgewickelt wird – ohne Notwendigkeit eines Mobiltelefons. Inwieweit die notwendige Ladeplanung im #5 jedoch schon ausgereift ist, konnten wir vor Ort nicht testen – planen kann das System das jedoch grundsätzlich schon.
Die beiden gleich großen 12,8-Zoll-OLED-Displays lassen sich per Touch intuitiv bedienen. Inhalte können bequem zwischen Fahrer- und Beifahrerdisplay verschoben werden – etwa Navigation, Medien oder Fahrzeugdaten. smart hat hier spürbar nachgebessert, auch was die Integration von Streamingdiensten und Multimedia-Inhalten betrifft. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Kopplung von Amazon Music über den vorgesehenen Barcode funktionierte im Test nicht. Laut Hersteller soll dieses Problem jedoch im Serienmodell via Over-the-Air-Update (OTA) behoben werden – solange war der Login aber via Userdaten möglich. Richtig gut hat uns die Anzeige des Kombiinstruments für den Fahrer gefallen, was notwendige Informationen sehr gut visualisierte und auch bei Sonnenschein jederzeit gut ablesbar war.
Fahrverhalten: 646 PS mit Manieren
Mit 646 PS und Allradantrieb beschleunigt der smart #5 BRABUS in nur 3,8 Sekunden auf 100 km/h. Das fühlt sich nicht nur schnell an – es ist ein echter Adrenalinkick. Das maximale Drehmoment von 940 Nm liegt sofort an, und dank fein abgestimmtem Torque Vectoring wird die Kraft effizient auf die Straße gebracht. Je nach Fahrsituation kann man dabei das Fahrverhalten via verschiedenen Fahrprogrammen wählen, wobei smart selbst einen Offroad-Modus mitliefert.
Das Fahrwerk ist straff, aber in Kombination mit der enormen Leistung des Fahrzeugs genau richtig abgestimmt. Es gibt dem Fahrzeug jederzeit die nötige Stabilität, ohne unkomfortabel zu wirken. Das Kurvenverhalten überzeugt – auch bei flotter Gangart bleibt der BRABUS spurstabil und neigt nicht zum Übersteuern. Auf den Bergstraßen in Portugal hat das Fahrzeug bei flotter Fahrt bestens abgeliefert und vom Fahrverhalten vollkommen überzeugt. Man fühlt sich im Fahrzeug dabei sofort wohl, auch auf den hinteren Sitzen. Wo das Luftfahrwerk des Modells geblieben ist ? – das bietet man gezielt in Europa nicht an, was wir beim Fahrtest von uns auch nicht vermisst haben. Das hätten wir vorab unserer Testfahrt nicht gedacht.
Der Antrieb bringt die Kraft souverän auf die Straße, und die Lenkung liefert klare, gut dosierte Rückmeldungen an den Fahrer. Genau so muss es sein. Kein Über- oder Untersteuern und trotz seiner Größe ein guter „Kurvenräuber“, wenn man das so will. Im „BRABUS Mode“ wird das Setup gewohnt nochmals deutlich nachgeschärft: direkter, (auf Wunsch) synthetisch lauter und spürbar dynamischer. Dennoch bleibt der #5 auch dann gut kontrollierbar – was das Vertrauen ins Fahrzeug weiter stärkt.
Assistenzsysteme: Unauffällig zuverlässig
Im Fahrtest zeigte sich das umfangreiche Assistenzpaket des smart #5 BRABUS von seiner besten Seite: präzise, zurückhaltend und alltagstauglich. Spurhalte-, Abstands- und Totwinkelassistenten griffen unauffällig, aber zuverlässig ein und sorgten für ein entspanntes Fahren, ohne mit übertriebenen Warnmeldungen zu nerven – ein Punkt, an dem viele Konkurrenzmodelle noch oft scheitern.
Besonders positiv fiel uns die neue Fahrerüberwachungskamera in der A-Säule auf. Sie ist hier unauffällig integriert, stört weder das Sichtfeld noch das Interieurdesign und zeigte sich im Test deutlich weniger fehleranfällig als vergleichbare Systeme anderer Hersteller oder den anderen Modellen von smart. Fehlalarme oder unbegründete Müdigkeitswarnungen blieben aus – was den smart #5 nochmals als durchdachtes Langstreckenfahrzeug unterstreicht.
