Weltpremiere des eActros 600 von Mercedes-Benz

Daimler Truck hat heute früh in Hamburg das Serienmodell des eActros 600 vorgestellt, dessen Konzept-Prototyp man bereits auf der Nutzfahrzeug-IAA 2022 in Hannover vorgestellt hatte. Das Fahrzeug verfügt als E-Lkw für die Langstrecke über drei Batteriepakete (mit Zellen von CATL mit LFP-Technologie) mit über 600 kWh Gesamtkapazität sowie über zwei Elektromotoren mit einer Dauerleistung von 400 kW. Die Spitzenleistung der E-Motoren liegt bei 600 kW.

Mercedes-Benz Trucks hat die Serienversion des ersten batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw mit Stern enthüllt. Der Hersteller präsentierte den Mercedes-Benz eActros 600 heute als Weltpremiere vor internationalem Publikum bei einer Veranstaltung südlich von Hamburg. Mit dem schweren Elektro-Lkw will der Hersteller den neuen Standard im Straßengüterverkehr definieren – und dies in Sachen Technologie, Nachhaltigkeit, Design sowie Profitabilität für E-Flottenbetreiber.

Die hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden – daher die Typbezeichnung 600 – sowie eine neue, besonders effiziente elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des E-Lkw von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. So wird der eActros 600 deutlich über 1.000 Kilometer am Tag zurücklegen können. Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen – selbst ohne Megawattladen – macht dies möglich. Etwa 60 Prozent der Langstreckenfahrten von Mercedes-Benz Trucks Kunden in Europa sind ohnehin kürzer als 500 Kilometer, sodass Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof sowie an den Be- und Entladestellen für diese Fälle ausreichend ist.

Für alle anderen Einsätze ist der kontinuierliche Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur eine essenzielle Voraussetzung, um den Elektro-Lkw voll einsatzfähig für den paneuropäischen Fernverkehr zu machen. Der eActros 600 wird neben dem CCS-Laden mit bis zu 400 kW später auch das Megawattladen (MCS) ermöglichen. Ab Verkaufsstart können Kunden hierfür eine Vorrüstung bestellen. Sobald die MCS-Technologie verfügbar und herstellerübergreifend standardisiert ist, soll sie für diese Modelle des eActros 600 nachrüstbar sein. Die Batterien können an einer entsprechenden Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in ca. 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden.

Weltpremiere des eActros 600

Das Fahrzeug ist technisch auf ein kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt. Mit einem Standardauflieger hat der eActros 600 in der EU eine Nutzlast von etwa 22 Tonnen. In einigen Fällen kann nationales Recht eine höhere Nutzlast zulassen. Optisch zeichnet sich der E-Lkw durch ein grundlegend neues, puristisches Design mit klaren Linien und einer aerodynamischen Form aus. Bei der Profitabilität für Flottenbetreiber soll der Elektro-Truck neue Maßstäbe setzen, womit er langfristig die Mehrheit der Diesel-Lkw im wichtigen Fernverkehrs-Segment ablösen kann. Kern des Konzepts von Mercedes-Benz Trucks für den batterieelektrischen Fernverkehr ist, Kunden eine gesamtheitliche Transportlösung aus Fahrzeugtechnologie, Beratung, Ladeinfrastruktur und Services zu bieten.

Der Verkaufsstart des E-Lkw ist noch dieses Jahr. Der Start der Serienproduktion ist bereits für Ende 2024 vorgesehen. Der eActros 600 wird von Anfang an als Sattelzugmaschine sowie als Pritschenfahrgestell-Variante produziert, was den Kunden zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im vollelektrischen Transport bietet. Derzeit entsteht eine Flotte von rund fünfzig Prototypen, von denen einige Fahrzeuge in einem nächsten Schritt auch zu ersten Kunden in die Praxiserprobung gehen sollen.

