Der Fahrtest: im smart forfour electric drive durch Toulouse

Nachdem wir bereits 2016 in Miami den smart fortwo electric drive in der US-Variante als neue Generation der Baureihe 453 fahren konnten, war die Zeit gekommen, das viersitzige Modell – als forfour – zu testen. Wo sind die Unterschiede des Fahrzeuges – und vor allen: für was sollte man sich entscheiden ? Der elektrische 4-Sitzer für den urbanen Verkehr wird übrigens ab 10. März 2017 in Europa bestellbar sein und rollt noch im 1. Halbjahr 2017 zu den ersten Kunden.

Der smart forfour electric drive unterscheidet sich in nur wenigen Punkten zur zweisitzigen Variante des smarts fortwo electric drive, abgesehen von der Fahrzeuglänge und des anderen Wendekreises. Beide Fahrzeug werden mittels 17.6 kWh Lithium-Ionen Batterie der Daimler Tochter Deutsche ACCUMOTIVE aus Kamenz sowie E-Motor aus französischer Produktion (Renault in Cléon in Nordfrankreich) angetrieben.

smart forfour electric drive – aus dem Stand mit 160 Nm Drehmoment
Im Gegensatz zum Zweisitzer besitzt der forfour electric drive zwar über gleichen 81 PS E-Motor (fremderregter Drehstrom-Synchronmotor) mit 160 Nm Drehmoment, beschleunigt aber – auch aufgrund dessen Mehrgewichts – erst in 12,7 statt 11,5 Sekunden auf 100 km/h. Die Steuerung des Energieflusses von der Hochvoltbatterie zum Elektromotor erfolgt dabei über die Leistungselektronik, die kompakt mit der Antriebseinheit an der Heckachse verblockt ist.

Während die Beschleunigungswerte im Vergleich eher unbeachtlich sind, fehlt dem forfour electric drive 5 km weniger Reichweite und kommt nach NEFZ so nur 155 km weit (wie auch das neue fortwo cabrio electric drive Modell). Die Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h haben alle smart electric drive Varianten gleich. Im Preis ist der Viersitzer dagegen minimal teurer: 22.600 Euro zu 21.940 Euro zum zweisitzigem Coupé (jeweils inkl. 19% MwSt, abzüglich Förderungsprämie).

Grundmodell optisch gleich der Verbrennervariante
Das Grundmodell des forfour electric drive unterscheidet sich in Form und Aussehen wenig vom Modell mit Verbrennungsmotor. Während der fortwo electric drive als Coupé sowie als Cabriolet im smart-Werk in Hambach vom Band läuft, kommt der forfour electric drive vom Renault-Werk in Novo Mesto in Slowenien.

Federung
Technisch erhält das Modell eine McPherson-Vorderachse mit Schraubenfeder sowie Zweirohrdämpfer mit Stabilisator, an der Hinterachse wird eine DeDion-Achse mit Schraubenfeder und Zweirohrdämpfer verbaut (beides identisch zum smart fortwo coupé electric drive). Die Bremsanlage besteht aus innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne, sowie Trommelbremsen hinten (Handfeststellbremse, ABS, Bremsassistent sowie ESP).

In Serie: radarbasierte Rekuperation im smart electric drive
Serienmäßig verfügen die smart electric drive Modelle über eine radarbasierte Rekuperation, die vorausschauend arbeitet und im Basis Fahrprogramm aktiv ist. Über einen Radarsensor wird das Verkehrsgeschehen beobachtet und die Rekuperationsstufe passend zur aktuellen Situation gewählt. Die elektronisch gesteuerte Rekuperation erfolgt in fünf Stufen, sobald der Fahrer den Fuß vom Fahrpedal nimmt (Schiebebetrieb). Bei freier Straße wird der Segelbetrieb aktiviert. Im ECO Fahrprogramm ist automatisch die höchste Rekuperationsstufe eingestellt.

Das wichtigste: Die Garantie der Batterie
smart gewährt für die verbaute Batterie aus eigener Fertigung eine Garantiezeit mittels Batteriezertifikat von 8 Jahren bzw. maximal 100.000 km, wobei die Batterie bei einer Kapazität von nur noch 70 % getauscht wird. Die Batterie hat eine Kapazität von 17,6 kWh und sitzt platzsparend, sicher und günstig für den Fahrzeugschwerpunkt in Unterflurbauweise im Fahrzeugboden zwischen den beiden Achsen. Der Akku besteht aus 96 Flachzellen, die Zellchemie wurde gegenüber der Vorgängerbatterie verbessert – dessen Größe bleib gleich, dafür verringerte sich das Gewicht um rund 20 kg.

Der Fahrtest
Die Werte des forfour electric drive in der City sind überragend – wenn auch nicht an das Coupé von smart herankommend: mit seinen 2.494 mm Radstand (Spurweite 1.467 VA sowie 1.429 mm HA) und einer Gesamtlänge von 3.495 mm (1.665 mm Breite inkl. Spiegel, 1.554 mm Höhe) absolviert das Fahrzeug eine Wendung innerhalb von 8,65 Metern (Curb to Curb). Die Zuladung des Fahrzeuges liegt bei 360 kg, das zulässige Gesamtgewicht wird mit 1.560 kg angegeben.

