Mercedes-Benz wechselt von NVIDIA zu Qualcomm

Wie Qualcomm im Rahmen der IAA Mobility 2023 in München offiziell bestätigte, nutzt Mercedes-Benz zukünftig die Hardware aus Qualcomms Snapdragon Digital Chassis für die Infotainment-Plattform MBUX (3) sowie der Telematik-Funktionen der Fahrzeuge inklusive Anbindung an das 5G Funknetz. Letztere Funktion bündelt Qualcomm in der eigenen Snapdragon Automotive Connectivity Plattform. Ein erstes Modell ist dazu die neue E-Klasse der Baureihe 214, die noch 2023 auf den Markt kommen wird.

MBUX in der neuen E-Klasse mit Technik von Qualcomm

Mercedes-Benz nutzt in der aktuellen MBUX Generation (NTG 7) bislang noch Prozessoren vom Hersteller NVIDIA, dessen größte Ausbaustufe ein 8-Kern-Prozessor mit 24 GByte RAM darstellt. Welche Qualcomm-Prozessoren zukünftig im Detail für Ersatz sorgt, teilte weder Mercedes-Benz noch Qualcomm zunächst nicht mit. Mercedes-Benz nutzt die Technik, um das neue Infotainmentsystem MBUX (3) samt Superscreen in der neuen E-Klasse zu realisieren. Als Zulieferer dient hier Bosch, welche direkt von Qualcomm beziehen und an Mercedes-Benz liefern.

Snapdragon Plattform

Die Snapdragon Cockpit Plattform nutzt dabei teils Technik der Snapdragon-CPUs für Mobiltelefone – mit ähnlichen ARM-Kernen der CPUs sowie verschiedene Coprozessoren, um u.a. die die Sprachbedienung umzusetzen. Das System kann auch erstmals Android-App nutzen. Zusätzlich wird über die Plattform WiFi 6 sowie Bluetooth 5.2 bereitgestellt. Für eine 5G-Anbindung nutzt man ebenso die Technik von Qualcomm und dessen Connectivity Plattform, was u.a. für OTA-Updates und Streamingdienste zum Einsatz kommt.

Weniger Technik von Nvidia

Mit der Zusammenarbeit mit Qualcomm wird Mercedes-Benz zukünftig den Einsatz von NVIDIA-Prozessoren im Bereich des MBUX Systems einstellen oder zumindest beschränken. Da die Stuttgarter mit Nvidia jedoch ein „Revenue Sharing“ vereinbart haben, wird Nvidia bislang am Umsatz beteiligt, den Mercedes-Benz mit dem Verkauf von Fahrerassistenzsystemen erzielt. Die Vereinbarung belief sich bislang auf eine Beteiligung bei den Erlösen von 50 Prozent.

Qualcomm hat seinen Sitz in San Diego / USA und ist einer der umsatzstärksten Halbleiterhersteller der Welt. Der Hersteller besitzt u.a. Produktionsstätten in Singapur, Wuxi sowie in München. Der Umsatz des Unternehmens betrug im Jahr 2022 über 44 Milliarden US-Dollar.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

 

 

 

 

 

23 Kommentare
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Coupé205
1 Jahr zuvor

Sehr interessant! Was bedeutet das für die groß beworbene Partnerschaft zwischen Mercedes und Nvidia?
50% klingt auch nach absurd viel Anteil. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Chips zuverlässig funktionieren.

Snoubort
Reply to  Coupé205
1 Jahr zuvor

50% vom Verkaufserlös von MB? – das erklärt dann auch die Preiserhöhungen der letzten Jahre 😉

Im Ernst, keine Ahnung wie das bei Serienausstattungen berechnet wurde…

Adrian
1 Jahr zuvor

Schreibfehler beim Datum gleich am Anfang des Artikels

Peter
Reply to  Adrian
1 Jahr zuvor

Baureihe 214 kommt 2014 auf den Markt…

Peter
Reply to  Peter
1 Jahr zuvor

Ahso dachte schon 2024

Cornelius
1 Jahr zuvor

Mit der Zusammenarbeit mit Qualcomm wird Mercedes-Benz zukünftig den Einsatz von NVIDIA-Prozessoren einstellen oder zumindest beschränken.

Glaube kaum, dass das so stimmt. Vermutlich wird das Infotainment zukünftig über einen separaten Prozessor angesteuert und dieser wurde bislang auch von Nvidia geliefert. Das Infotainment-System ähnelt in seiner Verwendung Mobiltelefonen, und auf diesen Einsatz ist Qualcomm spezialisiert. Dort verbraucht die Hardware von Qualcomm vermutlich deutlich weniger Strom als die von Nvidia, und das ist signifikant, wenn man die Reichweite der Batterieautos maximieren möchte.

