Gespräche über Mitarbeiter-Abfindungen starten im April

Aufgrund seines Sparkurs will der Automobilkonzern Daimler rund 1,4 Milliarden Euro einsparen. Dazu starten bereits im April erste Gespräche mit den Mitarbeitern über mögliche Abfindungen oder Frühpensionierungen. Erste Einzelheiten wurden den Beschäftigten in dieser Woche erstmals vom Gesamtbetriebsrat mitgeteilt.

Kündigungen bis Ende 2029 ausgeschlossen

Jetzt geht es darum, auf die individuellen Fragen der Beschäftigten einzugehen, damit die beste Lösung für jeden einzelnen gefunden werden kann.“ – so ein Arbeitnehmervertreter. Ein Grundsatz dazu gilt jedoch und ist auch nicht verhandelbar: Es gilt das Freiwilligkeits-Prinzip, wonach niemand ein Angebot in Anspruch nehmen müsse. Die Unternehmensleitung und der Betriebsrat hatte sich vorab auf Maßnahmen geeinigt, mit denen in den sogenannten „indirekten Bereichen“ (d.h. nicht produktiven sowie produktionsnahen Bereiche) die Zahl der Arbeitsplätze – und somit die Kosten – reduziert werden sollen. Dies bezieht sich hierbei im Wesentlichen auf die Verwaltung des Unternehmens, jedoch nicht die Produktion selbst. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2029 ausgeschlossen.

Verschiedene Angebote

Nach unseren Informationen gibt es für die Tarifbeschäftigten in den indirekten Bereichen sowie in der Managerstufe E4 sowie E5 verschiedene Angebote: – vom Aufhebungsvertrag mit Abfindungsangebot (jeweils abhängig von Alter und Dauer der Betriebszugehörigkeit mit Stichtag 01.04.2020), über die Frühpensionierung ab 57 (Stichtag 01.04.2020).gibt es u.a. folgende weitere Möglichkeiten:

  • Aufhebungsvertag mit Rentenzugang inkl. Abfindung für Mitarbeiter mit bereits bestehendem gesetzlichen Rentenzugang und noch mindestens zwölf Monate bis zur Regelsaltersgrenze (gilt für Zeitraum 1.4. bis 31.03.2021).
  • verschiedene Altersteilzeitmodelle
  • Befristete Arbeitszeitreduzierung: hier erhalten Beschäftigte, die ihre wöchentliche Arbeitszeit um mindestens 10 Stunden für drei Jahre reduzieren, eine einmalige Zahlung von vier Bruttomonatsentgelten. Bei einer Reduzierung von mindestens fünf Stunden sind es zwei Bruttomonatsentgelte.

Umsetzung

Grundsätzlich darf kein Kapazitätsersatz für die jeweilige Person erfolgen. Bei Aufhebungsverträgen und bei Frühpensionierung muss die betreffende oder gleichwertige Stelle entfallen. Bei allen Maßnahmen bedarf es zusätzlich der doppelten Freiwilligkeit, d.h. die Führungskraft und der Beschäftigte müssen gleichermaßen der jeweiligen Maßnahme zustimmen. Frühestens ab April 2020 werden Gespräche zu den Maßnahmen geführt, davor werden noch keine Maßnahmen bzw. Verträge umgesetzt. Beschäftigte mit sehr zeitnahen Rentenzugang erhalten noch vor April individuelle Informationen.

Bei der letzten Mercedes-Krise im Jahr 2005 hatte man Konzernmitarbeitern je nach Betriebsangehörigkeit übrigens noch bis zu 44 Brutto-Monatsgehälter als Abfindung geboten – jeweils vor Steuern. Damals konnte z.B. ein bis zu 39 Jahre alte Mitarbeiter mit vier Jahren Betriebszugehörigkeit – mit einen Gehalt von 3.200 Euro – mit einer Abfindung von 33.900 Euro rechnen, sofern er sich zum sofortigen Ausscheiden entschließen konnte. War ein Mitarbeiter hier 15 Jahre im Betrieb, erhielt er unter den gleichen Bedingungen 95.100 Euro.

Symbolbild: Mercedes-Benz AG

24 Kommentare
Älteste
Neueste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Betrachte alle Kommentare:
Peter Mohrbitzer
4 Jahre zuvor

Ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter die betriebsbedingt gekündigt werden.

Zigtausende € Abfindungen pro Person – und dann was von Sparkurs daher reden.

Schämt euch.

Frank
Reply to  Peter Mohrbitzer
4 Jahre zuvor

ich verstehe Ihren Kommentar nicht.

