Der be a mover talk mit Jörg Howe, Generalbevollmächtigter Kommunikation & Außenbeziehungen Daimler Truck, ist ein Gesprächsformat, bei dem Menschen vorgestellt werden, die etwas Positives in der Welt verändern wollen. Diesmal war Sascha Hähnke, Geschäftsführer beim internationalen Logistikdienstleister Rhenus SE & Co. KG und Experte für Lkw-Transporte, zu Gast. Auf der IAA Transportation 2022 wurde vor der Kulisse des batterieelektrischen Mercedes-Benz eActros LongHaul, der einen Tag zuvor auf der Messe erstmals gezeigt wurde, in einem lebendigen Gespräch unter anderem über die spannende Transformation zu alternativen Antrieben, Ladeinfrastruktur und die Zukunft der Logistik gesprochen.
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Hannover. Endlich wieder IAA: Nach vier Jahren Unterbrechung trafen sich Hersteller, Kunden, Transport-Experten und Nutzfahrzeugbegeisterte in Hannover, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Branche auszutauschen und neue Produkte vorzustellen. „Nichts geht über den persönlichen Austausch“, findet Sascha Hähnke, Geschäftsführer bei der Rhenus SE & Co. KG, der sich mit Jörg Howe auf dem Messestand von Mercedes-Benz Trucks zum be a mover Talk getroffen hat. In Hannover präsentierte der Fahrzeug-Hersteller erstmals den batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw eActros LongHaul. Für Sascha Hähnke ist die Messe dafür der passende Rahmen: „Die Branche will solche Fahrzeuge sehen und anfassen.“ Mit LFP-Technologie kann der Sattelschlepper am Stück rund 500 Kilometer weit fahren und dank Megawatt-Lademöglichkeit sind die Energiespeicher auch schnell wieder gefüllt. Für Sascha Hähnke ein wichtiger Schritt: „Das KO-Kriterium mit der Reichweite ist damit aus der Welt.“
Alternative Antriebe sind das Thema der Messe.
Erfahrungen mit batterieelektrischen Antrieben hat Rhenus bereits und sieht sich hier in einer Vorreiterrolle, kein Zufall, wie Hähnke erklärt: „Wenn Sie eine Unternehmensschwester wie Remondis haben, die sich im Kerngeschäft mit Recycling befasst, ist man automatisch anders unterwegs.“ Schon 2011 startete man im Unternehmen gemeinsam mit Daimler den Testbetrieb von Diesel-Hybriden. Seit 2019 sind vollelektrische Mercedes-Benz Trucks im Verteilerverkehr im Einsatz. „Am Anfang wurden wir mit den Elektro-Fahrzeugen belächelt, aber das hat sich schnell gelegt. Jetzt rufen Leute an und fragen nach unseren Erfahrungen“, berichtet Sascha Hähnke gegenüber Jörg Howe. Probleme mit den Fahrzeugen gäbe es bislang nicht, wichtig sei aber intelligent zu laden, um beispielsweise Lastspitzen zu umgehen. Das heißt auch, die Batterien nur dann ganz voll zu laden, wenn es wirklich nötig ist.