Weltpremiere des eActros 600

Strompreis und Mautsystem entscheidend für Profitabilität gegenüber Diesel-Lkw

Innerhalb welcher Zeitspanne Flottenbetreiber mit dem eActros 600 im Fernverkehrseinsatz Kostenparität mit einem vergleichbaren Diesel-Lkw erreichen können, unterscheidet sich von Land zu Land insbesondere je nach Strom- und Dieselpreis und Mautsystem. Beispielsweise in den großen Transit-Ländern Frankreich und Deutschland wirken sich ein niedriger Strompreis bzw. die geplante CO2-basierte Lkw-Maut positiv auf die Betriebskosten batterieelektrischer Lkw aus. Damit kann der eActros 600 innerhalb der durchschnittlichen Fahrzeug-Haltedauer von etwa fünf Jahren bzw. nach etwa 600.000 Kilometern profitabler als ein Diesel-Fernverkehrs-Lkw sein – trotz eines ca. zwei- bis zweieinhalb Mal höheren Anschaffungspreises gegenüber dem Diesel-Äquivalent.Staatliche Förderung von E-Lkw und Ladeinfrastruktur stellt einen wesentlichen Hebel dar, um die Markthochlaufphase zu unterstützen.

Der CO2 Fußabdruck des eActros 600 hängt stark vom Strommix ab, mit dem die Batterien geladen werden. Mit dem aktuellen europäischen Strommix erzielt der eActros 600 eine CO2-Einsparung gegenüber einem vergleichbaren Diesel-Actros von rund 40 Prozent und mit vollständig erneuerbaren Energien von mehr als 80 Prozent über den gesamten Produktlebenszyklus von zehn Jahren ab der Rohstoffgewinnung. Dies entspricht einer Einsparung von rund 370 bzw. 775 Tonnen CO2. So kann der eActros 600 den aufgrund seiner Batterien ab Werk höheren CO2-Fußabdruck bereits innerhalb seines zweiten bzw. ersten Betriebsjahres im Fernverkehrseinsatz ausgleichen.

Weltpremiere des eActros 600 - Hamburg 2023

Weltpremiere des eActros 600

E-Mobilität im Fernverkehr mit unterschiedlichen Chancen für Flottenbetreiber

Die Elektrifizierung des Lkw-Fernverkehrs wird das Geschäftsmodell von Transportunternehmen verändern und auf mehreren Ebenen Chancen für Wettbewerbsvorteile bringen. So legen beispielsweise immer mehr Auftraggeber Wert auf den CO2-neutralen Transport ihrer Waren – Anbieter, die diese Vorgabe nicht erfüllen können, kommen hier nicht mehr zum Zug. Die Auswirkungen der Elektrifizierung gehen aber auch über die bloße Anschaffung von E-Lkw als Diesel-Ersatz und den Aufbau von Ladeinfrastruktur hinaus. Viele Flottenbetreiber müssen mit Gewinnmargen im niedrigen einstelligen Prozentbereich sehr genau kalkulieren. Wenn sie aufgrund des Strompreises bzw. der Maut mit jedem elektrisch gefahrenen Kilometer mehr Geld als mit einem Diesel-Lkw verdienen können, wird es sich für sie lohnen, den eActros 600 für möglichst viele Aufträge einzusetzen. Dies kann selbst dann der Fall sein, wenn der Fahrer den Strom unterwegs zu einem höheren Preis als auf dem eigenen Betriebshof bezieht, da die Kosten in der Regel dennoch deutlich niedriger als bei Diesel-Lkw liegen können. So macht sich zum einen die höhere Investition in das E-Fahrzeug schneller bezahlt und zum anderen können sie auf diese Weise zunehmend wirtschaftlicher operieren.

Effiziente LFP-Batterie-Technologie

Der eActros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. Die Batterien basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) und zeichnen sich durch eine hohe Lebensdauer aus. Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks haben den eActros 600 für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros ausgelegt. Das bedeutet bis zu 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. Nach dieser Nutzungsdauer soll der Batteriezustand („State of Health“) noch über 80 Prozent betragen. Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien können zudem über 95 Prozent der installierten Kapazität bei der LFP-Technologie genutzt werden. Dies ermöglicht eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität.

