Ab 2019 messen die Lkw-Hersteller zusätzlich die CO2-Emissionswerte ihrer Fahrzeuge mithilfe des Softwareprogramms VECTO. Das Tool „VECTO“ erhöht die Transparenz für Kunden, der Wettbewerb zwischen Herstellern wird gestärkt.
Vergleicht man die Grenzwerte der im Lauf der Jahrzehnte immer strenger werdenden Euro-Norm, wird deutlich, welche großen technologischen Herausforderungen die Lkw-Hersteller zwischen der Euro I Einführung ab 1. Oktober 1993 bis zur Einführung der Norm Euro VI am 31. Dezember 2013 gemeistert haben. Die Grenzwerte wurden mit hohem technischem Aufwand erfüllt und sorgten Schritt für Schritt für bessere Luft in den Städten. Beispiel Stickoxid: Der NOx-Grenzwert der Schadstoffklasse Euro VI liegt heute um 95 Prozent unter dem von Euro I. Und das – technisch besonders anspruchsvoll – bei stetig gesunkenem Verbrauch.
Herausforderung: Klimaschutzabkommen von Paris
Um darüber hinaus die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris zu erfüllen, müssen alle Länder weltweit ihre CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Da schwere Nutzfahrzeuge etwa 25 Prozent der im Straßenverkehr entstehenden Emissionen erzeugen, sieht die EU hier Bedarf zur Überarbeitung der Gesetzgebung. Herausforderung: Die Reduzierung von CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge ist weitaus komplizierter als bei Pkw, denn als Transportmittel für teilweise sehr unterschiedliche Aufgaben existieren Lkw in zahlreichen Ausführungen.
CO2-Emissionen und Kraftstoffverbrauch sind zwei Größen, die sich beim Einsatz von Verbrennungsmotoren linear entwickeln. Mit anderen Worten: Wer Kraftstoff spart, verbessert nicht nur die eigene Kostensituation, sondern tut auch etwas für die Umwelt. Trotz drastisch verschärfter Emissionsnormen für Stickoxid- und Partikelausstoß, die nur mit zunächst einmal verbrauchs-steigernden technischen Lösungen erreicht werden konnten, ist der tatsächliche Kraftstoffverbrauch von schweren Mercedes-Benz Lkw und damit auch der CO2-Emissionen in den vergangenen 22 Jahren laut DEKRA um 22 Prozent gesunken. Damit künftig beim Lkw eine bessere Vergleichbarkeit vom tatsächlichen Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen möglich ist und die Paris-Ziele erreicht werden können, hat sich die EU-Kommission für die Entwicklung von VECTO entschieden. VECTO steht für „Vehicle Energy Consumption Calculation Tool“ und wurde von der Kommission gemeinsam mit den Lkw- Herstellern und weiteren Stakeholdern entwickelt.
Die VECTO-Software ist ein zentrales Element in einem aufwendigen Verfahren, in dem es um die Bestimmung der CO2-Emissionen von Nutzfahrzeugen, das Reporting und das Monitoring geht. Die EU-Kommission will mit dem Verfahren zunächst eine belastbare Datenbasis zu den CO2-Emissionen bei Nutzfahrzeugen schaffen – europaweit und für alle Hersteller.
Exakte Messungen sind ein Fortschritt
Für VECTO werden als Datenbasis zunächst wesentliche Eingangsdaten gemessen. Sechs Komponenten beeinflussen maßgeblich den Verbrauch: der Motor, der Rollwiderstand der Reifen, das Fahrzeug selbst mit seinem Luftwiderstand und seinem Gewicht, das Getriebe, die Achsen und schließlich die Nebenaggregate. Bis auf die Nebenaggregate, für die weiterhin mit standardisierten Werten gearbeitet wird, werden für VECTO die Werte aller genannten Komponenten messtechnisch ermittelt. All diese Daten werden im Anschluss von VECTO verarbeitet. Das Tool kann für beliebig konfigurierte Nutzfahrzeuge und definierte Einsatzbereiche die CO2-Emissionen berechnen.
Das erleichtert Kunden den direkten Vergleich von Fahrzeugmodellen und sorgt für mehr Wettbewerb zwischen den Herstellern, wenngleich die Software auch ihre Grenzen hat und beispielsweise nicht alle Fahr-, Beladungs- und Einsatzsituationen abbilden kann.
Mercedes-Benz Trucks fordert Ausbau von VECTO
VECTO schafft eine höhere Transparenz im gesamten Markt. Mercedes-Benz Trucks sieht die Einführung als einen wichtigen Schritt hin zu einem nachhaltigen Transportsystem und unterstützt diesen ganzheitlichen Ansatz zur CO2-Reduzierung. Darüber hinaus fordern die Verantwortlichen bei Mercedes-Benz Trucks, dass VECTO künftig alle kraftstoff- und damit CO2-einsparenden Ansätze, die schon heute in Mercedes-Benz Lkw verfügbar sind, berücksichtigt. Noch bezieht VECTO Einsparungen nicht mit ein, die zum Beispiel durch die Nutzung von vorausschauenden Tempomaten wie Predictive Powertrain Control (PPC) im realen Einsatz erzielt werden. Das Simulationsmodell VECTO muss also noch stärker ausgebaut werden. Denn für die Transportunternehmer zählt immer noch der real verbrauchte Kraftstoff, der bei Mercedes-Benz Trucks in der Regel niedriger liegt als die VECTO Berechnungen nahelegen.
Quelle: Daimler AG