Gemeinsam mit der B-Klasse Modellpflege – die wir im B 250 4MATIC getestet haben – bringt Mercedes jetzt auch die B-Klasse Electric Drive zu uns auf den Markt. Wir haben uns die B-Klasse mit Elektroantrieb für eine erste Testfahrt durch das quirlige Palma de Mallorca geschnappt.
Die B-Klasse mit alternativen Antrieb (Baureihe 242) ermöglicht es rund 200 Kilometer lokal emissionsfrei zu fahren. Herzstück des Fahrzeugs ist der bei TESLA Motors entwickelte Antriebsstrang. Er wurde gemeinsam mit Mercedes an die Struktur der B-Klasse angepasst und das fertige Ergebnis kann sich sehen lassen: Die B-Klasse Electric Drive ist mit einem 180 PS starker Elektromotor ausgestattet, der ein maximales Drehmoment von 340 Newtonmetern bereitstellt – das entspricht in etwa dem Drehmoment eines modernen Benzinsaugmotors mit drei Liter Hubraum.
Die Energie für den elektrischen Antriebs liefert eine 28 kWH kräftige Lithium-Ionen TESLA-Batterie. Das Batteriepackage ist dabei platzsparend und besonders Crashsicher im so genannten ENERGY SPACE der B-Klasse untergebracht. Der ENERGY SPACE ist ein partieller doppelter Boden unter der Rücksitzbank. Auf die Batterie gibt Mercedes-Benz eine Garantie, dass jede technische Fehlfunktion der Batterie innerhalb eines Zeitraums von acht Jahren nach Erstzulassung bzw. bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern für den Kunden kostenfrei behoben wird.
Eine der häufigen Fragen zum E-Auto ist, ob man sich als Fahrer/Besitzer eines solchen Mobils, in seiner Fahrweise ändern muss. Ganz klare Antwort: nein! Ein Elektro-Fahrzeug wie die neue B-Klasse Electric Drive fährt sich wie jedes andere Auto mit Verbrennungsmotor nur eben ohne Emissionen, davon haben wir uns bei der Testfahrt durch den Stadtverkehr der mallorquinischen Hauptstadt abermals überzeugen können.
Lautloser Fahrspaß
Die neue B-Klasse Electric Drive macht Spaß und hat uns bei der Rundfahrt durchaus mit einer dynamischen Gangart überrascht. Immer noch ein wenig ungewohnt – auch wenn wir schon das ein andere Mal im E-Auto unterwegs waren – ist die Stille nachdem man wie in unserem Fall den Startknopf des optionalen KEYLESS-Go-Systems gedrückt und den Elektroantrieb zum Leben erweckt hat. Auch im Fahrbetrieb sind wir nahezu geräuschlos auf den spanischen Straßen gegleitet, bis auf das säuseln der Innenraum-Lüftung konnten wir nicht wirklich ein Geräusche der elektrischen Antriebseinheit zur Kenntnis nehmen und selbst die Rollgeräusche der Reifen waren nur sehr gedämpft im Innenraum zu hören. Übrigens, optional kann man zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern ein Soundmodul bestellen. Mit diesem wird dann bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h ein spezifischer Sound generiert der das Umfeld auf das Fahrzeug aufmerksam macht. Unser Testfahrzeug war damit ausgerüstet, der Sound ist eine Mischung aus brummen und knurren, das sich aber nicht störend oder übertrieben laut und keinesfalls negativ anhört.
Knapp 1.800 Kilogramm Gewicht bringt der Electric Drive auf die Waage, aber dank des leistungskräftigen Elektromotors hat die alternative B-Klasse einen richtig souveränen Fahreindruck bei unserer Testfahrt gemacht. Unserer Meinung nach hat insbesondere das hohe Drehmoment des E-Motors, stark zu diesem Eindruck beigetragen. Tritt man im Stand (zum Beispiel an der Ampel) auf das Fahrpedal, steht das volle Drehmoment des Elektroantriebs zur Verfügung und ermöglicht eine richtig kraftvolle Beschleunigung aus dem Stand. Das belegen auch die Fakten auf dem Papier, für den Sprint von null auf 100 km/h benötigt die elektrisch angetriebene B-Klasse knapp 8 Sekunden – der B 220 CDI mit 177 PS benötigt im Vergleich dafür rund eine halbe Sekunde länge. Umweltfreundlich = kein Fahrspaß? Diese Formel trifft zumindest auf die neue B-Klasse Electric Drive nicht wirklich zu!