Innovative Antriebstechnologie – Predictive Powertrain Control im eActros 600

Speziell für den Einsatz im schweren Fernverkehr hat Mercedes-Benz Trucks eine neue, auf 800 Volt ausgelegte E-Achse mit zwei Elektromotoren und Vier-Gang-Getriebe entwickelt. Die E-Motoren generieren eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von 600 kW und sorgen für eine kraftvolle Beschleunigung, einen hohen Fahrkomfort und eine hohe Fahrdynamik. Die volle Motorleistung steht zumeist nahezu ohne Drehmomentunterbrechung zur Verfügung. Darüber hinaus lässt sich bei vorausschauender Fahrweise durch Rekuperation elektrische Energie zurückgewinnen, die in die Batterien des eActros 600 zurückgeführt wird und im Anschluss wieder für den Antrieb zur Verfügung steht. Durch Rekuperation werden die Bremsen des eActros 600 weniger beansprucht, was einen positiven Nebeneffekt darstellt. Situationsabhängig kann der Fahrer zwischen fünf verschiedenen Rekuperationsstufen wählen. Ganz nach Wunsch lässt sich im digitalen Cockpit auf dem Touchscreen auch das One-Pedal-Driving aktivieren – also die Verzögerung per Rekuperation mit reduzierter Betätigung der mechanischen Bremse.

Der eActros 600 verfügt über die bewährte Tempomat- und Getriebesteuerung Predictive Powertrain Control (PPC), die speziell auf den E-Antrieb abgestimmt ist. Die vorausschauende Antriebsstrangregelung berücksichtigt automatisch Topografie, Straßenverlauf und Verkehrszeichen für eine möglichst effiziente Fahrweise. Dabei werden nun auch die Routeninformationen des Navigationssystems mit einbezogen, um eine bessere Erkennung vorausliegender Streckenereignisse zu ermöglichen. So kann der Fahrer unnötiges Bremsen, Beschleunigen und Schalten vermeiden und die Batterieenergie möglichst effizient nutzen.

Über das im eActros 600 serienmäßig verbaute Multimedia Cockpit Interactive 2 wird der Fahrer kontinuierlich über den Ladezustand der Batterien, die verbleibende Reichweite sowie den aktuellen und durchschnittlichen Energieverbrauch informiert. Flottenmanager können über das Fleetboard Portal digitale Lösungen zur effizienten Steuerung ihrer Flotte nutzen. Dazu werden zum Serienstart unter anderem ein individuell ausgearbeitetes Charge Management System wie etwa die smarte Steuerung aller Prozesse zwischen dem eActros 600 und der Ladeinfrastruktur sowie ein Logbuch mit detaillierten Angaben zu Fahr-, Stand- und Ladezeiten sowie Verbrauchsdaten zählen. Ebenso wird es ein Mapping-Tool geben, das in Echtzeit anzeigt, wo sich ein Fahrzeug gerade befindet, ob es fährt, steht oder lädt und wie hoch der Ladezustand der Batterie ist.

Neues aerodynamisches Design der Fahrerkabine

Die neue Designsprache der Fahrerkabine des eActros 600 zeichnet sich durch eine besonders effiziente Aerodynamik aus. Hierfür sorgen die große, komplett geschlossene und abgerundete Vorbauklappe, ein optimierter Stoßfänger inkl. Unterbodenverkleidung, ein aerodynamisch verbesserter Einstieg sowie verlängerte Endkantenklappen im Segel-Design. Luftleitelemente an den A-Säulen, ein zusätzlicher Vor-Spoiler auf dem Dach und ein abgedichteter Motorraum runden die aerodynamisch verbesserte Kabine ab. Darüber hinaus ist die Kabine mit Aluminium-Trittplatten, einem neuen Scheinwerferkonzept mit Matrix-LED-Scheinwerfern und einem LED-Lichtband ausgestattet. Mercedes-Benz Trucks vermarktet die Kabine unter der Bezeichnung „ProCabin“.

