Die damals neu gegründete Daimler-Benz AG präsentiert auf der Deutschen Automobil-Ausstellung in Berlin im Jahr 1926 mit Stolz ihre ersten Nutzfahrzeugtypen unter dem neuen Markennamen Mercedes-Benz. Nach der Fusion der Daimler Motoren Gesellschaft und Benz & Cie. im Juni 1926 haben die Ingenieure in Untertürkheim intensiv an einem innovativen Nutzfahrzeugprogramm gearbeitet. Die Neuheiten umfassen die Modelle L 1, N 1 und das Spezialchassis LS 1.
Der Typ L 1: Ein Leichtlastwagen für die Zukunft
Der L 1 ist ein Leichtlastwagen, der für eine Nutzlast von 1,5 Tonnen konzipiert wurde. Diese Tonnage, die in der heutigen Zeit von modernen Transportern mühelos bewältigt wird, ist das Ergebnis einer stabilen, genieteten Leiterrahmenkonstruktion mit U-förmigen Hauptträgern. Angetrieben wird der L 1 von einem Vierzylinder-Benzinmotor des Typs M 14, der aus einem Hubraum von rund 3.700 cm³ eine Leistung von 45 PS (33 kW) schöpft. Der Motor ist in Reihe angeordnet und überträgt seine Kraft mittels einer Trockenplattenkupplung und eines direkt am Motorblock montierten Dreiganggetriebes auf das Differentialgetriebe in der Hinterachse.
Besondere Merkmale sind die schrägverzahnten Kegelräder für hohe Laufruhe sowie die Halbelliptikfedern, die sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse am Rahmen aufgehängt sind. Eine servounterstützte Vierradbremse sorgt für eine zuverlässige Verzögerung, ergänzt durch eine handbetätigte Feststellbremse.
Der Typ N 1: Das Niedrigrahmenmodell für Omnibuskunden
Zusätzlich zum L 1 wird der N 1 als Niedrigrahmenversion angeboten. Dieses Modell ist speziell für Omnibuskunden gedacht und bietet eine tiefere Rahmenhöhe durch gekröpfte Bauweise über den Achsen. Die Hinterachsfedern können je nach Bedarf entweder über oder unter der Hinterachse angeordnet werden. Während der L 1 eine Auswahl an Einzel- oder Doppelbereifung bietet, ist die Doppelbereifung hier Standard.
Daimler-Benz bietet für den N 1 auch verschiedene werkseigene Aufbauten an, die Platz für 13 bis 16 Fahrgäste bieten. Diese Aufbauten sind in traditioneller Mischbauweise aus einem hölzernen Grundgerippe mit Blechbeplankung gefertigt, was den damaligen Bauanforderungen entspricht.
Spezialchassis LS 1: Für Feuerwehr und kommunale Anwendungen
Ein weiteres Highlight ist das Spezialchassis LS 1, das als Basis für Kraftfahrspritzen konzipiert ist. Es erfüllt die lange Tradition der Vorgängerunternehmen von Daimler-Benz, Feuerwehrfahrgestelle zu liefern. Das LS 1 verfügt über ein spezielles Verteilergetriebe, das es ermöglicht, zusätzlich einen Wellenstrang anzuschließen, um beispielsweise eine Pumpe im Aufbau anzutreiben.
Technologische Weiterentwicklung ab 1928
Im Jahr 1928 wird der L 1 durch einen verbesserten Sechszylinder-Benzinmotor des Typs M 16 ersetzt, der nun eine Leistung von 60 PS (44 kW) bietet. Darüber hinaus wird eine Version für Nutzlasten von 1,75 bis 2 Tonnen angeboten, die sich durch eine stärkere Bereifung auszeichnet. Diese Modelle bleiben bis 1930 im Programm. Der L 1 wird schließlich durch den weiterentwickelten Typ L 2000 der Baureihe L 32 ersetzt. Mit einem Antriebsstrang aus dem Sechszylinder-Benzinmotor M 32, der 55 PS leistet, und einem neuen Vierganggetriebe bleibt der L 2000 bis 1932 im Angebot.
Fazit: Eine neue Ära für Nutzfahrzeuge
Diese neuen Modelle markieren einen bedeutenden Schritt in der Tradition von Daimler-Benz, innovative und qualitativ hochwertige Nutzfahrzeuge zu entwickeln. Die Kombination aus technischer Raffinesse und Praktikabilität stellt sicher, dass die ersten Mercedes-Benz Lastwagen und Omnibusse den Anforderungen der damaligen Zeit gerecht werden.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG