1 Million verkaufte Active Brake Assist Notbremsassistenten

Die Vision vom unfallfreien Fahren treibt Daimler Truck über alle im Unternehmensverbund entwickelten und produzierten Lkw und Busse an, die unter den Marken Mercedes-Benz, Freightliner, FUSO, Setra, Thomas Built Buses, Western Star, Bharat Benz und RIZON vertrieben werden. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, in seinen Kernmärkten im Jahr 2025 mindestens 75 Prozent und im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge mit einem Sicherheitssystem ausgestattet zu haben, das in der Leistung und im Anwendungsbereich über die jeweilige gesetzliche Anforderung hinausgeht.

Die hohe Bedeutung, die Daimler Truck der Verkehrssicherheit beimisst, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass das Thema in der langfristigen nachhaltigen Geschäfts­strategie fest verankert ist. Innerhalb des Marken-Portfolios von Daimler Truck steht die Marke Mercedes-Benz für technologische Pionierleistungen im Bereich Sicherheit – häufig kommen entsprechende Safety Systeme zunächst bei Mercedes‑Benz Lkw zum Einsatz und werden dann gemäß der globalen Plattform-Strategie sukzessive je nach Markterfordernissen und Kundenwünschen auch in anderen Marken angeboten. Allein im Jahr 2022 wurden diverse neue Sicherheits- und Assistenzsysteme in weiteren Märkten, Marken und Modellen angeboten – so etwa der Active Sideguard Assist im Freightliner Cascadia sowie der Active Drive Assist 2 in den Setra-Reisebussen ComfortClass und TopClass. Eine besondere Erfolgsgeschichte kann auch der 2006 erstmals präsentierte automatische Notbremsassistent aufweisen: Bis heute wurde der Active Brake Assist in Fahrzeugen von Daimler Truck über eine Millionen Mal verkauft. In Sachen Assistenzsysteme ist das Unternehmen seit jeher ein Pionier der Branche. Die Entwickler von Daimler Truck arbeiten seit Jahren daran, die Fahrer mit Assistenzsystemen immer besser bei ihrer Arbeit zu unterstützen und damit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer weiter zu erhöhen.

Ganzheitliches Konzept der „integralen Sicherheit“

Eine zentrale Rolle für die Entwicklung bei Daimler Truck spielt die Nutzfahrzeug-Unfallforschung des Unternehmens. Mit ihren Unfallanalysen bereitet sie seit 1972 die Grundlagen dafür, stets weitere Optimierungen in die Fahrzeuge einfließen zu lassen. Und das stets gemäß dem ganzheitlichen Konzept der „Integralen Sicherheit“. Danach können die im Fahrzeug verbauten Systeme der passiven und aktiven Sicherheit in vier Phasen unterstützen: erstens während der Fahrt, zweitens bei Gefahr, drittens bei einem Unfall und viertens nach einer Kollision.

Lkw sind in den letzten Jahren immer sicherer geworden. So reduzierte sich in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts die Zahl der Getöteten bei Unfällen unter Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen zwischen 2011 und 2021 von 889 auf 613 – also um fast 30 Prozent. Die Zahl der bei Straßenverkehrs­unfällen getöteten Insassen von Güterkraftfahrzeugen ging im gleichen Zeitraum um knapp 20 Prozent von 174 auf 140 zurück. Eine positive Entwicklung, insbesondere angesichts der laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. zwischen 2011 und 2021 um knapp 15 Prozent gestiegenen Transportleistung. Bei Betrachtung der Entwicklung in Deutschland über einen noch längeren Zeitraum zeigt sich, dass, laut BGL, die Zahl der bei einem Lkw-Unfall Getöteten pro einer Milliarde gefahrener Tonnenkilometer zwischen 1992 und 2021 von 7,5 auf 1,2 gesunken ist. Dies entspricht einem Minus von 84 Prozent. Bei den Schwer­verletzten ist unter dieser Maßgabe ein Rückgang von 52,9 auf 11,2 zu verzeichnen – ein Minus von 79 Prozent. All dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit jedem Unfall im schlimmsten Fall viel menschliches Leid und hohe Folgekosten verbunden sind.

Der Zeit ein Stück voraus

Daimler Truck verfolgt den Ansatz, bereits herstellerseitig für eine sehr hohe Sicherheit seiner Fahrzeuge zu sorgen. So hat das Unternehmen zahlreiche Systeme schon lange verbaut, bevor sie gesetzlich vorgeschrieben wurden. Mercedes-Benz Trucks führte zum Beispiel bereits 1981 als erster Hersteller das Antiblockiersystem ABS für Lkw ein. Wenige Jahre später folgte die Antriebsschlupfregelung ASR. Mit der Einführung des ersten Actros im Jahr 1996 setzte Mercedes-Benz Trucks erneut Maßstäbe mit dem Elektronischen Bremssystem EBS. Im Jahr 2000 folgten der Abstandshalte-Assistent und der Spurassistent als weitere revolutionäre Sicherheitssysteme und 2001 das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP für Lkw. In der zweiten Generation des Actros feierten dann im Jahr 2002 eine Rückrollsperre als Anfahrhilfe und der Bremsassistent ihre Premiere.

Notbremsassistent für Autobahn und Stadtverkehr

2006 läutete der Active Brake Assist (ABA) eine neue Ära für Sicherheitsassistenz­systeme ein: Erstmals konnte ein Lkw innerhalb der Systemgrenzen eine Voll­bremsung einleiten. In den Folgejahren wurden die Funktionen des ABA konsequent erweitert. Der heute verfügbare Notbremsassistent der fünften Generation (ABA 5) arbeitet mit einer Kombination aus Radar- und Kamerasystem. Erkennt das System die Gefahr eines Unfalls mit einem vorausfahrenden Fahrzeug, einem stehenden Hindernis oder einer querenden, entgegenkommenden oder in der eigenen Spur laufenden Person, erfolgt zunächst eine optische und akustische Warnung des Fahrers. Reagiert der Fahrer nicht adäquat, kann das System in einem zweiten Schritt eine Teilbremsung einleiten. Droht dennoch eine Kollision, kann der ABA 5 eine automatisierte Vollbremsung ausführen – auf bewegte Personen bis zu einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 50 km/h. Zuletzt wird bei Stillstand automatisch die neue elektronische Feststellbremse eingelegt.

Abbiege-Assistent mit automatisierter Bremsfunktion

Der seit 2016 bei Daimler Truck ab Werk für viele Modelle der Baureihen Actros, Arocs oder Econic ab Werk erhältliche Abbiege-Assistent S1R ist ein weiteres Beispiel für die Vorreiterrolle, die das Unternehmen bei der Entwicklung von Sicherheits- und Assistenzsystemen einnimmt. Der Abbiege-Assistent kann dazu beitragen, Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden. Seit 2019 steht er auch für zahlreiche Modelle dieser Baureihen (ab Baujahr 2017) als Nachrüstlösung zur Verfügung. Im Juni 2021 brachte Daimler Truck als erster Hersteller mit dem Active Sideguard Assist (ASGA) außerdem einen sogenannten aktiven Abbiege-Assistenten auf den Markt. Das innovative System kann den Fahrer nicht mehr nur vor auf der Beifahrerseite befindlichen und sich bewegenden Radfahrern, E-Scootern oder Fußgängern warnen, sondern bis zu einer eigenen Abbiegegeschwindigkeit von 20 km/h auch eine automatisierte Bremsung bis zum Stillstand des Fahrzeugs einleiten, sollte der Fahrer nicht entsprechend auf eine akustische und optische Warnung reagieren. Der ASGA kann die Notwendigkeit dieses Bremseingriffs erkennen und im Idealfall eine mögliche Kollision verhindern.

Zweite Generation der MirrorCam 

Für die optischen Warnhinweise nutzen der Abbiege-Assistent S1R wie auch der ASGA das Display der anstelle der herkömmlichen Haupt- und Weitwinkelspiegel verbauten MirrorCam. Zum Einsatz kommt dabei seit April 2022 die bereits zweite Generation des Spiegelkamerasystems, das den Fahrer unter anderem durch jeweils zehn Zentimeter kürzere Kameraarme und neue Bildparameter in vielen Situationen im Straßenverkehr noch besser unterstützen kann. Die Verkürzung der Kameraarme bringt zum Beispiel den Vorteil mit sich, dass die Fahrer sich beim geradeaus Rückwärtsfahren gegenüber der ersten Generation leichter tun. Das liegt ins­besondere daran, dass die Perspektive der MirrorCam nun der des gewohnten Glasspiegels noch ähnlicher ist.

Die Evolution in der Farb- und Helligkeitsabstimmung des ursprünglich schon sehr lichtstark ausgelegten Kamerasystems führt wiederum dazu, dass die Displays etwa beim Rückwärtsfahren in eine dunkle oder nur schlecht beleuchtete Halle hinein den für die Fahrsituation relevanten Bereich noch exakter abbilden. Insgesamt kann das weiterentwickelte System der MirrorCam durch seine unterstützende Wirkung dazu beitragen, Situationen wie Überholen, Rangieren, Fahren bei schlechter Sicht und Dunkelheit, Kurvenfahrten und das Passieren von Engstellen jetzt noch sicherer und stressfreier zu bewältigen.

