Mercedes-Benz baut seine Auslandsproduktion verstärkt aus. In Kecskemét, Ungarn, entsteht derzeit eine neue Mega-Fabrik, die schon bald zu einem der wichtigsten Standorte des Konzerns werden könnte. Während dort neue Arbeitsplätze entstehen, droht den deutschen Werken weiterer Bedeutungsverlust.
Milliardeninvestition in Ungarn – neue Kapazitäten, neue Euphorie
Die neue Fabrik in Kecskemét ist eine der größten Investitionen des Mercedes-Konzerns in Europa. In der Anlaufphase wurden bereits Testfahrzeuge gebaut, der Serienstart steht bereits unmittelbar bevor. Das ungarische Werk soll mittelfristig rund 400.000 Fahrzeuge jährlich fertigen und mehrere Tausend neue Jobs schaffen.
Ungarns Regierung feiert die Expansion als industriepolitischen Erfolg. Auch im Werk selbst ist die Stimmung optimistisch: hohe Lernbereitschaft, starke Motivation, klare Wachstumsziele. Für Mercedes-Benz ist der Standort ein strategischer Kostenvorteil – und ein Signal an die gesamte Lieferkette.
Deutschland: Rückbau statt Ausbau
Parallel dazu fährt der Konzern die Produktion in Deutschland zurück. Geplant ist ein schrittweiser Abbau über Fluktuation, Altersteilzeit und freiwillige Abfindungen. Offizielle Werksschließungen stehen nicht an, doch spürbar ist der Verlust von Kapazität schon jetzt: geschätzt 15.000 bis 20.000 Arbeitsplätze könnten langfristig betroffen sein.
Für viele Regionen ist das mehr als eine Unternehmensentscheidung – es geht um die industrielle Zukunft ganzer Standorte. Kritiker warnen, dass die langsame, aber stetige Produktionsverlagerung den Prozess der Deindustrialisierung beschleunigt.
Standortwettbewerb und Strukturwandel
Mercedes-Benz begründet die Verlagerung mit globalem Druck, steigenden Kosten und neuen Anforderungen durch Elektromobilität. Moderne Fertigungslinien lassen sich im Ausland günstiger und schneller hochziehen, während Deutschland mit hohen Energiepreisen, komplexer Regulierung und Fachkräftemangel kämpft.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG



