Setra übernimmt Doppelstockbus S 328 DT in die eigene Sammlung

Patrik Dysli (rechts), Mitglied der Geschäftsleitung der K. Dysli AG, Bern, übergibt symbolisch den Schlüssel des Setra Doppelstockbusses S 328 DT an die Setra Oldtimer Sammlung, vertreten durch Udo Sürig, Communications Setra Buses and Coaches, Daimler Truck AG, Stuttgart. Patrik Dysli (right), member of the management of K. Dysli AG, Bern, symbolically hands over the key of the Setra double-decker bus S 328 DT to the Setra Oldtimer Collection, represented by Udo Sürig, Communications Setra Buses and Coaches, Daimler Truck AG, Stuttgart.

Ein historischer Setra Doppelstockbus der Baureihe 300 ergänzt zukünftig die SetraClassic Oldtimer Sammlung in Neu-Ulm. Ein entsprechender S 328 DT wurde im Rahmen der Stuttgarter Messe Retro Classics nun an die EvoBus GmbH übergeben. Der grau-metallic lackierte Dreiachser war von 2003 bis in das Jahr 2021 für die K. Dysli AG in Bern im Reise- und Anmietverkehr im Einsatz – und legte dabei etwa eine halbe Million Kilometer zurück.

Im Unterdeck des S 328 DT befindet sich eine Bordküche mit Würstchenkocher, Heißwasserboiler und Mikrowelle sowie eine Toilette. Die Passagiere konnten es sich hier auf ihren Reisen durch ganz Europa an vier Clubtischen bequem machen. Die insgesamt 72 Stoffsitze haben Lederkopfteile integriert. Das am weitesten entfernte Reiseziel war Portugal. Für die Familie Dysli ist die Übergabe ein ganz besonderer Moment: „Wir freuen uns sehr, dass unser S 328 DT in der Setra Oldtimer Sammlung einen Platz für sein nun ewiges Leben inmitten weiterer exklusiver Klassiker der Marke haben wird.“

S 328 DT mit markanter Schwinge

Die Doppelstockbusse der Setra Baureihe 300 wurden im Oktober 1993 auf dem Omnibussalon „Car & Bus“ im belgischen Kortrijk zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Die markante Schwinge sowie die ebenso auffallenden Außenspiegel des S 328 DT sind die typischen äußeren Merkmale der zweiten Generation der Doppelstockbusse, die sich mit ihrer klaren Gestaltung nahtlos in die 1991 vorgestellte Baureihe 300 eingliedern. Die Grundabmessungen: 12 m Länge, 2,5 m Breite und 4 m Höhe. Die Stehhöhe im unteren Fahrgastraum betrug 1,8 m, im oberen Bereich waren es 1,68 m. Der Wendekreis maß 20,48 m. Insgesamt wurden 780 Einheiten des S 328 DT gebaut.

Die Erfolgsgeschichte der Setra Doppelstockbusse

Vorgänger des S 328 DT war der 1981 präsentierte Setra S 228 DT – es war der erste Doppelstockbus der Marke. Das „D“ in der Typenbezeichnung stand für Doppeldecker und das „T“ für Touristik. Mit 12 m Länge, 2,5 m Breite und 4,0 m Höhe und 22 t zulässigem Gesamtgewicht nutzte der Doppelstockbus damals konsequent die Grenzen der Gesetzgebung aus.

Trotz eines engen Korsetts für die Zahl der Fahrgastplätze und Komfortausstattungen setzte er unter anderem mit einer elektronischen Steuerung der Klimatisierung sowie Antiblockiersystem Maßstäbe in Komfort und Sicherheit.

In den Folgejahren entwickelte Setra zahlreiche kundenspezifische Lösungen für Lounge- und Bistrovarianten. Auf das Premierenfahrzeug des Jahres 1981 folgten im ersten Produktionsjahr rund 50 Einheiten. Insgesamt erreichte der erste Doppelstockbus der Marke bis 1993 die beachtliche Zahl von exakt 1.104 Einheiten.

Abgelöst wurde der S 328 DT der weiter oben beschriebene Baureihe 300 vom S 431 DT, der 2001 und damit nur ein Jahr nach ihrer Vorstellung die TopClass 400 komplettierte. Der Bus nutzt die erweiterten Maßvorgaben innerhalb der EU für ein völlig neues Konzept: Bei unveränderter Höhe von exakt 4,0 m ist er jetzt 13,89 m lang und 2,55 m breit. Das bedeutet vier Fahrgastplätze mehr und ein größerer Gepäckraum, erweitert durch mehrere Stauräume unter den Podesten im Unterdeck.

Gekrönt wurde das Ambiente des S 431 DT durch das optional lieferbare Glasdach – mit ihm wurde das Oberdeck endgültig zur lichtdurchfluteten Aussichtsetage. An die Stelle der Schwinge trat die Aluminiumleiste „La Linea“, die dem mächtigen Reisebus noch mehr Eleganz verlieh.

Fünf Jahre nach der Premiere des Doppelstockbusses der dritten Generation waren bereits 500 Einheiten im Einsatz. Seine Karriere startete danach jedoch richtig durch, denn der Setra Doppelstockbus profitierte unter anderem stark von der Freigabe der Fernbuslinien in Deutschland ab dem Jahr 2013. Insgesamt haben rund 2. 300 Setra TopClass S 431 DT das Werk in Neu-Ulm verlassen.

 

Das aktuelle Setra Flaggschiff: der S 531 DT

Seit fünf Jahren ist mit dem S 531 DT der TopClass 500 die vierte Generation der Setra Doppelstockbusse auf den Straßen Europas unterwegs. Maximale Effizienz und Variabilität, höchster Komfort und größte Sicherheit: Der Reisebus setzt erneut Maßstäbe in seiner Klasse mit Aerodynamik-Bestwerten. Aufgrund des flexiblen Unterdecks deckt er alle Einsätze im Reise- und Linienverkehr ab. Und: Im S 531 DT feiern die Assistenzsysteme Active Brake Assist 4 und Sideguard Assist ihre Omnibus-Weltpremiere.

 

Kässbohrer Halle mit Klassikern der Omnibus-Historie 

Der S 328 DT der Firma Dysli AG wird im Rahmen der Setra Oldtimer Sammlung in der Kässbohrer Halle, in unmittelbarer Nähe zur modernen Omnibus-Produktion in Neu-Ulm, zu sehen sein. Unter anderem gibt es hier ausschließlich für Kundinnen und Kunden auch den ersten von der Ulmer Firma Kässbohrer gefertigten Bus mit selbsttragender Karosserie zu bestaunen. Der S 8 mit der Fahrgestellnummer 50001 läutete die Erfolgsgeschichte der Marke Setra ein.

Zu den ehemaligen Kundenfahrzeugen, die detailgetreu restauriert und allesamt fahrtüchtig sind, zählt auch ein S 210 HD. Der 1988 gefertigte Bus aus der Baureihe 200 war beim türkischen Busunternehmen Varan unter anderem für Transferfahrten von VIPs im Einsatz. Zu sehen gibt es auch einen S 315 HDH der Baureihe 300. Das Fahrzeug, Baujahr 1996, das im Dienst des Schweizer Busunternehmers René Heiniger stand, war unter anderem mit einer Weitwinkel-Front- und Rückfahrkamera sowie mit einer Ringleitung für hörbehinderte Reisende ausgerüstet.

Bilder: Daimler Truck AG

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Ralf Rath
1 Jahr zuvor

Seit am 14. Februar 1995 die Europäische Kommission gestattete, dass die Busfertigung der ehemaligen Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH mit der Marke „Setra“ und die Omnibussparte von Mercedes-Benz fusionieren dürfen, ruhen die gesamten Hoffnungen nicht nur der Region auf dem Neu-Ulmer Werk der heutigen EvoBus GmbH. Sollte demgemäß nach inzwischen zwei Jahren nahezu ununterbrochener Kurzarbeit dort die Produktion nicht mehr hochgefahren werden können, träte industriell eine schwere Krise ein, die mit den gesellschaftlich tiefen Verwerfungen zu Beginn der 1980er Jahre vergleichbar wäre. Die arbeitspolitisch enormen Mühen in den vergangenen rund vier Jahrzehnten hätten sich dann nicht gelohnt. Eine hoch leistungsfähige Form der Arbeitsorganisation stünde wiederholt zur Disposition und ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten würde unvermeidbar. Insofern steht sehr viel auf dem Spiel, das Bedeutung für alle Belegschaften weit über die in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen Unternehmen hinaus hat.

Frank E.
Reply to  Ralf Rath
1 Jahr zuvor

Ich hoffe für die Belegschaft und die Produkte, dass es bald wieder weitergehen kann. Nicht dass die aktuellen Produkte zu schnell in die historische Sammlung kommen.

Als ehemaliger Unimog’ler kenne ich diese andauernde Spannung zwischen „Integration“ – „Erweiterung“ – „Verkauf“ – „Schließung“. Wurde regelmäßig alles geprüft. Dann hofft man auf den nächsten Großauftrag und den Wiederanlauf der Märkte.

Ralf Rath
Reply to  Frank E.
1 Jahr zuvor

Es ist in der Tat nicht trivial, nach einer beinahe kompletten Stilllegung der Produktion über einen vergleichsweise langen Zeitraum von rund zwei Jahren die Arbeit wieder so zu organisieren, dass jeder Belegschaftsangehörige seine ihm unveräußerlich gegebenen Kräfte möglichst ungehindert erneut zur vollen Entfaltung bringen kann. Insofern die EvoBus GmbH in Europa das größte Tochterunternehmen der Daimler Truck AG ist, sind die dazu in deren Neu-Ulmer Werk notwendig zu ergreifenden Maßnahmen beispielgebend nicht nur für den Konzern. Spricht vor allem Bundeskanzler Scholz in seiner ersten Regierungserklärung von einer unabweisbaren Transformation der Industrie und Ökonomie, bleiben dessen Worte lediglich leeres Gerede, falls es misslingt, dass bei einer hoffentlich anziehenden Nachfrage die Marke „Setra“ als die Nr. 1 an den Märkten reüssiert.