Mercedes-AMG Petronas Motorsport hat heute den neuen W08 Silberpfeil für die Formel 1-Saison 2017 in Silverstone präsentiert. Der F1 W08 EQ Power+ soll die Basis für eine erfolgreiche Titelverteidigung der Fahrer und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft sein. Die Präsentation war Teil des offiziellen 100 km-Filmtags des Teams, in dessen Verlauf der F1 W08 EQ Power+ seine ersten Runden auf dem 2,96 km langen Silverstone Circuit absolvierte. Dabei saßen sowohl Lewis Hamilton als auch Valtteri Bottas am Steuer des neuen Rennwagens.
Der brandneue F1 W08 EQ Power+ wurde mit Blick auf die radikal veränderten Aerodynamikregeln für die Saison 2017 entwickelt und soll die dadurch gebotenen Performance-Möglichkeiten voll ausschöpfen. Durch das neue Regelwerk könnten die neuen Autos in diesem Jahr zu den schnellsten in der Geschichte des Sports werden. Gleichzeitig gibt es genügend Spielraum für Weiterentwicklungen während der Saison. Dabei wird erwartet, dass der Entwicklungsfortschritt zu den größten in der Geschichte der Formel 1 gehören könnte.
Die Power Unit M08 EQ Power+ ist die vierte Ausbaustufe der Turbo-Hybrid-Generation. Sie wurde entwickelt, um den deutlich stärkeren physischen Belastungen aufgrund der Anwendung der neuen Regeln Stand zu halten sowie einen härteren Einsatzzyklus zu überstehen. Gleichzeitig sollten potentielle Performance-Entwicklungen bestmöglich ausgeschöpft werden.
Toto Wolff sagte während der Enthüllung des neuen Autos: „Das neue Reglement für 2017 wurde entwickelt, um mithilfe eines großen Zuwachses an aerodynamischer Performance die schnellsten F1-Autos der Geschichte zu bauen. Sie sollten für die Fahrer schwieriger zu fahren sein und hoffentlich aus Sicht der Fans spektakulärer aussehen. Den Beweis hierfür werden die ersten Rennen erbringen, aber voraussichtlich haben wir dieses Ziel erreicht. Mit Blick auf die relative Performance bringt jede Regeländerung natürlich einen gewissen Neustart mit sich. Das birgt aber auch eine große Chance in sich. Wir müssen jetzt bescheiden bleiben und beide Füße auf dem Boden behalten. Noch hat kein Team ein Rennen unter dem neuen Reglement bestritten. Somit haben wir alle noch die gleiche Punktzahl: nämlich null. Aber im Moment ist Begeisterung das vorherrschende Gefühl im Team. Die Fabrik steckt voller Vorfreude. Es war eine sehr motivierende Herausforderung, dieses brandneue Fahrzeugkonzept zu entwickeln und ich habe unseren Erfolgswillen noch nie größer erlebt als momentan. Natürlich hat uns Nico zum Ende des vergangenen Jahres eine harte Nuss für den Winter zum Knacken gegeben. Aber wir haben mit Valtteri eine großartige Lösung gefunden und ich bin überzeugt, dass er gemeinsam mit Lewis eine starke Fahrerpaarung bilden wird. Sie haben beide zusammen mit der Technik-Mannschaft hart in der Fabrik gearbeitet. Und obwohl wir im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren mit einer neuen Dynamik umgehen lernen müssen, erwarte ich nicht, dass der Wettbewerb zwischen ihnen weniger intensiv ausfallen wird. Genau so mögen wir es. In diesem Jahr wird die Weiterentwicklung im Verlauf der Saison eine große Rolle für den Ausgang der Weltmeisterschaft spielen. Niemand weiß, wo er beim ersten Rennen steht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir für jede Situation die richtigen Leute und Fähigkeiten besitzen, um alle Herausforderungen zu meistern, die sich auf unserem Weg ergeben. In dieser Saison kann unser Werksteam seine wahre Stärke unter Beweis stellen.“
Was steckt hinter dem Namen?
Die heutige Präsentation ist nicht nur die Premiere eines neuen Autos. Sie ist auch das weltweite Debüt einer neuen Technologiebezeichnung, die sich über alle Modellreihen von Mercedes-AMG und Mercedes-Benz erstreckt.
2016 stellte Mercedes-Benz auf dem Pariser Autosalon seine neue Produktmarke für Elektromobilität vor: EQ. Die Bezeichnung EQ steht für „Electric Intelligence“ und repräsentiert „Emotion und Intelligenz“, zwei Markenwerte von Mercedes-Benz. EQ verfolgt das Ziel, Elektromobilität einfach, komfortabel, sicher und für jedermann zugänglich zu machen.
