Mercedes-Benz plant, den vollelektrischen CLA mit EQ-Technologie bereits Ende 2025 auf dem US-Markt zu lancieren. Doch dieser Zeitpunkt steht zunehmend in der Kritik – hinter vielen Vorhaben steckt nicht nur Begeisterung, sondern auch Skepsis seitens US-Händlern, die befürchten, dass Mercedes mit seinem Einstieg zur Unzeit agiert.
Der CLA selbst ist technisch ambitioniert: Mit 800-Volt-Architektur, Ladeleistungen bis zu 320 kW (inoffiziell sogar bis 350 kW) und einer WLTP-Reichweite von über 700 Kilometern positioniert er sich klar gegen Teslas Model 3 und sogar gegen den Model Y in seiner Crossover-Ausführung. Doch technische Daten allein reichen nicht, um den Markteintritt zum Erfolg zu machen.
Ein wichtiges Argument gegen den frühen Start kommt dazu direkt aus dem US-Vertrieb des Herstellers: Mehrere Händler äußern, dass der Markt im aktuellen Umfeld volatile ist, mit Unsicherheiten bei Energiepreisen, Subventionen und fehlenden staatlichen Förderprogrammen für E-Autos. In einem solchen Umfeld sei es wohl riskant, ein neues Modell in einem Segment zu bringen, in dem Tesla bereits stark etabliert ist. Auch die Aufklärung der Kunden, Ladenetzabdeckung und Garantierahmen spielen eine große Rolle – und müssen in einem stark regulierten US-Markt erst verdient werden. Zudem ist der SUV-/Crossovertrend in den USA tief verwurzelt. Viele Käufer haben wenig Interesse an Limousinen – ein Umstand, der aus Sicht von Händlern den Start mit einem elektrischen CLA als Limousine zusätzlich erschwert. Ohne erste starke Crossover-Variante könnte der CLA zwar viel Aufmerksamkeit erzeugen, aber in den Verkaufszahlen zunächst hinter den Erwartungen zurückbleiben – auch wenn das Modell bei Technik sowie bei Verarbeitungsqualität deutlich im Vorteil ist.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist das Timing in Bezug auf Konkurrenz und Erwartungshaltung: Tesla wird bis dahin voraussichtlich weiter innovieren, etwa mit verbesserten Batterien, günstigerer Produktion oder erweiterten Services – Mercedes muss daher mit einem nahtlosen Marktauftritt, konkurrenzfähigen Preisen und einem dichten Netz an Ladeinfrastruktur starten, um überhaupt dazu wahrgenommen zu werden. Wenn die Verzögerungen bei Lieferketten, Genehmigungen und Kundenprozessen zu groß sind, könnte der CLA bereits lediglich als „Nachzügler“ wahrgenommen werden.
Wenn der Marktstart nun zu früh kommt, besteht die Gefahr, dass Mercedes Ressourcen zu früh bindet, ohne versprochene Verkaufszahlen zu erreichen – was in der Öffentlichkeit und bei Investoren als Fehlschlag interpretiert würde. Die US-Händlerkritik deutet darauf hin, dass ein späterer, besser vorbereiteter Start mit starkem Händlernetz, Ladeinfrastruktur und passenden Modellen (etwa Crossover zuerst) ein deutlich geringeres Risiko darstellt.
Der Vorstoß zeigt jedoch: Mercedes-Benz will nicht länger nur im Premium-Nischensegment mitspielen, sondern Tesla direkt im Kernmarkt USA attackieren – in einer Zeit, wo andere Hersteller die Produktion von Elektromodellen in den USA bereits einstellen. Gelingt jedoch der Start, könnte der neue CLA nicht nur Marktanteile verschieben, sondern auch den Wettbewerb im Elektroauto-Segment neu definieren. Für Tesla wäre dies ein deutliches Signal, dass der Vorsprung in den USA nicht selbstverständlich ist – und dass deutsche Hersteller bereit sind, ihn konsequent herauszufordern.
Symbolbilder: Mercedes-Benz Group AG