Dieser Beitrag von Maximilian Götz ist ein Crossposting und erschien am 02.03.2015 auf dem Daimler-Blog.
Es sind aufregende Wochen für mich, gleich einer Rennrunde auf dem Kurs: Die Uhr tickt, noch ein paar Kurven und ich biege auf die Ziel-Gerade ein: Ab Mai starte ich für Mercedes-AMG bei der Deutschen Tourenwagen-Masters.
Es war schon immer mein Ziel: Mit dem Stern auf der Haube am Start. Obwohl ich ja meine ersten Erfolge auf der Rennstrecke als Jugendlicher im Kartsport (zwei Mal Deutscher Meister) und bei der „Formel BMW“ eingefahren habe, einer Nachwuchsserie. Meinen ersten Meisterschaftstitel holte ich mir dort vor einem gewissen Sebastian Vettel. Keine Ahnung, was er heute macht.
Aufgewachsen bin ich im fränkischen Uffenheim. Meine Familie und ich waren und sind große Motorsportfans. Ich träumte, wie die meisten jungen Rennfahrer, von einem Start im Formel 1 Boliden oder einem DTM-Fahrzeug. Mein Vater (der selbst in der Freizeit an einigen Bergrennen und Slaloms teilnahm) nahm mich mit zum Norisring oder zum Hockenheimring. Dort sah ich Rennfahrer wie Bernd Schneider in Aktion, der für mich ein Vorbild wurde. Schon als sehr junger Kart-Pilot hatte ich ihm einmal die Hand geschüttelt, was mir viel bedeutete.
Der Traum rückte zunächst näher: Durch meine Erfolge wurde ich den Förderkader der Speed-Academy aufgenommen. Das bedeutete für mich den Sitz in einem Formel 3 Fahrzeug. Für alle nicht so stark Motorsport affinen Leser hier kurz zur Erklärung: Die Formel 3 ist eine Rennklasse, die höher als zum Beispiel die Markenformeln Formel Renault, Formel Ford, Formel BMW usw. eingestuft wird.
Einfach weil die Autos mehr Leistung haben und schneller sind. Die Formel 3 ist (Mercedes-Benz ist auch mit der Nachwuchsförderung dort vertreten) für uns Rennfahrer eine Vorstufe für die nächst höheren Klassen (früher Formel 3000, heute GP2-Serie und Formel 1). Wer dort erfolgreich ist, kann es noch weiterbringen. Zur Formel 1. Ich ergatterte ein Cockpit im damaligen französischen ASR-Team und war zeitweise Team-Kollege von keinem Geringeren als Lewis Hamilton!
Und jetzt komme ich zu dem Punkt, warum wir Rennfahrer immer viele Sticker auf unseren Anzügen tragen: Rennsport ist teuer. Fahrer und Teams sind auf Sponsoren angewiesen, die uns finanziell treu unterstützen. Mein Team und ich hatten bei der Sponsorensuche leider Pech und nach einem hoffnungsvollen Auftakt beriet ich mich mit meiner Familie, die mich bei meinem Sport finanziell unterstützte, so gut sie konnte und wir entschieden: Die Formel 3 ist für uns leider zu teuer.
Es war die Marke mit dem Stern, die mir meinen weiteren Weg aufzeigte: Das Mercedes-AMG-Kundensportprogramm. Hierfür wurde der damals (2008) neue Mercedes-AMG SLS als GT3-Version renntauglich gemacht. Was für ein Auto, nein, Biest! Mit 550 PS und einer schier unglaublichen Beschleunigung. Es ging vorwärts, im wahrsten Sinne des Wortes. Zusammen mit Sebastian Asch gewann ich im Jahr 2012 den Titel in der Teamwertung der ADAC GT-Masters!
Der Flügeltürer beflügelte meine Leistung: Ich gewann das 24 Stunden-Rennen in Spa-Francorechamps (zusammen mit meinem Idol Bernd Schneider), das 1000 Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring, es folgten noch ein dritter Rang in der ADAC GT-Masters, ein zweiter Platz in der sogenannten Blancpain-Endurance-Serie und dann als krönender Abschluss der Einzeltitel in der Blancpain-Sprint Serie.
Dadurch konnte ich mir erarbeiten, was ich mir schon länger als nächstes Ziel gesetzt hatte: Irgendwie an die DTM heranzukommen. Dies geht für Fahrer über Einladungen zu ersten Testfahrten in einem DTM-Fahrzeug. Nach einem ersten Test Ende 2013 wurde ich im letzten Jahr erneut nach Jerez, in Spanien eingeladen.
Was bedeutet das Umsteigen von einem GT-Auto in den Mercedes-AMG C63 DTM? Die Autos fahren sich sehr unterschiedlich: So ein SLS ist schwerer und erfordert mehr körperliche Kraft, auch die Servolenkung ist weniger feinfühlig als bei einem DTM-Fahrzeug. Dafür ist die Beschleunigung auf der Strecke brachialer, weil ein SLS GT3 ungefähr 100 PS mehr an Leistung hat, verglichen mit dem C63 DTM. Die DTM-Autos erreichen dagegen höhere Kurvengeschwindigkeiten und damit wirken auch viel stärkere die Fliehkräfte auf uns Fahrer ein. Auch bremst ein DTM-Fahrzeug noch heftiger als die großen GT-Boliden.
Ich bin also jetzt, mit 29 Jahren, angekommen, in einer der Top-Klassen des Motorsports und bin sehr gespannt darauf, wie ich mich schlagen werde. Auf mich wartet das Team Mücke-Motorsport, wo ich auf meinen Teampartner Daniel Juncadella treffe. Und jetzt wollen wir doch mal sehen, was wir gegen BMW und Audi ausrichten können. Ich glaube, jeder Mercedes-DTM-Fahrer möchte jetzt umso mehr für den Stern schaffen, was Nico Rosberg und Lewis Hamilton schon in der Formel 1 geschafft haben: Nach langer harter Arbeit einen Meistertitel! Wir zählen auf euren Support!
Über den Autor: Maximilian Götz ist Rennfahrer aus Leidenschaft. Mehr über ihn auf seiner Website und auf der Website von Maxi Götz Fanclub.