Der Elektromotorenhersteller YASA arbeitet an einer neuen Generation von Radnabenantrieben, die das Potenzial haben, die Architektur künftiger Elektrofahrzeuge grundlegend zu verändern. Das Unternehmen setzt dabei auf seine Axialfluss-Technologie, die in den vergangenen Jahren vor allem durch ihr ungewöhnlich günstiges Verhältnis von Gewicht zu Leistung Aufmerksamkeit erregt hat. Nun soll diese Technologie in ein kompakt integriertes Radnabenpaket überführt werden, das direkt am Rad montiert werden kann und damit zahlreiche mechanische Komponenten überflüssig macht.
Der Ansatz verfolgt ein klares Ziel: Der Antrieb soll dort stattfinden, wo die Kraft tatsächlich benötigt wird. Indem Motor und Leistungselektronik unmittelbar in der Radnabe zusammengeführt werden, entfällt der klassische Weg über Getriebe, Achsen oder Gelenkwellen. Diese radikale Vereinfachung könnte nicht nur Gewicht einsparen, sondern auch den Bauraumbedarf einer Antriebsplattform erheblich reduzieren. Für die Fahrzeugentwicklung eröffnet dies neue Freiheiten – von flacheren Unterböden bis hin zu flexibleren Plattformkonzepten ohne zentrale Antriebseinheit.
YASA betont, dass sich die Axialflussbauweise besonders gut für dieses Konzept eignet. Ihre kompakte Form, die hohe Effizienz und die außergewöhnliche Leistungsdichte machen sie zu einem natürlichen Kandidaten für eine Integration in das Rad. Parallel dazu arbeitet das Unternehmen an einer neuartigen Leistungselektronik, die ebenfalls auf maximale Kompaktheit und Effizienz ausgelegt ist und als zentraler Baustein des Systems gelten dürfte. Noch handelt es sich um einen Prototyp, doch die Entwicklungsrichtung ist klar: ein hochintegrierter Antrieb, der die Möglichkeiten moderner Elektromobilität weiter ausdehnt.
Wann eine solche Radnabenlösung in einem Serienfahrzeug auftauchen könnte, bleibt offen. YASA plant im kommenden Jahr erste weiterführende technische Details zu veröffentlichen, doch bis zur Marktreife werden umfangreiche Tests erforderlich sein. Gerade im Bereich Haltbarkeit, Robustheit und Fahrwerksintegration gilt es, hohe Anforderungen zu erfüllen. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass YASA mit seinem Ansatz einen neuen Impuls in einem Feld setzt, das seit Langem als vielversprechend gilt, aber nie vollständig den Durchbruch geschafft hat.
Bilder: Yasa