Der Unimog – das „Universal-Motor-Gerät“ feiert am heutigen Tag den 70. Geburtstag. Am 9. Oktober 1946 beginnt die Erfolgsgeschichte einer ganz besonderen Idee, die heute mehr denn je bei Kunden auf der ganzen Welt gefragt ist. Das Geburtstagskind ist inzwischen in die Jahre gekommen, aber alt ist der Unimog auf keinen Fall! Wir nutzen das Jubiläum für einen Rückblick auf die Anfänge des Alleskönners.
Erste Impulse zum künftigen Unimog gehen auf die Mitte der 1940er-Jahrezurück als Albert Friedrich, Ingenieur der damaligen Daimler-Benz AG, an einem ersten Konzept für ein „Motorgetriebenes Universalfahrzeug für die Landwirtschaft“ arbeitete. Unabhängig von Friedrich hatte zur selben Zeit auch der ehemalige Pkw-Konstrukteur von Daimler-Benz – Heinrich Rößler – die Idee für ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug. Eine Zufallsbegegnung im Werk in Stuttgart-Untertürkheim im Spätsommer 1945 ist die Initialzündung dafür, dass auch Heinrich Rößler Teil des Projekts wird. Ab jetzt werden sämtliche bisher entwickelten Vorstellungen in einem Entwurf zusammengefasst und Schritt für Schritt verfeinert. Zum Entwurf, das man Anfang 1946 fertig stellte, gehören u.a. bis heute die vier gleich große Räder, die charakterisierenden Portalachsen mit ihrer großen Bodenfreiheit sowie große Schraubenfedern für lange Federwege.
Auf Basis des ersten Entwurfs wird am 09. Oktober 1946 bei Erhard & Söhne das erste fahrfähige Unimog-Chassis fertiggestellt. Dieser Tag gilt offiziell als die Geburtsstunde des Unimog – heute vor exakt 70 Jahren.
6 erste Prototypen zwischen 1946 und 1948
Zwischen 1946 und 1948 wurden insgesamt sechs Unimog Prototypen gebaut. Der Prototyp Nummer 6 kann dazu heute noch im Unimog-Museum in Gaggenau besichtigt werden. Außerdem gibt es auch noch den Prototyp Nummer 5, dieser wird im Deutschen Landwirtschaftsmuseum in Stuttgart-Hohenheim ausgestellt. Alle anderen Prototypen existieren heute nicht mehr. Die Prototypen U1 bis U4 wurden in Schwäbisch Gmünd bei Erhard & Söhne gebaut und waren mit Benzinmotoren (M 136) ausgestattet. Die U5 und U6 Prototypen hatten einen Dieselmotor (OM636) und wurden bei Boehringer in Göppingen gefertigt.
Erste Serienfahrzeuge aus Göppingen
Die ersten Serienfahrzeuge des Unimog werden ebenfalls in Göppingen hergestellt und 1949 durch Boehringer an den ersten Kunden zum Landwirtschaftlichen Einsatz ausgeliefert. Einer der ersten Interessenten für den Unimog – außerhalb der Landwirtschaft – war die Schweizer Armee. Ab 1950 werden dazu die ersten Fahrzeuge der Baureihe 70200 von Boehringer an die Schweizer Armee geliefert. Generell haben die Militärversionen des Unimog, so zum Beispiel für die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und die Schweiz, den Unimog in die Welt getragen und durch seine Einsätze überall bekannt gemacht.
Übernahme von Daimler-Benz im Jahre 1950
Den Erfolg erkannte damals auch Daimler-Benz AG und übernahm im Oktober 1950 das Projekt Unimog. Die Fertigung wurde im Werk Gaggenau neu angesiedelt, wo im Juni 1951 die ersten Fahrzeuge vom Band liefen. Bis August 2002 wurde der Unimog in Gaggenau produziert, mit der Produktionsverlagerung in das Mercedes-Benz Werk Wörth beginnt nach 51 Jahren Produktion im Murgtal ein neuer Abschnitt für den Unimog.
Verlagung der Produktion nach 2002 nach Wörth
Durch die Verlagerung der Produktion in das große Lkw-Werk wird der Unimog noch besser für die Zukunft aufgestellt, das stärker den je zum multifunktionalen Arbeitsgerät, in der Landwirtschaft aber gerade auch für viele kommunale Dienstleistungsaufgaben eingesetzt wird. In der typischen „Kommunal-Orange“-Lackierung ist das Fahrzeug Kommunen oder Autobahnmeistereien im Einsatz. Der Unimog fährt dazu auf allen Kontinenten, auf asphaltierten Straßen ebenso, wie auf Schienen. Er durchquert Wüsten und ist auf Passstraßen im Gebirge, im Flachland oder am Meer zu Hause – und das seit inzwischen 70 Jahren. Und die Erfolgsstory geht weiter, – ein Ende dafür ist aktuell noch nicht abzusehen. Zurecht.