Was ist ein Schlag ins Gesicht? Es wird doch niemand betriebsbedingt gekündigt. Steht ganz groß im ersten Satz

Snoubort
Reply to  Frank
4 Jahre zuvor

Versuche auch den Satz zu verstehen. Vielleicht meint er, dass es ein Schlag in das Gesicht Gekündigter Mitarbeiter anderer Firmen wäre? Oder vielleicht von Zeitarbeitsfirmen?

JM
4 Jahre zuvor

Das Abfindungsangebot sollten alle in Anspruch nehmen. Mal schauen, wie der Konzern ohne Angestellte läuft. Die IAA Vorstandspräsentation 2019 mit Mitarbeitern auf der Bühne wird somit zur Farce. Wertschätzung gleich Null. Im Konzern fehlen positive Vision und Zukunftsperspektive und daher wird der Aktienkurs immer schlechter. Da muss sich der Konzern von Tesla eine Scheibe abschneiden und stark verbessern.

Stefan Camaro
Reply to  JM
4 Jahre zuvor

Ich weis nicht wie es bei Daimler läuft, aber in dem Konzern wo ich arbeite, gilt doppelte Freiwilligkeit. Der Arbeitgeber muss zustimmen, wenn jemand mit Abfindung gehen möchte. Das steht übrigens auch oben im Aritkel…

Und zu Ihrem Teslasatz: Haben Sie mal von den Arbeitsbedingungen und den Bezahlungen in den USA gelesen von dem ach so tollen Tesla Konzern?
Bei Daimler ist sicher nicht alles toll, aber beschweren mussten sich die Mitarbeiter hinsichtlich Bezahlung und Arbeitsatmosphäre sicher nicht.

Snoubort
Reply to  Stefan Camaro
4 Jahre zuvor

Quelle? Ich denke nirgendwo sonst auf der Welt ist auch nur im Ansatz ein ähnliches (Mindest-/Durchschnitts-) Gehaltsniveau zu finden wie in dem Gebiet rund um den Tesla Hauptsitz… (gut, die Lebenshaltungskosten sind da natürlich auch recht sportlich…)

Stefan Camaro
Reply to  Snoubort
4 Jahre zuvor

https://www.businessinsider.de/wirtschaft/tesla-mitarbeiter-berichten-von-unglaublichen-arbeitsbedingungen-2019-7/

Und in Palo Alto sitzen auch Google, Facebook und co.
Also muss man zwangsläufig mehr bezahlen um überhaupt Arbeiter zu bekommen.

MarcS
Reply to  JM
4 Jahre zuvor

Was genau ist an einem Abfindungsangebot (doppelte Freiwilligkeit) denn schlecht und was hat das mit Wertschätzung zu tun? Die Automobilindustrie und damit auch Daimler bezahlt für deutsche Verhältnisse sehr gute Löhne. Natürlich kommt das nicht an die großen Tech-Konzerne ran, es liegt aber weit über dem nationalen Durchschnitt, wenn man das Gesamtpaket betrachtet.

Am Gehalt kann man es also nicht festmachen. Man muss halt Personal abbauen und das geht eben wegen der Sicherung bis 2029 nur so.

Pieli
4 Jahre zuvor

Bevor es hier abgeht. In dem Artikel geht klar hervor, dass es auf eine doppelte Freiwiligkeit basiert. Sprich, Arbeitnehmer und Vorgesetzter müssen sich einig sein ob sie eine der Optionen in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Das sind nur Angebote. Gerade für langjährige Arbeitnehmer kann eine frühzeitige Altersteilzeitregelung durchaus willkommen sein. Bevor unsere Regierung das Geld anderweitigen „Bedürftigen“ zukommen lässt….Kündigungen sind ausgeschlossen.

Herr Pensionär
4 Jahre zuvor

Ist doch eine feine Sache für die MA, bei denen ein vorzeitiger Austritt gut in die aktuelle Lebens-Situation reinpasst und die keine große Lust bzw. Notwendigkeit zum „Durcharbeiten“ sehen. Falls es wieder 44 Monate gibt, bekäme ein langgedienter E4 mit 10 T€ Monatsgehalt 440 T€ Abfindung. Ist er verheiratet und „die schwäbische Hausfrau“ hat kein eigenes Einkommen, zahlt er nach „Fünftel-Regelung“ ca. 100 T€ Steuern, sofern sonst kein Einkommen in dem Jahr.
Ca. 340 T€ netto für’s vorzeitige Aufhören ist dann doch ein sehr schönen Bonbon.
Der deutsche Durchschnitts-Michel kann von solch einer Komfortzone nur träumen 😉

Christian W.
Reply to  Herr Pensionär
4 Jahre zuvor

Denke nicht, dass bei einer 440 T € Abfindung 340 T € netto rauskommen. Herr Scholz will bestimmt mehr vom Kuchen abhaben.

