Mercedes-Benz: Real Life Safety – Erstes Assistenzsystem gegen Geisterfahrer

In den letzten Monaten schreckte eine Häufung von tödlichen Unfällen durch Falschfahrer. Mercedes-Benz hat ein Assistenzsystem entwickelt, das dieser Bedrohung Paroli bietet und unabsichtliche „Geisterfahrten“ verhindern kann.

Der neue Verkehrszeichen-Assistent des Premium-Herstellers aus Stuttgart kann Einfahrverbotsschilder erkennen und den Fahrer akustisch und optisch warnen, wenn er aus Versehen auf den falschen Weg gerät, der ihn zum gefährlichen Falschfahrer macht. Das neue System ist zunächst für die in diesem Jahr erscheinende neue Mercedes-Benz S-Klasse und die neue E-Klasse vorgesehen.

„Falschfahrer auf der A1, der A2, der A9, der A 3 …“ Solche Meldungen beunruhigten Deutschland im letzten Vierteljahr fast wöchentlich. Mehr als 25 Menschen starben in diesem kurzen Zeitraum ohne eigenes Verschulden, weil sie auf Autobahnen und vierspurigen Straßen mit einem Falschfahrer kollidierten, der in der verkehrten Fahrtrichtung unterwegs war.

Die ganze Wirklichkeit ist noch erschreckender. Denn Falschfahrer werden in den Medien meist nur dann erwähnt, wenn ihre Fahrt mit Schwerverletzten oder Todesopfern endet. Tatsächlich ist die Zahl der Falschfahrer, die der Volksmund „Geisterfahrer“ nennt, wesentlich größer. Das Bundesverkehrs­ministerium zählt jedes Jahr etwa 1700 Verkehrsfunkwarnungen vor Geisterfahrern auf deutschen Straßen. Der ADAC spricht sogar von bis zu 2800 Falschfahrern jährlich – mehr als sieben pro Tag. Die meisten Geisterfahrten gehen zwar glimpflich aus, aber die Bedrohung durch Falschfahrer begleitet Autofahrer jeden Tag. Damit niemand selbst zum Falschfahrer wird – sei es aus Versehen, Unachtsamkeit, wegen Reizüberflutung durch dichten Straßenverkehr oder komplizierter Verkehrsführung –, hat Mercedes-Benz einen neuen Verkehrszeichen-Assistenten entwickelt.

Er kann unter anderem auch beim verkehrswidrigen Passieren von Einfahrverboten warnen. Das macht dieses System zum sinnvollen Instrument, das vor allem verhindern kann, auf eine falsche Autobahnauffahrt zu geraten.

Professor Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung: „Mercedes-Benz orientiert sich auf dem Weg zum unfallfreien Fahren immer am realen Unfallgeschehen zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer. Dass wir im Rahmen von Mercedes-Benz Intelligent Drive nun auch das Risiko ungewollter Geisterfahrten verkleinern können, bringt uns diesem Ziel wieder ein gutes Stück näher.“
Technisches Kernstück des Verkehrszeichen-Assistenten ist eine Kamera an der Innenseite der Frontscheibe. Sie kann Einfahrverbotsschilder optisch identifizieren und die Information darüber an den Rechner der Bordelektronik übermitteln. Erkennt dieser, dass das Fahrzeug an den entsprechenden Verbotsschildern in einen Autobahnzubringer einfährt, kann das System den Fahrer warnen. In diesem Fall machen drei laute Warntöne und ein auf dem Display aufleuchtendes rotes Einfahrtverbotszeichen auf die Gefahr aufmerksam.

Um die Systemsicherheit weiter zu steigern, gleicht die Mercedes-Benz Elektronik die Daten der Kamera zusätzlich mit den Daten des Navigations­systems ab. Das gilt auch für die weiteren Funktionen des neuen Verkehrszeichen-Assistenten von Mercedes-Benz. Dazu zählen das Erkennen und Anzeigen von Tempolimits und Überholverboten sowie der jeweiligen Aufhebungsschilder. Sollte schlechte Sicht die Möglichkeiten der Optik zu sehr einschränken – etwa bei starkem Schneefall –, meldet das System dem Fahrer, dass es „temporär nicht verfügbar“ ist.

Der neue Verkehrszeichen-Assistent, der unbeabsichtigte Geisterfahrten verhindern kann, wird zunächst in der künftigen S-Klasse und in der neuen E-Klasse zu haben sein. Nach und nach wird er auch in anderen Baureihen zur Verfügung stehen. Zum Start ist das System für Deutschland ausgelegt. Mercedes-Benz arbeitet intensiv daran, das System auch für andere Länder fit zu machen.