Ab 2023 wird Rhenus mit dem eActros LongHaul auch im Fernverkehr in den Testbetrieb gehen. Dabei arbeiten Logistikunternehmen und Hersteller Daimler Truck eng zusammen. Sascha Hähnke zeigt sich begeistert: „Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass ein Hersteller und ein Kunde so eng in der Abstimmung sind auf dem Weg zum Ausrollen der Prototypen. Wir wollen das Fahrzeug auf die Straße bringen. Das macht Spaß.“
Das Hochleistungsladen der Lkw auf der Strecke ist ebenfalls fest im Testprogramm eingeplant. Grundlage für den Einsatz von batterieelektrischen Fahrzeugen sei aber zunächst einmal das Depotladen, führt Hähnke aus: „So ein Fahrzeug braucht einen Heimathafen, von da testen wir uns langsam auf die Strecke.“ Eine große Herausforderung hierbei seien die langwierigen Prozesse bei der Genehmigung von Ladepunkten und die Erschließung durch die Energieversorger. Mit den Themen sieht sich auch Daimler Truck, das sich in einem Joint Venture für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Europa einsetzt, konfrontiert. Bei den Anwendungsmöglichkeiten für batterieelektrische Lkw sieht Sascha Hähnke schon heute ein breites Einsatzgebiet, ärgert sich aber über manche Einschränkung: „Wir dürfen mit Elektrofahrzeugen kein Gefahrgut transportieren und dieses Hindernis muss weg.“
Die Förderprogramme in Deutschland sind europaweit einzigartig
Lobende Worte findet der Rhenus Geschäftsführer für die Förderprogramme in Deutschland. Bis zu 80% der Mehrkosten eines batterieelektrischen Lkw gegenüber eines Diesel-Lkw werden über ein milliardenschweres Förderprogramm übernommen. „Ein solches Förderprogramm ist in Europa einzigartig.“ Dank dieser Unterstützung, niedrigerer Wartungskosten und einer Maut-Befreiung könnten Elektro-Laster schon heute bei bestimmten Anwendungen bezogen auf die Gesamtbetriebskosten mit konventionellen Lkw konkurrieren. Mit dem Hochlauf der Produktion und einsetzenden Skalen-Effekten erwartet der Logistikdienstleister ein noch besseres Kosten-Nutzenverhältnis.
Auch Wasserstoff wird gebraucht
Davon verschiedene Energiespeicher wie Batterien oder Wasserstoff gegeneinander auszuspielen hält Sascha Hähnke nichts. „Wir sollten uns darauf einigen: Es ist alles besser als der Diesel. Bei den alternativen Antrieben werden wir Wasserstoff brauchen. Es wird rein batterieelektrisch nicht funktionieren können bei zwei Millionen Lkw in Europa, so sehr ich mir es wünsche.“
Unabhängig vom Energiespeicher sieht Hähnke große Herausforderungen bei der Infrastruktur, da mittelfristig verschiedene Antriebe nebeneinander existieren werden. Er bezeichnet diese Entwicklung gegenüber Jörg Howe als Parallelwelten: „Der Diesel wird uns noch lange begleiten. Keine Raststätte wird ihre Dieseltankstelle für einen Ladepark oder eine Wasserstofftankstelle abreißen. Wir brauchen zusätzliche Flächen, um die Fahrzeuge zu laden. Und die Erschließung dieser Flächen muss schnell gehen, nur so wächst die Infrastruktur parallel zu den Serienfahrzeugen der Hersteller. Diese Parallelwelten zu organisieren, das wird die Mammutaufgabe.“
Für den Daimler Truck Kommunikationschef Jörg Howe ein bekanntes Thema. Er berichtet vom aktuellen Stand des geplanten Klimawerks von cellcentric in Baden-Württemberg. Hier will Daimler Truck zusammen mit der Volvo Group Brennstoffzellen in Großserie bauen. Obwohl sich Bürger und Politik klar für den Standort ausgesprochen haben gibt es ausgerechnet beim Erwerb der nötigen Flächen Widerstände.
Wir müssen schneller werden
Die beiden Gesprächspartner sind sich einig, dass es beim Thema Energiewende mehr Geschwindigkeit braucht. Rhenus Geschäftsführer Sascha Hähnke wird deutlich: „Was den Fahrzeugbau und den Einsatz von alternativen Antrieben anbelangt bin ich optimistisch. Beim Aufbau der Infrastruktur müssen wir auf jeden Fall schneller werden. Aber es ist eine furchtbar spannende Zeit, diese Transformation, die wir jetzt erleben, die gab es noch nie. Alternative Antriebe sind keine Glaubensfrage, alternative Antriebe sind alternativlos.“
Zum Abschluss des Gesprächs stellt Hähnke gegenüber Jörg Howe nochmal klar, dass er auch die Logistikbranche in der Verantwortung sieht, egal ob es sich um kleine oder große Betriebe handelt und fordert dazu auf, sich politisch einzubringen: „Ich sage den Kollegen: Thematisiert es in den relevanten politischen Ausschüssen. Wann kommen die Wasserstofftankstellen in meinem Landkreis? Wann kommt die erste Lkw-Lademöglichkeit? Als Branche müssen wir gemeinsam unsere Stimme erheben, ansonsten sind wir irgendwann die Getriebenen.“
Quelle: Daimler Truck AG