Der Mercedes‑Dieselmotor OM642 gilt als technische Meisterleistung: leistungsstark, laufruhig und in zahlreichen Baureihen von C‑Klasse bis G‑Klasse in den Jahren 2005 bis 2021 verbaut. Doch trotz seiner soliden Reputation zeigen Langzeiterfahrungen: Der OM642 ist durchaus nicht frei von Problemen – und einige davon können richtig teuer werden.
Abgaskrümmer: Hitze als Feind
Eine der häufigsten Schwachstellen des OM642 Dieselmotores ist der Abgaskrümmer. Die extremen Temperaturen im Abgasbereich führen bei einigen Motoren zu Rissen oder Undichtigkeiten. Dies kann nicht nur die Leistung mindern, sondern langfristig auch den Turbolader beschädigen. Werkstattkosten für den Austausch können entsprechend schnell in die Tausende gehen.
Der Ölkühler gehört ebenso zu den Bauteilen, die besonders anfällig für Verschleiß sind. Alte Dichtungen werden hier porös und können Ölverlust verursachen – häufig das erste sichtbare Zeichen. Der Austausch ist dann aufwendig und teuer: Arbeitsaufwand plus Material summieren sich oft auf über 2.000 Euro.
Elektronik und Ladedruck: Wenn Mechanik auf Technik trifft
Auch elektronische Komponenten am OM642 bereiten ab und an Probleme. Die Einklasskanalabschaltung (EKAS) steuert die Ansaugluftverteilung und kann durch Ölablagerungen aus dem Turbolader ausfallen. Ebenso anfällig ist hier der Ladedrucksteller, der bei Defekten zu Ruckeln und spürbaren Leistungsverlusten führt.
Kurbelwellen-Hauptlager: Gefahr für ältere Motoren
Besonders ältere OM642‑Motoren (bis Baujahr 2009) zeigen mitunter Materialermüdung der Hauptlager. Ein Versagen kann zum kompletten Motorschaden führen – ein teurer Austausch des gesamten Triebwerks ist dann oft unvermeidlich. Neben mechanischen Schwächen war der OM642 auch Teil des Diesel-Skandals. Fahrzeuge mussten teilweise Software-Updates erhalten, um die Abgaswerte zu verbessern. Ohne Update drohten Fahrverbote in vielen Städten.
Alltagsprobleme: Rußablagerungen und AGR-Ventil
Bei überwiegender Kurzstrecken-Nutzung lagert sich Ruß an Injektoren und AGR-Ventil ab. Das kann die Motorleistung mindern und zusätzliche Werkstattaufenthalte verursachen. Regelmäßige Wartung und gezielte Reinigung helfen jedoch, diese üblichen Probleme zu vermeiden.
Solider Motor – mit Fallstricken
Der OM642 ist grundsätzlich ein leistungsfähiger und langlebiger Diesel. Wer jedoch ein gebrauchtes Fahrzeug mit diesem Motor kauft oder bereits besitzt, sollte folgende Punkte beachten:
- Gründliche Vorabprüfung beim Kauf
- Lückenlose Wartungshistorie
- Regelmäßige Kontrolle von Ölkühler, Abgaskrümmer und Turbolader
Mit sorgfältiger Pflege kann der OM642 – der damals in den Werken Berlin-Marienfelde sowie Untertürkheim produziert wurde – so viele Jahre zuverlässig laufen – doch wer die typischen Schwachstellen ignoriert, muss dann auch hohe Reparaturkosten einkalkulieren.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG





