Der US-amerikanische Fahrdienstvermittler Lyft wagt den Schritt über den Atlantik: Für 175 Millionen Euro übernimmt das Unternehmen die Mobilitätsplattform Free Now, ein Joint Venture von BMW und Mercedes-Benz. Der Abschluss der Übernahme wird für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet – vorbehaltlich der üblichen regulatorischen Freigaben.
Strategischer Schritt auf den europäischen Markt
Mit der geplanten Übernahme sichert sich Lyft erstmals einen direkten Zugang zum europäischen Mobilitätsmarkt – und verdoppelt damit – zumindest nach eigenen Angaben – seinen adressierbaren Markt. Pro Tag werden bislang knapp 2 Miollionen Fahrten vermittelt. Free Now ist derzeit in mehr als 150 Städten in neun Ländern aktiv, darunter Metropolen wie London, Paris, Mailand und Frankfurt. Neben klassischen Taxifahrten bietet die Plattform auch E-Scooter, Carsharing und weitere Mobilitätsdienste an.
Fokus auf das profitable Taxigeschäft
Bemerkenswert: Knapp 90 Prozent der Buchungen auf Free Now entfallen direkt auf konventionelle Taxis – ein Segment, das in Europa nach wie vor stark genutzt wird. Während viele Anbieter auf Ridehailing mit privaten Fahrern setzen, sieht Lyft gerade im klassischen Taxi eine lukrative Nische: Fast die Hälfte des europäischen Taximarktes ist weiterhin offline unterwegs – hier sieht Lyft erhebliches Digitalisierungspotenzial. 2024 erreichte Free Now die Gewinnzone und steigerte den Umsatz um 13 Prozent. Lyft plant, dieses Geschäftsmodell beizubehalten und gezielt auszubauen.
Was ändert sich für Fahrgäste und Fahrer?
Free Now soll zunächst unter der Leitung des bisherigen CEO Thomas Zimmermann eigenständig weitergeführt werden. Kurzfristig sind keine Änderungen für Fahrgäste oder Fahrer geplant. Langfristig will Lyft jedoch Verbesserungen einführen – etwa mehr Transparenz bei der Verdienststruktur, stabilere Preise und erweiterte Funktionen innerhalb der App.
Wettbewerb und regulatorische Hürden
Der europäische Markt ist hart umkämpft: Mit Uber, Bolt und weiteren Anbietern steht Lyft einem etablierten Wettbewerb gegenüber. Hinzu kommen komplexe regulatorische Rahmenbedingungen, wie etwa neue Anforderungen an Sozialstandards für Fahrer – darunter Mindestlöhne, Urlaubsgeld und Arbeitszeiterfassung.
Bild: Free-now / Free-now.com