Der rein batterieelektrisch angetriebene Mercedes-Benz eActros ist beim Logistikdienstleister Logistik Schmitt bei Rastatt im Einsatz. Als Teil des mehrjährigen Praxistests des schweren Elektro-Lkw in der Region sind auch Vergleichsfahrten mit dem Oberleitungs-Projekt eWayBW im Murgtal und Umgebung geplant. Die offizielle Übergabe des eActros an Logistik Schmitt fand Anfang des Jahres im Rahmen des Jahrespressegesprächs von Daimler Trucks in Gaggenau statt.
Der 25-Tonner verkehrt zwischen dem Lager von Logistik Schmitt in Ötigheim und dem rund sieben Kilometer entfernten Werkteil Rastatt des Mercedes-Benz Werks Gaggenau. Logistik Schmitt setzt den eActros anstelle eines konventionellen Diesel-Lkw beim Transport von Getriebegehäusen ein. Dabei bewältigt der eActros mit rund 200 Kilometern Reichweite eine Tagesstrecke von etwa 168 Kilometern im anspruchsvollen Dreischicht-Betrieb.
Bisherige Erfahrungen mit dem eActros bestärken Ziel von Mercedes-Benz Lkw: Serienproduktion ab 2021
Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Trucks: „Der Mercedes-Benz eActros ist bei unseren Testkunden in Deutschland und der Schweiz mittlerweile fest in den Alltagseinsatz integriert. Hier hat der eActros bereits mehrere zehntausend Kilometer rein batterieelektrisch zurückgelegt. Auch vollbeladen und bei Hitze oder Kälte erfüllt er seinen Auftrag erfolgreich. Dies bestärkt uns in unserem Ziel, ab dem Jahr 2021 lokal emissionsfreien Lieferverkehr auch mit schweren Serien-Lkw zu ermöglichen. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit Logistik Schmitt die Erprobung des eActros weiter vorantreiben, denn aus den daraus gewonnenen Erfahrungen werden wir aufbauen, wenn wir die Vergleichsfahrten mit dem Oberleitungs-Projekt eWayBW durchführen. Erste positive Rückmeldungen von Logistik Schmitt stimmen uns sehr optimistisch.“
Der eActros im Praxiseinsatz bei Logistik Schmitt
Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Schmitt: „Als zukunftsgewandter Logistiker leisten wir unseren Beitrag, um unsere Branche umweltfreundlich zu gestalten. Mit dem Mercedes-Benz eActros sind wir schon heute leise und lokal emissionsfrei unterwegs. Dabei sind wir absolut flexibel mobil. Der Praxiseinsatz zeigt: Der eActros eignet sich hervorragend für den Pendelverkehr. Er ist zuverlässig, stets einsatzbereit und seine Reichweite deckt das Tagespensum sicher ab.“
„Im engen Austausch mit den Experten von Mercedes-Benz Trucks hatten wir vorab die zentralen Fragen zum Einsatzprofil und der nötigen Ladeinfrastruktur geklärt. Zum Start des eActros hatten unsere Fahrer zudem eine umfassende Schulung und Einweisung in den Elektro-Lkw erhalten. Der eActros transportiert nun bis zu zwölf Tonnen Gewicht und fährt täglich zwölf Touren mit insgesamt 168 Kilometern. Aufgeladen wird er über eine mobile Ladestation zwischen den einzelnen Touren während den Be- und Entladungsvorgängen auf unserem Gelände“, so Schmitt weiter.
Nächste Projektphasen: Weiterentwickelte Version des eActros im Vergleich mit Oberleitungs-Lkw
Im Rahmen des Projekts eWayBW soll der Warentransport auf der B462 bei Rastatt mit dem Betrieb von Diesel-Hybrid-Oberleitungs-Lkw testweise elektrifiziert werden. Parallel dazu finden Vergleichstests des eActros zum Oberleitungs-Projekt statt. Hierbei kommt eine weiterentwickelte Version des eActros mit höherer Tonnage und Reichweite zum Einsatz.
Zweite Phase: Parallelfahrten des eActros mit dem Oberleitungs-Lkw auf der B462
Logistik Schmitt wird mit der weiterentwickelten Version des eActros ebenfalls vom Lager in Ötigheim aus dann das gut 14 Kilometer entfernte Mercedes-Benz Werk Gaggenau mit Achskomponenten beliefern – hauptsächlich über die B462. Diese Strecke entspricht damit zum Großteil der des Oberleitungs-Projekts. Auch die Spezifikationen des eActros werden mit denen der Oberleitungs-Lkw in Sachen Leistungsfähigkeit vergleichbar sein. Die etwa ein Jahr andauernde Parallelfahrt von eActros und Oberleitungs-Lkw liefert die wichtigsten Daten und Erkenntnisse für den Vergleich beider Konzepte, beispielsweise zur Einsatzeignung der Fahrzeuge.