Intelligente Rekuperation dank Radarsystem
Neben ansprechenden Fahrleistungen, bietet die elektrische B-Klasse auch die Chance der aktiven Energierückgewinnung in die Batterie durch Rekuperation im Schubbetrieb und beim Bremsvorgang. Die Höhe der Rekuperation ist über das Bremspedal beeinflussbar. Dieser Aspekt weckt – zumindest in unsere Fall – dann auch so ein klein bisschen den Ehrgeiz im Fahrer, denn fortan versucht man so gefühlvoll wie möglich zu bremsen, so dass die Verzögerung nahezu komplett über die Rekuperation erfolgen kann und die klassischen Scheibenbremsen quasi Arbeitslos bleiben.
Auf Wunsch kann die B-Klasse Electric Drive den Fahrer auch aktiv bei der optimalen Energierückgewinnung mit der Sonderausstattung radarunterstütztes, rekuperatives Bremssystem unterstützen. Das System nutzt die Daten des COLLISION PREVENTION ASSIST PLUS Radarsystems in der Front der B-Klasse, um die Rekuperation/Verzögerung bedarfsgerecht entweder zu erhöhen oder auf null zu senken. Wir haben es bei der Testfahrt ausprobiert, nimmt man den Fuß vom Fahrpedal, lässt die B-Klasse rollen und es wird ein langsam vorausfahrendes Fahrzeug registriert, erhöht sich automatisch die Rekuperationsintensität und bremst einen ab. Wiederholt man das Ganze ohne das vor einem eine anderes Fahrzeug fährt, wird selbstständig in den Segelmodus ohne Rekuperation und man kann frei dahinrollen und den Schwung optimal ausnutzen.
Darüber hinaus hat der Fahrer bei dieser Sonderausstattung die Möglichkeit, mit Hilfe der Lenkradschaltpaddles zwischen vier verschiedenen Rekuperationsstufen zu wählen – von Segeln (D+) über moderate Rekuperation (D) bis zu hoher Rekuperation (D-). Der Modus D-Auto, regelt die Rekuperationstärke wie zuvor beschrieben je nach Verkehrslage.
Alles im Blick was die B-Klasse Electric Drive während der Fahrt gerade so macht, hat man im speziell auf die E-Variante angepassten Kombiinstrument. Im rechten Rundinstrument befindet sich die Leistungsanzeige. Die Anzeige ist klar gegliedert, je nachdem wie viel Leistung über das Fahrpedal abgefordert wird, bewegt sich der Zeiger im Uhrzeigersinn aus dem grünen in Richtung des roten Bereichs. Lässt man die B-Klasse rollen bzw. rekuperieren, dann fällt der Zeiger auf oder unter die Null-Linie und signalisiert damit je nach Zeigerposition wie viel Energie in die Batterie zurückspeist wird.
Zudem kann sich der Fahrer mittels Bordmenü im Kombiinstrument, über den aktuellen Energiefluss sowie den Ladestand im farbigen Multifunktionsdisplays informieren. Die momentane Reichweite wird dauerhaft in der Zusatzanzeige über dem Farbdisplay dargestellt. Wahlweise zum Beispiel für die Mitfahrer, besteht außerdem die Möglichkeit sich den Energiefluss plus Ladestand der Batterie, graphisch und optisch ansprechend auch auf dem acht Zoll großen Mitteldisplay des Multimediasystems anzeigen zu lassen.
