Mercedes verschiebt Arbeitsplätze und plant Reduzierungen

Mercedes-Benz sieht sich aufgrund hoher Produktionskosten und eines deutlichen Gewinnrückgangs gezwungen, seine Produktionsstrategie und Arbeitsplätze anzupassen. In den kommenden Jahren wird das Unternehmen seinen Produktionsanteil in Ländern mit niedrigeren Lohnkosten massiv ausweiten. Finanzchef Harald Wilhelm erklärte am Donnerstag in Sindelfingen, dass der Anteil der Produktion in diesen Ländern von derzeit 15 Prozent auf 30 Prozent verdoppelt werden soll. Damit reagiert der Automobilhersteller auf wirtschaftliche Herausforderungen, die sich unter anderem aus gestiegenen Material- und Energiekosten sowie dem Wandel in der Automobilbranche ergeben.

Mercedes verschiebt Arbeitsplätze und plant Reduzierung in Deutschland

Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland

Obwohl Wilhelm betonte, dass es keine Pläne gebe, ein Werk in Deutschland zu schließen, sieht die Strategie des Unternehmens eine signifikante Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland vor. In den nächsten drei Jahren wird die Produktionskapazität in Deutschland um 100.000 Fahrzeuge reduziert. Im Gegenzug wird die Produktion im ungarischen Werk Kecskemét um 200.000 Einheiten erhöht. Dies ist vor allem auf die erheblich geringeren Kosten in Ungarn zurückzuführen. Laut Wilhelm sind die Produktionskosten dort rund 70 Prozent niedriger als in Deutschland, was den Standort für das Unternehmen besonders attraktiv macht. Ein bislang in Deutschland gefertigtes Kompaktmodell soll künftig in Ungarn produziert werden, um die Kosteneinsparungen weiter zu maximieren.

Geplante Arbeitsplatzreduzierungen in Deutschland

Neben der Verlagerung von Produktionskapazitäten geht die Strategie von Mercedes-Benz auch mit einem Stellenabbau in Deutschland einher. Wilhelm erklärte, dass das Unternehmen Personal abbauen werde – allerdings nicht durch direkte Kündigungen, sondern durch natürliche Fluktuation und ein Abfindungsprogramm. Konkrete Zahlen dazu wurden jedoch nicht genannt. Unklar bleibt damit, wie viele der aktuellen Arbeitsplätze tatsächlich gefährdet sind und ob möglicherweise weitere Maßnahmen folgen könnten.

Mercedes verschiebt Arbeitsplätze und plant Reduzierung in Deutschland

Wirtschaftliche Hintergründe der Entscheidung

Die Maßnahmen von Mercedes-Benz sind eine Reaktion auf die wirtschaftlich angespannte Lage des Unternehmens. Im vergangenen Jahr sank der Gewinn um mehr als ein Viertel, was den Druck auf das Management erhöhte, Einsparpotenziale zu identifizieren und umzusetzen. Die gesamte Automobilbranche befindet sich in einer Umbruchphase: Der Übergang zur Elektromobilität erfordert hohe Investitionen, während steigende Produktions- und Energiekosten die Margen belasten.

Nicht nur Mercedes-Benz, sondern auch andere deutsche Automobilhersteller kämpfen mit ähnlichen Problemen. Der Wettbewerb mit Herstellern aus Ländern mit niedrigeren Produktionskosten, insbesondere aus China, hat sich verschärft. Zudem sinkt in vielen Märkten die Nachfrage nach klassischen Verbrennermodellen, während die Transformation hin zu Elektrofahrzeugen mit erheblichen Investitionen in neue Technologien und Produktionsanlagen verbunden ist.

Mercedes verschiebt Arbeitsplätze und plant Reduzierung in Deutschland

Ausblick: Was bedeutet das für Mercedes-Benz und den Standort Deutschland?

Die Entscheidung von Mercedes-Benz, verstärkt auf Produktionsstandorte mit niedrigeren Kosten zu setzen, könnte langfristig erhebliche Auswirkungen auf den Standort Deutschland haben. Zwar sollen laut Unternehmensangaben keine Werke geschlossen werden, doch die Reduzierung der Produktionskapazitäten und der Personalabbau deuten darauf hin, dass der Anteil der in Deutschland gefertigten Fahrzeuge weiter sinken könnte.

Ob sich diese Strategie für Mercedes-Benz auszahlt, bleibt hingegen abzuwarten. Die Verlagerung der Produktion und Arbeitsplätze in günstigere Länder könnte kurzfristig Kostenvorteile bringen, birgt aber auch Risiken. Politische Unsicherheiten, Wechselkursschwankungen oder veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den Zielländern könnten dazu führen, dass die erwarteten Einsparungen nicht vollständig realisiert werden. Zudem stellt sich die Frage, wie solche Maßnahmen von Kunden und Investoren aufgenommen werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Mercedes-Benz als deutsche Premiummarke auch für seine Produktion in Deutschland geschätzt wird.

Mercedes verschiebt Arbeitsplätze und plant Reduzierung in Deutschland

Für die Beschäftigten und dessen Arbeitsplätze in Deutschland bleibt die Situation dazu ungewiss. Auch wenn das Unternehmen derzeit beteuert, keine Werke schließen zu wollen, ist nicht auszuschließen, dass bei weiter sinkenden Margen weitere Maßnahmen folgen könnten. Der Druck auf die deutsche Automobilindustrie, effizienter zu wirtschaften und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen, wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen.

Symbolbilder: Mercedes-Benz Group AG

36 Kommentare
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Ausgeschlossen
1 Monat zuvor

Wenn es so explizit ausgeschlossen wird dass ein Werk geschlossen wird, dann wird es auch so kommen. Was die PR Abteilung mittlerweile hier verkündet hätte niemand für möglich behalten.

Also liebe Angestellten: es werden -100.000 Einheiten hier gebaut, ich behaupte es wird sich um -200.000 drehen und es wird eine Fabrik hier stillgelegt wenn nicht bald die Menschen erkennen welchen Irrweg sie eingeschlagen haben. Selbst denken und Wissen aufbauen und nicht Papageien Nachplapperei betreiben.

Neisyros
1 Monat zuvor

So wird die AFD stark gemacht.
Wenn immer mehr in Billiglohnländer verlagert wird, kann Deutschland auch gleich aus der EU austreten.

Cornelius
Reply to  Neisyros
1 Monat zuvor

Schon lustig, dass Sie den Firmen, die aufgrund hoher Standortkosten hier wegziehen, einen Vorwurf machen, nicht aber der Regierung, die diese hohen Kosten zu verantworten hat.

Adrian
Reply to  Neisyros
1 Monat zuvor

Die AfD würde den Standort Deutschland so gegen die Wand fahren, dass wir wieder in Höhlen hausen müssten…

Snoubort
1 Monat zuvor

Ich meinte ja bei MB als Begründung für die schlechten Zahlen folgende Punkte gelesen zu haben:
Schlechtere Preisdurchsetzung
Ungünstige Absatzstruktur (sprich weniger Top Luxury)
Schwieriges Marktumfeld in China

Wie weitere Materialkostensenkungen und Produktionsverlagerungen diese Probleme beheben sollen ist mit schleierhaft

Thomas
Reply to  Snoubort
1 Monat zuvor

Gar nicht, muss aber finanziell kompensiert werden. Ich sage mal ganz salopp: das bisschen, das man noch verkauft, wird billig in Osteuropa zusammengeschraubt.

Snoubort
Reply to  Thomas
1 Monat zuvor

Völlig richtig – dann verkauft man halt nur noch weniger…

Marc W.
1 Monat zuvor

Auch wenn sich wider Erwarten der Druck etwas legen sollte, will man ja weiterhin maximale Rendite.
Folgerichtig, zumal man sichtlich kein Modell für den Bandarbeiter mehr anbieten will (A).
Finde, viele Kunden konnten zwischen einem in B, S oder K gebauten Wagen keine Qualitätsunterschiede wahrnehmen, leider aber bei Modellen aus T.

Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Eine gewisse Schadenfreude kann ich mir nicht verkneifen.

Das kommt eben dabei raus, wenn viele Mitarbeiter auf Teufel komm raus Technik- und Zukunftsfeindlich sind. Borniert und arrogant bis die Lichter ausgehen.

Die USA, die die Kurve auch politisch bekommen haben, nehme diese Arbeitsplätze mit Handkuss.

Pano
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Wenn es in den USA so kuschelig ist, kannst du ja auswandern, Jenni.
Grüße
Pano

Ralf
Reply to  Pano
1 Monat zuvor

Mit dem Job als Bundesbeamter wird es dann aber schwierig…

Adrian
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Guter Witz. Den USA geht es gerade dreckig, aber wer Faschisten die Stiefel lecken will…

Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Brandaktuell bei Motoren-Zimmer: Motorschaden an AMG GT nach 12.000km.

Ja Leute, so wird es halt nichts !

Ralf
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Hörst du dir eigentlich selbst noch zu?

martin
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Leider wieder mal nur unqualifizierte Polemik an dieser Stelle von unserem Troll mit den vielen Namen.
In dem Video kommt glasklar zur Sprache das der Kunde entgegen den Wartungsvorgaben länger keinen Ölwechsel vorgenommen hat und dann noch mit niedrigem Ölstand und mit hohenen Drehzahlen durch die Gegend geschruppt ist. Was bitte soll Mercedes machen wenn die Nutzer die Autos falsch behandeln?
Wäre bei deiner heiligen Tesla Kuh im übrigen auch nicht anders.