Der flotte und wendige Kamerad im Stadtverkehr
Der smart forfour ist, wie auch sein zweisitziger Bruder, ein flotter Kamerad im Stadtverkehr – zumal er auch noch sehr wendig ist. Der smart forfour zeigt sich als unkompliziert und mehr als flott – auch um die kleinsten Ecken. Die Federung unterscheidet sich nur wenig zur Verbrenner-Variante, gefühlt liegt die Elektra-Version etwas satter auf der Straße, was am tieferen Schwerpunkt des Fahrzeuges durch die Bodenbatterien liegt. Der 81 PS Motor schiebt das Fahrzeug recht flott – vom Stand – bis rund 90 km/h, danach wird die Beschleunigung spürbar langsamer. Bis 50 km/h – und das ist die Citygeschwindigkeit – ist das Fahrzeug jedoch dynamisch genug für den urbanen Verkehr gerüstet.

Die Reichweite von 155 km – wohl auch ein Bestwert bei Idealbedingungen im Prospekt – sind in der Realität wohl seltener zu erreichen. Bei flotter Gangart kann man mit ein wenig mehr als 100 km kalkulieren, wo 120 km wohl problemlos – auch mit Betrieb der Nebenverbraucher (Sitzheizung oder Klimaanlage) – erreichbar sind. Die 13,1 kWh der Werksangabe erreichen wir im Stadtverkehr in Toulouse jedoch nicht ganz – bei uns errechnete der Bordcomputer einen Wert von rund 14.5 kWh pro 100 km (mit durchaus noch Luft nach oben!). Wir hätten sicherlich mehr Strom im ECO-Modus gespart, der die Geschwindigkeit auf 110 km/h begrenzt und die Klimaanlage ein wenig zurückhaltender ansteuert – parallel wird dann die Beschleunigung oberhalb von 30 km/h spürbar entschleunigt. Hätten – wollten aber diesmal nicht. Der electric drive macht Spaß – und genau das wollten und konnten wir direkt erfahren.

Die Elektrik des smart forfour electric drive regelt die Rekuperationsstufe übrigens passend zur jeweiligen Situation: bei freier Straße wird gesegelt, bei stockenden Verkehr wird mehr Energie zurück in die Batterie geführt. Die notwendige Ausstattung und den verbauten Radarsensor in der Frontstoßstange ist in Deutschland bereits Serienumfang.

smart electric drive für den urbanen Verkehr
Mehr Reichweite, aber auch ein wenig mehr als die 130 km/h Spitzengeschwindigkeit würde man sich wünschen – auch wenn smart selbst weiterhin behauptet, das die übliche Fahrzyklen der Nutzer weit unter 100 km pro Tag liegen. Beim Hersteller rechnet man aber auch grundsätzlich mit Käufern, die den smart lediglich als Zweitwagen anschaffen – diesen dann aber auch vorzugsweise für den urbanen Verkehr der Verbrenner-Variante vorziehen.

Das smart selbst den forfour electric drive nur mit gleicher Batteriekapazität anbietet, wie fortwo electric drive  – und das überwiegend mit den Kosten begründet – verdeutlicht, das man keine Langstrecken-Fahrer im Kundenstamm halten möchte.

22 kw Schnelllader lädt in 45 Minuten auf 80 %
Geladen kann der smart electric drive mittels serienmäßigen Onboard-Loader auf 80 Prozent innerhalb von rund 3.5 Stunden, der optionale (und erst Anfang 2018 verfügbare) 22 kW-Schnelllader (mit dreiphasigen Anschluss) absolviert dies später innerhalb von 45 Minuten. Der Ladevorgang kann mittels „Smart control“ App überwacht und gesteuert werden – dann auch inkl. Vorklimatisierung.

Fazit:
Der smart forfour als electric drive ist bereits beim Grundpreis – jedoch ohne Ausstattungsline – ab 22.600 Euro erhältlich. Abzüglich Elektrofahrzeug-Prämie. Die Batterie – inkl. Garantie – ist nun bereits im Grundpreis enthalten, eine monatliche Mietgebühr entfällt gänzlich.

Das Fahrzeug ist flott im urbanen Straßenverkehr zu bewegen – auch für einen kleineren Sprint über die Stadtautobahn ist das Fahrzeug nicht fehl am Platze. Das leicht höhere Fahrzeuggewicht durch die Batteriepacks im Boden ist minimal spürbar, bleibt aber vernachlässigbar, den durch den tieferen Schwerpunkt trägt es zu einem ausgewogenen Fahrgefühl und guter Straßenlage bei. Im täglciehn Verkehr in der City bleibt der electric drive somit die bessere Wahl.

Kurzum: Optisch, Wendekreis – sowie von den Maßen im Interieur & Exterieur bleibt der smart forfour auch als electric drive Variante gleich. D.h. aber auch: im Fond bleibt der Platz für die Fahrgäste weiterhin knapp bemessen.

Der Fahreindruck des smart electric drive stimmt, das E-Mobil macht Spaß und fühlt sich im Cityverkehr zu Haus. Die im Vergleich zum Verbrenner verbaute Kombination aus Batterie und e-Antrieb passen für unsedren Eindruck optimal zum Konzept des smart – egal ob es der fortwo, oder der forfour ist. Tankvorgänge kann man sich nun sparen, dafür kann das Fahrzeug in durchaus annehmbaren Zeiten – mittels Schnelllader aufgeladen werden. Die Batterie-Reichweite genügt für den urbanen Verkehr dabei soweit, ohne zwischendurch nachladen zu müssen.  Die Wahl, ob man 2 oder 4 Sitze benötigt variiert wohl je nach persönlichen Einsatzzweck und Umfeld. Kaufempfehlung ? Für die City definitiv, aufgrund der 4 Sitzplätze bei uns aber nur als forfour electric drive. Vorausgesetzt der Geldbeutel macht hier auch mit.

Bilder: Daimler AG / MBpassion