Strom laden – so einfach wie Benzin tanken
Bestens über die aktuelle Energie-Situation informiert, endet aber auch mit der neuen B-Klasse Electric Drive, früher oder später die Fahrt……an der Tankstelle. Hier allerdings mit dem entscheidenden Unterschied das die Tankstelle keine gewohnte Tankstelle sondern eine Haushaltsteckdose, eine öffentliche Ladestation oder eine Wallbox ist und wir Strom statt Benzin oder Diesel „tanken“. Empfehlenswert bei der Nutzung der B-Klasse Electric Drive, ist auf jeden Fall eine Wallbox in der heimischen Garage oder dem Stellplatz. Damit kann man seinen Elektro-B in ca. drei Stunden wieder komplett aufladen. Anders sieht die Sache bei der Nutzung über die Haushaltssteckdose aus, hier dauert der ganze Ladevorgang rund 10 Stunden – da muss die B-Klasse schon die ganze Nacht an der Steckdose hängen.
Der Ladevorgang selbst egal über welche Basis ist ganz einfach: Ladekabel hinter der Steckdosenklappe der B-Klasse einstecken und anschließend am anderen Ende des Ladekabels den Stecker an die Wallbox, Ladesäule oder normale Haushaltssteckdose einstecken. Schon geht’s los…der Ladevorgangs wird durch eine Kontrollleuchte an der Fahrzeugsteckdose der B-Klasse signalisiert. Das Multifunktionsdisplay informiert dabei immer über den aktuellen Ladezustand. Übrigens eine Wallbox kann ab sofort auch direkt über den Mercedes-Händler bezogen werden – wir berichteten hier.
Plant man mit der B-Klasse Electric Drive mal eine etwas weitere Fahrtstrecke oder sind am Zielort die Lademöglichkeiten eingeschränkt, kann man mit der Sonderausstattung RANGE PLUS die Reichweite der B-Klasse um bis zu 30 km erhöhen. Wie funktioniert diese Erhöhung? Vor dem Ladevorgang drückt man die RANGE PLUS Taste am Bedienfeld der Mittelkonsole und mit dieser Betätigung wird dann beim anschließenden Laden mehr Ladekapazität ermöglicht. Der höhere Ladestand kann dann vom Fahrer für eine größere Reichweite genutzt werden. Zu häufig sollte man die Funktion allerdings nicht Nutzen, sie lässt die Batterie deutlich schneller altern. Die optionale Reichweitenverlängerung RANGE PLUS umfasst zudem eine verstärkte Isolierung von Dach und Türen sowie eine beheizbare Frontscheibe.
Unterschiede im Design der B-Klasse mit alternativem Antrieb
Die B-Klasse Electric Drive hat ihre eigene Formensprache und unterscheidet sich in einigen Details vom Design der gerade modellgepflegten Benzin- und Dieselmodelle der B-Klasse. Besonders ist an dieser Stelle die Gestaltung der Frontpartie zu nennen.
Die breite Kühlerverkleidung mit zwei Lamellen und das stabförmigem LED-Tagfahrlicht mit Spange in Chromoptik im Stoßfänger, entspricht in Teilen dem Gesicht der Vor-Modellpflege. Wertet das die B-Klasse Electric Drive nun ab weil sie unter Umständen alt aussieht? Wir sagen nein, denn durch einen leicht an der Unterkante modifizierten Stoßfänger, ist eine gewisse Eigenständigkeit an der Front der Elektro-B-Klasse zu erkennen, die nur bedingt etwas mit dem Gesicht der Vor-Modellpflege B-Klasse zutun hat.
Schauen wir uns das Fahrzeug insgesamt an, stellen wir fest die B-Klasse Electric Drive höher als ein normaler B ist. Die Höherlegung des Fahrwerks um 40 Millimeter an der Vorderachse und 43 Millimeter an der Hinterachse ist notwendig um die Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie in den Unterboden integrieren zu können. Sichtbar wird das höhere Fahrwerk allerdings erst auf den zweiten Blick, da sogenannte Claddings an den Fahrzeug-Radläufen, die hochbeinige Optik reduzieren.
