Liebherr, Daimler Truck und Kässbohrer testen gemeinsam in Münsingen

Seit vielen Jahren testen die Firmen Liebherr, Kässbohrer Geländefahrzeug AG und Daimler Truck AG ihre Fahrzeuge und neuesten Technologien auf der Panzerringstraße in Münsingen. In 2020 wurde zudem eine Akustikmessstrecke auf dem Testgelände in Betrieb genommen, welche eine ideale Testumgebung insbesondere mit Blick auf die batterieelektrischen Fahrzeuge bietet. Am 26. Juni begrüßten die drei Unternehmen Vertreter aus Politik, Verbänden und Presse, um über die Bedeutung des Testgeländes zu informieren. Dabei konnten die Gäste die alternativ angetriebenen Fahrzeuge und die Akustikmessstrecke selbst bei einer Probefahrt erleben.

Ehingen (Donau), (Deutschland), 26. Juni 2023 – Der ehemalige Truppenübungsplatz in Münsingen ist vieles: Biosphärengebiet, EU-Vogelschutzgebiet, Kulturdenkmal, allgemeines Sperrgebiet, Naherholungsgebiet und Reiseziel für Urlauber auf frei gegebenen Wegen, sowie wirtschaftlich genutztes Teilareal, auf dem Großfahrzeuge und Technologien getestet werden. Mit seiner privaten Ringstraße des Bundes, welche der industriellen Nutzung vorbehalten ist und sich durch ihre vielfältige Topographie auszeichnet, bietet der ehemalige Truppenübungsplatz ideale Voraussetzungen für die Aktivitäten der drei Unternehmen. Die Ergebnisse ihrer Testungen lassen Liebherr, Daimler Truck und Kässbohrer direkt in die Weiterentwicklung ihrer Fahrzeugtechnologien einfließen. Dazu zählen beispielsweise alternative Antriebstechnologien wie Batterien und Wasserstoffmotoren, intelligente Assistenzsysteme oder sich autonom bewegende Fahrzeuge.

Die Unternehmen sind sich der Verantwortung, aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen bewusst und berücksichtigen diese bei ihren Aktivitäten. Sie erproben nicht nur Technologien, die der Umwelt beispielsweise durch reduzierte Emissionen zugutekommen, sondern stehen auch im engen Austausch mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – Geschäftsbereich Bundesforst als Eigentümer des Geländes. Dieser erlässt in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen und dem Landratsamt Reutlingen entsprechende Auflagen für die Nutzung der 36 Kilometer langen Strecke – dazu zählen unter anderem Fahrverbote während der Brutmonate bestimmter Vogelarten oder gesperrte Bereiche im einstigen Panzer-Fahrschulgelände während der Laichzeit. „Die Einrichtung des Biosphärengebietes Schwäbische Alb mit dem Herzstück des ehemaligen Truppenübungsplatzes war ein Glücksfall der Geschichte, der sich dank der guten Zusammenarbeit aller Akteure über 17 Jahre prächtig entwickelt hat. Wir stehen für die Fortentwicklung dieser Modellregion, hohe naturschutzfachliche Werte, zur Transformation der Erneuerbaren Energien in Randbereichen und zur Verbindung einer begrenzten industriellen Nutzung mit den bewährten Firmen der Region“, sagt Paul Johannes Fietz, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Mit Rücksicht auf die Natur: Tests für emissionsarme Antriebe

Als Hersteller von Mobil- und Raupenkranen produziert Liebherr in Ehingen Anwendungen, die ihre Aufgabe als fahrbare und stationäre Hubgeräte zuverlässig erfüllen und sich technologisch stetig weiterentwickeln. Dazu zählen Aspekte wie reduzierter Kraftstoffverbrauch und Emissionsverringerung, die Weiterentwicklung des klassischen Verbrennungsmotors oder batteriebetriebene Hybridlösungen. „Daneben entwickeln wir Komponenten wie beispielsweise Getriebe, aktive Hinterachslenkungen oder Assistenzsysteme weiter – nur ein Bruchteil unterschiedlichster Aspekte, die für die sichere Funktion eines hochkomplexen Kranfahrzeugs unabdingbar sind und in ihrem Zusammenspiel getestet werden müssen“, informiert Dr. Ulrich Hamme, Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung bei Liebherr in Ehingen.

