Bereits beim sogenannten „Dernburg Wagen“ stellte die Daimler-Motoren-Gesellschaft nicht nur einen ersten Personenwagen mit Allradantrieb für den Alltagsbetrieb vor, sondern erprobte hier bereits im Jahr 1907 die Allradlenkung. Die Vierrad-Lenkung kam im Jahr 1919 erneut bei einem Zugwagen mit Vierradlenkung.
Der im Jahr 1907 vorgestellte „Dernburg-Wagen“ der Daimler-Motoren-Gesellschaft entstand als Einzelstück und basierte als Allradautomobil auf einem Lastwagen-Chassis der DMG mit einem Radstand von vier Meter sowie einer Spurweite von 1,42 Meter. Die Bodenfreiheit von 32 Zentimeter war für die damaligen Verhältnisse jedoch nicht ungewöhnlich groß.
Als Besonderheit hatte der Wagen einen permanenten Allradantrieb, wobei eine Welle mit dem genau mittig montierten Getriebe für Vortrieb sorge. Die Bauweise aus Allradantrieb und Allradlenkung erforderten eine Kegelrad-Kombination an jedem Rad. Ein Nachbau des verschollenen Originals im Maßstab 1:4 aus dem Jahr 2006 ist im Mercedes-Benz Museum zu besichtigen.
Die Vierradlenkung, welche im Dernburg-Wagen erprobt worden war, nahmen die Ingenieure nach dem Krieg wieder auf und entwickelten im Jahr 1919 im Werk Untertürkheim einen Zugwagen mit Vierradlenkung, der als Fabrikschlepper gedacht war. Trotz seiner Vorteile, insbesondere dessen Wendigkeit, kam es hier aber nicht zu einer Serienfertigung.
In den 1930er Jahren hatten die Geländefahrzeuge vom Typ 170 VL (W 139) sowie der G 5 Kübelwagen (W 152) von Mercedes eine Allradlenkung. Bei beiden Fahrzeugen war die Hinterrad-Lenkung abschaltbar, zumal mit aktivierter Allradlenkung nur bis maximal 30 km/h zu erreichen war.
Die kommende S-Klasse der Baureihe 223 erhält eine optionale Hinterachslenkung, mit einem Lenkwinkel von bis zu zehn Grad. Das neue System verringert bei der S-Klasse mit langen Radstand den Wendekreis auf unter 11 Meter, wobei das Fahrzeug eine außergewöhnliche Handlichkeit sowie Wendigkeit erhalten soll.
Bilder: Daimler AG