Daimler veranstaltet Fachtagung zu Autonomes Fahren, Recht und Ethik

Auf dem Weg zum autonomen Fahren stellen sich weitreichende rechtliche und ethische Fragen. Um den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern und sich mit Experten auszutauschen, veranstaltet Daimler die Fachtagung „Autonomes Fahren im Spiegel von Recht und Ethik“. Mehr als 100 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien diskutieren am 23. September die neuen Herausforderungen.

Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Integrität und Recht, eröffnet die Fachtagung. Für sie steht fest, dass das autonome Fahren untrennbar zur Mobilität der Zukunft gehört, weil es viele Vorteile bietet: Mehr Komfort, weniger Stress, geringerer Verbrauch und das Potenzial für mehr Verkehrssicherheit. Neben den technischen Voraussetzungen müssen aber auch die rechtlichen und ethischen Fragen geklärt werden: „Auch beim automatisierten Fahren ist die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer unsere erste Priorität. Genauso wichtig wie die technische Entwicklung ist, dass unsere Kunden Rechtssicherheit sowie Sicherheit in ethischen und datenschutzbezogenen Fragen haben. Deshalb treiben wir den Dialog dazu aktiv voran.“

Verantwortlichkeit aus Sicht der Technikethik
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Professor für Philosophie an der LMU München und Kulturstaatsminister a.D. setzt sich in seiner Keynote zur Technikethik auch mit den Risiken der neuen Technologien auseinander: „Wer trägt die Verantwortung beim autonomen Fahren – Fahrer, Fahrzeughalter oder Hersteller? Weil Roboter nicht wie Personen handeln und behandelt werden können, ist zu klären, wie wir unsere Kriterien aus Strafrecht, Zivilrecht und moralischer Alltagspraxis auf die neuen Technologien übertragen.“Julian Nida-Rümelin leitet Forschungsprojekte im Bereich der Technikethik und ist Mitglied im Beirat für Integrität und Unternehmensverantwortung der Daimler AG.

Autonomes Fahren benötigt einen rechtlichen und ethischen Rahmen
Autofahren wird durch Automatisierung nicht nur komfortabler, sondern hat auch das Potenzial, emissionsärmer und sicherer zu werden. Der Fahrer wird bei eintönigen Fahrten im Stau oder auf der Autobahn entlastet. Gleichzeitig wird der Fahrer auf Strecken, die Fahrvergnügen versprechen, weiterhin selbst am Steuer sitzen können. Die im Rahmen der Fachtagung diskutierten Themen betreffen u.a. die Haftung, den Datenschutz und ethische Fragen bei unvorhergesehenen Verkehrssituationen.

Dass Datenschutz bereits bei der Konzeption sowohl von vernetzten als auch von automatisierten Systemen eine zentrale Rolle spielt, zeigen am Nachmittag der Tagung Vertreter der Bereiche Forschung & Entwicklung sowie Konzerndatenschutz bei Daimler. Datenschützer, Juristen und Ingenieure stimmen sich bereits in einem frühen Entwicklungsstadium ab, um nutzerorientierte Lösungen zu erarbeiten („Privacy by Design“).

Zum Abschluss der Veranstaltung diskutieren Vertreter des Bundestags, des Europäischen Parlaments sowie der Europäischen Kommission mit den Tagungsteilnehmern die neuen Herausforderungen für die Politik.

Daimler treibt Dialog mit vielfältigen Maßnahmen
Bereits 2013 hat Daimler mit der Fahrt des S 500 INTELLIGENT DRIVE von Mannheim nach Pforzheim als erster Automobilhersteller gezeigt, dass autonomes Fahren im Überland- und Stadtverkehr machbar ist. Mit dem Freightliner Inspiration Truck präsentierte Daimler Trucks im Mai 2015 in Nevada den ersten automatisierten Lkw mit Straßenzulassung.

Die Fachtagung in Frankfurt ist eine von zahlreichen Maßnahmen, die Daimler 2015 initiiert hat, um den Dialog zu den rechtlichen und ethischen Fragen des autonomen Fahrens zu fördern. Ein ressortübergreifendes Steering Committee unter der Leitung von Dr. Christine Hohmann-Dennhardt und Prof. Thomas Weber, Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung & Entwicklung Mercedes-Benz Cars, befasst sich im Unternehmen mit diesen Themen. Wichtige Impulse erhält das Kommittee von dem externen Beirat für Integrität und Unternehmensverantwortung, der Daimler mit seiner Außensicht seit 2012 kritisch und konstruktiv begleitet.

Darüber hinaus unterstützt Daimler die interdisziplinäre Forschung, um das Thema wissenschaftlich zu fundieren und mit den Ergebnissen die gesellschaftliche Debatte voranzutreiben. So investiert die Daimler und Benz Stiftung bereits seit 2012 rund 1,5 Millionen Euro in das Forschungsprojekt „Villa Ladenburg“. Zwei Jahre lang förderte sie ein Team von über 20 Wissenschaftlern, die sich intensiv mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des autonomen Fahrens beschäftigen. Am 5. Mai 2015 veröffentlichten die Forscher ihr Weißbuch, das für den Diskurs in Wirtschaft, Politik und Forschung zur Verfügung steht.

Die offenen Fragen der neuen Technologien werden auch beim Daimler Sustainability Dialogue 2015 behandelt. Die Veranstaltung findet am 11. und 12. November in Stuttgart statt. Sie bringt alljährlich rund 100 geladene Stakeholder mit Daimler Experten zusammen, um aktuelle Nachhaltigkeitsthemen zu diskutieren.

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Zapp
9 Jahre zuvor

Autonomes Fahren ist gerade ein Megahype. Ich bin da skeptisch, dass das innerhalb der nächsten 10 Jahre wirklich vollständig Realität wird.
Unter autonomen Fahren stelle ich mir vor, dass ich im Auto sitze und schlafe oder lese – also zu keiner Zeit manuell eingreifen muss.
Und genau das wird das ewige Problem sein. Auf Autobahnen und Landstrassen mag das funktionieren, wenn diese gut ausgebaut und mit Mittel- und Seitenstreifen markiert sind. Aber was ist auf Kreisstrassen ohne Markierung? Wie sieht’s aus bei Regen, Schnee, Nebel? Baustellen? Objekte auf der Fahrbahn (Klassiker: Gras, welches zuweit in die Strasse ragt, wird als Hindernis erkannt)
Jeder der moderne Assistenzsysteme im Auto hat (z.B. Distronic, Collision Prevention) kennt bestimmt die Fehlalarme der Systeme. Ich frage mich, wie in absehbarer Zeit hier die menschliche Entscheidung realisiert werden soll. Was passiert bei einer Fehlentscheidung des Systems? Wer haftet? Wenn ich als Fahrer hafte, bedeutet das für mich, dass ich verantwortlich bin – also vorbei mit schlafen oder lesen im Auto. Dann brauch ich auch nicht die Möglichkeit des autonomens Fahrens. Nur „aufzupassen“ macht mich erst recht müde.
Mag sein, dass die Systeme zu 90% fertig sind – aber die letzten 10% werden noch lange ein „Showstopper“ sein. Es wird sicher viele Erkenntnisse geben, die für fortschrittlichere Assistenzsystem verwendet werden können. Aber den letzten Schritt hinzu „schlafen und lesen im Auto“ sehe ich nicht in absehbarer Zeit.
Im Moment wir haben noch nicht mal autonom fahrende Züge und da sind die Variablen deutlich geringer.