Ralf
Reply to  martin
1 Monat zuvor

Danke.
Die Argumente sind zu sachlich. Bestimmt arbeitest du auch bei Mercedes. 😉

PeterBenz
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Das Öl war 8 Jahre alt und nur 12.000KM. Solche blöden Kommentare sollte man Löschen

Zuletzt editiert am 1 Monat zuvor von PeterBenz
Pano
Reply to  Dr. Holzhausen
1 Monat zuvor

Wenn Teslas mit FSD gegen Laternenmasten donnern wird das halt auch nix…
Grüße
Pano

Tina Reiners
1 Monat zuvor

Nach dem Wahlergebnis heute, wird die De-Industrialisierung nur noch schneller vorangehen.

Die Belegschaft sollte sich mal hinterfragen, ob es so sinnvoll ist, den ideologischen Wahlempfehlungen der Gewerkschaften zu folgen.

EQ44fahrer
Reply to  Tina Reiners
1 Monat zuvor

Nein, das aktuelle Wahlergebnis ändert daran nichts mehr. Das Energieeffizienzgesetz ist schon Ende 2024 beschlossen und in Kraft. Damit ist Deutschland auf’s Aushungern und auf Deindustrialisierung gesetzt.

Die Gewerkschaften haben damals gepennt, wie leider auch CDU und AfD.

Ausländer
Reply to  EQ44fahrer
1 Monat zuvor

Es kann jederzeit außer Kraft gesetzt werden.

Zuletzt editiert am 1 Monat zuvor von Ausländer
Pano
Reply to  Ausländer
1 Monat zuvor

Was kann außer Kraft gesezt werden?

Ausländer
Reply to  Pano
1 Monat zuvor

Energieeffizienzgesetz

Pano
Reply to  Ausländer
1 Monat zuvor

Möglich. Könnte aber auch sein, daß die neue Bundesregierung sich erstmal außenpolitischen Themen widmet.
Grüße
Pano

Urs
1 Monat zuvor

Irgendwie quält mich das, wenn die ihre Autos in Ländern mit fragwürdiger politischer Ausrichtung bauen. In China wird wenigstens noch viel verkauft. Aber Ungarn…naja, nach der nächsten Wahl sind die deutschen Werke dann im gleichen Raster wenn das so weitergeht.

EQ44fahrer
Reply to  Urs
1 Monat zuvor

Ja, dann dürfte in Deutschland kein Werk mehr bleiben. In Europa sind die Deutschen die schlimmsten und erratischsten politischen Irrlichter, nicht die Ungarn. Sieht man auch wieder am absurden Wahlergebnis.

Eine Produktion in Ungarn ist nicht tragisch. Wahrscheinlich kommt von dort am Ende die bessere Qualität.

Thomas
1 Monat zuvor

Dieser Blog ist doch gewöhnlich gut informiert. Warum gibt es hier keine Einordnung dieser Ankündigungen, insbesondere die Werke in Deutschland und Ungarn betreffend? Hier werden alte, längst öffentlich bekannte Standortentscheidungen als „Sparen durch Verlagerung“ verkauft. Ja, das mag richtig sein, aber es ist nichts, das in Anbetracht der neusten Ergebnisse als konkrete Massnahmen beschlossen wurde. Das würde dem Ganzen etwas die Dramatik nehmen.

Zuletzt editiert am 1 Monat zuvor von Thomas
martin lang
Reply to  Thomas
1 Monat zuvor

Es wird kommen wie es zwischen den Zeilen zu lesen ist. Das ist die Kunst

Pano
Reply to  martin lang
1 Monat zuvor

Dann lies mal laut vor was denn so zwischen den Zeilen steht…

Marc C.
1 Monat zuvor

Nachdem die deutschen Wähler gestern diese Schicksalswahl nicht genutzt haben und für ein „weiter so“ votiert haben, wird die Deindustrialisierung unvermindert weiter gehen.

Rainer
Reply to  Marc C.
1 Monat zuvor

Das Problem sind nicht mal die Arbeitsplätze bei MB selber, sondern bei den Zulieferern, die da dran hängen.

Da geht ein „Ökosystem“ zu Grunde. Dieses Ökosystem war auch ein Grund dafür, warum niemand bessere Verbrenner als deutsche Firmen bauen konnte.

China hat jetzt so ein Ökosystem für BEVs… da kann man sich ausrechnen, wie die Zukunft aussieht.

Chinaversteher
Reply to  Marc C.
1 Monat zuvor

Was ist denn ihre Lösung?

Hans Durst
1 Monat zuvor

Da die De-Industrialisierung stark voranschreitet, wundert mich das nicht.
Dass wir jetzt wieder eine zerstrittene Groko bekommen, macht es definitv nicht besser.

Dr. med. Baron Alois Münchhausen.
1 Monat zuvor

Mein Opa pflegte immer zu sagen:

Alles raus was keine Miete zahlen tut!

Ralf
Reply to  Dr. med. Baron Alois Münchhausen.
1 Monat zuvor

Damit meinte dein Opa trollige Kommentare…

Marco
Reply to  Ralf
1 Monat zuvor

… diese sind auch grammatikalisch nicht gerade auf höchstem Niveau, einfach nur trollig … 😉