Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Während die neue S-Klasse voraussichtlich noch im zweiten Halbjahr 2021 mit dem neuen DRIVE PILOT mit autonomen Fahrt nach Level 3 (hochautomatisiertes Fahren nach SAE Stufe 3 engl. Conditional Automation) kommt, erhält der EQS diese Ausstattung erst im kommenden Jahr in Deutschland. Eine Nachrüstung ist bei beiden Modellen nicht möglich, die notwendige Hardware muss dazu grundsätzlich ab Werk verbaut werden.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Auf geeigneten Autobahnabschnitten und bei hohem Verkehrsaufkommen kann der neue DRIVE PILOT dem Fahrer anbieten, die Fahraufgabe zunächst bis zu den gesetzlich erlaubten 60 km/h zu übernehmen. Die entsprechenden Bedienelemente dafür sitzen – wie in der S-Klasse – im Lenkradkranz oberhalb der Daumenmulden rechts und links. Aktiviert der Fahrer den DRIVE PILOT, regelt das System Geschwindigkeit und Abstand und führt das Fahrzeug souverän innerhalb der Spur. Streckenverlauf, auftretende Streckenereignisse und Verkehrszeichen werden ausgewertet und entsprechend berücksichtigt. Der DRIVE PILOT kann auch unerwartet auftretende Verkehrssituationen erkennen und durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver eigenständig bewältigen.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Für S-Klasse und EQS

Erstmals übernimmt damit das Fahrzeug die Fahraufgabe, solange der DRIVE PILOT aktiv ist. Dies ist ein Paradigmen-Wechsel. Aus Sicht von Mercedes-Benz lässt sich der sichere Betrieb eines solchen Systems nur durch den Einsatz eines erweiterten Sensorensets realisieren. Dieses umfasst zusätzlich LiDAR („Light Detection and Ranging“: optische Abstands- und Geschwindigkeitsmessung), hochgenaue Positionierung und eine HD-Map (digitale Karte in High-Definition-Qualität). Damit kann das System auch in schwierigen Situationen eine sichere Übergabe an den Fahrer gewährleisten.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Während der Nutzung des DRIVE PILOT kann sich der Fahrer vom Verkehrsgeschehen ab- und bestimmten Nebentätigkeiten zuwenden, sei es mit den Kollegen via In-Car-Office kommunizieren, im Internet surfen oder entspannt eine Sitzmassage genießen. Denn im DRIVE PILOT Modus können Funktionen freigegeben werden, die sonst während der Fahrt gesperrt sind. Der Fahrer muss dabei jedoch stets übernahmebereit bleiben und bei Bedarf unverzüglich wieder die Fahraufgabe übernehmen, wenn ihn das System dazu auffordert oder er erkennen muss, dass die Voraussetzungen für die bestimmungsgemäße Verwendung des DRIVE PILOT nicht mehr vorliegen.

Nähert sich das Fahrzeug dem Ende des für den DRIVE PILOT geeigneten Streckenabschnitts, beispielsweise einem Tunnel, oder ändern sich andere Umstände, etwa das Wetter oder die Verkehrssituation (beispielsweise, wenn sich der Stau auflöst), wird der Fahrer rechtzeitig zur Übernahme der Fahrzeugsteuerung aufgefordert. Prinzipiell muss der Fahrer stets übernahmebereit bleiben und innerhalb von zehn Sekunden die Fahrzeugsteuerung manuell fortsetzen können –schlafen, dauerhaft nach hinten blicken oder gar den Fahrersitz verlassen, sind deshalb nicht möglich. Um die Übernahmefähigkeit des Fahrers sicherzustellen, beobachten die Kameras von Fahrer-Display und MBUX Interieur-Assistent die Bewegung von Kopf und Augenlidern.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

DRIVE PILOT mit LiDAR-Laser

Der DRIVE PILOT baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes-Benz als unerlässlich für sicheres hochautomatisiertes Fahren hält. Dazu gehören LiDAR, eine weitere Kamera in der Heckscheibe und die Nutzung der (Innenraum-)Mikrofone, insbesondere zum Erkennen von Blaulicht und Sondersignalen von Einsatzfahrzeugen. Beim EQS Modell ist der LiDAR-Scanner an der Front auf der Fahrerseite angebracht, während auf der anderen Seite des Zentralsterns aufgrund der Optik ein Blindmodul positioniert ist.

