Mercedes-Benz muss auch in seinen deutschen Werken die Produktion der elektrischen Oberklassemodelle EQE und EQS – inklusive SUV-Derivate – spürbar zurückfahren. Grund ist der (temporäre) Rückzug dieser Modelle vom US-Markt, der mit dem Auslaufen der Elektrofahrzeugförderung zum 30. September 2025 und einem dramatischen Nachfrageeinbruch zusammenhängt. Bereits im Vorfeld hatte Mercedes-Benz USA versucht, gegenzusteuern – unter anderem durch Preisnachlässe von teils über 10.000 US-Dollar pro Fahrzeug. Der Erfolg blieb jedoch aus.
Förderende in den USA
Die US-Förderung für Elektroautos – bisher in Form von bis zu 7.500 USD Steuererleichterung – läuft zum 30. September 2025 endgültig aus. Für Hersteller wie Mercedes-Benz bedeutet das einen herben Rückschlag: Die ohnehin begrenzte Nachfrage nach hochpreisigen Premium-Elektrofahrzeugen bricht weiter ein.
Mercedes-Benz USA hatte bereits in den Monaten vor der Förderkürzung versucht, die Verkaufslage zu stabilisieren – teils durch massive Rabatte von über 10.000 US-Dollar für bestimmte EQE und EQS-Modelle sowie Sonderaktionen und Leasingangeboten mit historisch niedrigen Raten. Trotz dieser Maßnahmen blieb die Nachfrage deutlich unter den Erwartungen.
Produktionsrückgänge in Deutschland: Werke unter Druck
Der Rückzug vom US-Markt betrifft direkt die Produktion in Deutschland:
- Werk Sindelfingen: EQS Limousine
- Werk Bremen: EQE Limousine
Der Einbruch im Nordamerika-Geschäft führt in den deutschen Werken zu Überkapazitäten, die jetzt durch Produktionsdrosselung, reduzierte Schichtpläne und möglicherweise Kurzarbeit abgefangen werden müssen. Mercedes-Benz hat sich zu konkreten Maßnahmen noch nicht offiziell geäußert.
Strukturelle Herausforderung
Die Situation macht deutlich: Selbst technisch ausgereifte Modelle wie der EQS oder EQE kämpfen auf dem Markt mit mehreren strukturellen Problemen:
- Geringe Akzeptanz vollelektrischer Limousinen in den USA, wo SUVs weiterhin dominieren
- Hohe Produktionskosten auf Basis der EVA2-Plattform
- Wachsende Konkurrenz durch günstigere, lokal geförderte Fahrzeuge von Tesla, Hyundai, Lucid oder Ford
- Politischer Gegenwind gegen E-Mobilität, speziell bei teuren Importfahrzeugen aus Europa
Ausblick: Umbruch statt Rückzug?
Mercedes-Benz wird voraussichtlich ab 2026 seine neue Plattform MB.EA (Mercedes-Benz Electric Architecture) einführen. Die jetzige Modellpolitik könnte daher auch als Übergangsphase verstanden werden – ein „Ausdünnen“ des bisherigen Portfolios, bevor neue Modelle auf den Markt kommen, die effizienter, kostengünstiger und besser auf weltweite Märkte abgestimmt sind.
Produktionslücke in Deutschland?
Der Förderstopp für Elektrofahrzeuge in den USA zum 30. September 2025, verbunden mit einem massiven Preisverfall von über 10.000 US-Dollar pro Fahrzeug, konnte den Markteinbruch bei EQE und EQS nicht verhindern. Mercedes-Benz zieht sich mit diesen Modellen nun temporär vom US-Markt zurück. Für die Werke in Deutschland bedeutet das: sinkende Auslastung, wirtschaftlicher Druck – und die Herausforderung, diese Lücke mit neuen Produkten oder Märkten zu schließen.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG