Für jeden Einsatzzweck die sauberste und passende Antriebstechnologie: Fuso, eine Marke von Daimler Trucks Asia mit Hauptsitz in Japan, ist Vorreiter für „grüne“ Antriebe bei Nutzfahrzeugen. So gibt es den leichten Lkw Fuso Canter in Europa derzeit in zwei Antriebsvarianten: mit Dieselmotor nach der Abgasstufe Euro VI und als Canter Eco Hybrid mit Hybridantrieb, der seit Jahren erfolgreich in Serie produziert wird. Unter dem Namen E-Cell wurde der Canter als rein elektrisch angetriebener Leicht-Lkw 2010 erstmals als Prototyp auf der IAA vorgestellt und wird seit 2014 in einer Vorserie bei Kunden unter Realbedingungen getestet.
Canter E-Cell: Der rein elektrische Antrieb ist bereits Gegenwart
Der Canter E-Cell beweist: Der lokal emissionsfreie Antrieb für leichte Lkw ist keine Zukunftsmusik, er ist technisch bereits Gegenwart. Nach einem erfolgreichen, einjährigen Flottentest in Portugal, bewährt sich der rein elektrisch angetriebene Canter E-Cell seit Frühjahr 2016 beim ersten Flottentest für Lkw seiner Art in Deutschland.
Der Test ist auf ein Jahr angelegt. In diesem Rahmen betreibt die Stadt Stuttgart vier Canter E-Cell, davon zwei Fahrzeuge als Kipper im Straßen- sowie im Landschaftsbau, die beiden anderen mit Kofferaufbau für städtische Möbeltransporte und die Auslieferung von Mülltonnen. Das Logistikunternehmen Hermes beteiligt sich ebenfalls am Flottentest und setzt einen Canter E-Cell zur innerstädtischen Auslieferung von Paketen ein.
Vorteil Canter E-Cell: große Batteriekapazität und hohe Nutzlast
Äußerlich unterscheidet sich der Canter E-Cell von seinen diesel- oder dieselelektrisch betriebenen Geschwistern nur durch die Batteriepakete. Sie sind in Behältern zwischen den Achsen links und rechts am Rahmen montiert. Die Batteriekapazität beläuft sich auf insgesamt 48 kWh. Gleichzeitig erreicht der Canter E-Cell eine beachtliche Nutzlast: Die Fahrgestell-Tragfähigkeit des Sechstonners beläuft sich auf 3,0 t. Sowohl als komplett aufgebauter Kipper als auch mit Kofferaufbau und Ladebordwand beträgt die Nutzlast rund 2,0 t.
Anstelle des gewohnten drei Liter Dieselmotors arbeitet unmittelbar hinter der unveränderten Fahrerkabine des Canter ein Elektromotor. Der Permanent-Magnet-Motor erreicht eine Spitzenleistung von 110 kW sowie ein maximales Drehmoment von 650 Nm. Die Kraft wird über ein Einganggetriebe auf die Hinterachse übertragen. Wie bei einem Wandler-Automatikgetriebe kann der Fahrer zwischen den Fahrstufen D, N, R und P wählen. Einem Automatikgetriebe entspricht ebenfalls die praktische Kriechfunktion in den Fahrstufen D und R.
Dynamische Beschleunigung, Rekuperation beim Bremsen
Technisch bedingt steht bei einem Elektromotor das volle Drehmoment bereits ab Start zur Verfügung. Daraus resultiert für den Sechstonner Canter E-Cell eine außergewöhnliche Dynamik mit einer Beschleunigung ähnlich der eines Pkw. Geht der Fahrer vom Gaspedal, schaltet der Canter E-Cell auf Rekuperation. Sie lässt sich durch einen Lenkstockhebel in zwei Stufen wählen. Dann arbeitet der Elektromotor als Generator und speist die beim Rollen erzeugte Bremsenergie zurück in die Batterien. Auf diese Weise kann der Canter E-Cell eine Reichweite von mehr als 100 km erzielen. Dies reicht für viele Kurzstrecken-Einsätze aus.
Nachladen an 230 Volt mit 16 Ampere dauert bei völlig entladener Batterie sieben Stunden, zum Beispiel über Nacht. Alternativ dazu wird der Canter E-Cell per Schnellladung an 360 Volt mit 100 Ampere in nur einer Stunde auf 80 Prozent geladen, etwa während einer Arbeitspause. Wie der Urban eTruck verwendet der Canter E-Cell in Europa den verbreiteten Ladestandard Combined Charging System (CCS) Typ 2.
Ein Summen warnt Fußgänger vor dem herannahenden Canter E-Cell
Der Canter E-Cell rollt nahezu lautlos, daher ist er prädestiniert für den Einsatz bei Nacht und in den frühen Morgenstunden, vor allem aber in emissions- und geräuschempfindlichen Gebieten wie Innenstadtbezirken, Parks und Fußgängerzonen. Um Gefahren für Fußgänger zu vermeiden, lässt sich per Knopfdruck das akustische Warnsystem VSP zuschalten (Vehicle Sound for Pedestrians). Dabei handelt es sich um ein gut wahrnehmbares, aber dennoch nicht zu lautes Summen.
Erfolgreicher Flottentest in Portugal
Bereits in den Jahren 2014/2015 haben acht Canter E-Cell in einem Flottentest in Portugal eindrucksvoll ihr Können bewiesen. Die Lkw legten innerhalb eines Jahres zusammen mehr als 50 000 km zurück. Die Fähigkeiten der elektrisch betriebenen, leichten Lkw wurden unter verschiedensten Einsatzbedingungen mit unterschiedlichen Aufbauten im Kommunal- und Verteilerverkehr getestet. Die Canter E-Cell fuhren lokal emissionsfrei, sie senkten die CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Stromproduktion um 37 Prozent im Vergleich zu Dieselmotoren. Die Betriebskosten waren im Schnitt um 64 Prozent günstiger.
Fuso: die große Marke ist führend für „grüne“ Lkw
Fuso ist neben Mercedes-Benz und Freightliner die dritte große Marke von Daimler Trucks und ist Daimler Trucks Asia zugeordnet. Der Hauptsitz und das größte Werk sind in Kawasaki nahe Tokio angesiedelt. Das zweite Werk für Lkw der Marken Fuso und BharatBenz befindet sich in Chennai, Indien. Das Werk für die europäischen Ausführungen des Fuso Canter ist in Tramagal, Portugal. Fuso produziert jährlich rund 170 000 Lkw und Omnibusse. Sie werden in mehr als 150 Ländern verkauft. Damit hat Daimler Trucks Asia einen Anteil von über 30 Prozent am weltweiten Lkw-Absatz von Daimler.
Fuso ist führender Hersteller für „grüne“, leichte Lkw. Fuso Canter Eco Hybrid sind weltweit im Einsatz. Basis der Fahrstrategie des Canter Eco Hybrid ist rein elektrisches und damit geräuscharmes Anfahren. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 10 km/h wird der Dieselmotor zugeschaltet. Unterhalb dieser Geschwindigkeit läuft er zur Versorgung der Nebenaggregate im Leerlauf mit. Zusätzlich punktet der Canter Eco Hybrid mit seiner Tragfähigkeit. Das Mehrgewicht des Hybridantriebs beschränkt sich auf lediglich rund 150 kg. Somit beläuft sich die Tragfähigkeit des 7,5-Tonners als Fahrgestell mit Fahrerhaus auf bis zu 4,8 t.
Fuso blickt auf mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Entwicklung elektrischer Antriebe zurück. Die Serienproduktion des Canter Eco Hybrid startete bereits im Jahr 2006, seit 2012 wird die zweite Generation gefertigt. Bereits 2010 präsentierte Fuso die erste Generation des elektrisch angetriebenen Canter E-Cell, 2014 folgte die zweite Generation. Im Hybridcenter von Daimler Trucks in Kawasaki hat Fuso neben dem Canter Eco Hybrid auch den Canter E-Cell entwickelt. Die aktuelle Testflotte wurde auf einer Fertigungslinie im Werk Tramagal produziert.
Noch während des Flottentests in Deutschland geht die Entwicklung der Antriebstechnik weiter. Fuso arbeitet bereits an der nächsten Generation. Das Produkt wird als Fuso eCanter auf den Markt kommen. Mehr dazu auf der IAA Nutzfahrzeuge im September 2016.
Quelle: Daimler AG