Teilautomatisiertes Fahren mit Emergency-Stop-Funktion

Basierend auf den Analysen der Unfallforschung entstand auch die Idee zum Active Drive Assist (ADA), der seit 2018 erstmals in einem Serien-Lkw teilautomatisiertes Fahren (Level 2) erlaubt. Das optional erhältliche System unterstützt unter bestimmten Voraussetzungen den Fahrer aktiv bei der Längs- und Querführung des Lkw und kann automatisiert Abstand halten, beschleunigen sowie lenken, sofern die dazu notwendigen Systembedingungen wie etwa ein ausreichender Kurvenradius oder deutlich sichtbare Fahrbahnmarkierungen gegeben sind. Kommt der Fahrer einem vorausfahrenden Fahrzeug zu nahe, kann der ADA den Lkw selbstständig auf den eingestellten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug abbremsen. Ist dann wieder genügend Abstand zum „Vordermann“ vorhanden, kann das System das Fahrzeug erneut bis zur festgesetzten Geschwindigkeit beschleunigen.

Seit Juni 2021 kann die neueste Generation, der ADA 2 mit Emergency-Stop-Funktion, aber noch mehr: Das System ist dazu in der Lage, einen Nothalt einzuleiten, wenn es erkennt, dass der Fahrer während der Fahrt etwa aufgrund gesundheit­licher Probleme dauerhaft nicht mehr in das Fahrgeschehen eingreift. Kommt der Lkw zum Stillstand, kann das System automatisch die neue elektronische Feststellbremse einlegen. Außerdem werden die Türen entriegelt, damit bei einem medizinischen Notfall die Rettungssanitäter oder andere Hilfeleistende direkt zum Fahrer gelangen können.

Die Spur im Kamerablick

Damit ein kurzer Moment der Unachtsamkeit möglichst ohne gravierende Folgen bleibt, ist auch der Spurhalte-Assistent ein bewährtes System – es warnt den Fahrer vor einem drohenden Abkommen von seiner markierten Fahrspur durch ein akustisches und ein optisches Signal mit Warnmeldung im Display. Hierfür überwacht eine Digitalkamera die Straße vor dem Lkw permanent und kann bei markierter Fahrbahn gefährliche Abweichungen von der Spurhaltung erkennen.

Eine wichtige Funktion kommt in diesem Zusammenhang auch dem Aufmerksamkeits-Assistenten zu, der bei Fahrzeugen größer als 18 Tonnen mit verbautem Spurhalte-Assistent fast immer automatisch integriert ist. Das System überprüft auch bei deaktiviertem Spurhalte-Assistent permanent die Aufmerk­samkeit des Fahrers anhand verschiedener Parameter. Der Aufmerksamkeits-Assistent kann aus typischen Lenkmanövern des Fahrers erkennen, wenn dessen Konzentration auf die sichere Fahrzeugführung nachlässt und bittet nach Erreichen einer kritischen Grenze optisch und akustisch, eine Pause einzulegen. Der Aufmerksamkeits-Assistent ist ab einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h aktiv. Sollte der Spurhalteassistent deaktiviert gewesen sein, wird er mit der Warnung wieder automatisch eingeschaltet.

Stabilitätsregel-Assistent und Wankregel-Assistent

Zwei aktive Sicherheitssysteme zur Reduktion der Schleudergefahr der Zugmaschine sowie von Sattelzügen insbesondere bei Kurvenfahrten oder Ausweichmanövern sind der Stabilitätsregel-Assistent beziehungsweise der Anhänger Stabilitätsregel-Assistent. Hierbei werden in fahrdynamisch kritischen Situationen, wenn das Fahrzeug in Kurvenfahrten zum Unter- oder Übersteuern neigt, die Bremskräfte an jedem einzelnen Rad gezielt geregelt. Zusätzlich wird die Motorleistung zurückgenommen und das mögliche „Einknicken“ des Sattelzuges durch gleichzeitiges dosiertes Abbremsen des Aufliegers verhindert, selbst wenn dieser noch mit einer konventionellen pneumatischen Bremsanlage ausgerüstet ist.

