Daimler hat erste Eckpunkte zur Verschlankung veröffentlicht – 10.000 Stellen werden nicht nachbesetzt

Daimler hat sich nun mit dem Gesamtbetriebsrat auf erste Eckpunkte geeinigt, um die Konzernstruktur zukünftig zu verschlanken und damit Effizienz und Flexibilität zu steigern. Dazu wurden gemeinsam Maßnahmen zur Kostensenkung und zur sozialverträglichen Reduzierung von Arbeitsplätzen vereinbart.

Daimler nutzt demnach zukünftig die natürliche Fluktuation, um freiwerdende Arbeitsplätze abzubauen. Zudem werden die Möglichkeiten zur Altersteilzeit erweitert und in Deutschland ein Abfindungsprogramm angeboten, um Stellen in der Verwaltung zu reduzieren. Die Umsetzung der Eckpunkte-Vereinbarung wird in den nächsten Wochen mit den Arbeitnehmervertretern weiter ausgearbeitet.

Kürzung von weltweit tausender Stellen bis Ende 2020

Daimler strebt an, bis Ende 2022 weltweit tausende Stellen zu kürzen. Der bei der Ausgliederung der operativen Geschäftsfelder Mercedes-Benz Cars & Vans und Daimler Trucks & Buses zugesagte und vereinbarte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen in Deutschland bis Ende 2029 bleibt davon für die Daimler AG, die Mercedes-Benz AG sowie die Daimler Truck AG unberührt.

Bessere Wettbewerbsfähigkeit als Ziel

Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte. Die Entwicklung hin zur CO2-neutralen Mobilität erfordert hohe Investitionen, deshalb hatte Daimler Mitte November angekündigt, ein Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationskraft und der Investitionskraft zu starten. Ein Bestandteil dieses Programms ist es, die Personalkosten bis Ende 2022 um rund 1,4 Mrd. Euro zu senken und unter anderem die Zahl der Management-Stellen weltweit um zehn Prozent zu kürzen.

Mit den jetzt gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossenen Eckpunkten zur Verschlankung des Unternehmens können wir dieses Ziel bis Ende 2022 erreichen. Wir werden die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten“, sagt Wilfried Porth, Vorstandsmitglied der Daimler AG, Personal und Arbeitsdirektor, Mercedes-Benz Vans.

Einsparungen durch Angebote, wöchentliche Arbeitzeit zu reduzieren.

Neben den Maßnahmen zur Verschlankung einigten sich Daimler und die Arbeitnehmervertreter zudem darauf, weitere Personalkosten zu senken. Dazu wird es unter anderem Angebote an die Belegschaft geben, die wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren. Das Unternehmen wird auslaufende Arbeitsverträge von Zeitarbeitskräften in der Verwaltung nur noch sehr restriktiv verlängern. Ebenso restriktiv werden befristete 40 Stunden-Verträge der Stammbelegschaft zugelassen.

Quelle: Daimler AG

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Helge
4 Jahre zuvor

Jetzt müssen offenbar die Mitarbeiter u. a. die Folgen des Dieselskandals (z.B: hohe Strafzahlungen, Prozesskosten etc.) ausbaden, sowie eine verfehlte Modellpolitik (z.B.: daß man zu viele Modellvarianten auf den Markt brachte.
Meiner Meinung nach fing die Schieflage bzw. die Probleme schon mit der Ära Schrempp an, indem man mit Chrysler damals fusionierte. Nachdem dann diese „Ehe“ in die Brüche ging, probierte man es unter Herrn Zetsche mit Nissan / Renault.
Auch Herrn Zetsche sehe ich sehr kritisch. Wenn man früher die „Hausaufgaben“ bezüglich neuer Antriebe gemacht hätte, wäre man heute schon weiter, und müsste nicht Tesla und anderen hinterher laufen. Aber man hat zu lange weiter nur auf den Verbrenner gesetzt, und jetzt muß man immens investieren, und weiß nicht, woher das Geld kommen soll. Ich frage mich schon, warum manche Manager nicht über mehrere Jahrzehnte hinweg planen und denken. Aber nicht selten ist man dann schon wieder weg, wenn der „Crash“ kommt, und die Herren, welche die Misere zu verantworten haben sitzen mit fürstlichen Ruhestandsgehältern irgendwo und lassen es sich gut gehen. Wie soll man das den (kleinen) Leuten vermitteln, die dann vielleicht arbeitslos werden und nichts dafür können?
Den Aktionär interessiert es auch nicht, solange er regelmäßig seine Dividende erhält.

Teegenuss
4 Jahre zuvor

Moin zusammen,

zu Helge‘s Kommentar:
Ja, es gibt leider einige zu späte Entscheidungen oder auch falsche in diesem (und anderen deutschen) Konzern. Deutschland allgemein wird politisch sowie in der Wirtschaft schon lange nicht visionär gelenkt.

Zum geplanten Stellenabbau habe ich eine etwas andere Sicht. Verwaltung muss man immer alle paar Jahre stutzen. Es ist quasi ein Gesetz, dass Verwaltungsapparate wachsen ohne mehr zu leisten.
Bei der Produktion geht die Reise Richtung elektrischer Antrieb. Dieser ist nun mal viel einfacher zu bauen. Somit werden da automatisch Kapazitäten frei. Hier werden auch viele Zulieferer neue Geschäftsfelder zur Kompensation suchen müssen (Motorsteuerung, Abgasnachbehandlung etc.)

Aber nun zudem was mich wundert. Daimler hat sich weltweit ca. 300.000 Angestellte. Mal angenommen ein Erwerbsleben geht von 25-65 Jahre. Bis Ende 2022 ca. 10.000 Stellen abbauen (liest man in anderen Medien). Das wird durch Renteneintritte doch mehr als erreicht (ca. 22.000). Da könnte man doch jede zweite Stelle nachbesetzen. Warum heißt es dann in den Medien „Abfindungsangebote, Altersteilzeit etc.“?!

Falls hier ein Personalplaner dies liest, freue mich über etwas Aufklärung. Die Meldungen und die Zahlen machen für mich keinen Sinn.

Gruß
Teegenuss

Snoubort
Reply to  Teegenuss
4 Jahre zuvor

Ich denke es geht in erster Linie um die Zahlen in Deutschland, trotzdem hättest Du auch hier recht, dass 10.000 Stellen von der reinen Masse her auch ohne „harte“ Maßnahmen umzusetzen wären.
Aber, nicht jeder Job passt zu jedem Mitarbeiter, und auf neue „Talente“ will man mit Sicherheit auch nicht verzichten wollen.
Womit Du auch definitiv recht hast ist, dass sich Verwaltungsapparate gerne immer weiter ausbreiten, ohne dabei am Ende messbare Mehrwerte zu schaffen; bzw. eher sogar notwendige Weiterentwicklumgen bremsen.
In diesem Hinblick sind Stellenkürzungen von 3-4% auch nicht gerade als substanzielle Veränderung zu werten. Also eher nach dem Motto „3% geht immer“, als dass dahinter ein echter strategischer Plan zu erkennen ist.
Ich sehe aber keinerlei notwendigen Zusammenhang zwischen Deutschland im Allgemeinen und Daimler im Speziellen. Der VW Konzern ist z.B. bzgl. Strukturwandel und Zukunftsstrategie wesentlich ambitionierter zu Gange, hat aber eben auch langfristig ausgerichtete Mehrheitseigentümer.

martin
Reply to  Snoubort
4 Jahre zuvor

Genau da liegt Daimlers Kernproblem. Seit über 30 Jahren wird die Daimler AG (und deren Vorgesellschaften) von Leuten gelenkt die als Vorstandsvorsitzende ihre „Visionen“ ausgelebt haben bzw. unter denen das Geld nur so verprasst wurde und dabei Milliardenwerte vernichteten. Konsequenzen gab es nie. Im Gegenteil, die Herren wurden anschliessend nach dem sie genug Mist gebaut hatten , grosszügig belohnt und in Rente geschickt.
Bei Daimler fehlt einfach eine Eigentümerstruktur die diesen Menschen auf die Finger haut wenn sie zu übermütig werden.

Theo
4 Jahre zuvor

Und die Zeitarbeitnehmer sind wieder die ärmsten der Armen. Sitzen bald auf der Straße und die Ingenieursdienstleister (Sklavenhändler) kündigen denen reflexartig, weil es keine Folgeaufträge mehr gibt – schöne Weihnachten auch!

Scheiß EU, scheiß Gesetzgebung, alles viel zu verzwungen – weil batterieelektrische Antriebe sind nicht die Zukunft! Höchstens man blendet alles von der Herstellung über die Stromerzeugung bis hin zur nicht möglichen Entsorgung der Zellen aus – dann passt das mit der Klimabilanz!

Rainer
Reply to  Theo
4 Jahre zuvor

Das ist natürlich wieder mal typisch: immer die Schuld bei der Politik suchen.
Wenn es keine Gesetzgebung gäbe, würde man wahrscheinlich immer noch verbleites Benzin tanken und hätte keine Katalysatoren.
Elektroantrieb mit all seinen Einschränkungen ist besser als weiter Dinosaurier-Öl durch den Auspuff zu jagen.
Dafür ist es einfach zu schade.
Die Tatsache, dass es momentan billig zu haben ist bedeutet nicht, dass es nicht viel, viel wertvoller ist.

Fakt ist auch, dass man in ein paar Jahren in die wichtigsten Export-Märkte kaum noch Autos liefern können wird, die nicht vollelektrisch sind.
Da kann man hier in Deutschland natürlich wie das Rumpelstilzchen mit dem Fuss stampfen – der Gesetzgeber zwingt hier sinnvollerweise die Firmen zu einer Wende, die andernorts schon lange vollzogen ist.

MAX
4 Jahre zuvor

Ich weis nicht, was hier das Problem ist.
Umweltschutz ist doch das wichtigste Thema überhaupt.
Ist doch egal, ob 100.000 Leute mehr auf der Straße stehen.
Die können sich gleich alle den Freitags-Demonstrationen anschließen.

Nai
Reply to  MAX
4 Jahre zuvor

Dein Kommentar ist hoffentlich ironisch gemeint. Wenn nicht, ist dieser an Dummheit kaum zu überbieten.

Helge
4 Jahre zuvor

Es ist schon so, daß das Rohöl (und andere fossile) Brennstoffe endlich sind. Da gibt es ja Fachleute, die sagen, daß bei unserem globalen derzeitigen Verbrauch die Rohölvorräte noch bis zur Mitte des Jahrhunderts reichen.

Jetzt gibts natürlich Leute die nun sagen: „Das haben die schon immer gesagt, und es haben sich wieder neue Ölquellen irgendwo dann aufgetan…..“

Aber heute ist es so, daß die Ölförderung immer schwieriger wird bzw. manche Quellen in unwegsamen Gebiet liegen, wo man nicht so einfach dran kommt. Dazu kommt, daß der Bedarf weltweit zugenommen hat, weil Schwellenländer mittlerweile auch Bedarf haben bzw. sich weiterentwickelt haben.

Und wenn man bedenkt, wo Rohöl mittlerweile überall gebraucht wird: Es ist ja nicht nur der Verkehr, sondern auch Kunststoffe, Textilien usw. Und das ist für mich der Wahnsinn überhaupt: Das wir Verpackungen und Kunststoff in gigantischen Mengen aus so einem wertvollen Rohstoff wie Öl herstellen, und dann schwimmt die Tüte nachher im Meer. Also ein Recycling findet nicht wirklich statt. Und so gibt es viele Absurditäten.

Und die Autoindustrie hat jahrzehntelang so getan, als sei Rohöl unerschöpflich und hat auf den Verbrenner gesetzt. Da muß man fast schon blind sein. Warum hat man nicht schon mit der Jahrtausendwende mehr an Alternativen geforscht, dann wären diese schon längst serienreif.

In andere Ländern geht es auch: Die Norweger haben großen Ölvorräte, aber sie sind heute schon so klug, für die Zukunft vorzusorgen, und viele Autos fahren daher mit E-Antrieb. Viele E-Autos gibt es auch in Israel. Und selbst die Chinesen haben aus ihrem Smog-Problem gelernt, daß sie auf E-Mobilität setzen müssen, wenn sie nicht gesundheitlich leiden wollen.

Obendrein besitzen einige Chinesen einen beträchtlichen Aktienanteil bei Daimler. Dazu fällt mir nichts mehr ein. Herr Zetsche freute sich damals darüber auch noch. Ob er immer noch lacht, wenn dann vielleicht Know how verloren geht usw.

Da macht man sich auf der einen Seite zu Recht viele Gedanken, daß sich chinesische Firmen wie Huawei am Ausbau der 5G Technik beteiligen, und diese vielleicht dann zur Spionage nutzen könnten, und auf der anderen Seite haben doch schon viele chinesische Firmen bei großen deutschen Firmen einen „Fuß in der Tür“, und das machen die sicherlich nicht umsonst.

Wenn aber deutsche Firmen in China investieren und etwas über chinesische Firmen erfahren wollen, dann kommt der Protektionismus durch, und im Extremfall haben die Firmen dann keine Chance auf dem chinesischen Markt. Es soll dann am Besten nur die Einbahnstraße geben….
Bin mal gespannt, wenn die neue Seidenstraße fertig ist, was das dann für Europa und die Welt bedeutet.

Man sollte das alles kritischer beobachten und sich nicht nur freuen, wenn China investiert, oder man als deutsche Firma vielleicht Geschäfte machen kann. Von den Menschenrechten gar nicht erst gesprochen.