er 500 K Spezial-Roadster ist ein Superstar im Mercedes-Benz Museum. Was ihn so faszinierend macht? Er ist eine außergewöhnliche automobile Skulptur, deren Eleganz mühelos aus den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart strahlt. Hier finden beste Technik, hochelegante Stilistik und luxuriöse Ausstattung zusammen. Wer sich dem leuchtend roten Fahrzeug nähert, wird von dessen Grandezza regelrecht in den Bann gezogen.
Premiere hatte der Mercedes-Benz 500 K auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin vom 8. bis 18. März 1934 – also vor 90 Jahren. Das Luxusautomobil stand dort als spektakulärer „Autobahnkurier“. Der Spezial-Roadster mit zurückgesetztem Kühler ergänzte als achte und teuerste Karosserievariante erst im Oktober 1934 das Angebot: Er kostete 28.000 Reichsmark. Ein exorbitanter Betrag, für den es damals locker ein Einfamilienhaus in bester Lage gab.
Der hohe Aufwand, mit dem der Spezial-Roadster gebaut wurde, lässt heute noch staunen. Das beginnt mit der Gestaltung. Die Karosserie mit den großen elegant geschwungenen Kotflügeln und der meterlangen Motorhaube entwirft der Stilist Friedrich Geiger. Heute würde man ihn Designer nennen. Er verleiht dem Fahrzeug das Flair der „Roaring Twenties“, die berühmt sind für rauschendes Leben. Das Interieur gleicht einem edlen Salon. Leder umschmeichelt Fahrer und Beifahrer, in feinster Handwerkskunst ist es als Sitzbezug und an den Türen verarbeitet. Alles ist farblich aufeinander abgestimmt. Die Hände des Fahrers greifen ein elfenbeinfarbenes Lenkrad. Der Blick fällt auf eine Armaturentafel mit Instrumenten wie aus der Uhrenmanufaktur.
Viele Kunden hatten individuelle Wünsche, und so entstehen die Fahrzeuge unter der Leitung von Hermann Ahrens als Einzelanfertigungen im Sonderwagenbau im Werk Sindelfingen – eine Adresse jener Zeit für besten Karosseriebau. Die Plakette „Sindelfinger Karosserie“ seitlich am Spezial-Roadster gilt als Qualitätsausweis.
Auch unter der Karosserie wurde höchster Aufwand getrieben. Legendär im 500 K ist der Kompressormotor M 29. Er leistet 74 kW (100 PS) und mit zugeschaltetem Kompressor 118 kW (160 PS). Das vor dem Vergaser angeordnete zweiflügelige Roots-Gebläse wird aktiviert, indem das Gaspedal über die Vollgasstellung hinaus über einen Druckpunkt bewegt wird (Kickdown-Effekt). Es folgt das markante Aufheulen des Kompressors und die sofort spürbare Leistungssteigerung.
Das moderne Fahrwerk des 500 K, übernommen vom Mercedes-Benz 380 (W 22), trägt der Motorleistung Rechnung. Mit Trapezlenker-Vorderachse und hinterer Pendelachse ist die durch Patente geschützte Daimler-Benz Konstruktion nicht nur äußerst fortschrittlich, sondern entwickelt sich schnell zum Allgemeingut des Automobilbaus, das bis heute Gültigkeit hat und weltweite Verwendung findet. Die Hinterachskonstruktion ermöglicht hohe Geschwindigkeiten bei ausgeprägter Fahrsicherheit.
Schon in den 1930er-Jahren ist der 500 K rar. In allen Karosserievarianten entstehen von 1934 bis 1936 nur 342 Stück. Danach folgt nahtlos der 540 K mit hubraumgrößerem Motor. Heute sind beide Ausführungen der Baureihe W 29 auf Auktionen Höchstpreisgaranten. Insbesondere der Spezial-Roadster ist so begehrt, dass Karosseriewerkstätten ab den 1950er-Jahren Limousinen oder Cabriolets zu Spezial-Roadstern umbauen und sich eine Wertsteigerung erhofften. Höchste Preise erzielen freilich nur originale Fahrzeuge aus Sindelfingen. Die Experten bei Mercedes-Benz Classic können die Authentizität dazu zweifelsfrei feststellen.
Bilder/Video: Mercedes-Benz Group AG