Elektro-Wende kostet in Gaggenau Arbeitsplätze

Die Elektro-Wende wird Arbeitsplätze kosten, wie der Chef der Daimler Truck AG in einen Brief an die Mitarbeiter deutlich machte. Das trifft auch den Standort Gaggenau, wo hauptsächlich Getriebe und Achsen für Lastwagen produziert wird und damit am Schicksal des Verbrennungsmotors hängt.

Elektro-Wende trifft Standort Gaggenau

Getriebe- und Achsenwerk Gaggenau trifft Transformation

In einem Schreiben der Unternehmensführung, das am Mittwoch an die Belegschaft ging, wird das Mercedes-Benz Werk Gaggenau zu einen der Daimler-Standorten zählen, die vom geplanten Stellenabbau besonders getroffen sein werden.

Durch die Transformation unserer Industrie können wir in unseren Aggregate-Werken künftig nicht mehr so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, wie heute. Das ist leider unvermeidlich. Eines aber können wir Ihnen versichern: Wir werden diesen Übergang verantwortungsvoll gestalten“ – so heißt es in dem Rundschreiben, welche u.a. vom Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG – Martin Daum – unterzeichnet worden ist.

Elektro-Wende trifft Standort Gaggenau

Werk Wörth trifft Transformation nicht

Das Schreiben gilt als Reaktion auf ein Betriebsratsschreiben aus den Standorten Kassel, Mannheim, Wörth und Gaggenau, in dem die Arbeitnehmervertreter vor einem „Kahlschlag“ gewarnt hatten. „Das können wir so nicht stehen lassen“ – so hieß es im Rundschreiben nun. Ein „Kahlschlag“ unterstelle „dass wir willkürlich Arbeitsplätze abbauen wollen – und das ist schlichtweg falsch.

Das Aggregate-Werk Gaggenau beschäftigt aktuell rund 6.360 Mitarbeiter und produziert hauptsächlich Getriebe und Achsen für Nutzfahrzeuge – Komponenten, die für den geplanten Umstieg auf Elektroantriebe zukünftig nicht mehr benötigt werden.

Das Werk Wörth steht hingegen nicht im Fokus der Einsparpläne, da hier größtenteils die Endmontage der Lastwagen stattfindet, die unabhängig von der jeweiligen Antriebstechnik ist.

Elektro-Wende trifft Standort Gaggenau

Symbolbilder: Daimler AG

5 Kommentare
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axxxtz
3 Jahre zuvor

das ist sehr sehr traurig, war aber auch abzusehen… das wird gaggenau & umgebung sehr hart treffen, hoffentlich bleibt wenigstens ein museum übrig, wie das unimog … ein ottenauer :'(

Tom
3 Jahre zuvor

Durch die Politik erzwungene Transformation und der Rest geht nach China. Gute Nacht Deutschland.

Markus R
3 Jahre zuvor

Nein, Tom. Das war nicht „die Politik“, sondern das wirklich wahre Leben, gell: der Markt*. Weder Merkel, noch Kretschmann (<= der fährt -O-Ton- nen „g’scheiten Diesel“ + ist nun wirklich mehr Petrolhead als grün) haben die Transformation erfunden; ebensowenig haben sie den Greta-Effekt produziert. Auch stehen Merkel, Kretschmann oder Greta Thunberg nicht im Verdacht, #DieselGate + Folgen ausgelöst zu haben.

*Markt meint: Die Kunden wenden sich vom Diesel ab, schauen auf Plug-in und Elektroautos. Die Hersteller bauen die Autos: Markt eben. Und: „die Politik“ macht ne Abwrackprämie 2.0: gegen (und wegen!) Corona. Und für sauberere Autos (ob auch Plug-Ins sauberer sind, sei woanders gesondert Gegenstand des Diskurses).

Mathias
Reply to  Markus R
3 Jahre zuvor

Doch, das hat sehr viel mit Merkel und vor allem ihrem Wirken als Umweltministerin im Kabinett Kohl zu tun. Wer aufmerksam war, was angesichts der supergemütlichen 90er die wenigsten waren und angesichts eines scheinbar miefig konservativen Kabinetts aus Union und Freiheitlichen auch kein Anlass zu »schlimmen« Vorahnungen bestand, konnte schon peilen, in welche Richtung es gehen wird.

Merkel dachte schon damals in großen, ja weltumfassenden Dimensionen. Und natürlich an die zwingende Vorreiterrolle, die Deutschland dabei einzunehmen hat. Inhatlich war sie auf einer Linie mit Schriften eines bekannten deutschen Klimaprofessors, der den Begriff »Große Transformation« lancierte.

