Erinnern Sie sich noch an das Business Paket für die Besitzer eines Mercedes-AMG E 63, wodurch das Modell optisch nicht mehr so leicht als Performancefahrzeug aus Affalterbach zu erkennen war? Wohl genau in diese Richtung zielt nun auch der neue Mercedes-AMG E 43 4MATIC, wenn auch das Modell jetzt keinen 8 Zylinder unter der Haube hat.
Mercedes-AMG E 43 4MATIC mit 401 PS als Einstieg in die AMG-Welt
Als Konkurrenz zu Audis S-Modellen (Audi S6 quattro) und der BMWs M-Performance Linie (u.a. BMW M 550 d xDrive oder der normale BMW 550i xDrive) bietet man aus Affalterbach nun gezielt ein Modell an, was nicht so schnell durch Qualm oder V8-Sound auffällt, wenn auch die Leistungsdaten des Fahrzeuges durchaus beeindrucken können. Zwar ist der 3 Liter BiTurbo V6 bereits aus der C-Klasse bekannt, für die E-Klasse hat man das Triebwerk jedoch mit zwei großere Lader modifiziert – sowie den Ladedruck auf 1.1 bar angehoben. Die Leistung des 6-Zylinder Aggregats liegt nun bei 401 PS, das Drehmoment bleibt mit 520 Newtonmeter jedoch gleich.
Das Fahrzeug sprintet als E 43 4MATIC mit modifiziertem 9-Gang Automatikgetriebe 9G TRONIC als Limousine in 4.6 Sekunden, als T-Modell in 4.7 Sekunden auf 100 km/h – und das beim Fahrzeuggewicht von 1.930 Kilogramm. Gegenüber des C 43 4MATIC mit 367 PS neutralisiert sich das jedoch ein wenig, dessen T-Modell mit weniger Gewicht und weniger PS – in 4.8 Sekunden auf 100 km/h sprintet. Die Mehrleistung für die E-Klasse ergibt hier also durchaus Sinn.
Optisch zeigt sich das E 43 Modell – welches im Exterieur auf der AMG Line basiert – durch einen chrombeschichteten Diamantgrill mit einer Querstrebe sowie kleinen AMG-Logo, an den Kotflügeln vorne durch einen „BiTURBO 4MATIC“ Schriftzug, neuen AMG-Felgen sowie angedeuteten 4-fach Auspuffblenden am Heck sowie Diffusor. Ergänzt wird die Optik des „Sportmodells“ durch AMG spezifische Design-Elemente in Hochglanzschwarz und Silberchrom. Auffällig unauffällig, – aber so gewollt.
Modifikation des Fahrwerks
Das Fahrwerk (AMG RIDE Control Sportfahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung in 3 Stufen) wurde von den Technikern von Mercedes-AMG gegenüber der normalen Motorisierungs-Varianten der E-Klasse durch neue Achsschenkel mit mehr Negativsturz überarbeitet und zeigt sich dadurch im Fahrverhalten ein wenig straffer. Der Abrollkomfort des Fahrzeuges zeigt sich nahezu perfekt, wie auch das Einlenkverhalten selbst.
Aufgrund der fast 2 Tonnen Fahrzeugmasse auf der Straße und der Fahrzeuglänge wird aus dem neuen Kombi aber dennoch nicht der ultimative Kurvenjäger. Das Fahrzeug bleibt in sportlich gefahrenen Kurven jedoch lange sehr neutral, was auch die verbaute Parameterlenkung erwirkt. Der Grenzbereich zeigt sich an der Lenkung durch sanftes Untersteuern.
Das Fahrzeug ist somit ebenso für die bequeme Fahrt auf Langstrecke nutzbar, wie auch für den sportlichen Sprint zwischendurch.
Im Gegensatz zum normalen E 400 zeigt sich der E 43 mit M276-Motorisierung dabei durchaus flotter, von unten bis oben dabei überraschend drehwillig – und kann im Comfort-Modus sogar ebenso Unauffällig unterwegs sein. Durch die beeindruckende Geräuschdämmung der E-Klasse Baureihe bleibt es auch im Innenraum des „kleinen AMG“ ebenso sehr ruhig, wie man es bereits aus den anderen Motorisierungen der E-Klasse kennt.
Schiebt man den Fahrdynamik-Schalter im E 43 4MATIC jedoch auf „Sport Plus“, wird der Sound aus den 4-fach Endrohrblenden am Heck durch entsprechendes Knallen und Gurgeln dafür sorgen, das der Fahrer das Fahrpedal gern öfters nach unten drücken möchte. Der Auspuff selbst verfügt hier übrigens über keinerlei Klappen, vieles erfolgt also rein durch die entsprechende Softwareansteuerung.