Dritte Phase: Mercedes-Benz eActros im Direktvergleich mit eWayBW-Lkw
Innerhalb dieser Phase ist auch ein Direktvergleich mit dem Oberleitungs-Lkw vorgesehen. Dabei fährt der eActros für ca. ein bis zwei Wochen die exakte Oberleitungs-Strecke. Dies dient der Validierung der zweiten Phase. Beim Direktvergleich transportiert der eActros – genau wie die Lkw des Oberleitungs-Projekts – Papierrollen auf der ca. 18 Kilometer langen Strecke von den Papiermühlen in Gernsbach-Obertsrot zum Logistik-Standort der Firma Fahrner in Kuppenheim.
Konventioneller Diesel-Actros als Aufsatzpunkt für Konzeptvergleich
Als neutraler Aufsatzpunkt für den Konzeptvergleich wird ein konventioneller Diesel-Actros nach Abgasnorm Euro VI mit Messtechnik ausgestattet und auf der Oberleitungs-Strecke fahren. Auf diese Weise wird der Energieverbrauch der Elektro-Lkw – batterieelektrisch und Oberleitung – mit dem Verbrauch eines Dieseltrucks verglichen.
Aktuell kein Oberleitungs-Lkw von Daimler geplant
Daimler arbeitet als globaler Hersteller an Zukunftslösungen, die weltweit eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Umsetzung haben. Diese sieht das Unternehmen im Augenblick bei der Oberleitung aufgrund ihrer hohen Infrastrukturkosten nicht – auch angesichts der rapiden Entwicklung der Batterie- und Brennstoffzellentechnologie.
Über die eActros „Innovationsflotte“
Zusätzlich zu dem eActros-Einsatz im Murgtal werden derzeit zehn Fahrzeuge der sogenannten eActros „Innovationsflotte“ bei Kunden in Deutschland und der Schweiz getestet. Im Rahmen dieser Erprobung setzen Kunden aus verschiedenen Branchen den seriennahen 18- oder 25-Tonner im Alltagsbetrieb ein. Die Tests der „Innovationsflotte“ gliedern sich in zwei Phasen mit jeweils zehn Kunden. Erkenntnisse aus diesen Praxistests fließen direkt in die Weiterentwicklung des eActros hin zur Serienproduktion ein. Die Entwicklung und Erprobung der schweren Elektro-Lkw im Verteilerverkehr wird im Rahmen des Projekts „Concept ELV²“ zu verschiedenen Teilen vom Bundesumweltministerium (BMU) sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
Über eWayBW
eWayBW ist ein Pilotprojekt zur Erforschung von elektrisch betriebenen Diesel-Hybrid-Oberleitungs-Lkw. Auf einer Teststrecke auf der B462 zwischen Kuppenheim und Gernsbach-Obertsrot werden drei Abschnitte mit Oberleitungen elektrifiziert. Die speziell ausgerüsteten Lastwagen können über die Oberleitungen Strom beziehen. Dabei lädt auch eine Batterie, welche die Energie für die Weiterfahrt nach Beendigung des Kontakts mit der Oberleitung ermöglicht. In einer dreijährigen Pilotphase wird der Betrieb von Hybrid-Oberleitungs-Lkw untersucht. Eine wissenschaftliche Forschung begleitet das Projekt. Die Kosten für Planung, Genehmigung und Bau der Pilotstrecke belaufen sich auf 17,6 Mio. Euro (Quelle: www.ewaybw.de).
Der eActros: Emissionsfreie Alternative für den urbanen Verteilerverkehr
Der eActros basiert auf dem Rahmen des Mercedes-Benz Actros. Darüber hinaus ist die Architektur des Fahrzeugs jedoch komplett auf den Elektroantrieb ausgerichtet und verfügt über einen hohen Anteil spezifischer Teile. Zwei Elektromotoren nahe den Radnaben der Hinterachse bilden den Antrieb mit einer Leistung von jeweils 126 kW und einem maximalen Drehmoment von je 485 Nm. Daraus ergeben sich nach der Übersetzung jeweils 11.000 Nm. Eine Leistung, die der eines konventionellen Lkw ebenbürtig ist. Lithium-Ionen-Batterien mit 240 kWh liefern die Energie für den eActros. In Abhängigkeit der verfügbaren Ladeleistung lassen sich die Batterien innerhalb von zwei Stunden (bei 150 kW) vollständig aufladen.
Quelle: Daimler AG