Ergänzend zu den Sensordaten erhält der DRIVE PILOT Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen sowie besonderen Verkehrsereignissen (z.B. Unfällen oder Baustellen) von einer HD-Map. Diese wird über eine Backend-Anbindung zur Verfügung gestellt.

Die Fahrzeugposition wird dazu über ein hochgenaues Positionierungssystem ermittelt, das weit über übliche GPS-Systeme hinausgeht. Darüber hinaus verfügt die S-Klasse sowie der EQS mit der Sonderausstattung DRIVE PILOT über redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein redundantes Bordnetz, um auch beim Ausfall eines dieser Systeme manövrierfähig zu bleiben und eine sichere Übergabe an den Fahrer zu gewährleisten.

 

Ein leistungsstarkes Zentralsteuergerät realisiert die fürs hochautomatisierte Fahren notwendigen, anspruchsvollen Software-Funktionen. Beispielsweise in der Bildverarbeitung kommen hierbei Zukunftstechnologien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz zum Einsatz. Im Rahmen der modernen Sicherheitsarchitektur werden alle Algorithmen doppelt gerechnet.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Auf 60 km/h begrenzt – Update für höhere Geschwindigkeiten aber später möglich

Die maximale Geschwindigkeit eines hochautomatisierten Systems ist in Deutschland rechtlich auf 60 km/h begrenzt. Der DRIVE PILOT ist aber dafür vorbereitet, über Over-the-air-Updates auch höhere Geschwindigkeiten oder andere Anwendungsfälle zuzulassen, sobald der rechtliche Rahmen dies vorsieht. Die grundsätzliche Einführung des DRIVE PILOT in weiteren Ländern in Europa, in den USA und China soll Schritt für Schritt erfolgen, sobald es auch dort die nationale Rechtssituation vorsieht, dass eine Abwendung von der Fahraufgabe zulässig ist.

Mercedes-Benz EQS kommt erst ab 2022 mit Level 3 Drive Pilot

Bilder: MBpassion.de / Philipp Deppe sowie Dieter Rebmann

21 Kommentare
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Matthias
3 Jahre zuvor

Ob das Blindmodul das Ganze optisch ansprechender macht, ist Ansichtssache…
Wisst Ihr, was das System kosten wird? Lohnt es sich, deshalb eine geplante Bestellung zu verschieben?

Cornelius
Reply to  Matthias
3 Jahre zuvor

Also, wenn ich mir eine S-Klasse kaufen würde, würde ich auf jeden Fall auf das System warten. Man verschwendet doch so viel Lebenszeit im stockenden Verkehr auf der Autobahn, wenn ich in der gleichen Zeit auf dem Laptop arbeiten könnte, hätte das einen Riesenmehrwert

Snoubort
Reply to  Matthias
3 Jahre zuvor

Der Vorteil des Systems ist, dass man – wenn es trocken ist – im Stau auf der Autobahn mit etwas besserem Gewissen (und rechtlicher Absicherung) seine Mails checken / im Internet surfen kann, und noch seltener die Hand ans Lenkrad nehmen muss.
Dafür wird das Auto verschandelt, und der Aufpreis sicher happig werden.
Bis die Freischaltung auch für höhere Geschwindigkeiten oder für den Stadtverkehr erfolgen wird – wird es sicher ausgereiftere und besser integrierte Systeme geben.

MBEng
Reply to  Snoubort
3 Jahre zuvor

Du vergisst nur leider, dass man gewisse Dinge erstmal etablieren muss, bevor man sie perfektionieren kann. Hätte Berta Benz gewartet, bis das Automobil den Sicherheits- und Designansprüchen der Gesellschaft genügt hätte, dann würden wir jetzt alle vermutlich keine Fahrzeuge fahren.

Pascal
3 Jahre zuvor

Wieso darf ein Tesla bis 150 km/h „autonom“ fahren und bei Mercedes sind es nur 60km/h?
Muss man hier etwa nicht regelmäßig die Hand ans Steuer nehmen wie bei Tesla? Eine Überwachung findet ja offensichtlich schon statt durch eine Innenkamera.