Lineare Kraftentfaltung mit sehr direkter Gasannahme
Die Kraftverteilung der E-Klasse als 43er Modell zeigt sich mit 31:69 nicht direkt als extrem Heckangetrieben bzw. hecklastig, die Vorteile des permanenten 4MATIC-Antriebs (AMG Performance 4MATIC mit AMG spezifischer Kraftverteilung) mit viel Traktion und perfekten Vortrieb ist jedoch nicht von schlechten Eltern. Die Kraft der 401 PS werden perfekt – über alle 4 Räder – auf die Straße gebracht. Ein AMG-spezifisches unteres Bedienfeld mit Tasten für manuellen Getriebemodus ermöglichen dazu u.a. einen „Langzeit-M“-Modi.
Die Höchstgeschwindigkeit für das Fahrzeug liegt bei 250 km/h und ist auch nicht optional aufhebbar. Das überarbeitete 9-Gang Automatikgetriebe schaltet angenehm sanft, im Sport-Modus schnell und im Sport+ Modus mit sportlichen Ruck für die Fahrgäste durchaus spürbar. Für schnellere Schaltzeiten erhielt das Getriebe des E 43 4MATIC dazu eine leichte Überarbeitung.
Auf Schleichtfahrt im E 43 am Nachbarn vorbei
Für den maximal unauffälligen Schleichgang ist der Mercedes-AMG E 43 als T-Modell, wie auch als Limousine, ideal geeignet. Das Modell ist jedoch ein wenig unvernünftiger, als die Standardvarianten, aber dennoch Kompatibler bei der Vorfahrt beim Kunden oder Nachbarn, als ein dicker V8 (der seine Sportlichkeit zu oft nicht verstecken kann). Der 43er füllt dazu gekonnt die Lücke zwischen dem E 400 4MATIC als Spitzenmotorisierung der normalen E-Klasse Modelle, sowie dem künftigen Top-Modell E 63. Die AMG-Techniker bezeichnen den E 43 4MATIC übrigens gern als „erste Performance-Stufe“ im Portfolio.
Fazit:
Ganz sicher wird der kommende V8 von AMG mehr auffallen, und für unvernünftige (aber wohl auch extrem gute) Fahr-Freude sorgen. Das neue Einstiegsmodell der E-Klasse in die AMG-Welt zeigte sich jedoch im Fahrtest mehr als flott und mit überraschenden Fahrspaß und verfügt dabei über alle Vorzüge der normalen Motorisierungen.
Mankos am Fahrzeug ? Ganz ehrlich: wir standen dem Fahrzeug mehr als kritisch gegenüber. AMG mit 6 Zylinder und dann eher unauffällig im optischen Auftritt ?
Ja, warum nicht ! Das Gesamtpaket überzeugt und macht beim Fahren überraschend Spaß, zumal die Soundkulisse gut zum Fahrzeug angepasst ist. Zumindest, solange man das passende Fahrprogramm dafür wählt. Also ein unauffälliger Sportler, der bei der Vorfahrt wenig auffällt, dessen Sportlichkeit man auf Wunsch aber jederzeit abrufen kann. Die optischen Unterscheidungsmerkmale zur Serie halten sich zwar stark im Rahmen, doch auch das ist wohl Teil des Gesamtkonzeptes.
Die für Mercedes-AMG charakteristische Typbezeichnung mit zwei Ziffern hat das Fahrzeug nicht umsonst und unterstreicht parallel die Zugehörigkeit zum AMG Portfolio.
Keine Kritik? Doch. Bei der Limousine startet das E 43 Modell mit stattlichen 75.089 Euro, das T-Modell sollte hierbei nochmals knapp 3.000 Euro Aufschlag einfordern. Für Details müssen wir die Verkaufsfreigabe des T-Modells abwarten.
Testwagen im Überblick: Mercedes-AMG E 43 T-Modell, Cavansitblau-Metallic.
- 20″ AMG Räder 5-Doppelspeichen-Design hochglanzschwarz
- Leder Nappa AMG schwarz
- Zierelemente Aluminium mit Trapezschliff
- AMG Performance Lenkrad in Leder Nappa
- Instrumententafel und Bordkante In Leder Nappa
- AIR BODY CONTROL MULTIBEAM LED
- Night-Paket
- Fahrassistenz-Paket Plus
- Spiegel-Paket
- Akustik-Komfort-Paket
- Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC
- Park-Paket
- COMAND Online
- Digitales Radio
- Burmester Surround-Soundsystem
- KEYLESS-GO Paket
- Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer Memory-Paket
- Widescreen Cockpit
- Vorbereitung für digitalen Fahrzeugschlüssel im Smartphone
- Kabelloses Ladesystem für mobile Endgeräte
- Entfall dunkel getöntes Glas für Seiten- und Heckfenster
- Ablage-Paket
- Einstiegsleisten mit „AMG“ Schriftzug, beleuchtet
- Media Interface Kabel Kit
Bilder: MBpassion.de / Daimler AG