Unser Testfahrzeug ist mit der exklusiv für das Electric Drive Modell vorbehalten Ausstattungslinie „Electric Art“ ausgestattet. Sie gibt es ausschließlich in den Lackfarben zirrusweiß (wie beim Testwagen) oder in südseeblau. Die spezielle Ausstattungslinie ergänzt wirkungsvoll das individuelle Erscheinungsbild – hier kommt die B-Klasse Electric Drive – durch in blau gehaltenen Außenspiegel und Kühlergrilllamellen sowie den Schriftzug „Electric Drive“ unten auf der Fondtür.
Auch das Interieur der B-Klasse Electric Drive, wird durch die Ausstattungslinie Electric Art aufgewertet. So sind hier unter anderem die Sitze und das Instrumententafel-Oberteil in Ledernachbildung ARTICO ausgeführt sowie jeweils mit einer dekorativen Ziernähten in blau versehen. Gleiches gilt auch für die Fußmatten, sie sind ebenfalls mit einer blauen Ziernähten und dem „Electric Drive“ Schriftzüge ausgestattet. Die Zierelemente in Segeloptik silber und das Multifunktionslenkrad im 3-Speichen-Design mit perforiertem Griffbereich runden das Erscheinungsbild der elektrischen B-Klasse auch im Interieur ab.
Fazit
Die B-Klasse Electric Drive fährt sich gut. Der leistungsstarke Elektromotor bietet insbesondere im Stadtverkehr ein sehr spritziges Fahrgefühl. In Punkto Fahrkomfort und Raumangebot mangelt es im Vergleich zur konventionell angetriebenen B-Klasse an nichts. Lediglich im Fond haben Gäste durch den erhöhten Boden einen etwas weniger tiefen Fußraum, welcher unserer Meinung nach aber nicht so extrem negativ zu beurteilen ist. Wenig Kritik sehen wir auch in Bezug auf die Reichweite der B-Klasse Electric Drive, die Reichweite sollte für das Haupteinsatzgebiet dem urbanen Verkehr sowie dem Weg zur Arbeitsstelle, ausreichend sein – als Langstreckenfahrzeug ist ein Elektroauto in der Regel sowie so nicht gedacht. Bei der Optik punktet die B-Klasse Electric Drive bei uns vor allem durch die Electric Art-Ausstattunglinie und dessen speziellen Elementen wie den blauen Kühlerlamellen oder den blauen Außenspiegeln. Beides macht die etwas andere B-Klasse zusammen mit dem Schriftzug „Electric Drive“ auf den ersten Blick als Elektrofahrzeug erkennbar. Wir finden das gut und würden das Fahrzeug genau in dieser Kombination selbst bestellen – schließlich will man doch zeigen was man fährt!
Die Auslieferung der ersten B-Klasse Electric Drive an die Kunden startet noch in diesem Jahr. Produziert wird die alternative B-Klasse auf der gleichen Fertigungslinie wie die Verbrennerfahrzeuge im Mercedes-Benz Werk in Rastatt. Die Produktion der B-Klasse Electric Drive – speziell die Stationen zur Montage der Batterie- und E-Motorenkomponenten sowie der notwendigen Verkabelung – konnte ohne Veränderung der Taktzeit in den bestehenden Ablauf der laufenden Serienproduktion integriert werden.
Der Testwagen im Detail
B-Klasse Electric Drive 39.151,00
Electric Art 2.308,60
RANGE PLUS 892,50
Radarunterstütztes, rekuperatives Bremssystem inkl. Lenkradpaddles 416,50
Akustischer Umfeldschutz 119,00
TEMPOMAT 297,50
Bi-Xenon mit Intelligent Light System 1.666,00
Licht- und Sicht-Paket 386,75
Spiegel-Paket 357,00
Spur-Paket 928,20
KEYLESS-GO 654,50
Fahrersitz elektrisch einstellbar mit Memory 386,75
Sitzkomfort-Paket 0,00
4-Wege-Lordose 184,45
Sitzheizung 345,10
COMAND Online 3.510,50
Komfort-Telefonie 416,50
Telefon-Modul mit Bluetooth 523,60
Aktiver Park-Assistent 803,25
Rückfahrkamera 374,85
PRE-SAFE System 392,70
Gesamtpreis 54.115,25 Euro
Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de
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