Daimler Truck liefert autonome Lkw-Plattform an Torc Robotics aus

Daimler Truck North America hat mit der Auslieferung seiner neuesten Lkw-Plattform an Torc Robotics begonnen, eine Tochtergesellschaft von Daimler Truck, die auf autonome Fahrtechnologie spezialisiert ist. Die Fahrzeuge basieren auf dem Freightliner Cascadia der fünften Generation – dem meistverkauften schweren Lkw (Klasse 8) auf dem nordamerikanischen Markt – und wurden speziell für den Einsatz als autonome Testfahrzeuge weiterentwickelt.

Die sogenannte „autonomous-ready“-Version des Cascadia wurde mit einer Reihe redundanter Sicherheitsfunktionen ausgestattet. Dazu gehören doppelt ausgelegte Systeme für Bremsen, Lenkung, Stromversorgung und das Kommunikationsnetzwerk. Diese Architektur soll die Voraussetzung für das hochautomatisierte Fahren gemäß SAE-Level 4 schaffen – also für Lkw, die ohne menschlichen Fahrer auf bestimmten Routen sicher unterwegs sein können. Insgesamt flossen über 1.500 technische Anforderungen in die Entwicklung der neuen Plattform ein, die als Grundlage für die Integration autonomer Fahrsoftware dient.

Joanna Buttler, Leiterin der Autonomous Technology Group bei Daimler Truck, bezeichnete die Auslieferung der neuen Fahrzeugplattform als einen „bedeutenden Meilenstein“ auf dem Weg zur Serienreife und Skalierung autonomer Lkw. Daimler Truck ist damit laut eigenen Angaben das erste Unternehmen der Branche, das eine skalierbare, antriebsstrangunabhängige Plattform für autonome Lkw mit integrierten Sicherheitsmechanismen in die Serienproduktion überführt.

Die Fahrzeuge werden bereits in das bestehende Testprogramm von Torc integriert. Neben Teststrecken in New Mexico, Texas und Arizona kommt eine neue Route entlang des Interstate Highways I-35 zwischen Laredo und Dallas hinzu – eine der wichtigsten Frachtadern in den USA, die große Logistikzentren wie San Antonio, Austin und Dallas-Fort Worth verbindet. Für diese Region hat Torc kürzlich auch einen neuen Hub angemietet, der künftig als operatives Zentrum für Testfahrten, Pilotprojekte mit Kunden und die spätere Kommerzialisierung dienen wird.

Ein technischer Durchbruch wurde bereits 2024 erreicht: Torc konnte erfolgreich sogenannte „Driver-out“-Testfahrten auf einer mehrspurigen Teststrecke in Texas absolvieren – also Fahrten, bei denen kein Sicherheitsfahrer mehr im Fahrzeug saß. Der nächste Schritt ist nun die sichere Umsetzung dieser Fahrweise im öffentlichen Straßenverkehr. Damit beginnt für Daimler Truck und Torc die entscheidende Validierungsphase, um den Weg für eine sichere, skalierbare Einführung autonomer Lkw im Realbetrieb zu ebnen.

Laut Peter Vaughan Schmidt, CEO von Torc, ist die enge Zusammenarbeit mit Daimler Truck das Ergebnis von sechs Jahren intensiver Entwicklungsarbeit. Die vollständige Integration des Torc-Fahrsystems in den neuen Freightliner Cascadia soll nun eine der ersten physisch und KI-gestützten Plattformlösungen für den autonomen Güterverkehr schaffen. Diese biete laut Schmidt erhebliches Potenzial, um zentrale Herausforderungen der Logistikbranche wie Fahrermangel, Kostendruck und Unfallrisiken zu bewältigen – und gleichzeitig wirtschaftlich skalierbare Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

Die Markteinführung der autonomen Lkw der Stufe SAE-Level 4 ist für das Jahr 2027 in den USA geplant. Vorgesehen ist der Einsatz auf festgelegten Routen zwischen zwei Logistikzentren – ein sogenannter „Hub-to-Hub“-Ansatz, bei dem die autonome Technik die komplette Fahraufgabe auf dieser Strecke übernimmt. Daimler Truck sieht in dieser Technologie nicht nur eine Lösung für den zunehmenden Mangel an Berufskraftfahrern, sondern auch ein großes Potenzial zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr, da autonome Systeme nicht ermüden oder abgelenkt werden.

Mit dem „autonomous-ready“ Cascadia, seiner vollständigen Integration in die Fahrzeugproduktion und dem strategischen Ausbau der Testinfrastruktur setzt Daimler Truck gemeinsam mit Torc einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft des Straßengüterverkehrs.

Bilder: Daimler Truck AG