Beginnend mit dem anstehenden Facelift der S-Klasse erhalten alle zukünftigen Mercedes-Benz Plug-In Hybrid-Fahrzeuge die Bezeichnung „EQ Power“. Das neue F1-Auto F1 W08 Hybrid EQ Power+ ist der erste Mercedes-AMG Hybrid mit der Bezeichnung „EQ Power+“, die zukünftig für alle Mercedes-AMG Performance-Hybrid-Fahrzeuge Verwendung finden wird.
Die neue Modellbezeichnung wurde anschaulich in die Lackierung des neuen W08 eingebunden. Sie wird durch eine elektrisch blaue Visualisierung des Luftflusses vom Frontflügel bis zu den Enden der Seitenkästen auf dem Auto dargestellt. Diese unverwechselbare Charakteristik wurde vom Elektro-Look des im vergangenen Jahr präsentierten Concept EQ abgeleitet.
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Eine brandneue technische Herausforderung
Normalerweise dienen große Regeländerungen in der Formel 1 dazu, die Performance einzugrenzen und den Technik-Mannschaften neue Vorschriften aufzuerlegen. Die neuen Regeln für die Saison 2017 eröffnen jedoch eine neue und spannende Herausforderung: Die Freiheit, ein großzügigeres Regelwerk zu erforschen, sowie die Unsicherheit, nicht genau zu wissen, wie die Ziele gesetzt werden sollten oder was ein gutes Ergebnis darstellt.
Beim Vorgängermodell W07 drehte sich alles um Feintuning und eine ausgefeilte, eingehende Evolution. Beim W08 ging es zurück zu den Grundprinzipien. Das Auto wurde entwickelt, noch bevor die endgültigen 2017er Reifen feststanden. Einige Teile entstanden sogar schon, bevor die Regeln final beschlossen waren. Umso wichtiger war es, rasch eine solide Basisstruktur zu erlangen. Gleichzeitig musste eine flexible, anpassbare Philosophie verfolgt werden, um größere Entwicklungsschritte während der Saison zu ermöglichen. Angesichts dieser Tatsachen wurden nur 17% der Komponenten des W08 vom Vorgänger übernommen. Das Hauptaugenmerk des Teams lag darauf, das Auto unter dem neuen Aerodynamik-Reglement zu optimieren.
Dieses Jahr laufen die ersten großen Regeländerungen unter dem Aerodynamik-Test-Reglement (ATR). Dieses schreibt für jedes Team die gleiche maximale Anzahl an Windkanaltests (65 Runs pro Woche) vor. Angesichts des großen Ausmaßes der Regeländerungen wurde das erste Konzept für den W08 bereits vor dem ersten Rennen der Vorsaison im 60%-Windkanal des Teams in Brackley getestet. Im Verlauf der Entwicklung absolvierte es bislang mehr als 2.000 Runs.
Zusätzlich zu den neuen Formen für den Front- und Heckflügel stellen der Unterboden und die Bargeboards vor den Seitenkästen die wichtigsten Bereiche für aerodynamische Möglichkeiten dar. Entsprechend wurde viel Arbeit in diese Bereiche gesteckt. Während die Performance-Möglichkeiten erheblich waren, arbeiteten die Design-Teams auch daran, den W08 strukturell zu verbessern, damit er den deutlich höheren aerodynamischen und mechanischen Belastungen Stand halten kann.
Die Power Unit mit dem Namen M08 wurde für die neue Saison ebenfalls umfassend überarbeitet. Obwohl das bisherige Token-System die Entwicklung der Power Units seit 2014 nicht einschränkte, gibt die Abschaffung des Systems den Technikern mehr Freiheiten für Ingenieurs-Lösungen.
Wie gewohnt konzentrierte sich das Team vor allem auf die Haupt-Energieumwandlungsmöglichkeit – den Verbrennungsprozess. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten für weitere Zugewinne, unter anderem bei den Motoranbauteilen. Die neuen Aerodynamikregeln hatten einen einschneidenden Einfluss auf die Konfiguration des Motors. Dieser muss als strukturelle Komponente des Autos erheblich höhere physische Belastungen aushalten. Um seine strukturellen Eigenschaften zu erhalten, fällt der Motor etwas schwerer als sein Vorgänger aus.
Hinzu kommt ein längerer Einsatzzyklus, gemäß dessen die Autos pro Runde ungefähr 10% länger unter Volllast laufen. Damit einher geht in der neuen Saison eine Erhöhung der erlaubten Rennspritmenge um 5%. M08 wurde zudem für eine verbesserte Haltbarkeit entworfen, da das Reglement in der Saison 2017 nur noch vier Power Units pro Fahrer erlaubt.
Testfahrten in Barcelona
Das Testprogramm des W08 EQ Power+ beginnt am Montag, 27. Februar in Barcelona. Um die Testkilometer während der beiden Testwochen bestmöglich ausnutzen zu können, teilen sich die Fahrer nach dem Vorbild des Vorjahres die Testtage jeweils auf.
Quelle/Video: Mercedes-AMG Motorsport