Früheres Aus für Sprinter-Produktion in Düsseldorf

Der Fahrzeughersteller Mercedes-Benz plant -zumindest nach RP Online Informationen- offenbar, die Produktion des aktuellen Sprinter-Modells VS30 in seinem Werk in Düsseldorf früher als ursprünglich vorgesehen zu beenden. Laut interner Informationen, die der Belegschaft kürzlich vom Betriebsrat mitgeteilt wurden, könnte die Fertigung des Modells bereits 2029 auslaufen – fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Bisher war vorgesehen, den klassischen Sprinter mit Verbrennungsmotor bis 2035 in Düsseldorf zu produzieren. Diese Ankündigung sorgt nun für erhebliche Verunsicherung unter den rund 5.500 Beschäftigten am Standort, die zu einem großen Teil in die Produktion dieses Modells eingebunden sind.

Mercedes-Benz: Früheres Aus für Sprinter-Produktion in Düsseldorf

Das Düsseldorfer Werk von Mercedes-Benz hat eine lange Tradition. Seit mehr als 60 Jahren werden hier Transporter gefertigt. Mit rund 130.000 Fahrzeugen, die im vergangenen Jahr vom Band liefen, ist es das weltweit größte Transporterwerk des Unternehmens. Der Großteil der Produktion entfällt dabei auf den klassischen Kastenwagen des VS30, der seit 2018 in Serie produziert wird und mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet ist. Lediglich ein kleiner Teil der Fertigung ist dem elektrischen eSprinter gewidmet, der in einer offenen Variante (sogenannte „Pritsche“) gefertigt wird. Diese Variante ist jedoch weit weniger nachgefragt als der Kastenwagen.

Die Unsicherheit rührt auch daher, dass Mercedes-Benz bereits angekündigt hatte, das Werk für die Produktion künftiger Elektrofahrzeuge umzurüsten. Geplant ist eine Investition von rund 400 Millionen Euro, um die Produktion auf die neue Fahrzeugarchitektur „Van.EA“ umzustellen, die ausschließlich für Elektrofahrzeuge vorgesehen ist. Diese Umrüstung könnte das Ende der Verbrennerproduktion im Düsseldorfer Werk bedeuten, was viele der Arbeitsplätze gefährden könnte, die derzeit stark von der Herstellung des VS30 abhängig sind.

Mercedes-Benz: Früheres Aus für Sprinter-Produktion in Düsseldorf

Laut einem internen Schreiben des Betriebsrats – welches RP Online vorliegt – war ursprünglich mit dem Arbeitgeber vereinbart worden, dass der Verbrenner-Sprinter VS30 bis 2035 weiterhin in Düsseldorf gebaut werden sollte, parallel dazu sollte die Produktion der elektrischen Varianten hochgefahren werden. Doch nun steht die Zukunft des Standorts auf dem Spiel, da ab 2030 voraussichtlich nur noch die neue elektrische Fahrzeugplattform im Werk genutzt werden soll. Dies würde bedeuten, dass die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in Düsseldorf schon in wenigen Jahren eingestellt werden könnte.

Die Ankündigung trifft die Belegschaft hart, vor allem weil das Unternehmen bereits kürzlich bedeutende Veränderungen umgesetzt hat. Anfang Oktober wurde die Nachtschicht gestrichen, was zum Verlust von 1.250 Leiharbeitsplätzen führte. In einem internen Video äußerte sich der Betriebsratsvorsitzende Metin Gürbüz besorgt über die Stimmung im Werk. Diese sei „schon katastrophal genug“, und nun kämen weitere „enorme Veränderungen“ auf die Mitarbeiter zu. Die Unsicherheit darüber, was mit den Arbeitsplätzen geschehen wird, lastet schwer auf der Belegschaft.

Aktuell verhandeln der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Unternehmensleitung, vertreten durch den Werksleiter Michael Hellmann, intensiv über die Zukunft des Standorts. Es geht dabei vor allem um die Frage, wie die 5.500 Arbeitsplätze in einem der größten Industriestandorte Düsseldorfs gesichert werden können. Auch die Frage, welche Modelle nach dem Auslaufen des VS30 im Werk gebaut werden sollen, steht im Mittelpunkt der Gespräche. Die elektrisch betriebene „Pritsche“ allein kann den Produktionsumfang des Kastenwagens nicht ausgleichen, da sie deutlich geringere Auftragseingänge verzeichnet.

Im Rahmen der Verhandlungen wird auch diskutiert, welche Zugeständnisse die Belegschaft machen könnte, um die notwendigen Investitionen des Unternehmens zu sichern und die Zukunft des Werks zu gewährleisten. Es kursiert eine anonym verfasste Publikation unter den Beschäftigten, die einige mögliche Details zu den Forderungen des Arbeitgebers enthält. Dazu gehören unter anderem die Einführung einer Spätschicht am Samstag sowie Schichtarbeitszeiten von bis zu zehn Stunden. Bisher gibt es nur unter der Woche Spätschichten, und die Arbeitszeiten betragen in der Regel weniger als acht Stunden pro Schicht. Diese Forderungen sorgen laut einem Mitarbeiter des Düsseldorfer Werks für „schlechte Stimmung“.

Mercedes-Benz: Früheres Aus für Sprinter-Produktion in Düsseldorf

Als Reaktion auf die wachsende Unsicherheit hat der Betriebsrat am vergangenen Freitag eine interne Information, den sogenannten „gelben Zettel“, an die Belegschaft herausgegeben. Darin wird angekündigt, dass am 31. Oktober eine außerordentliche Betriebsversammlung stattfinden wird, an der alle 5.500 Beschäftigten teilnehmen sollen. Bei diesem Treffen soll über den aktuellen Stand der Verhandlungen mit dem Arbeitgeber informiert werden. Die Belegschaft hofft, dass bis dahin gute Nachrichten verkündet werden können – idealerweise, dass der Kastenwagen mit Verbrennermotor auch auf der neuen Van.EA-Plattform weitergebaut werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Belegschaft des Mercedes-Benz-Werks in Düsseldorf vor einer ungewissen Zukunft steht. Die Umstellung auf eine rein elektrische Fahrzeugarchitektur und das möglicherweise vorzeitige Ende der Verbrennerproduktion stellen eine große Herausforderung für das Werk und die Beschäftigten dar. Die kommenden Wochen und die Verhandlungen zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Unternehmensführung werden entscheidend dafür sein, ob und wie die Arbeitsplätze in Düsseldorf langfristig gesichert werden können.

Symbolbilder: Mercedes-Benz Group AG