Es ist früh am Morgen, Nebel hängt zwischen den Kiefern, und der Boden ist noch feucht vom nächtlichen Regen. Ein dumpfes Grollen kündigt ihn an: den Wolf 2, den neuen zukünftigen Geländewagen der Bundeswehr. Mit breiterer Spur, stärkerem Motor und digitaler Ausrüstung tritt er an, um seinen legendären Vorgänger – den „Wolf“ – abzulösen. Sein Auftrag: maximale Mobilität, höchste Zuverlässigkeit und volle Einsatzbereitschaft in einer zunehmend vernetzten Truppe.
Härtetest ohne Schonung
Bevor der Wolf 2 in die Hände der Soldaten kommt, musste er zeigen, was in ihm steckt. Rund 16 000 Kilometer legten die Prototypen dazu auf den härtesten Teststrecken zurück: schlammige Waldwege, steinige Gebirgspfade, staubige Wüstenpisten. Selbst auf künstlichen Erprobungsbahnen wurde das Fahrzeug bis an seine Grenzen gebracht. Dabei saßen nicht nur erfahrene Testfahrer am Steuer – auch präzise programmierte Fahrroboter übernahmen, um extreme Belastungen wiederholbar zu simulieren. Voll beladen mit Ausrüstung, Dummys und Zusatzgewichten ertrug der Wolf 2 jede Tortur, die ihm gestellt wurde.
Seine Geländefähigkeiten sind dazu beeindruckend: Steigungen von 60 Prozent erklimmt er ohne Mühe, Wasserläufe mit 75 Zentimeter Tiefe durchquert er dank Schnorchelausstattung problemlos. Ein verstärkter Unterbodenschutz bewahrt ihn vor Schäden, wenn Fels und Geröll zur Gefahr werden. In der Klimakammer bewies er zusätzlich seine Standfestigkeit bei Temperaturen zwischen -34 °C und +49 °C – selbst Dauerregen und tropische Feuchtigkeit konnten den Systemen nichts anhaben.
Mehr Kraft, mehr Raum, mehr Möglichkeiten
Angetrieben wird der Wolf 2 von einem 183 kW (249 PS) starken Euro-III-Dieselmotor, kombiniert mit Automatikgetriebe. Seine Vielseitigkeit zeigt sich auch beim Kraftstoff: Er läuft zuverlässig mit NATO-Standardkraftstoff, verträgt aber ebenso minderwertigen Diesel – ein entscheidender Vorteil in Auslandseinsätzen.
Im Vergleich zum alten Wolf ist er jedoch deutlich gewachsen: 20 Zentimeter länger, zehn Zentimeter breiter und 22 Zentimeter höher. Mit einer Zuladung von bis zu 1,2 Tonnen und einem Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen bietet er mehr Platz für Ausrüstung, Besatzung und moderne Technik.
Vernetzt von Anfang an
Ein wesentlicher Schritt in die Zukunft ist die serienmäßige Vorbereitung auf das System „Digitalisierung Landbasierter Operationen“ (D-LBO). Damit wird der Wolf 2 nahtlos in moderne Führungs- und Kommunikationsnetze integriert – ein Meilenstein, der teure Nachrüstungen vermeidet und die Einsatzbereitschaft beschleunigt. Gefertigt wird der Geländewagen in zwei Varianten: als Führungsfahrzeug für die allgemeine Truppe und als Feldjägerfahrzeug mit Blaulicht und Sondersignalanlage für die Militärpolizei.
Von der Teststrecke in die Truppe
Seit November 2024 sind insgesamt fünf Vorserienfahrzeuge im Erprobungseinsatz. Die Serienproduktion startet im November 2025, zunächst mit bis zu 30 Fahrzeugen pro Woche. Die ersten Auslieferungen erfolgen noch ohne D-LBO, dessen Einbau wird später nachträglich durchgeführt. Insgesamt umfasst der Vertrag mit Mercedes-Benz 1.500 fest bestellte Wolf 2, mit der Option auf 5 800 Fahrzeuge bis Ende des Jahres 2032.
Alle Bilder: Bundeswehr/ Christoph Kassette