Gerade bei batterieelektrischen Lkw im Fernverkehr ist eine verbesserte Aerodynamik von entscheidender Bedeutung, da der Luftwiderstand einer der Haupteinflussfaktoren beim Energieverbrauch ist. Zusätzlich kann durch den reduzierten Luftwiderstand bei der Rekuperation mehr Energie zurückgewonnen werden, was zu einer höheren Reichweite führt. Die um 80 Millimeter verlängerte Front ermöglicht dabei die Umsetzung der besonders aerodynamischen Form der neuen Kabine. Diese strömungsgünstige Form wurde mit einer Vielzahl an unternehmenseigenen Strömungssimulationen sowie Windkanal- und Straßenmessungen entwickelt. Somit konnte bei der ProCabin der cW-Wert im Vergleich zur heutigen Actros-Serienkabine um neun Prozent verringert werden. Diese aerodynamische Verbesserung reduziert den Energieverbrauch des Fahrzeugs und trägt damit  entscheidend zur Reichweite von 500 Kilometer1 des eActros 600 bei.

Nebenabtriebe für Arbeitsausrüstungen oder Kühlauflieger

Mercedes-Benz Trucks hat für den eActros 600 zwei unterschiedliche Nebenabtriebe entwickelt. Mit dem elektrisch-mechanischen Nebenabtrieb wird es zum Beispiel möglich, hydraulische bzw. mechanische Arbeitsausrüstungen wie etwa Kippsattel-, Schubboden- oder Siloauflieger zu betreiben. Eine weitere Lösung ist der elektrische Gleich- oder Wechselstrom-Nebenabtrieb. Bei letzterem wandelt ein Wechselrichter den Gleichstrom des Hochvoltnetzes in Wechselstrom. Somit können zum Beispiel Lösungen für Kühlkoffer oder Kühlauflieger betrieben werden. Die verschiedenen Nebenabtriebs-Anwendungen decken je nach Variante eine Leistungsspanne von 22 bis 90 kW ab und können die im Fern- und Verteilerverkehr gängigen Einsatzfälle bedienen. Die bereits heute bewährten industriellen Schnittstellen-Standards sind auch weiterhin im eActros 600 ab Werk verfügbar. Die Vorteile dieser Lösungen im Vergleich zum bisherigen dieselbasierten Betrieb bestehen insbesondere in der lokalen CO2-Neutralität sowie der stark reduzierten Geräuschbildung, was vor allem relevant für den Einsatz in Städten und Wohngebieten ist. Die kompakte Bauweise der Systeme erlaubt weiterhin den Betrieb des eActros 600 als Sattelzugfahrzeug mit Standardaufliegern – ein großer Mehrwert für Transportunternehmer, die das Fahrzeug für die unterschiedlichsten Anwendungen einsetzen.

Futuristisches Sounddesign für das akustische Warnsystem

Der eActros 600 ist zugunsten des Fahrers und der Umgebung sehr geräuscharm auf den Straßen unterwegs. Damit beispielsweise ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer den Elektro-Lkw in ihrem Umfeld trotzdem bemerken können, ist er – entsprechend gesetzlichen Vorgaben – mit einem externen Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS) ausgestattet. Je nach Fahrbedingung werden dabei Töne für die Vorwärts- oder die Rückwärtsfahrt abgespielt. Darüber hinaus variiert der Sound je nach Fahrgeschwindigkeit und Fahrpedalstellung, sodass eine gute akustische Wahrnehmung im Stadtverkehr möglich ist. Das futuristische Klangspektrum des im eActros 600 verbauten AVAS ist dabei so konzipiert, dass es der Erscheinung eines schweren Fahrzeugs Rechnung trägt und zu einer besseren Erkennbarkeit im Stadtverkehr beiträgt.

Neue Meilensteine bei Sicherheitsassistenzsystemen

Mit dem eActros 600 treibt Mercedes-Benz Trucks seine Vision vom unfallfreien Fahren weiter voran. Die verbauten Sicherheitsassistenzsysteme gehen dabei wie schon in früheren Jahren bei den Fahrzeugen des Herstellers in vielen Bereichen über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. Das gilt auch für die von der EU-Kommission verabschiedete General Safety Regulation. Die Regularie schreibt ab Mitte 2024 für alle Neufahrzeuge weitere Systeme als Serienausstattung vor. Das Sicherheitskonzept des eActros 600 beruht dabei auf der Weiterentwicklung bewährter Sicherheitsassistenzsysteme. Grundlage hierfür ist eine komplett neue Elektronikplattform und damit verbunden die sogenannte Sensorfusion zur Verschmelzung von Radar- und Kameradaten für einen noch großflächigeren Blick nach vorne und zur Seite. Die Elektronikplattform bietet zu diesem Zweck eine 20-fach höhere Datenverarbeitung. Die insgesamt sechs verbauten Sensoren – 4 Short Range Radare und ein Long Range Radar sowie die Multifunktionskamera in der Windschutzscheibe – decken einen Winkel von 270 Grad um das eigene Fahrzeug herum ab.

