Letzter Vario rollt in Mercedes-Benz Werk Ludwigsfelde vom Band

Eine Ära geht zu Ende: Heute läuft im Mercedes-Benz Werk Ludwigsfelde der letzte Großtransporter der Baureihe Vario vom Band.

Der Mercedes-Benz Vario wird seit 17 Jahren gebaut, einschließlich des in vielen Punkten baugleichen Vorgängers sind es sogar 27 Jahre. Damit tritt der Transporter-Klassiker in den wohlverdienten Ruhestand. 90. 743 Vario aus Ludwigsfelde und 138.407 T2 aus den Werken Ludwigsfelde und Düsseldorf liefen in dieser Zeit von den Bändern.

Volker Mornhinweg, Leiter des Geschäftsfelds Mercedes-Benz Vans: „Eine solch lange Produktionszeit ist der beste Beweis für echte Klasse. Der Vario und sein Vorgänger haben sich über Jahrzehnte hinweg einen legendären Ruf erarbeitet. Beide Fahrzeuge füllten eine Lücke zwischen klassischen Nutzfahrzeugsegmenten: Sie haben die Vorzüge von Transportern und Lkw vereint.“

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert erreicht der Vario jetzt seine Grenzen. Die europäische Führerscheinregelung mit einer Deckelung der Pkw-Fahrerlaubnis Klasse B auf 3,5 t Gesamtgewicht hat das Segment des Vario zunehmend verkleinert. Gleichzeitig wären zur Erfüllung der bevorstehenden Abgasstufe Euro VI hohe Investitionen nötig – bei zuletzt rund 3.000 Einheiten im Jahr ist diese Hürde für den Vario zu hoch.

Vario – der Klassiker aus Ludwigsfelde
Der Auslauf einer Fertigung ist selten Anlass für eine Feier, die Transporterlegende Vario hat sie verdient. „Mercedes-Benz Vario – der Klassiker aus Ludwigsfelde“ lautet das Motto der Abschiedsveranstaltung im brandenburgischen Mercedes-Benz Transporterwerk vor den Toren Berlins am 27. September. Die mehr als 2.000 Mitarbeiter des Werks haben zu ihrem Großtransporter eine besondere Beziehung. Er wurde Mitte der neunziger Jahre federführend in Ludwigsfelde entwickelt und 17 Jahre lang ausschließlich in diesem Werk gefertigt.

Michael Bauer, Geschäftsführer Mercedes-Benz Ludwigsfelde: „Für das Werk Ludwigsfelde ist der Vario etwas Besonderes– er wurde hier entwickelt, er wurde ausschließlich hier gebaut, er ist „unser“ Transporter. Deshalb gilt mein Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die viel Engagement, Fleiß und Kraft in dieses Fahrzeug gesteckt haben. Heute schauen wir mit viel Stolz auf eine langjährige Erfolgsstory zurück, die in der Transporterbranche einzigartig ist.“

Der Vario blickt auf eine beeindruckende Ahnengalerie zurück. Er steht in einer Linie mit Legenden wie dem 1955 vorgestellten L 319 und dem sogenannten Düsseldorfer Transporter ab 1967. Mit diesen Baureihen erschloss die damalige Daimler-Benz AG ab Mitte der fünfziger und sechziger Jahre das Segment großer Transporter. Gleichzeitig bilden sie den Grundstein des breitgefächerten Transporterprogramms von heute mit Sprinter, Vito und Citan. Drittes Modell der Großtransporter ist ab 1986 der Mercedes-Benz T2. Ob L 319, „Düsseldorfer“ oder T2: Sie alle entwickeln sich aufgrund ihrer Robustheit, Individualität und Praxistauglichkeit zu erfolgreichen Langzeitklassikern.

Vario: Reif für das Museum – und für die Arbeit
Nach fast 30 Jahren Fertigungszeit ist der Großtransporter reif für das Museum: Eines der letzten Exemplare fährt ins Mercedes-Benz Museum nach Stuttgart. Gebaut als Sattelzugmaschine wird er dort die wertvollen Ausstellungsstücke des Konzerns zu Veranstaltungen und Messen transportieren – ein Klassiker im Einsatz für Klassiker. Der Mercedes-Benz Vario ist zum Abschluss seiner langen Karriere auch unverändert reif den Kundeneinsatz: Das letzte Exemplar erhält die Firma Reichel Elektroinstallation & Metallbau in Ludwigsfelde.

Und so schließt sich der Kreis: Das Unternehmen war bereits 1996 erster Abnehmer des damals neuen Vario. Geschäftsführer Michael Reichel ist überzeugt vom Transporter: „Wir hätten spätestens 2016 einen neuen Vario gekauft, um unseren zweiten Vario nach zehn Jahren zu ersetzen. Als aber die Mitteilung von der Produktionseinstellung kam, haben wir uns entschlossen, die Neuanschaffung vorzuziehen. Da wir bereits den ersten Vario kauften, wollten wir auch die Firma sein, die den letzten Vario bekommt.“

Quelle: Daimler AG

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mehrzehdes
11 Jahre zuvor

es ist ja nicht nur die führerschein-problematik. sondern tatsächlich hat der sprinter ihn kannibalisiert. früher fast ohne konkurrent in deutschland ist er heute zu lahm und zu teuer.

hockeytom
11 Jahre zuvor

Und welche Alternative habe ich jetzt in der Klasse über 5to, als Kastenwagen mit Hochdach, Allrad … Einzig Iveco bietet mit dem Daily ein Fahrzeug bis 7to an. Der Vario hinterlässt eine große Lücke. Oder wird der Sprinter aufgelastet?

uni
11 Jahre zuvor
hockeytom
11 Jahre zuvor

Es geht mir speziell um die Kastenvariante, in 7,5 to langer Radstand und Hochdach eine Klassekombination, die nun alternativlos geworden ist. Ich sprach nicht vom Kofferaufbau. Canter, Sprinter und Atego scheiden daher aus. Schade nur, das MB anscheinend alles nur von den Stückzahlen abhängig macht. Den Aufwand für einen Euro6-Motor halte ich für überschaubar.

mehrzehdes
11 Jahre zuvor

den sprinter gibt es bis 6 to ab werk. da muß man sich beraten lassen und nicht nur den konfigurator klicken. da er im grundgewicht deutlich unter dem vario liegt, dürfte die nutzlast ähnlich ausfallen. sparsamer, flinker und preiswerter ist der sprinter eh.