Weniger ist mehr: im Mercedes-AMG GT C Roadster durch Arizona – die Testfahrt

Kurz nach der Weltpremiere des AMG GT R präsentierte die Sportwagen- und Performance-Marke aus Affalterbach gleich zwei weitere Roadster-Varianten des Sportwagens, wobei neben dem AMG GT Roadster der AMG GT C Roadster das Portfolio parallel noch um eine zusätzliche Modellvariante bereichert.

Speziell der AMG GT C Roadster bietet nicht nur mehr Leistung – von 557 PS – sowie mehr Drehmoment, sondern verfügt parallel noch über einige Highlights des GT R. Zeit für eine Ausfahrt? – wir haben uns den GT C Roadster in Arizona (USA) bei einer ersten Ausfahrt bereits angesehen.

557 PS im AMG GT C Roadster
Der AMG GT C Roadster liegt 47 PS über den AMG GT S und 28 PS unterhalb dem AMG GT R. Das maximale Drehmoment des Fahrzeug von 680 Newtonmetern steht zwischen 1.900 bis 5.750 u/min zur Verfügung, wobei das Fahrzeug innerhalb von 3.7 Sekunden auf die 100 km/h-Marke sprintet. Der Vortrieb des Roadsters wird bei 316 km/h beendet, – unabhängig, ob offen – oder geschlossen. Die C-Variante verfügt im Vergleich zum AMG GT R über einen reduziertem Ladedruck sowie einer zweistufigen – statt 3-flutigen Abgasanlage.

DCT 7-Gang Sportgetriebe modifiziert
Speziell für das 557 PS-Modell haben die AMG-Entwickler aber nicht nur das AMG Speedshift DCT 7-Gang Sportgetriebe durch eine längere Übersetzung angepasst, parallel wurde auch der 7. Gang sowie der Endabtrieb kürzer ausgelegt – was ein noch agileres Beschleunigungserlebnis und sehr spontane Reaktionen auf die Gaspedalbefehle ermöglichen soll. In Serie wird das Fahrzeug bereits mit der AMG Performance Abgasanlage ausgeliefert, wobei 2 stufenlos verstellbare Klappen den Abgassound authentisch und direkt modulieren.

Aktives Luftregelsystem
Eines der Highlights des Fahrzeuges bleibt auf den ersten Blick unentdeckt – und wurde für die beiden Roadster-Varianten übernommen: das aktive Luftregelsystem mit senkrechten Lamellen, die sich im unteren Bereich der Frontschürze befinden und mittels Elektromotor in knapp 1 Sekunden geöffnet oder geschlossen werden können. Eine bedarfsgerechte Kühlung des V8 BiTurbo-Antriebs ist somit jederzeit gewährleistet.

Die Dreieckslenker, Achsschenkel und die Radträger an beiden Achsen des AMG Sportfahrwerkes sind aus geschmiedetem Aluminium gefertigt, wobei die Räder an doppelten Dreieckslenkern geführt sind und dadurch eine hohe Sturz- und Spursteifigkeit für hohe Kurvengeschwindigkeiten ermöglichen soll. Scharf eingebremst kann der GT C aber auch unglaublich schnell aus den Kurven beschleunigt werden.

Abgrenzung zum AMG GT Roadster Modell
Optisch unterscheidet sich das AMG GT C Modell vor allen durch weit ausgestellte hintere Kotflügel, technisch in der Serienausstattung durch u.a. AMG RIDE CONTROL Sportfahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung, elektronisch statt mechanisch geregeltem Hinterachs-Sperrdifferenzial, sowie größerer Bereifung / Felgen an Vorder- und Hinterachse mit einer breiteren Spur und 57 Millimeter breiteren Heck, sowie größeres Bremssystem. Zusätzlich verfügt nur das 557 PS-Model über das Fahrprogramm „RACE“ sowie einer aktiven Hinterachslenkung. Das Leistungsgewicht des AMG GT C liegt bei 2,98 kg pro PS -, beim normalen AMG GT Roadster bei 3,35 kg/PS.