Reichweite & Laden: Schnell wieder bereit
Trotz seiner Leistung bietet der smart #5 BRABUS eine ordentliche WLTP-Reichweite von 540 Kilometern. Im Alltag und bei sportlicher Fahrweise sind realistisch somit etwa 400 bis 450 km möglich. Ein echtes Highlight ist die Ladegeschwindigkeit: An einer entsprechenden Schnellladesäule mit 400 kW Ladeleistung lädt der #5 den Akku von 10 auf 80 Prozent in unter 18 Minuten – das liegt auf dem Niveau deutlich teurerer Luxusmodelle. smart demonstrierte uns die Ladeleistung vor Ort sogar unter Idealbedingungen, wobei die Ladezeit sogar noch einmal knapp unter 15 Minuten lag. Wohl schon knappe Zeit für einen kleinen Kaffee zwischendurch.
Preis & Ausstattung: smarts breite Modellpalette
Das smart #5 Modell beginnt aktuell beim pro Modell mit einem Listenpreis von 49.900 Euro. Dieses Modell ist mit einer 76-kWh-Batterie ausgestattet, bietet eine maximale Ladeleistung von 150 kW via CCS und unterstützt 11 kW AC-Laden über Typ 2. Wer die größere 100-kWh-Batterie mit 800-Volt-Technik und eine maximale Ladeleistung von über 400 kW CCS sowie einen 22 kW AC-Lader wünscht, sollte mindestens zum #5 pro+ Modell greifen. Dieses startet bei 50.900 Euro und stellt die für die meisten wohl beste Ausstattungslinie dar. Eine elektrische Anhängekupplung ist gegen Aufpreis erhältlich. Bei der höherwertigen Summit Edition hingegen gehört sie bereits zur umfangreichen Serienausstattung. Der smart #5 BRABUS ist mit 646 PS und Allradantrieb die Topversion der Baureihe, entsprechend mit einem Listenpreis von 60.900 Euro angesiedelt.
Fazit
Der neue smart #5 BRABUS ist der wohl radikalste – aber auch größte smart aller Zeiten – außen wie innen. Das cleane, digitale Cockpit mit zwei gleichgroßen OLED-Displays, das sportliche Interieur mit BRABUS-Charakter und die schiere Leistung machen ihn zu einem echten Herausforderer im Segment der elektrischen Kompakt-SUVs. Er ist nicht klein, nicht leise und nicht zurückhaltend – aber technisch überzeugend, kompromisslos schnell und überraschend alltagstauglich. Wer nicht so viel Leistung benötigt, kann aber auch zur kleineren Variante – mit immer noch sehr guter Serienausstattung – greifen. Der Preis von 60.900 Euro für das BRABUS-Modell ist im Vergleich zu Konkurrenzmodellen jedoch attraktiv und gut eingepreist, wenn man Leistung, Ausstattung und Ladegeschwindigkeit berücksichtigt. Wohl der beste „Kompakte“ mit Design aus dem Hause Mercedes-Benz, den die Stuttgarter nie bauten.
Plus:
- Extrem starke Fahrleistungen
- Sehr kurze Ladezeiten mittels 800 Volt Technik
- Hochwertiges, stimmiges BRABUS-Interieur
- schnell reagierendes und intuitives Multimediasystem
- gute preisliche Einstufung zur Konkurrenz
- Apple Carplay & Android Auto Wireless möglich
- gerade ausfahrende Türgriffe
- elektrisch ausfahrbare Ladeklappe
- großer Frunk
- Sennheiser Soundsystem
- gute Dämmung des Innenraums
- DC-Ladung auch an 400 Volt Ladesäulen
Minus:
- Künstlicher (deaktivierbarer) Motorsound bleibt Geschmackssache
- Kein Konfigurationsspielraum im Innenraum
- Hohes Grundgewicht von 2.378 kg (Zuladung 502 kg)
Wertung: 9 von 10 Punkten – smart ist erwachsen geworden. Und mit bis zu 210 km/h auch verdammt schnell.
Bilder: smart Europe / MBpassion.de