Wenn Mercedes nichts anderes verlauten lässt, würde ich davon ausgehen, dass die Fahrassistenzsoftware weiterhin auf Nvidia-Hardware läuft. Die neuronalen Netze, die zur Bilderkennung verwendet werden, laufen vermutlich auf der Nvidia-Hardware deutlich schneller, und das bestimmt, wie leistungsfähig die Funktionen sind.

Mike
Reply to  Cornelius
1 Jahr zuvor

Genau, weil ein paar 10 Watt weniger Leistung beim Infotainment-System bei einem 100 kW-Antrieb (selbst im Teillastenbereich) einen so unglaublich hohen Einfluss auf die Reichweite haben… Nicht!

Cornelius
Reply to  Mike
1 Jahr zuvor

Wie kommen Sie auf ein paar 10 Watt Unterschied? Die aktuelle Desktop-Grafikkarte von Nvidia verbraucht bis zu 1.000 Watt, wogegen Smartphone-Prozessoren wahrscheinlich einen Verbrauch im einstelligen Watt-Bereich haben. Aber nehmen wir mal an, der Unterschied wäre nur 100 Watt. Im WLTP-Zyklus mit der festgelegten Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h fährt ein Auto mit einer Reichweite von 750 km 15 Stunden. 100 Watt werden da zu 1.5 kWh. Das sind bei einer Batteriekapazität von 90 kWh immerhin 1.7% bzw. ca. 12.5 km Reichweite. Dafür würde sich schon ein Wechsel des Hardware-Anbieters wechseln, vor allem, wenn man so wie Mercedes bei der Reichweite der Beste sein will.

Michael
Reply to  Cornelius
1 Jahr zuvor

Laut Nvidia Drive AGX Orin Spec Sheet unterstützt das ARM SoC Leistungsstufen von 15W, 30W, 50W im Power Mode und 60W max.
Ein SoC ist doch keine Gaming GPU und kann hier wohl eher nicht für einen Vergleich herangezogen werden.
Meines Erachtens kommt hier nur die Entkopplung der Benutzeroberfläche und Connectivity auf einen (zusätzlichen) Qualcomm Chip infrage. Für die AI Assistenzfunktionen würden so auf dem Nvidia SoC auch wertvolle Ressourcen frei. Ggf. kann es auch eine lizenzabhängige Entscheidung sein – Qualcomm hält viele Lizenzen gerade im Mobilfunk Umfeld.
Wir werden sehen …

Pano
1 Jahr zuvor

Die Zusammenarbeit mit Qualcomm wurde schon vor einem Jahr präsentiert: https://www.heise.de/news/Info…omm-Hardware-7273341.html
Insofern gehe ich davon aus, daß diese Info die Umsetzung dieser Kooperation meint.
Handelsblatt uä werten dies als Schritt der Entkoppelung von Nvidia, weil die schlicht zu sehr die Hand aufhalten: https://www.handelsblatt.com/t…-nvidia-ein/29373846.html
Deswegen ist Nvidia nicht aus dem Rennen und im Rahmen von MB.OS und autonomen Fahren wohl weiterhin dabei: https://www.automobilwoche.de/…lcomm-und-mercedes-vs-bmw
Die Zusammenarbeit mit Nvidia kommt intern angeblich nicht bei jedem gut an. Nicht nur weil sie kräftig mitverdienen sondern weil sie sich nicht als Zulieferer verstehen und dementsprechend selbstbewußt auftreten: https://www.manager-magazin.de…cb-4e6b-a82e-f558bb7fed41
Mehr Quellen habe ich auf die Schnelle nicht gefundencomment image
Grüße
Pano

EQ44fahrer
Reply to  Pano
1 Jahr zuvor

Ja, schon klar. Da bluten die geizige Stuttgarter Krämerseelchen. 🙂

Bei skalierbare Hochleistungsmicrochips und deren Architekturen ist NVidia der unangefochtene globale Marktführer. Es gibt hier lediglich ein schwaches Duopol zwischen NVidia und AMD, wobei AMD der deutlich schwächere der beiden Anbieter ist. Natürlich versteht sich NVidia nicht als „Zulieferer“ (= drittklassiger Büttel und Stiefelknecht deutscher Automobilhersteller), sondern als Premiumlieferant. Natürlich kann MB bei NVidia das beste was der Markt hergibt kaufen, aber eben nur zu den Bedingungen von NVidia. NVidia ist in keinster Weise auf das Geschäft mit MB oder anderen deutschen Herstellern angewiesen. NVidia kennt diesen Markt und die ruinöse Preisdrückerei und hat gar keine Lust da rührig mitzuspielen. Der große Erlös nämlich liegt ganz wo anders: In Hochleistungsrechenzenten, Datenanalyseclustern und Supercomputern für den aktuellen KI-Boom Dank ChatGPT und Co…

Ola und seine Rechenknechte könnten am Beispiel von NVidia lernen, unter welchen Voraussetzungen echte Marktführerschaft und „pure luxury“-policies funktionieren. Aber deren Horizont reicht halt leider nur bis zu den nächsten Quartalszahlen.

