Weltpremiere für den Mercedes-Benz Future Truck 2025 – Daimler Trucks zeigt autonom fahrenden Lkw

Weltpremiere für den Mercedes-Benz Future Truck 2025. Gestern präsentierte Daimler Trucks auf einem Neubau-Abschnitt der Autobahn 14 bei Magdeburg den Lkw der Zukunft.

Shaping Future Transportation

Der Innovationsträger ist mit dem neuartigen und intelligenten System „Highway Pilot“ ausgestattet. Damit kann der Truck bei Autobahn-Geschwindigkeiten bis zu 85 km/h komplett autonom fahren. Basis für die seriennahe Studie ist ein Actros 1845 des Jahres 2014 mit 449 PS und 2.200 Nm Drehmoment. Das autonomes Fahren keine Zukunftsmusik mehr ist, hat Daimler bereits im letzten Jahr in einem S-Klasse Versuchsträger eindrucksvoll im Rahmen einer autonomen Fahrt von Mannheim nach Pforzheim bewiesen. Jetzt gehen die Stuttgarter einen Schritt weiter und demonstrieren mit dem Future Truck 2025, das auch im Lkw das autonome Fahren in naher Zukunft Einzug halten kann.

Shaping Future Transportation

Wie schafft es der Actros selbstständig zu fahren? Die Technik von morgen ist heute bereits Realität und wird in seinen Einzelkomponenten wie Radarsensoren oder Kameras bereits in Pkw und Lkw verwendet. Der Mercedes-Benz Future Truck 2015 geht einen Schritt weiter und nutzt die Vernetzung aller im Fahrzeug befindlichen Sensoren. Dieses nennt man auch Multisensorfusion.

Shaping Future Transportation

Shaping Future Transportation

Durch die Multisensorfusion können sämtliche bewegten und stationären Objekte im Umfeld des Lkw erfasst werden. Der Future Truck 2025 ist mit einem Radarsensor im unteren Bereich des Trucks ausgestattet, der den Fern- und Nahbereich nach vorne scannt. Der Frontradarsensor erfasst eine Reichweite von 250 m und deckt einen Öffnungswinkel von 18 Grad ab. Der Nahbereichssensor hat eine Reichweite von 70 m und bestreicht einen Winkel von 130 Grad. Zudem deckt eine Stereokamera hinter der Windschutzscheibe den vorderen Bereich ab. Die Reichweite der Stereokamera beläuft sich auf 100 m, sie erfasst einen Bereich von horizontal 45 Grad und vertikal 27 Grad.

Shaping Future Transportation

Die Stereokamera ist in der Lage ein- und zweispurige Fahrbahnen, Fußgänger, bewegliche und unbewegliche Gegenstände zu identifizieren. Die Überwachung der Fahrbahn links und rechts des Lkw übernehmen seitlich angebrachte Radarsensoren. Sie sind links und rechts vor der Hinterachse der Zugmaschine montiert. Die Reichweite beträgt 60 m, die Sensoren decken einen Winkel von 170 Grad. Durch die Fusionierung der Daten von Frontradarsensor, Seitenradarsensoren sowie der Frontkamera in einem Hochleistungs-Multikernprozessor des Zetralrechners, hat der Innovationsträger das ganze Umfeld vor und neben dem Lkw im Blick.

Radarsensoren und Frontkamera sind aber längs nicht alle Technik die in dem Mercedes-Benz Future Truck 2025 steckt. Das System des „Highway Pilot“ wird durch die Vernetzung V2V und V2I ergänzt. Jedes in naher Zukunft mit V2V (Vehicle to Vehicle) und V2I (Vehicle to Infrastruktur) ausgerüstete Fahrzeug gibt fortlaufend Informationen an seine Umgebung ab. Diese sogenannten CAM (Corporate Awareness Message) beinhalten Daten wie Fahrzeugposition und Fahrzeugtyp sowie Abmessungen, Fahrtrichtung und Geschwindigkeit, eventuelle Beschleunigungs-, Bremsmanöver und die gefahrenen Kurvenkrümmungen.

Die Datenübertragung erfolgt mit WLAN-Technologie über die europaweit einheitliche 5,9 Gigahertz Frequenz. Gesendet werden die Datenpakete in abhängig von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs und von der Intensität seiner Bewegungsänderungen. Bei bei ruhiger Fahrt wird eine Nachricht pro Sekunde gesendet, Situationsbedingt zum Beispiel bei Stau können aber auch bis zu zehn Nachrichten pro Sekunde abgegeben werden .Die Reichweite der fortlaufend gesendeten Nachrichten beträgt etwa 500 m im Umkreis des Fahrzeugs.

Shaping Future Transportation

Die Bedienung des Highway Pilot ist simpel: Der Fahrer des Trucks fährt auf die Autobahn auf und beschleunigt auf die maximal zulässige Geschwindigkeit von 80 km/h. Nun bietet das System selbstständig dem Fahrer per Meldung die Option an, den Highway Pilot zu aktivieren. Startet der Fahrer jetzt das System wechselt der Truck in den autonomen Fahr-Modus. Der Fahrer bekommt als Bestätigung eine entsprechende Display-Information „Highway Pilot aktiv“. Für eine entspanntere Arbeits- oder Ruheposition kann der Fahrer bei eingeschaltetem Highway Pilot-System, den Fahrersitz um 45 Grad nach rechts schwenken. Sollte es nötig sein das der Fahrer wieder aktiv ins Lenkrad greifen muss, weil eine komplexere Fahrsituation wie zum Beispiel eine Baustelle bevor steht, dann wird der Fahrer vorausschauend optisch und akustisch vor der Deaktivierung des Highway-Pilot gewarnt. Ebenfalls nicht vorgesehen sind autonome Überholmanöver oder das Verlassen der Autobahn, auch hier wird das System immer abgeschaltet und der Fahrer muss wieder übernehmen.

Shaping Future Transportation

Noch ist der Mercedes-Benz Future Truck 2025 im Tarnkleid gehüllt, erst auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover im September wird Daimler Trucks die vollständige Studie des Future Trucks 2025 präsentieren. In etwa 10 Jahren könnte dann aus der Studie Realität auf den Straßen werden.

Bilder: ©Philipp Deppe/MBpassion.de

15 Kommentare
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Oli
10 Jahre zuvor

warum ist denn der LKW abgeklebt? Wurde für die Präsentation extra die Autobahn gesperrt oder ist sie noch gar nicht eröffnet?

danny
10 Jahre zuvor

we in atlanta have moving trucking this one is wow

Britta
10 Jahre zuvor

Bremsassistent und Einparkassistent bin ich ja schon gefahren. Aber auf der Autobahn gar nicht mehr selbst lenken? … gewöhungsbedürftige Vorstellung… Wie funktioniert denn die Anbindung an das Lenksystem? Fährt der FT2025 mit einer konventionellen Kugelumlauflenkung? oder muss hier Steer-by-wire her?

Karl-Heinz
10 Jahre zuvor

Future-Truck? Eher ein enormer Rückschritt und wieder ein weiterer Schritt zur völligen Überwachung.
Wird auch mal an die enorme Strahlenbelastung gedacht? Sicher, das interessiert die Wirtschaft nicht, schließlich steht der Profit und nichts als der Profit im Vordergrund.
Wir werden in einigen Jahren die Früchte unserer „hochtechnologisierten“ Welt ohne Erbarmen ernten, aber dann werden die Daimler-Ingenieure wahrscheinlich schon vom Krebs dahingerafft worden sein oder von Metastasen überwuchert dahinsiechen.

mehrzehdes
10 Jahre zuvor

bei jedem fortschritt gibt es bedenkenträger. strahlenbelastung – die gibt es mit und ohne menschen. mal hoch, mal gering. was wem wie schadet, ist zwar nicht restlos geklärt. aber bei wlan von enormer strahlenbelastung zu sprechen, ist sicher unfug. eher kann man von hoher strahlenbelastung sprechen, wenn trucker, was man auch heute noch sieht, mit handy am ohr in der kabine telefonieren.

da sie scheinbar noch das eine und andere während der fahrt tun, anstatt konzentriert ihrem job nachzugehen, passieren selbst auf schnurgraden autobahnen ohne signifikantes gefälle wie der a2 fast jeden tag schwere lkw-unfälle entweder durch abkommen von der fahrbahn oder auffahren.

