Der Tropfenwagen war ursprünglich eine Konstruktion von Edmund Rumpler, der das Fahrzeug bei der Berliner Automobil-Ausstellung im Jahr 1921 präsentierte. Hans Nibel, damals Chefkonstrukteur von Benz, zeigte großes Interesse am Konzept, wodurch das Unternehmen umgehend die Nachbaurechte erwarb.
Benz RH 2-l-Tropfenform Rennwagen
Vom Benz RH 2-l-Tropfenform Rennwagen wurden im Jahr 1922 vier Fahrzeuge als Rennwagen aufgebaut. Aufgrund der damaligen Wirtschaftslage verzögerte sich die Fertigstellung der Fahrzeuge dann jedoch bis in das Jahr 1923.
Die Konzeption des Tropfenform-Rennwagens war dazumal wahrlich revolutionär – durch die konsequente Stromlinienform und Mittelmotor. Der erste Einsatz der Fahrzeuge erfolgte zum Großen Preis von Europa in Monza am 9. Sept. 1923. Von den 3 beteiligten Fahrzeugen konnten zwei Wagen den 4. und den 5. Platz belegen.
Den Rennwagen gab es insgesamt in drei Versionen. Das erste Fahrzeuge hatte einen 4-Zylinder Motor und eine nach unten gebogene vordere Starachse. Die zweite und dritte Variante wurde mit einem 2-Liter großen Sechszylinder Reihenmotor mit vier Ventilen pro Zylinder angetrieben, der zwischen 80 und 90 PS leisten konnte. Die vordere Starachse war hierzu durchgehend waagrecht und an Blattfedern aufgehängt, die hinteren Räder waren einzeln aufgehängt mit einer Pendelachse. An allen Rädern saßen mechanische Trommelbremsen, wobei die hinteren zuerst am Differenzial – später an den Rädern selbst – positioniert waren.
Der größte Unterschied zwischen der zweiten und dritten Fahrzeugvariante war jedoch die Position des Wasserkühlers. Während man in der zweiten Variante die Kühlung in die Mitte und den Tank im Bug positionierte, bekam die dritte Variante den Wasserkühler in den Bug und den Tank in das Heck.
Zusätzliche Ausstattung in Monza
Für das Grand Prix-Rennen von Monza wurden die Fahrzeuge mit einem zusätzlichen Kühler rechts außen vor dem Motor ausgestattet. Ein Jahr später erfolgte dazu ein weiterer Umbau, bei dem die Hinterrad-Trommelbremsen von Achsmitte in die Hinterradnaben verlegt wurden (wie oben erwähnt). Ferner erhielten die Wagen dann die neue gekröpfte starre Faustachse anstelle der gerade durchlaufenden Vorderachse. Ab 1923 wurde der Benz Tropfenform-Wagen auch als Sportwagen mit geänderter Karosserie in kleineren Stückzahlen gebaut und kam in dieser Ausführung neben dem Rennwagen bei verschiedenen Rennen und Bergfahrten erfolgreich ins Ziel.
Im Jahr 1925 beim Rennen „Rund um die Solitude“ errang auch Adolf Rosenberger einen Klassensieg. Rosenberger selbst soll später – dann als kaufmännischer Geschäftsführer im Konstruktionsbüro von Ferdinand Porsche – seine Erfahrungen zum Fahrzeug dann zur Konzeption der Auto-Union-Rennwagen beigesteuert haben. Und durchaus: im Jahr 1934 zeigte der Auto-Union Rennwagen einige Ähnlichkeiten mit dem RH-Modell auf.
Die wichtigsten technische Daten:
- Reihen-Sechszylinder Motortyp Bz 6516, 65 x 100 mm Bohrung/Hub
- 90 PS bei 5.000 u/min, 80 PS bei 4.500 u/min.
- Tankinhalt 130 Liter, Verbrauch ca. 25 Liter
- Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
- 750 kg Gewicht
- Wasserumlaufkühlung mittels Kreiselpumpe
- Kraftübertragung vom Schaltgetriebe über integriertem Achsantrieb auf die Hinterräder
- 815 x 105 Peters Union oder 765 x 105 Continental Cord Bereifung rundum
- 3-Gang Schaltgetriebe (Kulissenschaltung)
- Radstand: 2.780 mm, Breite 1.580 mm, Gewicht 750 kg
- Länge 4.530 mm, Höhe 1.130 mm
- Spur vorne/hinten 1.400 / 1.246 mm
- 2 Sitzplätze
Quelle/Bilder: Mercedes-Benz Group AG