Fahreindruck
Natürlich musste Mercedes-AMG die neuen Roadster-Modelle der Baureihe 190 in den USA vorstellen, – eines der AMG-Märkte auf der Welt. Als Örtlichkeit wurde nicht nur zufällig Phoenix in Arizona gewählt: das Wetter dort passt wohl ideal zum Roadster, – und hier nahmen wir auch genau die Fahrzeugschlüssel in die Hand. Die Lackierung passt zum Wetter: AMG solarbeam Yellow, diese Lackierung lässt unseren Fahrzeuggrundpreis von 160.650,00 Euro mal schnell um 8.687 Euro ansteigen. Die wohl teuerste Lackierung des Fahrzeug – von insgesamt 11 zur Verfügung stehenden Farben – ist wohl deutlich die auffälligste, wenn auch wohl eine der schönsten Lacke im Angebot der Stuttgarter Marke. Ohne Mehrpreis sind übrigens nur jupiterrot und schwarz als Uni-Lackierungen erhältlich. Passend dazu rollte das Fahrzeug nicht nur mit AMG Schmiederädern im Kreuzspeichen-Design in 19″ bzw. 20″ (3.272,50 Euro) aus der Garage, sondern u.a. auch mit dem AMG Night-Paket Exterieur.

Beim ersten Rundumblick öffnen wir den Kofferraum – dessen Heckdeckel übrigens aus so genannten Sheet Moulding Compound mit Carbonfaser besteht – und müssen uns an dessen kompakten Innenmaße erst einmal gewöhnen. Platz für 2 Golftaschen sind jedoch problemlos vorhanden. – immerhin. Bei den Literangaben verspricht man 165 Liter. Aber das ist wohl sportwagentypisch.

Im Fahrersitz Platz genommen, fällt mit der tiefen und sportlichen Sitzposition keine Änderung zum Coupé der Baureihe 190 auf. Doch bereits nach den ersten Metern auf der Straße fällt schnell auf, das sich der Roadster auch als durchaus angenehmer Reisebegleiter zeigt. Druckt man auf das Gaspedal des AMG GT C Roadsters, kommt ein entsprechender Sound aus den am Heck angebrachten Endrohrverblendungen. Bereits beim Start klingt ein tiefer Basslauf, den man so nur vom V8 kennt.

Dank niedriger Sitzposition stört bei geschlossenen Seitenfenstern wenig Wind, wobei das dreilagige Verdeck innerhalb von 11 Sekunden bis 50 km/h bedient werden kann.  Ist es verstaut, verschwindet es in der sogenannten „Z-Faltung“ im Heck. Das optionale Windschott hält entsprechende Luftströmungen ab, ohne selbst zu vibrieren bleibt die Scheibe starr.

Der Fahrtwind rauscht angenehm und kaum spürbar, ansonsten zeigt sich gut, das die Fahrdynamik zum Coupé so gut wie gar nicht abweicht. Auch der AMG GT (C) Roadster ist ein AMG durch und durch, wobei die komplette Kraft an die Hinterachse geht (was man bei Nässe wohl auch berücksichtigen sollte). Das elektronische Sperrdifferenzial an der Hinterachse verteilt das Drehmoment gekonnt auf die Straße, wobei der GT C – breiter als eine S-Klasse – so ruhig auf der Straße liegt, das man das Fahrzeug sehr gut mit niedrigen Pulsschlag fahren kann. Die Stabilität ist vor allen in langgezogenen Kurven enorm, unterstützt durch die elektromechanische Sportlenkung. Aber auch der Geradeauslauf des Fahrzeuges überzeugt.

Präzise Lenkung
Das Lenkungssystem zeigt sich direkt und sehr präzise, wie man es bereits beim Coupé gewohnt ist. Lenkvorgänge erfolgen mühelos und unproblematisch, zumal das System feinfühlige Rückmeldungen gibt. Die modifizierte 7-Gang Automatikschaltung zeigt zusätzlich keinerlei Mängel, die Schaltvorgänge erfolgen dazu weich und schnell – vor allen zum richtigen Zeitpunkt. Die manuelle Bedienung der Schaltpaddles sind meist unnötig, schneller als die Automatik ist man kaum – zumal das Fahrzeug mit einer solchen Geschwindigkeit beschleunigt, das er schnell im jeweiligen Begrenzer hängt und nach dem nächsten Gang verlangt.