Quelle: Daimler AG

15 Kommentare
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MM
11 Jahre zuvor

Sehr gut, dann ist mal zu hoffen das dies schnell zur Serienausstattung aller Baureihen wird. Bei MB ist das ein bisschen komisch, so gibt es zum Beispiel bei der E-Klasse Facelift (oder eben in anderen Baureihen) nicht das vom SL bekannte MAGIC VISION CONTROL. Oder ist z.B beim E-Facelift die Antenne auf dem Dach zu sehen, während sich die Antenne bei der B-Klasse schön innovativ unter dem Dachspoiler versteckt…

elias
11 Jahre zuvor
Markus Jordan
11 Jahre zuvor

@mm: Amüsant fand ich, das Dr. Wagener, seines Zeichens Chefdesigner von Daimler, bei der Vorstellung des CLA in Detroit bereits davon sprach, das dieser in der Facelift-Variante dann schon keine Antenne mehr am Dach hätte…

KF
11 Jahre zuvor

Die W205-Erlkönige haben auch keine Antenne auf dem Dach, während der W222 noch mit „Flosse“ herumfährt.

rf
11 Jahre zuvor

@elias:
conti in verbindung mit mercedes-benz.
man sieht sie oft genug zusammen im forschungszentrum in ulm 😉

muß dann halt vertraglich geregelt werden, wer sich die lorbeeren ans revers heften darf 😉

Marc W.
11 Jahre zuvor

Nach meiner vielfachen Beobachtung der Präzision heutiger SAT-NAV (MovingMap erkennt bei gut kalibrierter Karte RFB-Wechsel in Großbaustellen) wäre es wert, auch eine Plausibilitätsroutine mal anzudenken: schließlich sind Aus- und Einfahrten meist so entfernt, dass die Kombination Rampe A / folgende Fahrtrichtung schon auch eine Schlussfolgerung Falschfahrt ja/nein zuließe…?

Sprinter
11 Jahre zuvor

Moderne Navis schaffen es sogar auf einer zweispurigen Strasse zu warnen, wenn man auf der falschen Seite faehrt. (Beispiel bei Linksverkehr ins GB,AUS,RSA…)
Also wohl keine grosse Leistung dies bei Autobahnen umzusetzen wo die Fahrbahnen bei der Auffahrt und spaeter auf der Autobahn auch im Vergleich weit auseinander liegen!

Daniel
11 Jahre zuvor

Sehr gute Idee das ganze, aber Bitte in mehreren Baureihen das ganze anbieten.

Hr.Schmidt
11 Jahre zuvor

Sicherlich muß man den Conti- Ingenieuren die grundsätzliche Entwicklung des Systems zuerkennen. Dieses System an sich hilft aber nicht, die Innovation für MB besteht eben darin, dass dieses System mit einem Fahrzeug vernetzt wird( Assistenzsysteme ), auf die GPS- Daten des Systems zugreift, diese vergleicht etc. und danach auch die Warnmeldungen generiert.Nur die Verbindung der neuartigen verbauten Assistenzsysteme, technischen Kernstücke wie z.B. die neue Kamera in der Frontscheibe geben Conti auch die Möglichkeit solche Systeme zu integrieren. Nicht umsonst kommt erst mit der MOPF der E- und der neuen S- Klasse so ein System natürlich wieder bei MB zuerst in die Serie.

elias
11 Jahre zuvor

sicher, stelle ich ja auch nicht in Frage. Aber Größe zeigt sich auch im treffenden Ausdruck – natürlich funktioniert das Conti-System nur innerhalb der vorhandenen Systeminfrastruktur (was per Adaption aber auch für andere Fahrzeughersteller nach Ablauf der Exklu-Frist gelten wird). Wenn man bei der Stereokamera sagt dass Daimler die entwickelt hat liegt man wohl richtiger.

melaw
11 Jahre zuvor

Die meisten Geisterfahrer sind sich doch wohl bewusst, dass sie in die falsche Richtung fahren, zumindest bei klarem Geisteszustand. Oder mache ich einen Denkfehler?

Marc W.
11 Jahre zuvor

Wenn sich gesellschaftlich die Erkenntnis durchsetzen sollte, dass Autos ggfs. gefährliche Waffen sind, so ist es nur ein kleiner (technischer) Schritt, Fahrzeuge fahrunfähig zu schalten bei Alkohol oder Geisterfahrt.
Aber der erste Schritt, die durchaus vielen unbewussten Falschfahrten (Alter, Medikamente, Drogen) zu minimieren, ist SEHR LÖBLICH !

rf
11 Jahre zuvor

ich verstehe nur nicht, warum man sich in deutschland so massiv wehrt, hier etwas zu unternehmen.
in österreich sind große neonfarbene schilder an den auffahrten mit „halt stop“ oder so ähnlich. diese haben sich gut bewährt, unfallzahlen mit falschfahrern sind massiv zurückgegangen.

oder warm man nicht solche krallen installiert. klar kostet das geld, aber es rettet menschenleben.
für die hypo real estat waren auch 130 milliarden plötzlich zur verfügung, daran kanns also nicht liegen 🙂

daß dies alles nichts bringt wennjemand auf der autobahn direkt wendet und zum geisterfahrenden selbstmörder wird ist mir auch klar. aber wenigstens könnte man die falsch-auffahrer auf die autobahn vermeiden.

Dominic
11 Jahre zuvor

Ich denke auch, dass Geisterfahrer sich „bewusst“ dazu entscheiden, gegen die Fahrtrichtung zu fahren.
Alle anderen werden durch solch ein System sicher frühzeitig gewarnt.

Viele der Systeme die die Hersteller als „Erster“ anbieten, entstehen in Zusammenarbeit mit div. Zulieferern.

Jetzt mal ehrlich, wer stört sich denn an so einer Antenne vom CLA, S-Klasse bzw. E-Klasse Mopf?
Aus meiner Sicht gehört so eine Antenne auch zum Design. (Abgesehen von E-Klasse Cabrio und SLK 😛 )