Von einigen Beispielen der Geschichte aus 70 Jahren Unimog konnten wir uns sogar selbst in der Heimat des Fahrzeuges in Gaggenau – im Unimog-Museum – ein Bild machen. Also eine kurze Bahnfahrt gefällig? Mit dem U 1650 als Zweiwegefahrzeug der Baureihe 427 aus dem Jahr 1998, der sowohl auf der Straße als auch auf Gleisen fahren kann, gar keine Problem.
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Oder ein bisschen Offroad im Geländeparcour? Da zeigt der U 1100 L (Baureihe 416) aus dem Jahr 1979, dass er sich mit 110 Diesel PS (OM 352), trotz seines Alters immer noch wie ein leichter Floh über Stock und Stein bewegt und seinem jüngeren Bruder von 2014, dem U 4000 mit 218 PS (OM 924 LA) damit in nichts nachsteht.
Baureihe 401 mit OM 636 Motorisierung
So richtiges Urgefühl kommt bei der Fahrt im Unimog 25 PS (Baureihe 401) auf. Das Fahrzeug war früher im Dienst der Berliner Stadtreinigung und sein Vierzylinder-Diesel OM 636 treibt den Unimog von 1955 auch heute noch voran. Lautstark nagelt der Motor in der kleinen Fahrerkabine vor sich hin, so dass man kaum sein eigenes Wort versteht. Das knüppelharte Fahrwerk bringt den Unimog gut durchs Gelände und ausgestattet mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen sowie zuschaltbaren 4×4 sowie zwei schaltbare Sperren an beiden Achsen ist der Oldie auch heute noch gut bei der Sache.
Blick auf die Baureihe 404
Das sich mit den Jahren der Unimog weiterentwickelt hat und auch von der Form fast den heutigen Modellen entspricht, zeigt ein Blick auf das nächste Fahrzeug. Der Unimog S (Baureihe 404) aus dem Jahr 1964, ist von gut 3 Meter auf über 5 Meter gewachsen, aber auch der Radstand vergrößerte sich von den bisherigen 1.720 auf 2.900 Millimeter. Diese Generation wurde unter anderem im Schweizer Militär genutzt und ist mit einem 82 PS starken Sechszylinder-Benzinmotor (M 180) ausgestattet.
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4×4 Antrieb im Unimog
Mit bis nahezu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ist der Unimog 1300 L aus dem Jahr 1975 ein ideales Nutzfahrzeug. Er bringt mit dem 5,6 Liter Hubraum kräftigen OM 352 Diesel 130 PS auf die Straße und verfügt zudem über acht Vorwärts- und Rückwärtsgänge. Den zuschaltbaren 4×4 Antrieb und die schaltbaren 100% Sperren an Vorder- und Hinterachse hat dieser Unimog selbstverständlich auch an Bord. Kein Wunder also, dass dieser Unimog-Typ in großen Stückzahlen an die Bundeswehr und Feuerwehren geliefert wurde.
Diese und viele andere Modelle zeigt das Unimog-Museum und ermöglicht eine Reise durch die Zeitgeschichte. An Hand einer Vielzahl an Ausstellungsfahrzeugen sowie diverser Wechselausstellungen wird eindrucksvoll dargestellt, was der Alleskönner damals wie heute so drauf hat. Das Markenzeichen dabei ist klar: Ein Unimog steht immer für extreme Geländegängigkeit und hohe Zuverlässigkeit.
Zusammenfassend lässt sich eines klar sagen: der Unimog ist eine Ausnahmeerscheinung, was auch Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche erkannte :„Für mich ist der Unimog weit mehr als ein allradgetriebener Lkw. Er ist der John Wayne unter den Nutzfahrzeugen – frei nach dem Motto: Ich brauch’ keine Straße, ich brauch’ nur einen Auftrag.“
Unimog-Geräteträger sorgt für volle Auftragsbücher
Heute ist vor allem der Unimog-Geräteträger der Gewinnbringer und sorgt für volle Auftragsbücher. Wenig überraschend, bieten doch etwa 250 Geräte- und Aufbaupartner weltweit rund 3.500 Anbauteile für den Unimog an und lassen ihn auf diesem Weg zum ganz speziellen Arbeitsgerät werden – das Einsatzgebiet ist dabei egal der Unimog hat immer eine Lösung im Angebot.
Bilder/Video: ©Philipp Deppe / MBpassion.de