Die aktive Hinterachslenkung des AMG GT C macht sich dabei gut bemerkbar, vor allen durch dessen gegensinniges lenken (maximal bis 1,5°) bis 100 km/h, was wie ein verkürzer Radstand wirkt und das Fahrzeug noch agiler reagieren lässt. Dies verbessert jedoch auch die Handlichkeit beim Einparken und Rangieren. Ab 100 km/h wird der Lenkeinschlag gleichsinnig (bis zu 0,5°), wodurch die Räder gerade im Grenzbereich noch schneller Seitenführungskräfte aufbauen kann und die Fahrstabilität sich nochmals erhöht. Ermöglicht wird dies durch 2 verstellbare Lenker, die die konventionellen Spurlenker der Hinterachse ersetzen, sowie durch 2 elektromechanische Aktuatoren (Elektromotoren mit Spindelbetrieb), die „By wire“ angesteuert werden – d.h. keine mechanische Verbindung zum Lenkrad.

Dank der guten Fahrstabilität und der hohen Laufruhe des Fahrzeuges sind aber auch autobahnähnliche Abschnitte mit höherer Geschwindigkeit gekonnt im offenen Zweisitzer bequem machbar. Im „C“-Modus wird das Fahrzeug dann aber auch schnell ein sehr guter Begleiter für das Rollen in der City- wobei man das Fahrprogramm je nach Situation und Wunsch speziell mittels DYNAMIC SELECT Schalter auswählen kann.

Da es sich bei unserem Fahrzeug um eine Vorserien-Produktion handelte, fehlte bei uns noch das für 535,50 Euro aufpreispflichtige Totwinkel-Assistenzsystem, welches eigentlich Bestandteil des Fahrassistenzsystems ist. Das System ist für den Roadster ebenso wichtig, wie eine Rückfahrkamera (476 Euro, 360 Grad Kamera nicht erhältlich). Der Grund ist klar: der eingeschränkte Blick im Bereich Richtung C-Säule aufgrund der niedrigen Sitzposition. Hier empfiehlt es sich deutlich, durch entsprechende elektronische Assistenz einen Ausgleich zu schaffen.

Fazit:
Der Mercedes-AMG GT Roadster- gerade als C-Modell mit 557 PS – ist ein Schmuckstück auf Rädern, für den man in Affalterbach auch einen entsprechend hohen Preis aufzurufen weiß und Ende April 2017 zum Händler rollt. Optisch macht das Fahrzeug eine mehr als gute Figur – Fahrtechnisch noch bei der Verarbeitung gibt es keinerlei Beanstandungen, zumal man hier ein Fahrzeug mit nahezu perfekten Werten und Leistungen auf die Räder gestellt hat. Keine störenden Geräusche, selbst bei geschlossenen Verdeck – genau so haben wir uns das vorgestellt. Und genau das kann und muss der Kunde auch erwarten. Passt die Auswahl der Optionen, steht dem „Driving Performance“ Fahrvergnügen made in Affalterbach nichts mehr im Wege.

Übrigens: Dank der erlaubten US-Höchstgeschwindigkeit von maximal 75 Meilen pro Stunde waren wir parallel auch durchaus sparsam unterwegs: Am Ende zeigte der Verbrauch einen Wert von 8,9 Litern an. Also durchaus sparsam im Hinblick auf die kombinierte Werksangabe von 11,4 Litern (Super Plus Benzin) auf 100 km.

