Der zwölfte Lauf der Formel 1-Saison 2014 findet am kommenden Wochenende beim Großen Preis von Belgien auf dem Circuit de Spa-Francorchamps statt.
Die Strecke in Spa besitzt einen ganz anderen Charakter als alle anderen Kurse im Rennkalender. Auf dieser Strecke kommt es vor allem auf die Power an. Die High-Speed-Charakteristik des Kurses kommt den Stärken der 2014er Power Unit sehr entgegen. Es gibt einige lange Geraden sowie eine gute Mischung verschiedener Kurventypen. Jeder Sektor stellt unterschiedliche Anforderungen. Das ist ähnlich wie in Barcelona, wenn auch noch ausgeprägter. Der erste Sektor besteht aus vielen Vollgaspassagen. Im zweiten Abschnitt finden sich viele anspruchsvolle, mittelschnelle Kurven. Der letzte Sektor ist eine Mischung aus schnellen Kurven und einer starken Bremszone am Ende der Runde. In jeder Saison wird über den besten Kompromiss diskutiert. Ist es besser, mit weniger Luftwiderstand zu fahren, um damit die Überholchancen auf den Geraden zu erhöhen? Oder sollte man mit einem etwas höherem Abtriebslevel fahren, um eine bessere Kurvenperformance zu haben? Das Qualifying wirft weitere Fragen auf. Denn durch die Nutzung von DRS verliert ein Setup mit weniger Luftwiderstand an Wirkung. Andererseits können dadurch höhere Geschwindigkeiten erreicht werden, bevor das DRS aktiviert wird.
Wie beim nächsten Rennen in Monza kommen in Spa speziell für dieses Wochenende entwickelte Aerodynamikpakete zum Einsatz. Die Strecke ist mit Blick auf die Optimierung des Autos so einzigartig, dass die Teams extra für dieses Rennwochenende ein spezielles Paket entwerfen. Während dies die größeren Teams nicht unbedingt beeinträchtigt, kann es für die kleineren Rennställe unterschiedliche Auswirkungen haben. Einige entschieden sich vielleicht dazu, keine Ressourcen in ein einziges Rennen zu stecken. Andere wollen möglicherweise genau daraus Kapital schlagen und die spezielle Streckencharakteristik zu ihrem Vorteil nutzen. Dies kann zu interessanten Kämpfen im Mittelfeld führen, die zum Saisonende entscheidend sein könnten. Je nachdem ob ein Team sich richtig entschieden hat.
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Nico Rosberg: „Es ist gut, nach der Sommerpause wieder zurück zu sein. Jeder sieht richtig erholt aus und ist bereit für die verbleibenden Monate der Saison. Der Circuit de Spa-Francorchamps ist eine fantastische Rennstrecke. Hier spürt man das Besondere an einem Formel 1-Auto. Es gibt viele schnelle, fließende Kurven und Rechts-Links-Kombinationen. Das ergibt eine fantastische und abwechslungsreiche Runde. Es macht wirklich sehr viel Spaß, hier zu fahren. Gleichzeitig ist es eine riesige Herausforderung. Ganz besonders weil das Wetter hier sehr wechselhaft sein kann. Das spielt auch bei unseren Überlegungen vor dem Wochenende eine große Rolle. Das Wetter kann manchmal für jede Menge Chaos sorgen!
Es gibt in Spa so viele schnelle Kurven und es ist schwierig, sie alle richtig hinzubekommen. Das ist aber entscheidend, um hier schnell zu sein. Es gibt auch einige sehr gute Überholmöglichkeiten. Eine der besten ist am Ende der langen Geraden nach der Eau Rouge. Eine weitere ist die letzte Schikane am Ende des schnellen letzten Sektors vor Start/Ziel. Es ist sehr wichtig, den Rhythmus beizubehalten.
Die bekannteste Kurve ist natürlich Eau Rouge. Sie ist eine der spektakulärsten Stellen aller Strecken, auf denen wir fahren. In diesem Jahr besitzen die Autos aufgrund der neuen Regeln viel weniger Abtrieb. Dennoch werden wir hier mit Vollgas durchfahren. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Die G-Kräfte in dieser Kurve sind absolut unvorstellbar! Solch hohe Kräfte sind tatsächlich etwas ungewöhnlich. Wir sind laterale Kräfte gewöhnt. Aber nicht mit so einer Intensität und bei solch einer Geschwindigkeit wie bei der vertikalen Kompression, die wir in dieser Kurve erleben. Man wird plötzlich in den Sitz gedrückt und schaut direkt in den Himmel. Man sieht nichts außer blau! Man muss aus dem Gedächtnis fahren, um zu wissen, wie es über dem Hügel weitergeht. Es gilt, zu zielen und zu hoffen, dass man alles richtig macht!“
Jeder Fahrer freut sich darauf in Spa zu fahren. Meine Bilanz fällt dort nicht so gut aus wie auf einigen anderen Strecken. Aber ich bin fest entschlossen, das am kommenden Wochenende zu ändern. Das wäre ein passender Start in die zweite Saisonhälfte!“
Lewis Hamilton: „Die Sommerpause bot eine gute Gelegenheit, um mich zu entspannen. Dabei konnte ich auch auf den unglaublichen Saisonbeginn unseres Teams zurückblicken. Nun kann ich es aber kaum erwarten, wieder im Auto zu sitzen und den Titelkampf fortzusetzen. Ich fahre sehr gerne in Spa. Es gibt nur wenige Orte, wo ich lieber antrete. Auf dem Weg zu Kurve eins ist es sehr wichtig, die Räder nicht zu blockieren und nicht zu weit hinausgetragen zu werden. Die Traktion ist am Kurvenausgang meistens recht gering. Man benötigt aber guten Schwung auf der folgenden Geraden. Diese wird mit Vollgas gefahren. Danach geht es durch die spektakuläre Eau Rouge. Diese Kurve kennt jeder! Es ist entscheidend, den Speed durch die gesamte Passage mitzunehmen. Hier kann man viel Zeit gewinnen oder verlieren.
Die lange Gerade in Richtung Kurve fünf ist die beste Überholstelle der Strecke. Die Autos fahren hier mit wenig Abtrieb. Da kann es sich recht knifflig gestalten, aus hohen Geschwindigkeiten herunter zu bremsen. Danach geht es direkt in den zweiten Teil der Schikane in Kurve sechs. Kurve sieben ist eine weitere Kurve, in der es auf eine gute Traktion am Ausgang ankommt. Dann geht es bergab zu Kurve acht – eine wundervolle, lang gezogene Rechtskurve. Hier muss man rechts fahren, um den Speed durch die neunte Kurve mitzunehmen. So kann man früh wieder aufs Gas gehen.
Am Kurveneingang zu Kurve zehn muss man kurz vom Gas gehen. Danach beschleunigt man gleich wieder in Richtung Kurve elf. Es folgt eine kurze Gerade vor Kurve zwölf und dreizehn. Dort ist es wichtig, den Scheitelpunkt im ersten Teil richtig zu erwischen. Denn im zweiten Teil kann das Auto leicht untersteuern. Vor Kurve 14 heißt es, nochmal zu bremsen. Danach geht es mit Vollgas durch die Kurven 15, 16 und 17. In diesem Streckenabschnitt muss man weiche und gerade Lenkbewegungen machen. Nur so kann man verhindern, zu viel Speed zu verlieren.
Die letzte Schikane (Kurven 18 und 19) ist schwierig. Bis zu diesem Punkt ist die Temperatur in den Reifen und Bremsen gefallen. Somit ist es relativ einfach, sich am Kurveneingang zu verbremsen. In dieser engen Rechts-Links-Kombination herrscht sehr wenig Grip. Es ist aber wichtig, diese Passage richtig hinzubekommen. Denn schon ein kleiner Fehler dort kann dich für den Beginn der nächsten Runde ins Hintertreffen bringen. Ganz besonders wenn ein anderes Auto knapp hinter dir liegt.
Ich habe in Spa noch nicht so oft gewonnen, wie ich es gerne hätte, aber der Sieg 2010 war ein ganz besonderer für mich. Gerne möchte ich daran anschließen. Das ist mein Ziel für das kommende Wochenende.“