Über Sieg oder Niederlage im Rennsport entscheiden manchmal die kleinen Dinge. In der DTM sind beim Kampf um jede tausendstel Sekunde die Reifen eines der wichtigsten Faktoren. Daher ist es wichtig das sich ein Reifeningeneur nur ganz speziell um das eine Thema kümmert. Einer davon ist Fabien Chenin, er ist das Bindeglied zwischen dem Racehub und VDG – also den Renn- und Performanceingenieure an der Strecke sowie den Teammitgliedern. Seine Aufgabe ist die, die Wissenschaft der Reifen zu analysieren. Dabei kann es in der Kürze der Zeit an der Rennstrecke auch schon einmal hektisch zugehen. Die nötige Ruhe dafür holt sich Fabien in den französischen Alpen, wo er gerne Skifahren geht und seine Zeit in den Bergen verbringt. Vor seinem Wechsel in die DTM sammelte er bereits jede Menge Motorsport-Erfahrung in der Formel E, bei den 24 Stunden von Le Mans sowie mit GT3 und LMP2-Rennwagen.
Was genau sind die Aufgaben eines Reifeningenieurs in der DTM?
Vor den Rennwochenenden bereiten wir alle Einstellungen vor, die die Reifen betreffen. Zum Beispiel den Sturz oder den Reifendruck, auch wie man das Auto abstimmen muss, damit der Reifen im Rennen länger hält. Deshalb arbeite ich eng mit den Renn- und Performanceingenieuren zusammen, aber auch mit den Kollegen in der Fabrik, die die Reifen eher von der wissenschaftlichen Seite betrachten.
Welche Charaktereigenschaft ist für deinen Job besonders wichtig?
Wenn man mit Leuten über Reifen spricht, verstehen sie oft nicht, was wir tatsächlich machen. Aber unsere Tätigkeit hat einen großen Einfluss auf das Gesamtbild. Der Reifen ist eines der komplexesten Teile am Auto, deswegen muss man sich Zeit nehmen, um ihn zu verstehen. Dabei müssen wir Schritt für Schritt vorgehen. Wenn etwas bei 15 Grad in Hockenheim funktioniert, muss das nicht heißen, dass es auch bei 25 Grad in Zandvoort geht. Man muss die Details verstehen und die richtige Herangehensweise herausfinden.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
In der DTM liegt das Feld so eng zusammen, wenn man da nur eine Kleinigkeit findet, kann das sofort einen Unterschied ausmachen. Die Qualität der Fahrer ist so hoch, dass es sich in ihren Ergebnissen wiederspiegelt, wenn ich meine Arbeit richtig mache. Am meisten Spaß bereitet es mir, die Details zu verstehen und das Auto dadurch schneller zu machen. Man versucht immer, cleverer zu sein als die anderen. Außerdem arbeite ich gerne im Team. Alle zusammen können wir einen Unterschied ausmachen. Das ist das Tolle am Motorsport.
In dieser Saison gibt es neue Reifen, freust du dich auf diese neue Herausforderung?
Ja, denn dieses Jahr spielt der Reifen eine viel größere Rolle bei der Performance. Man muss das Setup richtig hinbekommen, aber auch der Fahrer wird einen großen Einfluss über das Reifenmanagement haben. Durch die neuen Reifen werden sich die Rennen stark verändern. Vielleicht nicht auf einem Stadtkurs wie dem Norisring, aber auf Strecken wie Zandvoort oder in Hockenheim. Dann werden wir sehen, wer am cleversten mit den Reifen umgehen kann.
Wie wichtig sind in dieser Hinsicht die Testfahrten vor Saisonbeginn?
Die Tests sind für mich der wichtigste und interessanteste Teil. Anders als am Rennwochenende können wir uns hier mehr Zeit nehmen, alles messen und alle Details protokollieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir bei den Testfahrten alle Themen abgearbeitet haben, um für die Saison gerüstet zu sein.
Wie genau sieht deine Arbeit an einem Rennwochenende aus?
Zunächst entscheiden wir, an welchem Auto wir was im Freien Training ausprobieren wollen. Danach werten wir die Ergebnisse aus und wenden sie auf die anderen Autos an. Dabei kommen die Renningenieure auf mich zu und schildern mir die Probleme ihrer Fahrer. Sie wollen wissen, was sie mit den Reifen tun können, um den Fahrern zu helfen. Ich spreche normalerweise nicht direkt mit den Fahrern, sondern mit deren Ingenieuren. Diese geben mir die Eindrücke der Fahrer weiter und ich versuche, ihnen Ratschläge zu geben, die sie wiederum an die Fahrer weitergeben. Es ist echte Teamarbeit. Wir arbeiten alle zusammen und beraten den Fahrer.
Gibt es eine Situation, die dir besonders gut im Gedächtnis geblieben ist?
Das erste Rennwochenende in der vergangenen Saison in Hockenheim. Wir haben den ganzen Winter hart gearbeitet, aber erst da konnten wir sehen, ob wir unseren Job gut gemacht hatten. Das Ergebnis war positiv: Paul hat am Sonntag die Pole geholt und damit bewiesen, dass wir gute Arbeit geleistet hatten.