Daimler Truck startet die zweite Phase der kundennahen Erprobung seines wasserstoffbetriebenen Mercedes-Benz GenH2 Truck und geht damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Serienreife. Fünf Unternehmen – Hornbach, Reber Logistik, Teva Deutschland mit der Marke ratiopharm, Rhenus und DHL Supply Chain – setzen den Brennstoffzellen-Lkw ab sofort auf ihren regulären Logistikrouten ein. Die rund einjährige Testphase soll zeigen, wie leistungsfähig und alltagstauglich die Technologie im realen Transportbetrieb ist, und liefert zugleich wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Fahrzeugs sowie für spätere Service- und Vertriebsprozesse.
Die Einsatzbedingungen könnten dabei unterschiedlicher kaum sein: Die Partnerunternehmen testen den GenH2 Truck im temperaturgeführten Pharmatransport, im internationalen Fernverkehr, im Wertstofftransport und im regionalen Logistikbetrieb. Genau diese Vielfalt ist von Daimler Truck gewollt, denn nur unter echten Praxisbedingungen lasse sich die Serienversion optimal auf die Bedürfnisse der Transportwirtschaft ausrichten. Nach Angaben des Unternehmens bildet die neue Testphase die gesamte Bandbreite anspruchsvoller Logistikanwendungen ab – von Tiefkühlware über medizinische Produkte bis hin zu industriellen Gütern. Die beteiligten Unternehmen betonen gleichermaßen den Innovationscharakter des Projekts. DHL Supply Chain unterstreicht, dass die Kombination aus Brennstoffzellen-Lkw und vollelektrischem Kühltrailer bereits heute eine vollständig CO₂-freie Transportlösung ermögliche. Hornbach integriert den Truck in seine Wertstoffliner-Flotte, die seit über einem Jahrzehnt ein zentraler Baustein der internen Kreislaufwirtschaft ist. Teva Deutschland nutzt den GenH2 Truck für die bundesweite Versorgung von Kliniken, Apotheken und Großhändlern und prüft, wie gut sich die Technologie in die eigene Logistik integrieren lässt. Reber Logistik setzt das Fahrzeug vor allem im Raum Duisburg und Wörth ein, wo derzeit die einzigen Flüssigwasserstofftankstellen zur Verfügung stehen. Auch Rhenus testet den Truck aus ihrem Duisburger Drehkreuz heraus, um wichtige Erkenntnisse für einen späteren breiten Einsatz zu sammeln.
Technisch ist der Mercedes-Benz GenH2 Truck bereits heute auf Augenhöhe mit modernen Diesel-Fernverkehrsfahrzeugen. Mit einem Gesamtgewicht von rund 40 Tonnen, etwa 25 Tonnen Zuladung und einem Brennstoffzellensystem, das bis zu 300 kW dauerhaft liefert, erfüllt er alle Anforderungen des schweren Gütertransports. Unterstützt wird das System durch eine Zusatzbatterie, die bei Lastspitzen einspringt und beim Bremsen Energie zurückgewinnt. Als Energieträger nutzt der Truck flüssigen Wasserstoff, der aufgrund seiner hohen Energiedichte längere Reichweiten pro Tankfüllung ermöglicht und zudem logistische Vorteile beim Transport des Kraftstoffs bietet. Betankt wird aktuell an zwei sLH₂-Stationen in Wörth am Rhein und im Raum Duisburg. Schon die erste Erprobungsphase zeigt, dass die Technologie praxistauglich ist: Fünf Brennstoffzellen-Lkw legten insgesamt mehr als 225.000 Kilometer zurück, bei einem durchschnittlichen Verbrauch zwischen 5,6 und 8,0 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer.
Parallel zur zweiten Erprobungsphase arbeitet Daimler Truck bereits an der nächsten Fahrzeuggeneration. Ab Ende 2026 sollen im Werk Wörth rund 100 Fahrzeuge einer Kleinserie entstehen und bei verschiedenen Kunden in den Alltagseinsatz gehen. Die großflächige Industrialisierung der Brennstoffzellentechnologie bleibt jedoch eng an den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur gekoppelt. Da der Aufbau von Tankstellen langsamer vorangeht als erwartet, rechnet Daimler Truck erst in den frühen 2030er-Jahren mit einem breiten Markthochlauf. Dennoch hält das Unternehmen an seiner Doppelstrategie aus batterieelektrischem und wasserstoffbasiertem Antrieb fest. Während batterieelektrische Lkw vor allem für kürzere und mittelschwere Strecken prädestiniert sind, soll der Brennstoffzellen-Lkw künftig die energieintensiven Transporte im Fernverkehr abdecken.
Mit der zweiten Erprobungsphase zeigt Daimler Truck, dass die Transformation des Schwerlastverkehrs längst begonnen hat. Die fünf Partnerunternehmen leisten dabei einen entscheidenden Beitrag, indem sie die neue Technologie dort testen, wo sie später ihren größten Nutzen entfalten soll: im täglichen Transportgeschäft quer durch Deutschland.
Bilder (mit Bildern aus der 1. Phase): Daimler Truck AG