Sensorfusion bietet Vorteile für alle im eActros 600 verbauten Sicherheitsassistenzsysteme

Der deutlich vergrößerte Blickwinkel erhöht die Effizienz der Sicherheitsassistenzsysteme – darunter der Active Brake Assist 6 (ABA 6), der Frontguard Assist, der Active Sideguard Assist 2 (ASGA 2) und der Active Drive Assist 3 (ADA 3) – nochmals deutlich. Durch die höhere Datenverarbeitung und die Vernetzung aller Sensoren kann wertvolle Zeit gewonnen werden, um im Bedarfsfall schnellstmöglich auf das Verkehrsgeschehen zu reagieren und Unfälle im Idealfall gänzlich zu vermeiden oder zumindest deren Folgen zu mindern.

Die Sensorfusion respektive die 270-Grad Rundumsicht mit sechs Sensoren hat insbesondere beim ABA 6 den großen Vorteil, dass der Notbremsassistent mittels der verbesserten Gefahrenerkennung und Mehrspurüberwachung in der Lage ist, schneller bei kritischen Situationen wie Spurwechsel und stehende Stauenden in autobahntypischen Kurven reagieren zu können.

Der ABA 6 kann sowohl auf sich bewegende Personen als auch auf Radfahrer in der Spur, kreuzend oder entgegenkommend sowie auf stehende Fußgänger bis zu einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 60 km/h mit einer automatisierten Vollbremsung reagieren. Zudem kann der neue Frontguard Assist den Fahrer speziell in hektischen Situationen etwa beim Anfahren oder an Kreuzungen optisch und akustisch vor ungeschützten Verkehrsteilnehmern direkt vor dem Lkw warnen. Während der ASGA 1 die Länge des gesamten Lastzugs plus zwei Meter nach vorn und bis zu einem Meter nach hinten sowie bis zu 3,75 Meter rechts neben dem Fahrzeug überwacht, erhöht sich der Überwachungsbereich beim ASGA 2 durch die Sensorfusion auf bis zu sieben Meter nach vorne, 30 Meter nach hinten und 4,25 Meter nach rechts. Darüber hinaus verfügt der ASGA 2 als neue Funktion über eine Überwachungszone auf der Fahrerseite. Die Erweiterung des Blickwinkels nach links ist auch beim verbauten ADA 3, der teilautomatisiertes Fahren (Level 2) erlaubt, mit einem deutlichen Mehrwert verbunden: Die mittlerweile dritte Generation des Systems kann den Lkw bei Kollisionsgefahr automatisch in seine Spur zurückführen, wenn der Fahrer beispielsweise zum Überholen nach links ausscheren möchte, dabei aber ein sich von hinten näherndes Fahrzeug übersehen hat.