Qualcomm hat bisher beiallen Formfaktoren über Smartphones hinaus bisher kläglich versagt (schlechte GPU-Leistung) und ist dafür spotbillig zu haben. Vielleicht hätte MB stattdessen lieber mal noch bei AMD angeklopft oder wenigstens bei Intel. Nunja, man wird sehen…

Pano
Reply to  EQ44fahrer
1 Jahr zuvor

Mag sein, dass Qualcomm bei Formfaktoren versagt haben. BMW haben sie zumindest soweit überzeugt, dass sie deswegen nicht mehr mit Intel zusammenarbeiten.
Grüße
Pano

Bertram
Reply to  EQ44fahrer
1 Jahr zuvor

NVidia ist halt unter Linux Müll. Verständlich, dass man davon weg will.

Cornelius
Reply to  EQ44fahrer
1 Jahr zuvor

Dafür, dass Mercedes Autos verkauft und keine Chips, können Sie wohl kaum den aktuellen Vorstand verantwortlich machen. Aber immerhin hat Mercedes wohl als einer der ersten unter den Herstellern erkannt, wo der Chip-Markt hingeht und kooperiert meines Wissens schon mindestens seit 2018 mit Nvidia. Mal schauen, vielleicht kommt Mercedes ja doch bald mit Fahrassistenzfunktionen um die Ecke, die Marktführerschaft demonstrieren. Erster beim Level 3 Fahren sind sie ja schon.

EQ44fahrer
Reply to  Cornelius
1 Jahr zuvor

Den Vorstand kann man sehr wohl für eine kleinkarierte Sparpolitik verantwortlich machen, die den Ausrufungen von Oberguru OK de facto zuwiderlaufen.

Will sagen:
Wenn man das beste möchte, dann kauft man aktuell einfach bei NVidia. (Nicht vergessen – smart kauft sich Drive Orin ein für’s autonome Fahren nach Level 3+).
Ansonsten muss man sich eben was Krudes dazu ausdenken wie biologisch abbaubare Textiltürschlaufen statt bewährten Handgriffen.

Cornelius
Reply to  EQ44fahrer
1 Jahr zuvor

Nicht vergessen – smart kauft sich Drive Orin ein für’s autonome Fahren nach Level 3+)

Das tut Mercedes doch nach wie vor auch. Wie ich oben geschrieben habe, verwendet Mercedes vermutlich weiterhin Nvidia-Hardware für das autonome Fahren und vermutlich auch als Basis für das neue MB.OS. Qualcomm stellt nur die Hardware für das Infotainment.

Der Chip von Nvidia soll im neuen CLA angeblich sogar sichtbar in der Mittelkonsole verbaut werden, siehe Info hier:

https://www.golem.de/news/mercedes-benz-concept-cla-class-das-elektroauto-mit-dem-wassergekuehlten-nvidia-chip-2309-177319-2.html

Snoubert
1 Jahr zuvor

Nvidia ist zu teuer geworden

Bkr
Reply to  Snoubert
1 Jahr zuvor

Nvidia hat sich bewährt bei Mercedes. Qualcomm hat sehr viele Mängel. Tesla hat qualcomm und
Nur Probleme. Man sieht es bei der Verkehrszeichen Erkennung.

EQ44fahrer
Reply to  Bkr
1 Jahr zuvor

Ja, diese Einschätzung teile ich.
Man wird bald sehen, wie gut MB mit billigen SoC-Geraffel von Qualcomm fährt. Wenn es laggt, wisst ihr warum.

Tom
1 Jahr zuvor

Wieder mal so ein typischer Mercedes Benz Move. Heute hüh – morgen hott, übermorgen hotte hotte hüh und übermorgen Tschingderassabumsasa….

Die Cars Kollgen sollten sich mal an den Trucks Kollegen ein Beispiel nehmen. Dort wird nicht sofort jedem bling bling und shi shi hinterher gerannt.

Erst Nvidia, jetzt Qualcomm, morgen dann xyz…. Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt. So kennen wir unsere Firma 🙂

Ralf
Reply to  Tom
1 Jahr zuvor

Aus so einer Nachricht das zu schlussfolgern, da gehört schön (zu) viel Ego dazu… nett formuliert.

Würden sie es nicht machen, wären sie einfältig und abhängig. Machen sie es, wird direkt Wildwuchs gerufen.