So fährt der DRIVE PILOT 95 von Mercedes autonom bis 95 km/h

Mercedes-Benz startet mit der neuesten Version des DRIVE PILOT (DRIVE PILOT 95) die nächste Stufe und beschleunigt die Funktionen des hochautomatisierten Fahrens mit SAE-Level 3 nun zukünftig auf 95 km/h. Angeboten wird die neue Variante zum bisherigen Preis von 5.950 Euro ab Anfang 2025, vorbehaltlich der erwarteten Zertifizierung. Alle bereits ausgelieferten Kundenfahrzeuge erhalten das Update via OTP-Update kostenfrei – unabhängig vom Änderungsjahr.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h

In einem ersten Fahrtest von uns rund um Berlin und auf Teilen der AVUS zeigte das aktualisierte DRIVE PILOT bereits eindrucksvoll, welche Vorteile er im realen Straßenverkehr bietet – und das nun bis zu 95 km/h. Dabei konnte das System vor allen auf längeren Autobahnabschnitten punkten und am Steuer entlasten. Auf der historischen und oft stark frequentierten Strecke der AVUS in Berlin bewies der DRIVE PILOT dabei seine Fähigkeit, sich auch im dichten Verkehr sicher und effizient zu bewegen. Und wer für das System mit bislang 60 km/h wenig Nutzen sah, kann hat nun weniger Gründe dagegen: 95 km/h reichen auf der rechten Spur vollkommen aus.

Das aktualisierte System kommt nicht nur bei hohem Verkehrsaufkommen oder Staus zum Einsatz, sondern auch bei fließendem Verkehr auf der rechten Spur. Durch das Update des DRIVE PILOT funktioniert das System nun auf der rechten Spur bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h, auf allen anderen Straßen sind aktuell 60 km/h möglich. Unverändert kann das System auf freigegebenen Autobahnabschnitten in Deutschland genutzt werden, jedoch nur tagsüber und nicht in Baustellen und nur mit vorausfahrendem Fahrzeug. Nicht mehr nötig ist hingegen ein Stau, wodurch das System problemlos im fließenden Verkehr mittels Knopfdrucks aktiviert werden kann. Aktuell rechtlich weiterhin unterbunden wird eine Überholfunktion, die rein technisch bereits jetzt möglich wäre.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h

Sofern der Streckenabschnitt geeignet ist, leuchten die Tasten am Lenkrad mittels weißer LED und das System kann auf kurzen Tastendruck aktiviert werden. Ein türkisfarbenes Licht am Lenkrad zeigt danach klar an, ob der DRIVE PILOT aktiv ist und das Fahrzeug autonom steuert. Kurzum: weiße Leuchte, kurzer Tastendruck – und Zeit für eine kurze Pause. Dabei muss der Fahrer jedoch jederzeit bereit sein, das Fahrzeug zu übernehmen.

Der wahre Wert des DRIVE PILOT zeigte sich bei uns schnell im direkten Alltagstest. Insbesondere in monotonen oder ermüdenden Situationen, entlastet das System den Fahrer spürbar. Statt stundenlang konzentriert hinter dem Steuer zu sitzen, können sich Fahrer entspannen oder produktiv sein. Mit aktiviertem System ist sogar die Mobilfunknutzung möglich, wobei die genutzten Strecken zur Dokumentation angezeigt und vom Händler ausgelesen werden kann. E-Mails tippen, Internet surfen, oder Filme schauen – kein Problem, solange das Fahrzeug selbstständig einem vorausfahrenden Fahrzeug folgt. Die von Mercedes aktuell gebotene Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h recht dabei für die rechte Fahrspur vollkommen aus. Für andere Fahrspulen ist das System weiterhin bis 60 km/h nutzbar und dient dann – auch wenn die Verkehrssituation für eine Aktivierung nicht mehr notwendig ist – vor allen für Staufahrten.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h

Rechtzeitig bevor man mit dem Fahrzeug an eine Strecke kommt, wo der DRIVE PILOT nicht möglich ist, wurden wir  mittels gelber LED sowie zusätzlicher Displayeinblendung darüber informiert und mussten das Fahrzeug bei rotem Licht aktiv mittels Tastendruck übernehmen. Ein Berühren des Lenkrads oder leichte Lenkbewegungen sind für eine aktive Übernahme nicht möglich. Hätten wir das Fahrzeug nicht innerhalb von 30 Sekunden übernommen, hätte das System in Folge das Fahrzeug automatisch zum Anhalten gebracht.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h von Mercedes-Benz

Technologie und Sicherheit im Hintergrund: Redundante Systemarchitektur für maximale Sicherheit

Mercedes-Benz legt großen Wert auf Sicherheit, weshalb der DRIVE PILOT auf einer fortschrittlichen, redundanten Systemarchitektur basiert. Das bedeutet, dass kritische Funktionen wie Lenkung, Bremsen und Stromversorgung mehrfach abgesichert sind. Selbst bei einer unerwarteten Störung wird so eine sichere Übergabe an den Fahrer gewährleistet. Der DRIVE PILOT nutzt dazu eine Kombination aus Kamera-, Radar- und Ultraschallsensoren sowie LiDAR, um die Umgebung des Fahrzeugs in Echtzeit zu erfassen und präzise zu navigieren.