Alle Funktionen eines Krans als Hubgerät werden stationär im Werk geprüft. Danach testet Liebherr alle Fahrfunktionen im technischen Bereich und auf der Panzerringstraße des ehemaligen Truppenübungsplatzes. „Die Sicherheit, Funktionalität, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit unserer Produkte sind wesentliche Treiber unserer Arbeit hier auf dem Münsinger Gelände. Mit Rücksicht auf die Natur des Biosphärengebiets wollen wir unsere Krane weiter verbessern und so immer klimaneutraler werden und unseren Teil zur Energiewende beitragen“, hält Dr. Hamme fest.

Kässbohrer Geländefahrzeug AG: Nachhaltig mit neuen Technologien

Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG ist mit dem PistenBully weltweiter Markt- und Technologieführer unter den Pistenfahrzeugen. Bei der Entwicklung dieser Fahrzeuge steht die Reduzierung der CO2 Emissionen zunehmend im Vordergrund. Für die Skigebiete auf der ganzen Welt ist das Erreichen der CO2 Neutralität bzw. die Zero Emission Strategie mittlerweile ein Wettbewerbsfaktor geworden. „Als Lieferant stehen wir hier vor immensen Herausforderungen. Diese Herausforderungen, nehmen wir im Sinne unserer Kunden an und bauen unsere Technologieführerschaft mit effizienten und nachhaltigen Produkten weiter aus,“ unterstreicht Christian Oberwinkler, Vorstand für Technik und Produktion, die Strategie des Unternehmens. Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG war der erste Hersteller, der bereits 2012 eine dieselelektrische Pistenraupe auf den Markt gebracht hat sowie aktuell ein vollelektrisches Loipenfahrzeug testet.

Neben dem firmeneigenen Testgelände nutzt Kässbohrer den ehemaligen Truppenübungsplatz für spezielle Versuche mit großem Platzbedarf oder für besondere Sicherheitsprüfungen, Schallleistungsmessungen oder Akustikversuche, die eine geräuscharme Umgebung benötigen. Darüber hinaus sind Fahrdynamikversuche mit dem PowerBully und Dauerlaufversuche auf der Panzerringstraße weitere Nutzungen, die für den Weltmarktführer unabdingbar sind.

Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG hat das Biosphärenreservat in der Vergangenheit mit einem Flexmobil unterstützt. Mit diesem Fahrzeug wurden durch Bodenverdichtung Tümpel ausgefahren, die zum Erhalt der Feuchtbiotope und damit Erhalt der Lebensräume für Tiere in diesem Biotop wesentlich beitragen.

Daimler Truck testet Elektro-Lkw auf der Akustikmessstrecke

Als einer der weltweit größten Nutzfahrzeughersteller hat sich Daimler Truck dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Ziel ist es, bis 2039 nur noch klimaneutrale Neufahrzeuge im Fahrbetrieb in den globalen Kernmärkten (EU30, USA, Japan) anzubieten. Auf der Messstrecke in Münsingen wird daher auch die Akustik von E-Lkw getestet. Die Anlage besteht aus einer rund 500 Meter langen Strecke mit zwei Wendekreisen, weiteren 250 Metern Anlaufstrecke und einer Messwarte. In Kanälen unter der Straße liegen kilometerlange Verbindungskabel zum Anschluss von Wetterstation, Lichtschranken und Mikrofonen sowie weiteren Messkomponenten.

Bei Fahrzeugen wie dem batterieelektrischen Mercedes-Benz eActros 300/400 für den Verteilerverkehr geht es vor allem darum sicherzustellen, dass die Fahrzeuge im Fahrbetrieb laut genug sind, um von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig wahrgenommen zu werden. Deshalb müssen E-Fahrzeuge ein Geräuschminimum überschreiten. Auch für die Tests rund um die Geräuschkulisse des eActros 600 für den Fernverkehr setzen die Ingenieure auf die Akustikmesstrecke in Münsingen. Der E-Lkw hat in der Serie eine Reichweite von etwa 500 km ohne Zwischenladen und soll 2024 die Serienreife erreichen. Der eActros 600 soll durch seinen niedrigen Energieverbrauch der für Kunden im Vergleich zum konventionellen Diesel-Actros wirtschaftlichste Fernverkehrs-Lkw von Mercedes-Benz Trucks sein. Damit soll der E-Lkw die tiefgreifende Transformation des Straßengüterverkehrs hin zu CO2-neutralen Antrieben signifikant beschleunigen.

Quelle: Mercedes-Benz Group AG