Ausstattungsliste des Mercedes-AMG GT C Roadsters, Grundpreis 160.650,00 Euro

  • AMG solarbeam 8.687,00
  • AMG Schmiederäder im Kreuzspeichen-Design 3.272,50
  • AMG Night-Paket Exterieur 714,00
  • Leder Exklusiv Nappa/Mikrofaser DINAMICA schwarz mit Kontrastziernaht grau 3.570,00
  • AMG Zierelemente Carbon matt 2.261,00
  • AMG DYNAMIC PLUS Paket 2.201,50
  • AMG Keramik Hochleistungs-Verbundbremsanlage 8.270,50
  • COMAND Online 3.332,00
  • Digitales Radio (DAB) 523,60
  • Universal-Telefonie-Paket 476,00
  • Burmester Surround-Soundsystem 1.547,00
  • Park-Assistent PARKTRONIC 833,00
  • Rückfahrkamera 476,00
  • AMG Performance Sitze 2.320,50
  • Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer 487,90
  • Sicherheitsgurte in Silber 476,00
  • Memory-Paket 476,00
  • AIRSCARF 773,50
  • Spiegel-Paket 690,20
  • KEYLESS-GO Paket 940,10
  • Adaptiver Fernlicht-Assistent 119,00
  • Windschott 351,05
  • AMG Motorabdeckung Carbon 1.547,00
  • Spur-Paket 892,50
  • Abstands-Pilot DISTRONIC 1.047,20
  • AMG Einstiegsleisten beleuchtet 737,80
  • TIREFIT 59,50
  • Warnwesten für Fahrer und Passagiere 11,90
    = Gesamtfahrzeugpreis 207.744,25 € inkl. 19 % MwSt in Deutschland.

Technische Daten des Fahrzeug (Auszugsweise):

  • Fahrzeuglänge: 4.551 mm
  • Fahrzeughöhe mit geöffneter Heckklappe: 1.690 mm
  • Fahrzeughöhe fahrfertig: 1.260 mm
  • Fahrzeugbreite: 2.007 mm, über beide Außenspiegel: 2.075 mm, angeklappt: 1.923 mm
  • Bodenfreiheit bei GG (minimal) 96 mm
  • Höchstgeschwindigkeit: 316 km/h, 0-100 km/h in 3,7 Sekunden
  • Motor: M178 E 40DEH LA 62 AMG, V8, 83 mm Bohrung, 92 mm Hub.
  • Maximale Schräglage: 64 Grad, Rampenwinkel bei zGG 9.4 Grad, 30 % Steigfähigkeit
  • Radstand: 2.630 mm, Spurweite VA 1.678 mm, HA: 1.695 mm
  • Maximal effektiver Kopfraum Fahrersitz: 982 mm
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 1.940 kg, Leergewicht: 1.735 kg
  • Lenkübersetzung in Mittelstellung: 14,2
  • Getriebespreizung: 4,44, Übersetzung Achsenantrieb: 3,88
  • Übersetzungen Gang 1-7: 3,08/2,19/1,63/1,29/1,03/0,84/0,69 Rückwärtsgang: 2,79
5 Kommentare
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Bensen
7 Jahre zuvor

Unglaublich, dass dieses Auto, trotz der verbreiterten Karosserie, hinten diese schwarzen Verbreiterungen benötigt, die die Abdeckung der Lauffläche gewährleisten.

Phil
7 Jahre zuvor

@ Markus Jordan:
In der aktuellen ams ist ein kurzer Fahrbericht über den GT C Roadster abgedruckt: Bemängelt wurde im Wesentlichen die „überbreite Spur“. Auf deutschen Landstraßen sei „die schmalere Normalversion wohl spaßiger“. Möchtest Du diese Einschätzung kommentieren?

Marc W.
7 Jahre zuvor

Erstaunlich, wie man als Markenfan beim Anblick dieses netten Geschosses zur Einschätzung gelangt, ein 911er ist der Musterknabe an unaufdringlich-vernünftig-begehrenswert-edlem Spielzeug – also dem wahren Mercedes unter den Sportwagen 😉

Möhre
Reply to  Marc W.
7 Jahre zuvor

Ich fände es schön, wenn man den SL jetzt wieder etwas eleganter statt sportlicher gestalten würde, etwas mehr Leichtbau und weniger aggressiv, jetzt, wo man ja den AMG GT (S, R, C) hat, der diesen Part übernehmen kann.