Der C 111 ist seit über 50 Jahren ein heiß diskutiertes Automobil. Die Geschichte des Fahrzeugs begeistert bis heute. Kein Wunder, denn das Experimentalfahrzeug zieht jeden – nicht nur mit seinem futuristischen Design, sondern auch durch seine Technik – sofort in den Bann.
Buch: Mercedes-Benz C 111 – Fackelträger, Traumsportwagen & Rekordjäger
Die besondere Geschichte des C 111 erzählt das kürzlich erschienene Buch „Mercedes-Benz C 111 – Fackelträger, Traumsportwagen und Rekordjäger“ auf unglaublichen 432 Seiten. Im Buch gibt es, auf 13 Kapitel verteilt, zahlreiche Informationen und mehr als 900 Fotos zu bestaunen. Die umfangreichen Bestände des Archives von Mercedes-Benz Classic bilden die Basis des Buches. Es erzählt sowohl über die Ursprünge des Projektes, das Design, die Konstruktion als auch die Fertigung und Erprobung des Sportwagens. Nach vier Jahren intensiver Recherche und vielen Gesprächen mit Zeitzeugen, entstand ein großartiges Nachschlagewerk, welches den Leser auf eine einzigartige Reise mitnimmt, auf der viele bisher unbekannte Details preisgegeben werden.
Alles beginnt Mitte der 1960er Jahre mit den Überlegungen einen neuen Mittelmotor-Sportwagen als Nachfolger des legendären 300 SL Flügeltürer zu schaffen. In der Designabteilung, unter der Leitung von Paul Bracq, wurde eine Studie mit einem aufregenden neuen Design entwickelt. Im Verlauf des Projekt wurde der Sportwagen mit dem Kürzel SL-X versehen. Die Entwicklung der Designstudie wurde allerdings abrupt gestoppt.
1968 startete das Projekt C 111
Doch einige Jahre später sollten Designelemente wieder aufgegriffen werden. Im November 1968 startete nämlich das Projekt C 111 – ein Experimentalfahrzeug. Der junge Designer Bruno Sacco war auf Anhieb von der sehr flachen Karosserieform begeistert. Er arbeitete noch nicht lange in der Designabteilung in Sindelfingen und war dort unter anderem für die Design-Projektleitung von Experimentalfahrzeugen zuständig. Man kann also sagen, dass die SL-X Studie der geistige Vorläufer ist. Damit beginnt die eigentliche Geschichte des C 111, der intern bei der früheren Daimler-Benz AG unter der Bezeichnung C 101 geführt wurde. Alles musste damals sehr schnell gehen, denn Ziel des Projektes war es eine Designstudie bis zur Internationalen-Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt im September 1969 zu fertigen. Dieses gelang dem Team rund um Bruno Sacco und das orangefarbene Fahrzeug wurde der Öffentlichkeit präsentiert.
Enormes Interesse – Serienvariante wurde 1971 abgelehnt
Die Begeisterung der Öffentlichkeit war enorm. Der C 111 schlug damit neue Wege ein. Neben einer futuristischen Formgebung arbeitet ein Dreischeiben-Wankelmotor unter der Haube – noch nie zuvor hatte ein Fahrzeug mit Stern diese Antriebstechnologie. Das Experimentalfahrzeug wurde rasch zum Symbol des Pioniergeistes und des Fortschrittswillen der Marke Mercedes. Zugleich war es der Startschuss für weitere Entwicklungen. Schon ein halbes Jahr später auf dem Genfer Auto-Salon 1970 präsentierte man den C 111-II mit weiterentwickeltem Design und Vierscheiben-Wankelmotor. Der Dreischeiben-Wankelmotor wurde Ende 1969 gestoppt, denn er war einfach zu lahm und zu schwach für einen Sportwagen. Bereits von Projektbeginn an war eine leistungsstärkere Version des Wankelmotor angedacht. Ebenso wurde auch die Serienproduktion von Beginn an mit geplant.
Im Herbst 1971 fällt nach langen und kontroversen Diskussionen jedoch die Entscheidung, dass es keine Serienfertigung geben wird. Gründe dafür waren unter anderem, dass es zu viel Entwicklungszeit benötigt um den Wankelmotor genauso effizient wie einen Hubkolbenmotor zu machen. Bei Abgaswerten und Verbrauch würde man diesen sowieso niemals erreichen. Generell spielten die Kosten eine Rolle, denn der C 111 hätte auf jeden Fall auch in den USA angeboten werden müssen. Wegen den dortigen Zulassungsvorschriften wäre aber eine teure Neukonstruktion des Fahrzeug nötig gewesen, um den Sportwagen auf den US-Markt zu bringen. Ein weiterer Punkt gegen eine Serienproduktion war die konservative Haltung des Vorstands der damaligen Daimler-Benz AG, zu keiner Zeit sollte der Stern mit dem Motorsport in Verbindung gebracht werden – dieses hätte ein neuer Sportwagen aber auf jeden Fall getan.
Alleine im Jahr 1976 stolze 16 Rekorde
Trotz der Entscheidung gegen eine Serienproduktion geht die Geschichte des C111 aber weiter. Auch dieses wird im Buch sehr genau thematisiert. Dazu gehört der C 111-II D aus dem Jahr 1976 und der C 111-III von 1977/78 (beide mit Fünfzylinder-Dieselmotor), sowie der C 111-IV von 1979 mit V8-Benzinmotor und Turboaufladung. Der C 111-V wurde zwar 1979/80 noch entwickelt aber niemals fertiggestellt. Mit dem C 111-II mit Dieselmotor wurden 1976, 16 Rekorde aufgestellt, unter anderem absolvierte man eine 10.000 Meilen Dauerfahrt mit einem Durchschnittstempo von 252 km/h.
Zwei Jahre später wurden dann mit dem weiterentwickelten C 111-III weitere Weltrekorde aufgestellt. Das Fahrzeuge knackte die 320 km/h Marke und stellte auf einer zwölfstündigen Dauerfahrt die Rekord-Durchschnittsgeschwindigkeit von 316 km/h auf. Im Jahr 1979 stellte der C 111-IV mit seinem V8-Benzinmotor neuerlich Rekorde auf. Auf dem Hochgeschwindigkeitsoval im italienischen Nardò gelang der Geschwindigkeitsrekord für Rundstreckenfahrten. Der damals sagenhafte Wert von 404 km/h wurde in die Rekord-Bücher eingetragen. Mit Anfang der 80er Jahre sind alle weiteren Rekordversuche und Fahrten mit dem C 111 eingestellt worden. Jahrelang benutzte man die eingemotteten Fahrzeuge nicht mehr. Die Strahlkraft hielt aber die ganze Zeit ungebrochen an.
Aus dem Grund hat man 2013 bei Mercedes-Benz Classic die Entscheidung getroffen, den C 111-II wieder fahrbereit zu machen. Um den Erhalt der wenigen vorhandenen Wankelmotoren nicht zu gefährden, fällt die Wahl auf ein Fahrzeug, das bereits bei seiner Indienststellung Ende 1970 einen 3,5-Liter-V8-Motor erhalten hatte. So kam es dann, dass im Jahr 2014 bei der „Silvretta Classic Rallye Montafon“ der C 111 seine zweite Premiere erlebt. Die Rückkehr auf die Straße nach über 30 Jahren wird im Buch ebenso thematisiert, wie die große Sonderausstellung des Mercedes-Benz Museums zum Thema C 111 im Jahr 2015.
Insgesamt wurden 17 Fahrzeuge des C 111 gebaut. Alle noch heute erhaltenen Fahrzeuge (13 Stück) sind im Besitz des Mercedes-Benz Classic Archives. Zudem befinden sich noch 5 der Original-Wankelmotoren in der Sammlung.
Imageträger für die Marke Mercedes-Benz – die Geschichte nun auch als Buch
Der C111 sollte ein Imageträger werden und dieses hat er für die Marke Mercedes-Benz auch geschafft – ja sogar übererfüllt und das obwohl es niemals ein Serienfahrzeug war. Nun gibt es die ganze Geschichte dazu auch zum Nachlesen. Die Breite und Tiefe des Buches beeindruckt und gibt einen lebendigen Einblick in die vielfältigen Aspekte der Geschichte des C 111. Das umfangreiche Werk ist nicht einfach nur eine nüchterne Dokumentation geworden. Stattdessen wird mit den Archivquellen und den zahlreichen Originalzitaten eine spannende Geschichte über das Fahrzeugs erzählt. Das kommt an und ist mehr als lesenswert – nicht nur für den C 111 Liebhaber.
Weitere Impressionen der C 111 Prototypen von der Buchvorstellung im Mercedes-Benz Classic Center in Fellbach in unserer Bildergalerie:
Bilder: ©Philipp Deppe / MBpassion.de sowie Harry Steininger für MB Classic