Intelligente Services

Für den eActros 600 ist Mercedes-Benz Complete verfügbar, der umfangreichste Servicevertrag im Portfolio des Herstellers. Mit enthalten ist dabei immer die vollautomatische Telediagnose Mercedes-Benz Uptime. Diese überprüft fortlaufend den Status vieler Fahrzeugsysteme im Lkw, wodurch kritische Zustände erkannt werden können. Durch Bündelung erkannter Reparatur- und Wartungsbedarfe können ungeplante Werkstattaufenthalte reduziert werden. Vorhersehbare Liegenbleiber können frühzeitig identifiziert und durch Unterstützung des Daimler Truck Customer Centers weitgehend vermieden werden. Über das Kundenportal My TruckPoint können Transportunternehmen den digitalen Dienst TruckLive aktivieren. TruckLive ist der zentrale Einstieg in die digitale Servicewelt und vernetzt Kunden mit ihren Fahrzeugen und dem jeweiligen Mercedes-Benz Trucks Partner. Der Dienst beinhaltet derzeit die beiden Service-Komponenten „Wartungsmanagement“ und „Live Traffic“. Das „Wartungsmanagement“ bietet dem Kunden eine verbesserte Wartungsplanung durch aktuell prognostizierte Wartungsintervalle und Transparenz über den Zustand seiner Fahrzeuge, von Bremsverschleiß bis Reifendruck. Mit „Live Traffic“ können dank der Nutzung von Echtzeit-Verkehrsdaten die Fahrzeiten verkürzt und die Ankunftszeiten präziser planbar gemacht werden.

Zum Laden von E-Lkw an öffentlichen Lkw-Ladepunkten außerhalb des eigenen Betriebshofs, bietet die Mercedes ServiceCard zum Launch des eActros 600 auch eine eCharge Card als Erweiterung zur bereits bestehenden MSC-Tankkarte an. Mercedes ServiceCard ist somit zukünftig auch Abwicklungspartner für eine bargeldlose Abrechnung der Ladekosten.

Produktion auf Nachhaltigkeit und Flexibilität ausgerichtet

Gefertigt wird der eActros 600 auf der bestehenden Montagelinie im größten Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz Trucks in Wörth am Rhein – parallel und flexibel neben den Lkw, die weiterhin einen Dieselantrieb erhalten. In Wörth wird er zugleich mit den elektrischen Antriebskomponenten aus den Mercedes-Benz Werken Mannheim, Gaggenau und Kassel ausgestattet. Die drei Standorte befinden sich auch wie der Standort Wörth im Wandel von der Dieseltechnologie zu Kompetenzzentren für den emissionsfreien Transport. In mehreren Produktionsschritten erfolgt in Wörth der Einbau unter anderem der E-Achse, der Hochvoltbatterien sowie der Frontbox, bei der er sich um ein komplexes Technologiemodul mit mehreren Steuergeräten, Hochvolt-Komponenten und elektrischem Luftpresser handelt. Nachdem sämtliche Hochvolt-Komponenten montiert sind, geht das Gesamtsystem in Betrieb und der Lkw ist fahrbereit. Die Weltpremiere des eActros 600 fand auf dem Break Autohof Hamburg Nordheide direkt an der A7 in Egestorf statt.

Bilder: Daimler Truck AG

24 Kommentare
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npl
1 Jahr zuvor

Ach du sch…, ist das hässlich.

PupNacke
Reply to  npl
1 Jahr zuvor

Dachte ich mir auch Grad. Es ist gewöhnungsbedürftig jedenfalls

JMK
Reply to  Markus Jordan
1 Jahr zuvor

Finde ich auch cool, sieht ein bisschen wie ein Manga SF Truck aus.

Marc W.
Reply to  npl
1 Jahr zuvor

Tatsächlich gewöhnungsbedürftig bis unförmig, was an Mehrverwendung von Serienteilen liegen könnte. Die große Fläche wird aber vielfach bunt mit Firmenwerbung „gedämpft“ werden…

Thorsten
Reply to  Marc W.
1 Jahr zuvor

Hat man ja schon am IAA Fahrzeug gesehen wie das allein mit ein paar Dreiecken umgestaltet werden kann. Mir persönlich gefällt aber auch die „cleane“ Variante

Bund von Grünen
Reply to  npl
1 Jahr zuvor

Übertreib doch nicht! Das ist ein LKW kein designerstück fürs Wohnzimmer

C@spas
Reply to  npl
1 Jahr zuvor

Man könnte 100e Kommentare über die unfassbare technische Leistung die hier von einer deutschen Firma erbracht wurde verfassen. Stattdessen begibt man sich auf Kindergarten-Niveau und schreibt solch einen Müll ins Internet. Aber wer sonst nichts im Leben hat, macht halt sowas.

Max
1 Jahr zuvor

Sieht sehr gut aus und innovativ momentan Benchmark!

