Einen Vorgeschmack auf die A-Klasse gibt Mercedes-Benz der Öffentlichkeit erstmals im September 1993 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt/Main – die Vision A 93.
Auf der Automobilmesse in Frankfurt stellen die Stuttgarter ihre Vision A 93 vor, einen Wagen mit Frontantrieb und neuartigem Karosseriekonzept, bei dem Motor, Getriebe, Tank und Achsen unterhalb des Passagierraums liegen: Das Sandwich-Prinzip ist hier erstmals Realität geworden, die Verbindung aus geringen Außenmaßen (3350 Millimeter Länge) mit einem großen und variablen Innenraum sowie dem Sicherheitsniveau nach Mercedes-Benz Standard überzeugt.
Eingeflossen sind in die Vision A 93 beispielsweise Elemente des Forschungsfahrzeugs F 100. Die Karosserie der Studie besteht noch komplett aus Aluminium. Für die A-Klasse wird später das Konzept des intelligenten Leichtbaus entwickelt. Er kombiniert verschiedene Werkstoffe wie Stahl, Kunststoff, Aluminium und Magnesium miteinander. So wird die Fahrzeugkonzeption ebenso unter den Aspekten Gewicht und Umweltverträglichkeit optimiert wie unter dem Gesichtspunkt der Kosten.
Die Vision A 93 ist dabei die konsequente Weiterentwicklung des Konzeptwagens „Nahverkehrs-Fahrzeug“ (NAFA) von 1982 sowie des Forschungsfahrzeugs F 100 aus dem Jahr 1991 und bringt zahlreiche neue Auto-Ideen in die Branche. Kein Wunder: Die postulierten Entwicklungsziele der Vision A 93 geben den Ingenieuren fast die Quadratur des Kreises zur Aufgabe.
Im Lastenheft stehen: attraktives Design, subkompakte Außenabmessungen, großzügiges Platzangebot im Innenraum, hoher Nutzwert und hohe Variabilität, höchste Rundum-Sicherheit, wie bei Mercedes-Benz üblich, schadstoffarme und besonders verbrauchsarme Motoren sowie die Möglichkeit, alternative Antriebskonzepte zu verwirklichen. Diese Ziele werden alle erreicht. Damit gebührt der Vision A 93 respektive dem Serienmodell A-Klasse der Rang, ein wichtiger Impulsgeber für die Kompaktwagen zu sein. Denn seit ihrem Erscheinen hat sich diese Fahrzeugkategorie kräftig durchmischt und spiegelt einen stark geänderten Markt wider.
„Die Vision A 93 ist eine Studie, die den Begriff Kompaktwagen neu definiert“, prognostiziert der damalige Mercedes-Benz-Chef Jürgen Hubbert bei der Präsentation des Fahrzeugs. „Sie liefert den Beweis, dass es möglich ist, die traditionellen Mercedes-Qualitäten wie Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit auch auf ein deutlich kleineres Automobil zu übertragen und damit die Mobilität in Ballungsräumen auch in Zukunft zu sichern.“ – und Dr. Dieter Zetsche, das damals für die Pkw-Entwicklung zuständige Vorstandsmitglied, ergänzte dazu: „Mit der Vision A 93 beginnt eine neue Ära der Automobilentwicklung. Als erster Fahrzeughersteller stellt Mercedes-Benz eine seriennahe fahrbereite Kompaktwagenstudie vor, die den Widerspruch zwischen kürzester Gesamtlänge und höchstem Sicherheitsniveau auflöst. Ein derartiges Gesamtkonzept macht es möglich, beide Eigenschaften in einem Automobil zu vereinen, das zudem die typischen Mercedes-Qualitäten bietet.“
Die Vielseitigkeit des Fahrzeugkonzepts stellt die Vision A 93 mit drei verschiedenen Motorisierungen unter Beweis. Auf geringen Treibstoffverbrauch und höchste Schadstoffarmut ausgelegt sind hierzu ein Diesel-Direkteinspritzer (44 kW/60 PS) und ein Benzinmotor (55 kW/75 PS), beide mit 1,2 Liter Hubraum, verteilt auf drei Zylinder. Die Motoren sind mit einem stufenlosen CVT-Getriebe kombiniert (Continuously Variable Transmission), was auch dem Verbrauch zugute kommt. Darüber hinaus präsentiert Mercedes-Benz die Vision A 93 als Elektrofahrzeug mit einem Asynchronmotor (40 kW/54 PS), dessen Batterie im Stadtverkehr für 150 Kilometer ausreicht.
Variabel gibt sich die Studie auch beim Innenraum: Der Wagen lässt sich je nach Situation umbauen, vom bequemem Viersitzer bis hin zum Ladekünstler mit einem Stauraumvolumen von 1.000 Liter. Grundlage für dieses revolutionierende Raumkonzept ist wieder die neuartige, hoch liegende Rahmen-Bodenanlage, die für eine in dieser Fahrzeugkategorie bisher unerreichte Crash-Sicherheit sorgt.
Der ehemalige Mercedes-Chef Designer Bruno Sacco beschreibt die Aufgabe folgendermaßen: „Die neuartige Konzeption eines Mercedes-Benz mit besonders kompakten Außenabmessungen, hoch liegender Rahmen-Bodenanlage und gleichzeitig großzügigem Interieur erzeugt prinzipbedingt eine außergewöhnliche Fahrzeugproportion. Mit großen Fensterflächen und einer tiefer liegenden Bordkante haben wir es erreicht, die Proportionen so zu verändern, dass die Vision A auf den ersten Blick größer wirkt, als sie es tatsächlich ist. Signifikante und Mercedes-typische Merkmale machen aus der Vision A mehr als nur ein kompaktes Fahrzeug. Sie vermitteln zugleich Sicherheit, Eleganz und Solidität. Dadurch und durch seine innovative Technik wird die Vision A zum echten Mercedes-Benz. Das Designkonzept folgt keinen modischen Trends, sondern es wird Impulse für die Gestaltung zukünftiger Generationen von Automobilen für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr geben.“
1994 zeigt Mercedes-Benz das in Details veränderte Konzeptfahrzeug unter dem Namen Studie A auf den Automobilsalon Genf. Die amerikanische Zeitschrift „Motor Week“ verleiht der Studie A den Titel „Best Concept Car 1994“. Und der Serienanlauf rückte immer näher.
Bilder: Daimler AG