Mit einem Triumph für Fahrzeuge mit Daimler-Motor endet das erste Automobilrennen im modernen Sinn mit einer Wertung ausschließlich nach Fahrzeit.
Vor rund 125 Jahren starten am 11. Juni 1895 insgesamt 19 Automobile und zwei Krafträder. Über die Reihenfolge hat das Los entschieden. Nach der Präsentation am Arc de Triomphe de l’Étoile in Paris fährt das Feld nach Versailles, wo die Zeitnahme beginnt und die Teilnehmer ab 12 Uhr im Abstand von zwei Minuten ins Rennen geschickt werden. Strapaziöse 1.175 Kilometer misst die Rennstrecke nach Bordeaux und zurück zur Porte Maillot in Paris. Die Tageszeitung „Le Petit Journal“, die ein Jahr zuvor den als Zuverlässigkeitsfahrt von Paris nach Rouen durchgeführten ersten Automobil-Wettbewerb überhaupt veranstaltet hat, begleitet das Rennen mit täglichen Berichten.
Als erster Fahrer geht am 13. Juni 1895 Émile Levassor durchs Ziel. Doch sein Panhard & Levassor mit einem Motor „Système Daimler“ hat zwei Sitze – und das Reglement schreibt unter anderem vier Sitze vor. Levassor, geht allerdings nicht leer aus: Für seine großartige Leistung erhält er den zweiten Preis. Er hat die Strecke in 48 Stunden und 42 Minuten überwunden und erreicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,1 km/h. Damit ist er rund fünfeinhalb Stunden schneller im Ziel als Louis Rigoulot mit der Startnummer 15 (Start in Versailles am 11. Juni um 12:05 Uhr, Ankunft in Paris am 13. Juni um 18:37 Uhr). Doch auch dessen Fahrzeug hat nur zwei Sitze und wird somit in der Wertung heruntergestuft.
Zum Sieger des Rennens wird Paul Koechlin (Startnummer 16) erklärt, der nach 59 Stunden und 48 Minuten um 0:02 Uhr am 14. Juni als drittschnellster Fahrer in Paris ankommt. Er ist rund zweieinhalb Tage zuvor um 12:14 Uhr gestartet. Sein Preisgeld: 35.000 Franc. Auch Koechlins Peugeot wird von einem Motor nach Daimler-Lizenz angetrieben. So erinnert der erfolgreiche Verlauf dieses Rennens an den grandiosen Erfolg der Daimler-Technik ein Jahr zuvor bei der Wettfahrt Paris–Rouen.
Insgesamt ist die Bilanz für die Motorentechnik deutscher Hersteller im Juni 1895 sehr positiv: Unter den acht ersten Automobilen im Ziel sind sechs Wagen mit einem Daimler-Motor sowie zwei Fahrzeuge von Benz & Cie. Das vom Automobile Club de France veranstaltete Rennen Paris–Bordeaux–Paris gilt als einer der Vorläufer des 1906 zum ersten Mal veranstalteten Großen Preises von Frankreich, der bis 1967 offiziell als „Grand Prix de l’Automobile Club de France“ bezeichnet wird.
Bilder: Daimler AG