Jonas
1 Jahr zuvor

Die Displays aus der S-Klasse gefallen mir, so geht Premium-LkW!

Hans W.
1 Jahr zuvor

Ich finde das Design des eActros irgendwie klarer, edler und zeitloser als das Design z.b. der CLA Studie.

Die CLA Studie ist viel zu verspielt und wirkt kitschig.

Irgendwie hat der eActros mehr Understatement dazu im Vergleich und wir reden von einem LKW!

Hans W.
Reply to  Markus Jordan
1 Jahr zuvor

Mir gefällt das Design des eActros auch gut, hat irgendwie mehr von Mercedes, als das was die PKW Gruppe aktuell abliefert.

Zuletzt editiert am 1 Jahr zuvor von Hans W.
Tommy
Reply to  Markus Jordan
1 Jahr zuvor

Die Werkzeuge für die großen Blechpressteile beim Fahrerhaus kosten ein Vermögen, daher laufen die oft 10 oder mehr Jahre. Bei den Kunststoffteilen wie Vorbauklappe, Einstieg, Seitenverkleidung etc. kann man eher mal was machen. Und der Kunde kauft einen Truck in der Regel um Geld damit zu verdienen, nicht (nur) weil er gut aussieht. Und für den Fahrer ist eher der Innenraum von Bedeutung, da er hier lebt. Also Sitz, Bett, Klimatisierung, Entertainment und Stauraum.

Benzfahrer
Reply to  Markus Jordan
1 Jahr zuvor

Finde ich überhaupt nicht.
Für mich sieht der ICE-Actros einfach wunderbar kraftvoll aus.
Eines der schönsten Fahrzeuge in dem Segment.
Dagegen ist die Front des eActros einfach nur langweilig und nichtssagend.
Genau so ein Designfehltritt wie beim EQE/EQS.
Die durchaus beeindruckende und lobenswerte Technik dahinter hätte man ruhig ansprechender verpacken können.
Bei den eActros 300/400 ging das doch auch.

Daniel
Reply to  Hans W.
1 Jahr zuvor

Sehr schöner LKW. Hatirgendjemand schon Infos bezüglich MCS? Die aktuellen CCS Kabel sind ja schon rechte Knüppel, die MCS Kabel müssen ja ca. den 2,5-fachen Querschnitt haben? Müssen LKW-fahrer zukünftig Bodybuilder sein?

Jan
Reply to  Daniel
1 Jahr zuvor

Bilder sind ja schon zu finden.
Klein sind die Stecker und Kabel (muss ja 3000A können) mal nicht unbedingt.
Federführend bei der Entwicklung vom MCS ist ja auch Alpitronic mit Sitz in Südtirol. Nicht ohne Grund ging die PR Fahrt nach Bozen.

mete111
Reply to  Daniel
1 Jahr zuvor

MCS Laden benötigt wassergekühlte Ladekabel, daher wird das Kabel dick und auch sehr schwer. Das lässt sich bei den Ladeströmen aber nicht verhindern. Bei PKW kann man noch über den Sinn von MCS diskutieren, aber die LKW brauchen das allein aufgrund der riesigen Batterien.

Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Damit dürfte die Zeit von lahm beschleunigendend LKWs endlich vorbei sein…

Dennis Brinkmann
Reply to  Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

Die Zeit ist schon lang vorbei, ein 1851 schwimmt im Verkehr schon ordentlich mit.

Marc W.
Reply to  Stefan Camaro
1 Jahr zuvor

LKW sind insoweit nicht mehr meine Feinde. Ängstliche Womos umso mehr 😉

Pano
1 Jahr zuvor

Uff, extrem langer Text. Aber es gibt ja auch viel über die Technik des eActros zu sagen.
Hoffe für die Leute in Wörth, dass er ordentlich bei der Kundschaft ankommt.
Grüße
Pano

Berndt
1 Jahr zuvor

Wenn das das finale Design ist, finde ich es seltsam, dass hier die Luftkanäle an den vorderen Ecken fehlen. Was ist der Grund dafür, dass man sie jetzt weggelassen hat?

Snoubert
1 Jahr zuvor

Nicht schlecht! Respekt