Herr Pensionär
Reply to  Christian W.
4 Jahre zuvor

Bei 90 T€ (ca. ein Fünftel der 440 T€) zahlt man als Verheirateter ca. 20 T€ Steuern. Das wird „mal 5 genommen“ und mehr als die 100 T€ bekommt der Minister nicht.

Frank
Reply to  Herr Pensionär
4 Jahre zuvor

Die 10.000 Euro sind auch sehr optimistisch gerechnet. Ich glaube kaum dass es E4’s gibt die 10.000 Euro verdienen. Bei Mercedes sind E4 Manager ja selbst noch im Tarif. Das bedeutet höchstens EG17. Da ist es bis 10.000 Euro noch weit dahin.

Tantieme zählen ja anscheinend zur Berechnung der Abfindung nicht mit.

Peter Mohrbitzer
4 Jahre zuvor

Klar sind die Brutto-Gehälter gut, wir zahlen in Deutschland aber auch (insgesamt) absolute Rekordsteuern.

In der Schweiz zB bleibt einem deutlich mehr am Ende des Monats

Frank
Reply to  Peter Mohrbitzer
4 Jahre zuvor

das stimmt nicht, schauen sie mal nach Skandinavien und überdenken sie dann ihre definitiv von ‚Rekord‘

Joachim
Reply to  Peter Mohrbitzer
4 Jahre zuvor

Dafür kostet die einfachste Pizza auch schon 20 Euro in einem einfachen Restaurant. In D ist man bei ca 7 bis 8 Euro schon dabei.
Ich glaube, nicht nur MB Sachverhalte muss man differenzierter sehen, das gilt auch für das Thema, ob ein Schweizer am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche hat !!
Die Schweizer werden schon am Ende des Monats mehr Geld netto ausgezahlt bekommen. Ob man dann am Ende des Monats wegen der doch wesentlich höheren Lebenshaltungskosten so „deutlich mehr“ in der Tasche hat, das glaube ich nicht. Auch die soziale Absicherung ist in der Schweiz niedriger als in D. Aber das ist m.E. ein jahrelanger politisch gewollter Konsenz von beiden Seiten .
Kurze Frage: Ist Peter Mohrbitzer der bisherige = Peter Mohrfeldt ??
Im internationalen Vergleich werden in D keine“ absoluten Rekordsteuern“ gezahlt. Das ist eindeutig falsch und kann im Internet ganz simpel nachgesehen werden. Da liegen nordische Länder eindeutig höher, auch gerade wegen der sozialen Aufwendungen/Absicherung.
Und damit Ende der Antworten zur Richtigstellung im Rahmen einer „Verbraucherberatung“ und bitte zurück zum Thema des Artikels. 😉

Herr Pensionär
Reply to  Joachim
4 Jahre zuvor

Ich vermute, dass aufgrund der geringeren Anzahl an E3 diese Gruppe keine bedeutsame Rolle im Kontext einer MA-Reduzierung spielt und hatte auch mal gehört, dass E3 mit 60 Jahrem „sowieso“ mit sehr guten Konditionen aussteigen (können).
PS: Zur Versteuerung: Ja, man sollte sonst keine Einnahmen im gleichen Jahr der Abfindungszahlung haben und falls doch, diese soweit möglich „egalisieren“ (bspw. durch Abschluss einer Rührup-Rente). Beste Grüße.

EinInteressierter
Reply to  Herr Pensionär
4 Jahre zuvor

1. Das Abfindungsprogramm ist vom Betriebsrat für alle Tarifmitarbeiter abgeschlossen worden.
In Deutschland gehören ca. 98% aller E3 zu den Tarifmitarbeitern. Der Betriebsrat hat auf die Aufnahme der E3 in das Abfindungsprogramm verzichtet. Das Programm für die E3 und aufwärts ist signifikant schlechter als das der anderen Tarifmitarbeiter.

2. Die Verträge der E3 mit „Ablaufdatum“ 60 Jahre sind nicht rechtskonform und werden vor dem Bundesarbeitsgericht verhandelt.
Die hier erwähnte „Einmalzahlungen“ steht in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu dem Zeitraum der überbrückt werden muss (60-67).
Leider schaut auch hier der Betriebsrat weg und verzichtet auf die Mitbestimmung bei Tarifmitarbeitern

Thomas
4 Jahre zuvor

in das Unternehmen müssen junge Leute rein.
Schlimm was bei den OEMs für Leute rumsitzen.