Ein besonders hervorzuhebendes technisches Detail ist das hochpräzise Positionierungssystem. Es nutzt Satellitensysteme wie GPS, GLONASS und Galileo parallel und bestimmt den Standort des Fahrzeugs bis auf wenige Zentimeter genau. Diese Informationen werden mit einem detaillierten, dreidimensionalen HD-Kartenmaterial kombiniert, das regelmäßig aktualisiert wird. So kann der DRIVE PILOT auch bei komplexen Verkehrsverhältnissen oder widrigen Wetterbedingungen sicher agieren.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h

Zukunftsausblick: Höhere Geschwindigkeiten und längere Übernahmezeiten

Mercedes-Benz ist weiterhin bestrebt, die Grenzen des hochautomatisierten Fahrens zu erweitern. Aktuell erlaubt der Gesetzgeber in Deutschland eine maximale Geschwindigkeit von 130 km/h im hochautomatisierten Modus. Mercedes-Benz plant, diesen Wert schrittweise bis Ende des Jahrzehnts auch zu erreichen, was die Einsatzmöglichkeiten des DRIVE PILOT noch weiter steigern würde. Inwieweit die aktuell verbaute Hardware dafür ausreicht, ließ man offen. Wir gehen davon aus, dass mit Fortschritt der Technik einzelne Elemente des Systems ausgetauscht werden und dadurch die Höchstgeschwindigkeit für die aktuell verbauten Elemente nahezu schon erreicht sein sollten.

Später will Mercedes-Benz, sofern der rechtliche Rahmen in Deutschland dies auch erlaubt, mittels türkisfarbene Markierungsleuchten anderen klar Verkehrsteilnehmern anzeigen, dass ein Fahrzeug im hochautomatisierten Modus unterwegs ist. Dies wird in den USA bereits getestet.  Aktuell erfolgen im Exterieur noch keine optischen Anzeigen, wobei eine entsprechende Hardware erst zum Zeitpunkt der Freigabe verbaut wird.

Erste Testfahrt im DRIVE PILOT 95 nach Level 3 bis 95 km/h von Mercedes Benz

Fazit: Komfortabel, intuitiv und zukunftssicher

Mit dem neuen DRIVE PILOT setzt Mercedes-Benz Maßstäbe im Bereich des hochautomatisierten Fahrens und mit dem Update auf 95 km/h auch das schnellste Pkw-System auf dem Markt. Die Möglichkeit, bei Geschwindigkeiten von bis zu 95 km/h autonom zu fahren, bietet einen erheblichen Mehrwert für Fahrer, die regelmäßig lange Strecken auf der Autobahn zurücklegen und wertet die Option nun deutlich alltagstauglicher auf. Durch die intuitive Bedienung benötigt man dabei keine großartige Anleitung, um hochautomatisiert und komfortabler unterwegs zu sein und ist dem Aufpreis nun deutlich eher wert.   Der DRIVE PILOT macht das Fahren nicht nur komfortabler und sicherer – sondern ebnet parallel den Weg für eine Zukunft, in der hochautomatisiertes Fahren immer mehr zum Alltag gehören wird.

Bilder: André Tillmann

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
10 Kommentare
Älteste
Neueste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Betrachte alle Kommentare:
Ralf
17 Tage zuvor

Super Sache!
Für MMA scheint es aber begraben worden zu sein?

Cornelius
Reply to  Ralf
16 Tage zuvor

Wenn ich das richtig verstanden habe, sind alle sicherheitsrelevanten mechanischen Komponenten doppelt verbaut, d.h. Bremsen, Lenkung, etc. Das treibt bestimmt die Herstellungskosten nach oben und in Volumenmodellen macht das keinen Sinn. Frage mich überhaupt, warum Mercedes so einen extrem sicherheitsorientierten Ansatz fährt. Wann geht denn schonmal eine Lenkung kaputt, da sind doch Softwarefehler viel wahrscheinlicher. Und selbst wenn die mechanischen Teile versagen, kann man doch bestimmt das später mittels Logdateien nachweisen.

Südhesse
Reply to  Cornelius
15 Tage zuvor

Das ist völliger Quatsch, weder Bremse noch Lenkung sind doppelt verbaut. Wie sollte das überhaupt gehen, sowohl konstruktiv wie vom verfügbaren Platz?

Das richtige Stichwort hier ist Automotive Safety Integrity Level (ASIL) und wie die möglichen Fehlerbilder abgefangen werden.

Cornelius
Reply to  Südhesse
14 Tage zuvor

„Bremsen, Lenkung, Stromversorgung sowie Teile der Sensorik sind dafür physisch sowie funktional redundant konzipiert.“ steht auf mercedes-benz.com. Was soll das dann heißen, wenn es nicht bedeutet, dass Komponenten doppelt verbaut sind?

https://group.mercedes-benz.com/innovation/produktinnovation/autonomes-fahren/redundanz-drive-pilot.html

Südhesse
Reply to  Cornelius
14 Tage zuvor

Redundanz in dem Fall ist die funktionale Redundanz, die sich maßgeblich auf die Absicherung der E/E Funktionalität bezieht. Daher ein redundantes Bordnetz und separate Spannungsversorgung. Zusätzlich physisch doppelt verbaut sind Teile der Sensorik. Aber wie man auf den Bildern die du verlinkt hast sieht, sind auch hier nur ein Bremse pro Rad und eine Lenkung verbaut.

Lukas Holzer
17 Tage zuvor

Heftiger Absturz. Ob Mercedes jetzt (teil)-verstaatlicht wird? VW ist ja schon ein halber VEB.

https://www.telepolis.de/features/Vom-Weltmarktfuehrer-zum-Auslaufmodell-Der-tiefe-Fall-der-deutschen-Autoindustrie-9939875.html

Ralf
Reply to  Lukas Holzer
16 Tage zuvor

Off-topic gerne im Forum, aber nicht unten jeden Beitrag. Dankeschön.

Marc W.
17 Tage zuvor

Bitte in den smart#5 bringen und ich überdenke meine Feindschaft wegen nichtöffenbaren Daches 😉

Pano
16 Tage zuvor

@Markus: Welch spannende Lektüre liest du während du dich fahren lässt?
Grüße
Pano