Welche Entwicklung wird die Transformation der Automobilbranche nehmen? Welche aktuellen Fragen beschäftigen derzeit die Fachleute? Wie sicher ist Deutschland als Automobilstandort? Diese und weitere spannende Themen besprechen Prof. Dr. Reindl und Jörg Howe.
Man muss sich den aktuellen Themen stellen
Prof. Dr. Stefan Reindl, vor seiner imposanten akademischen Laufbahn u.a. ausgebildeter KfZ–Mechaniker und –Elektriker, verfolgt einen pragmatischen Ansatz. Seine Forschungs- und Lehrarbeit ist vor allem praxisorientiert. Es geht dabei in erster Linie um den Standort Deutschland.
Von Howe auf den von Prof. Reindl seit 1995 veranstalteten IfA–Branchengipfel angesprochen, erklärt er, es gehe vor allem um die Bearbeitung wichtiger aktueller Themen. Die Rede von Daimler Truck CEO Martin Daum habe auf dem diesjährigen Fachkongress eine konstruktive, angeregte Diskussion ausgelöst. Es sei wichtig, sich der Transformation der Automobilindustrie zu stellen. Sowohl in seiner Arbeit mit Studierenden als auch am Institut lege er grossen Wert darauf, sich auszutauschen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und zusammenzurücken.
Grüne Energie braucht funktionierende Infrastruktur
Die gesamte Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie durchlaufe einen Transformationsprozess. Grundsätzlich sei zwischen PKW und LKW zu unterscheiden. Die Zukunft des PKW sei auf absehbare Zeit batterieelektrisch, dies werde schlicht von den größten Absatzmärkten so diktiert. Bei LKW sähe es etwas anders aus. Hier gehe es primär um Fahrleistung mit Ladung. Für große Reichweiten wäre deswegen Wasserstoff als Energieträger die sinnvollere Alternative. Allerdings verbrauche dessen Herstellung enorm viel Strom. Prof. Dr. Reindl und Howe sind sich einig: man bräuchte grünen Wasserstoff in größeren Mengen, doch den gibt es im Moment nicht wirklich.
„Die Behauptung, wir hätten grüne Energie in rauen Mengen, das stimmt nicht, wir werden die Infrastruktur so nicht hinkriegen, also nicht sehr schnell. Das gilt ja auch für E–Fuels“, erklärt Prof. Dr. Reindl. „Die Infrastruktur für Wasserstoff muss aufgebaut werden, von der Herstellung bis zur Distribution. Das ist alles kein Selbstläufer. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht zu viel wollen und am Ende gar nix können.“
[Datenschutzhinweis: Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Das Vorschaubild wird hingegen zum Schutz der Privatsphäre des Besuchers lokal bei uns (MBpassion.de) gespeichert.]
Betriebswirtschaftlich sinnvolle Standortfaktoren
„Insgesamt haben wir, um es mal so auszudrücken, eine sehr träge Politik derzeit in Deutschland, nicht sehr entscheidungsfreudig, und meines Erachtens auch nicht sehr zielgerichtet. Da will man zu viel, aber man muss es sich auch leisten können“, führt er weiter aus. Unternehmen müssten betriebswirtschaftlich sinnvoll arbeiten können, „und das können wir eben mit den Standortfaktoren derzeit nicht, das sind zum Beispiel zu hohe Energiepreise für die Industrie.“
Die ganze Problematik betreffe sowohl die Beschaffung wie auch Absatzmärkte, hinzu kämen auch bürokratische Hürden. „Das müssen wir schaffen aufzulösen, sonst haben wir sicherlich ein Problem, nicht nur in unserer Branche, sondern auch in anderen Bereichen.“
Für die Zukunft wünscht sich Prof. Dr. Reindl für seine Studierenden und seine Hochschule, dass insgesamt wieder mehr gesamtheitliche Prozesse und Funktionen im Blick behalten würden, „aus einem Automobilhersteller machen wir keine Softwarebude“.