Snoubort
Reply to  Markus Jordan
3 Jahre zuvor

Elon kann das sicher mit ner Twitter Nachricht ändern 😉

Andi
Reply to  Pascal
3 Jahre zuvor

Exakt, hier kann man die Hände dauerhaft vom Lenkrad nehmen

Daniel
Reply to  Pascal
3 Jahre zuvor

Liebe Tesla-Jünger,

hier sollte man leider eingestehen, dass das Gras auf der anderen Seite NICHT grüner ist. Heute in den Nachrichten „Consumer Reports“ (CR):

Im Fokus steht dabei das Programm „Full Self-Driving“ (Programm-Version FSD beta 9), ein nächster Schritt auf dem Weg hin zum autonomen Fahren. Seit einigen Tagen kommt die Software auf öffentlichen Straßen zum Einsatz.
Das Problem: Erstens ist die Software kein vollwertiger Autopilot, obwohl ihr englischsprachiger Name ganz darauf hindeutet. Und zweitens ist FSD beta 9 lediglich eine Vor-Version des eigentlichen Programms. Entsprechend bescheiden sind ihre Fähigkeiten. Obendrein würden die Kunden über all das nicht transparent informiert, sondern zum Testpiloten für die Tesla-Entwickler gemacht – ohne angemessenen Schutz, kritisiert CR

Beispielsweise überwache das System überhaupt nicht, ob der Fahrer aufmerksam am Verkehr teilnimmt oder sich komplett auf seinen vermeintlichen Autopiloten verlässt. Das aber wäre dringend nötig. Denn das System zeigt eklatante Schwächen: Es habe Probleme, in der Spur zu bleiben und eiere nach rechts und links. „Beinahe wie ein betrunkener Fahrer“, sagt Professorin Selika Josiah Talbott, Expertin für autonome Autos in Washington, D.C.

Mark Kreuzer
3 Jahre zuvor

Die Integration der Lidar Sensoren in die Front des EQS sieht aus, als ob bei dem Design des EQS sich darüber keinerlei Gedanken gemacht wurde.

Habe auch ein Testfahrzeug schon freier Wildbahn damit gesehen, bin ich der einzige der findet, dass das Aussehen des EQS absolut verschandelt?

Matthias
Reply to  Mark Kreuzer
3 Jahre zuvor

Nein, nicht der Einzige.

Snoubort
Reply to  Mark Kreuzer
3 Jahre zuvor

Welches Aussehen?

Mark
Reply to  Mark Kreuzer
3 Jahre zuvor

Ja, leider unfassbar. Denkt jeder du fährst mit einem Prototypen durch die Gegend.

S-Fahrer
Reply to  Mark Kreuzer
3 Jahre zuvor

Ich finde man hätte sich die speziell beschichtete Niere des BMW iX abgucken können, dann wären die Sensoren in der Front hinter dem schwarzen Panel verschwunden.
Könnte ja ein Punkt für die Modellpflege werden.

B. v. NETZ
3 Jahre zuvor

Ich denke, dass ist eine völlig überzogene Technik die niemand braucht. Ich fahre einen GLC mit ähnlicher Technik. Trotzdem werde ich per Signal aufgefordert alle gefühlt 10 Sek. Das Lenkrad fest zu halten /greifen. Positiv ist es nur bei Stop and go auf der z. B. Autobahn.

BEV
Reply to  Markus Jordan
3 Jahre zuvor

aber nicht der erste, der es versucht hat 😉

Phil
3 Jahre zuvor

Auch wenn autonomes Fahren in vieler Munde ist und sogar die Kanzlerin vor gar nicht langer Zeit über ein Datum spekuliert hat, ab dem Selbstfahren (ob der Unzulänglichkeit der Fahrer) möglicherweise gar nicht mehr zulässig sein werde, tangiert mich das weniger.
Bis auf wenige Ausnahmen bedeutet für mich Fahren in meinem Benz „Quality time“, bei aller gebotenen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit ganz einfach „Zeit für mich“. Selbst am Steuer zu sein, ist doch nicht das Schlechteste, oder?

MrUNIMOG
Reply to  Phil
3 Jahre zuvor

Im Stau kann ich auf das Selbstfahren gut verzichten. Solange es also keine Frage des Müssens, sondern des Könnens ist, immer her damit!