Die Idee von der großen Transformation sollte uns später öfters begegnen, aber entscheidend war wieder einmal ein initial aus Deutschland stammendes Elaborat. Konkret geht es um den »Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation«, dem Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) aus dem Jahr 2011.

Der genannte Klimaprofessor war zur fragwürdigen Zeit übrigens Vorsitzender dieses 1992 von Merkels Ministervorgänger Klaus Töpfer, später Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, gegründeten Gremiums. Die »Große Transfomation« ist tatsächlich eine deutsch initiierte Angelegenheit.

Aber nicht vom »Markt«, sondern von Politikern, Beamten und Professoren. Menschen also, die den Marktkräften nie ausgesetzt waren; weder als Arbeitnehmer noch als Arbeitgeber – welche besonders in Deutschland ein krass regulatorisch belastetes unternehmerisches Risiko eingehen müssen und keine Tagesfreizeit für das Ausbrüten von »Gesellschaftsverträgen« haben.

Und da diese Transfomationsgeschicte eine deutsche Geschichte ist, ist auch wenig überraschend, dass die erste UN-Klimakonferenz im Jahr 1995 natürlich in Deutschland, konkret in Berlin, stattgefunden hat. Da gab Umweltministerin Merkel auch ihr Versprechen ab, dass Deutschland »den größten Einzelbeitrag aller Industrienationen« (!!!) bei der Reduktion der Treibhausgase erbringen werde.

Man beachte: 1995 war das – exakt 20 Jahre später, im 2015, sollte sich unter Merkel, nun Bundeskanzlerin, eine ähnlich ambitiöse, tranformative Schulterung zu Lasten Deutschlands ereignen, welche nicht nur das Land sondern auch der Europäische Union bis heute spaltet.

Das übrigens hinderte Politiker, Beamte und Professoren nicht daran, über den starken Einfluss der deutschen Diplomaten bei der UN, einen weiteren und nachhaltig »transformativen« Vertrag aufzusetzen, nämlich den umstrittenen und von etlichen Staaten wie Israel oder USA abgelehnten Migrationspakt.

Mit dem von Ihnen kolportierten Markt hat das alles nicht ansatzweise zu tun. Im professionellen Fuhrparkmangement der Logistiker – im obigen Artikel geht es ja um ein Nfz-Werk –, die im Gegensatz zur Autoindustrie tatsächlich eine Lobby haben, spielt die von Ihnen erwähnte »Greta«, von der man inzwischen weiß, dass sie die Szenerie nicht so »random« betreten hat, mal überhaupt keine Rolle.

Kretschmann übrigens, der trug 1995, als die erste Klimakonferenz stattfand, noch Strickpullover und fuhr mit seinen grünen Buddies wie Fritz Kuhn, demnächst abtretender OB Stuttgarts, Fahrrad. Von Petrolhead überhaupt keine Spur. Als Dieselfahrer, der Diesel wurde einst von den Grünen für den Betrieb mit Rapsöl propagiert, hat er auch heute mit Petrol nichts am Hut.

Ralf K.
3 Jahre zuvor

Hier steht doch falsches Zeug:
„Das Aggregate-Werk Gaggenau […] produziert hauptsächlich Getriebe und Achsen für Nutzfahrzeuge – Komponenten, die für den geplanten Umstieg auf Elektroantriebe zukünftig nicht mehr benötigt werden.“

Achsen braucht auch ein Lkw oder Bus mit Elektroantrieb, sonst rollt und lenkt und bremst er nämlich nicht.

Getriebe braucht auch ein Lkw oder Bus mit Elektroantrieb, aber in einfacherer Form. Ein Mehrstufengetriebe braucht es am Elektro-Lkw, um eine weite Drehmomentspreizung am Rad hinzubekommen. Und sonst mindestens eine Fest-Untersetzung zwischen Elektromotor und Rad.

Wenn Daimler das Komponentenwerk also wegspart, dann deshalb, weil sie e-Axles bei einem Zulieferer einkaufen. Dabei könnten solche e-Axles auch in Gaggenau montiert werden. Oder weil sie integrierte Drive Units (E-Motor und Untersetzung/Differenzial) bei Zulieferern einkaufen. Aber auch deren Aggregatmontage könnte in Gaggenau passieren.

Der Grund muss also ein anderer sein: vermutlich sind Daimler einfach jetzt die Löhne zu hoch.