Die aktive Stabilitätsregelung erkennt zudem frühzeitig eine Kipptendenz von Sattelaufliegern. Sollte der Trailer in lang gezogenen Kurven – etwa in Autobahn­ausfahrten – oder bei schnellen Spurwechseln vom Fahrer unbemerkt die Kippgrenze erreichen, so wird die Geschwindigkeit des Sattelzugs automatisch so lange verringert, bis die Fahrstabilität wieder voll erreicht ist. Im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten wird damit die Kippgefahr des Aufliegers erheblich reduziert.

Der Sicherung von Fahrer und Fahrzeug dient schließlich auch der Wankregel-Assistent. Das System stellt die Dämpfungshärte automatisch variabel auf die jeweilige Fahrsituation und Straßenbeschaffenheit ein. Sensoren ertasten die Vertikalbewegungen an der Vorder- und Hinterachse, den Bremsdruck, den Beladungszustand, die Fahrpedal-Bewegungen und die Geschwindigkeit. Diese Werte werden von der zentralen Regelelektronik erfasst, ausgewertet und als Steuerungssignale an die mit einem elektrisch steuerbaren Ventil ausgestatteten Stoßdämpfer übermittelt.

Verkehrszeichenerkennung und bessere Sicht

Neben den bereits genannten Systemen umfasst das Sicherheits-Portfolio von Mercedes-Benz Trucks noch weitere Bausteine. So unterstützt zum Beispiel der Verkehrszeichen-Assistent den Fahrer bei der Erkennung bestimmter Verkehrs­zeichen in Echtzeit und zeigt ihm bis zu zwei davon im Kombiinstrument an. Neben Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverboten und deren Aufhebung erkennt das System auch Warnschilder.

Um besser zu sehen und gesehen werden, verbaut Mercedes-Benz Trucks den Fernlichtassistent. Das System schaltet verkehrsabhängig das Fernlicht automatisch ein oder aus, sodass immer eine möglichst optimale Ausleuchtung der Fahrbahn gewährleistet werden kann. In diesem Zusammenhang spielen auch Komponenten wie LED-Hauptscheinwerfer, LED-Rückleuchten und LED-Tagfahrlicht sowie das automatische Aufblend-/Abblend- und Abbiegelicht eine wichtige Rolle.

Akustisches Warnsystem erhöht Wahrnehmung von eActros und eEconic

Neben den Lkw mit konventionellem Dieselantrieb hat Daimler Truck auch bei seinen batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen die aktive Sicherheit im Blick. Ein Feature speziell für den eActros und den eEconic ist dabei das vom Gesetztgeber geforderte externe Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS). Hintergrund: Die Geräuscharmut dieser Fahrzeuge kann in einzelnen Fällen zu gefährlichen Situationen führen, wenn zum Beispiel Fußgänger oder Radfahrer den Elektro-Lkw zu spät bemerken. Das akustische Warnsystem soll solche Gefahrensituationen vermeiden. Das AVAS besteht aus zwei Lautsprechern – einer vorne und einer hinten –, die miteinander verbunden und am Fahrzeug angeschlossen sind. Je nach Fahrbedingung werden dabei Töne für die Vorwärts- oder die Rückwärtsfahrt abgespielt. Das Vorwärtsgeräusch „simuliert“ ein leises Lüftergeräusch, bei der Rückwärtsfahrt wird ein intermittierender Klang aus zwei Tönen abgespielt.

Auf dem Weg zum unfallfreien Fahren

Allesamt leisten die Sicherheitsassistenzsysteme von Daimler Truck einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Unfällen. Entscheidend ist, diese Systeme in hoher Zahl auf die Straße zu bringen. Die von der EU-Kommission verabschiedete General Safety Regulation 2019/2144 schreibt daher seit 6. Juli 2022 für neue Fahrzeug­typen und ab Juli 2024 entsprechend der Regularie die ersten Umsetzungsfristen – im Sinne einer stufenweisen Verpflichtung für advanced Systeme für alle Neufahrzeuge weitere Systeme als Serienausstattung vor. Daimler Truck bietet schon heute einzelne Systeme serienmäßig an, markiert aber auch mit seinen Nachrüstlösungen einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum unfallfreien Fahren. Bei allen Assistenzsystemen verfolgt Daimler Truck das Ziel, den Fahrer innerhalb der Systemgrenzen beim Führen des Fahrzeugs so gut wie möglich zu unterstützen. Der Fahrer bleibt jedoch, wie auch gesetzlich normiert, zu jeder Zeit für das sichere Führen des Fahrzeugs vollumfänglich verantwortlich.

Quelle: Daimler Truck AG