Ola Källenius, seit 2019 an der Spitze von Mercedes-Benz und als Architekt des Premium-Elektro-Kurses gefeiert, steht unter zunehmendem Druck. Trotz eines Vertrags bis 2029 häufen sich Anzeichen, dass seine Führungsrolle ins Wanken gerät. Die jüngsten Geschäftszahlen, harsche Kritik von Investoren, interne Unruhe – alles deutet darauf hin: Die Geduld mit dem CEO schwindet.
Ende Juli musste Mercedes-Benz seine Gewinnerwartung für 2025 erneut senken: Die operative Marge im Pkw-Geschäft wird nur noch bei 4–6 % erwartet – ein drastischer Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Hauptgründe: Schwache Nachfrage in China, Produktionskosten, und damals drohende US-Zölle. Auch der operative Gewinn sank im zweiten Quartal deutlich auf €2 Mrd. Besonders brisant: Mercedes stoppt vorübergehend die Auslieferung von Elektroautos in den USA. Ein fatales Signal für einen Konzern, der sich eigentlich der Elektromobilität verschrieben hat.
Aktionäre rebellieren
Auf der Hauptversammlung im Mai übten führende Investoren wie Union Investment und Deka massive Kritik. Ihre Botschaft: Die Luxusstrategie gehe an der Realität vorbei – zu teuer, zu exklusiv, zu wenig Stückzahlen. Noch schwerwiegender: Interne Stimmen beklagen gar eine „Kultur der Angst“. In einem internen Schreiben sprach Betriebsratschefin Sabine Winckler zuletzt von Kontrolle, Zwang und dem Verlust gewachsener Unternehmenskultur. Källenius’ Sparkurs, mit geplanten Einsparungen von bis zu €5 Mrd. und dem möglichen Wegfall von 20.000 Stellen, sorgt zusätzlcih für Unsicherheit in der Belegschaft.
Källenius kontert – mit Spardruck und Modelloffensive
Der CEO setzt hingegen auf das Programm „Next Level Performance“: d.h. Kosten runter, Modellvielfalt halbieren, Fertigung effizienter gestalten. Bis 2027 sollen dazu 36 neue Modelle kommen – darunter der bereits vorgestellte vollelektrische CLA als Hoffnungsträger. Doch seine Kehrtwende zur Verbrennerstrategie überrascht: Medien berichten, dass Mercedes bis 2027 mehr neue Verbrenner- als Elektromodelle einführen wird.
Sein Vertrag läuft bis 2029 – aber seine politische Halbwertszeit könnte weit kürzer sein. Wenn es Källenius nicht gelingt, bis 2026 Ergebnisse zu liefern – bessere Margen, mehr Marktanteil, und neue Kundenbindung – wird die Frage nicht mehr lauten, wie lange er bleibt, sondern wer ihn ersetzt.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG