Der Kreis schließt sich: 1996 bot das Mercedes-Benz Werk Wörth unweit von Karlsruhe die perfekte Kulisse für eine faszinierende Klassiker-Veranstaltung aus Anlass von 100 Jahren Lkw. Rund ein Vierteljahrhundert später brechen am 2. September 2022 in Wörth 73 schwergewichtige Senioren zur 19. Deutschlandfahrt für historische Nutzfahrzeuge auf. In der Tradition von Gottlieb Daimler als Erfinder der Lkw und Carl Benz als Erfinder des Omnibusses unterstützt Daimler Truck die Tour gerne, die der Stuttgarter ETM-Verlag in Zusammenarbeit mit der Spedition Fehrenkötter organisiert. Als Aufstellungsgelände der beeindruckenden Oldtimer-Flotte dient am 1. September in Wörth der Parkplatz gegenüber dem Branchen-Informations-Center BIC unmittelbar vor den Werkstoren. Daimler Truck flankiert den Fuhrpark durch mehrere Klassiker aus dem eigenen Bestand. Drei Fahrzeuge daraus gehen mit auf große Fahrt, die in diesem Jahr in zehn Tagen von Wörth über Besancon, Lyon, Clermont-Ferrand, Paris und Epernay in Frankreich sowie Büllingen in Belgien zurück nach Wiehl in Deutschland führt.
Tausendfüßler: Der rare Dreiachser Mercedes-Benz LP 333
Die offizielle Bezeichnung lautet Mercedes-Benz LP 333, doch seine Freunde bezeichnen ihn plakativ als „Tausendfüßler“ – dieser rare Dreiachser mit zwei gelenkten Vorderachsen ist der Hingucker jeder Klassiker-Veranstaltung. Die aus heutiger Sicht kurios anmutende Konstruktion war eine Reaktion auf eine noch viel kuriosere Gesetzgebung: Ende der fünfziger Jahre schnurrte in Deutschland das zulässige Zuggesamtgewicht von 40 auf 24 Tonnen und die maximale Zuglänge von 20 auf 14 Meter zusammen. Nur Dreiachser durften als Solofahrzeuge eine zulässige Gesamtmasse von 16 Tonnen erreichen. Die damalige Daimler-Benz AG reagierte mit einem Dreiachser mit zwei gelenkten Vorderachsen, dem LP 333. Sein Reihensechszylinder ragt weit ins Fahrerhaus hinein und leistet 147 kW (200 PS). Bereits nach wenigen Jahren war der Spuk der drastischen Gewichtsbeschränkung vorbei. Doch der LP 333 blieb. Zwar nicht lange im Programm, aber im Gedächtnis – wie dieser Lkw, ein Motorwagen mit formschönem Aufbau.
Toastscheibe: Das kantige Fahrerhaus im Stil der sechziger Jahre
Daimler Truck spricht vom kubischen Fahrerhaus, Oldtimer-Kenner sagen „Toastscheibe“, andere nennen die Lkw mit dem kantigen Fahrerhaus angesichts der zahlreichen Klappen und Service-Öffnungen „Adventskalender“: Die schweren Lkw von Mercedes-Benz aus den sechziger Jahren haben mit ihrer klaren und schnörkellosen Gestaltung einen eigenen Charme. Mit ihnen wird die Typisierung auf die noch heute geltende Nomenklatur aus Tonnage und Motorleistung umgestellt. Das heißt in diesem Fall: Hier fährt ein Mercedes-Benz LP 1620 vor, gleichbedeutend mit 16 Tonnen zulässiger Gesamtmasse und einer Leistung von 149 kW (202 PS). Typisch für das Erscheinungsbild sind die üppige Verglasung, der rechteckige Grill und die Scheinwerfer integriert im Stoßfänger. Im Falle dieses speziellen Pritschenwagens kommt eine höchst beachtliche Laufleistung von 2,4 Millionen Kilometern hinzu.
Avantgardist: Der ebenso hübsche wie technisch einzigartige Setra S6
Er ist der Sympathieträger der Marke Setra schlechthin: Der nur 6,7 Meter lange Kompaktbus, vorgestellt 1955, zaubert bei Veranstaltungen den Besuchern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Das zeitgenössisch rot-weiß lackierte Exemplar stammt aus dem beachtlichen Oldtimer-Fundus der Marke. Technisch zeigt der Setra S6 brillante Lösungen, von der Dachrandverglasung des Aufbaus bis zur Einzelradaufhängung mit Gummi-Torsionsfederung an beiden Achsen. Mit selbsttragender Karosserie und Heckmotor von Henschel übernahm der kleinste jemals gefertigte Setra das technische Grundgerüst seiner großen Geschwister. Das Exemplar für die Deutschlandfahrt stammt aus dem Jahr 1962 und gehörte ursprünglich der Fachhochschule Ulm. Es wurde 1972 gegen ein anderes Fahrzeug eingetauscht, das für Drehmomentmessungen besser geeignet war. Der neuwertige S 6 mit einer Laufleistung von 25.000 Kilometern wurde daraufhin in den Bestand der historischen Fahrzeuge übernommen und der rote Sattel nach altem Originalvorbild nachträglich ergänzt.
Werk Wörth: Das größte Werk von Mercedes-Benz Lkw mit fast 60 Jahren Tradition
Das Mercedes-Benz-Werk Wörth von Daimler Truck wird im kommenden Jahr 60 Jahre alt. Hier werden die Mercedes-Benz Lkw Actros, Arocs und Atego gefertigt, ebenso die Special Trucks Econic, Unimog und Zetros – für Kunden in mehr als 150 Ländern der Welt. Das Werk stellt einerseits bereits lokal emissionsfreie Lkw her, andererseits hütet es zahlreiche Lkw aus der großen Geschichte der Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge. Im Jahr 1996 fand im Werk Wörth anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Lkw“ ein legendäres Veteranentreffen statt.
Quelle: Daimler Truck AG