DaumenRunter
Reply to  Thomas
4 Jahre zuvor

Aber genau die, die nur rumsitzen, gehen ja nicht von allein
Da müsste die Rente schon sehr nah und die Abfindung sehr hoch sein, damit die freiwillig gehen, sind ja schon zu faul zu arbeiten, warum dann zuhause bei Frauchen stressen lassen.

Helge
4 Jahre zuvor

Und der Stellenabbau bei Daimler geht weiter bzw. es sollen noch mehr Stellen wegfallen wie ursprünglich geplant

https://www.t-online.de/finanzen/boerse/news/id_87310552/bericht-daimler-will-weitere-stellen-streichen.html

Ich lasse es mal unkommentiert. Sonst gibt’s hier vieleicht wieder einen Aufschrei, daß ich nur negativ schreiben würde.

Martin
4 Jahre zuvor
Helge
Reply to  Martin
4 Jahre zuvor

Sieht nicht so gut aus derzeit bei Daimler. Die Ursachen für diese Maßnahme bzw. Stellenabbau, dürften wohl schon länger zurück liegen. Mehr sage ich dazu nicht – aber ich habe dazu eine klare Meinung.

Kurt Huppenbauer, ein EHEMALIGER des Konzerns, dem das Herz blutet, dies mitansehen zu müssen.
4 Jahre zuvor

Daimler tut sich schwer.

Warum? Die Antwort ist dem Konzerngeschäftsbericht 2019 zu entnehmen: 240 Mrd.Euro „Schulden“
wie sie dort genannt werden enthalten 106 Mrd.Euro kurzfristige. Da nützt auch eine Liquiudität von
rd.27 Mrd.Euro und 11 bzw.12 Mrd.Euro Kreditlinien in Summe wenig da diese gesamt erst mal
50 % der kurzfristigen Schulden abdecken.

Es stehen weitere -eventuell gar Milliardenzahlungen an- in Sachen „Diesel“. Wer nun für Abfindungen
auch noch in die Kasse greifen muss, belügt sich eigentlich selbst wenn er dann noch von „Einsparungen“
spricht.

Man kann im 2. Quartal 2020 einen satten Verlust von mehreren Milliarden Euro erwarten und danach
scheint noch lange keine Sonne.

Da die Autoprämie nun für Verbrenner und Diesel n i c h t kommt nützt auch der Aufschrei des
AR-Vize Michael Brecht wenig; denn wer ständig den Vorstand auffordert, Millionen, ja Milliarden
Euro’s in die Hand zu nehmen, findet diese Beträge nicht vor den Werkstoren, weder in Unterürkheim,
noch in Sindelfingen oder gar in Rastatt.

Das Problem liegt also in der Vergangenheit (Dieter Zetsche + Co) und keiner vom Vorstand oder
gar Aufsichtsrat hat je widersprochen, als Herr Uebber die Wünsche von DZ erfüllte.

So kommt man nun in Summe auf 80 Prozent Fremdkapital und 20 Prozent Eigenkapital und ist wohl
noch immer stolz, somit einen Verschuldungsgrad von 400 Prozent erreicht zu haben. Das alles liegt

schon bedenklich über dem Grenzwert von 200 Prozent, der dann akzeptiert werden könnte, wenn
nun Honig und Milch mit neuen Produkten /E-Produkte fließen würden. Aber dies ist kaum am Horizont
abzulesen und die Aktionäre dürfen sich in den nächsten Jahren freuen, wenn sie überhaupt und dann
wohl nur eine“Schamdividende“ erhalten, die gegebenenfalls auch noch fremdfinanziert wäre.

Unternehmenskatastrophen fallen eben nicht vom Himmel, sie „wachsen an“ und dafür hat man
in Aktiengesellschaften normalerweise einen funktionierenden und bedachtsamen Aufsichtsrat,
der wenigstens die „eigene Bilanz“ seines Unternehmens und dessen Berichterstattung kapieren
sollte.

Auch dies scheint ein Mangel im Hause „Daimler“ geworden zu sein und allein die Personalrochaden
der letzten Monate im Bilanzbereich incl.IR-Bereich bringen außer interessanten Meldungen wenig.

Allein die Rating-Agentur FITCH hat sich vor Wochen mal getraut auf‘ sPapier zu schreiben:
Das Downgrading geschieht bzw. geschah auch und gerade deswegen, weil sich die
Finanzstruktur im Daimler Konzern „verändert“ hat. Welche Milde, könnte man kommentieren…..