wenn ich bedenke, daß praktisch alle dieser unfälle durch solch ein system verhindert werden können, sollte es pflicht für den gewerbsmäßigen güterverkehr werden. zumindest aber ein abstandregeltempomat und spurassistent – beides zwangsaktiviert.

vladimir
10 Jahre zuvor

Unfälle passieren nicht, weil wir telefeonieren, sondern weil wir rund um die Uhr fahren müssen und weil Krieg ist auf den Autobahnen: Das hat andere Ursachen – jedenfalls … Schau mal das Fahrverhalten mancher Autofahrer an – vorallem mit Stern auf der Haube…

Ich schätze Karl-Heinz schreibt von der allgemeinen Strahlenbelastung, die mehr und mehr zunimmt: Radarsensoren, die alles um sich herum scannen – Abstandswarner funktionieren nun mal über Radar und sorgen für zusätzlichen elektrosmog 😉
Elektrosensible Menschen dürfte die Einführung dieser autonomen Technik daher mehr von der Straßenbildfläche vertreiben.

An sich ne tolle Technik, „intelligent“ aber bestimmt nicht, wenn sie auf Kosten der Gesundheit der Menschen geht. Vordergründig „innovative“ Technicken sollten auch von anderen Autofirmen mal überdacht werden: Schaden und Nutzen oder doch nur eine Krüke, die den Menschen noch kränklicher macht.

Hagi
10 Jahre zuvor

Ja ja ist klar !!!
Schuld sind die anderen. Nicht der Trucker. Deshalb schafft der auch mit 2 Fahrerkarten, Urlaubsscheinen, damit dieser rund um die Uhr fahren kann!!! Für mich unverständlich, dass die EU Gurken reguliert, aber bewährte, gängige Sicherheitseinrichtungen, wie Spur- und Abstands-Assy nicht als Pflichtausstattung EU weit VORSCHREIBT.

mehrzehdes
10 Jahre zuvor

wer den straßenverkehr auf der autobahn als krieg wahrnimmt sollte hinter kein steuer dürfen.

Merc
10 Jahre zuvor

Es nehmen sich beim Fahrstil beide nichts. Ich liebe es immer wenn ich LKW’s auf der mittleren Spur überhole und ein Trucker erst BEIM Einlenken den Blinker setzt.Das man sich dabei aufregt ist wohl verständlich. Aber auch viele Autofahrer sind nicht besser. Mittelspurschleicher oder solche die Dauer links fahren.
Und zum Thema Strahlung: Wir sind umgeben von Technik, das fängt doch schon mit dem Smartphone in der Tasche an.

Merc
10 Jahre zuvor

@mehrzehdes: stimmt, sagt viel über seinen Fahrstile aus.
Wie heißt es doch gleich? Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

Santiago
10 Jahre zuvor

Gut wenn diese Entwicklungen zur Sicherheit auf den Autobahnen beitragen können. Dennoch stellte ich mir spontan manigfaltige Fragen:
Was geschieht, wenn das gar nicht so seltene Hinweisschild „Achtung, fehlende Fahrbahnmarkierung“ auftaucht?

Wer ist bereit, dieses Plus an Sicherheit zu bezahlen, wo doch immer mehr Güter mit billigen, rümänischen „Killer-LKW“ transportiert werden?

Treibstoffersparnis, aha. Warum wird dann immer noch an der „aerodynamischen“ Schrank- oder Schleusentor-Bauform festgehalten. Vor vielen Jahren hat doch schon Altmeister Colani gezeigt, wie 25 bis 50% Treibstoffkosten eingespart werden können (Ich weiss, teilweise nicht zulassungsfähig und ja, ich finde sie auch hässlich).

Und ein wenig off-topic: Werden jetzt steuerfinanzierte, öffentliche Strassen (ob freigegeben oder nicht spielt keine Rolle) kostenlos börsennotierten Wirtschaftsunternehmen zu Testzwecken / als Marketingplattform zur Verfügung gestellt oder floss da zumindest etwas Geld (in öffentliche Kassen und nicht in die Tasche irgend eines kommunalen Entscheidungsträgers)?

Hagi
10 Jahre zuvor

Zum Glück Bedarf es so hässlicher Bauformen nicht. Hat ein SK mit 480 Ps noch 40 Liter benötigt, fährt ein Actros mit 480 PS heute mit rund 20 Liter…